Das Fazit vorab: es war großartig. Eine wunderbare Location, traumhafte Drams und jede Menge magische menschliche Momente. Die Whisky-Spring 2022 von Joe Seidel war, was man sich von einer Whiskymesse wünscht. Für mich sehr nahe am Optimum. Aber beginnen wir am Anfang. Beginnen wir mit der Ausganslage. Und beginnen wir mit einer kleinen Whiskyweltreise von Schwetzingen aus, das im Juli dieses Jahres kurz zum Deutschen Whisky-Mekka geworden ist.
Schwere Zeiten müssen kontrastiert werden
In einer Zeit, in der Fluten, Unwetter, Pandemien und Kriege das Dasein vieler Menschen erschweren, ist es, so empfinde ich es, nicht immer ganz einfach das Leben froh, unbeschwert und heiter zu genießen. Aber, der Mensch braucht das. Bei aller Ernsthaftigkeit bedürfen wir der Freude, des Humors, des Genusses und der Gelassenheit. Erst sie machen das Leben lebenswert. Schwere Zeiten müssen kontrastiert werden.
Was der Mensch dem Mensch sein kann
Dies alles, Freude, Humor, Genuss und Gelassenheit, findet der Mensch vornehmlich im Menschen. Der Mensch ist dem Mensch nicht nur ein Wolf, er ist ihm auch ein Gott. Er kann ihm beides sein. So hat es, wenn es auch meist verkürzt wiedergegeben wird, auch Hobbes einst in einem Brief geschrieben.
Menschliche Götter
Besonders viele Menschen mit hoher Genussfähigkeit kommen in der Welt des Whiskys zusammen. Was ich daran sehr schätze, ist, dass nicht rücksichtslos oder egoistisch genossen wird. Es gilt, dass geteilter Genuss, doppelter Genuss ist. Die Whiskygenießer beschenken einander mit Humor, Freude, Gelassenheit und eben Genuss, sind einander Götter. Manche sehen sogar so aus, habe ich mir sagen lassen.
Whisky heilt
Für den einen mag das zu pathetisch klingen, für den anderen überheblich. Aber ich meine es, wie ich es schreibe. Der einzige Gott, an den ich glaube, ist der Mensch. Und der Mensch entscheidet selber, wie er für seine Mitmenschen ist. Whisky und Genuss verbinden, verbinden Menschen. Und beide helfen ihnen manchmal gemeinsam verbunden das Schlechte in der Welt für einen Moment vergessen zu können. Das kann sehr heilsam sein. Die Heilung und das Heilige haben nicht umsonst den gleichen Wortstamm. Whisky heilt.
Whisky-Spring in Schwetzingen
Und genau so war die Whisky-Spring in Schwetzingen für mich in diesem Jahr. Davon will ich erzählen, meine Freude teilen. Seit über 2 Jahren die erste Whiskymesse für mich. Meine erste Messe im Freien überhaupt. Entsprechend waren meine Erwartungen und Hoffnungen sehr hoch. Und sie sind nicht nur erfüllt, sie sind übertroffen worden.
Limburg und Frankfurt
Klar, dass wir Whiskygraphen auf Whiskymessen viel Spaß haben, ist nichts neues. 2018 haben wir über die Whiskyfair in Limburg berichtet, als mein lieber Freund Willy noch lebte und dabei sein konnte. 2017 von Mackmyra, als Pat Hock dort noch aktiv war, bei der Interwhisky in Frankfurt. 2019 erneut von der Interwhisky in Frankfurt, bei Amrut und Kirsch Whisky, bei Kammer-Kirsch mit Milk & Honey und Peat’s Beast oder auch den Jahren davor, auf die Hagen einen anekdotischen Blick geworfen hat.
Kerken und Mühlheim an der Ruhr
Die Hausmesse der Whiskybotschaft in Kerken mit Tim Tünnermann hat uns 2019 gut gefallen, worüber wir in einem Artikel zu Beam Suntory geschrieben haben. Oder ebenfalls unvergessen, obwohl das angesichts der damals getilgten Menge an Alkohol ein kleines Wunder ist, 2018 die Aquavitae in Mühlheim an der Ruhr.
Freundschaft – Eine Funktion der Zeit
Nach der langen Pause versprach also alles wieder sehr schön zu werden. Oder vielleicht noch schöner? Denn je länger man Teil der Whiskygemeinschaft ist, desto inniger, intensiver, ergreifender und zahlreicher werden die dort geknüpften Bindungen und Freundschaften. Sie sind immer eine Funktion der Zeit.
Ein Bruder und sein Trüffelschwein
Leider konnten die Whiskygraphen Hagen, Patrick und Christian nicht mit von der Partie sein. Dafür aber mein Freund und Bruder Michael. Und natürlich das Whisky-Trüffelschwein und Whiskygraph Stefan, genannt Heuler. Hm? Könnte der Titel eines Bud Spencer und Terence Hill Films sein: Ein Bruder und sein Trüffelschwein.
Schwetzingen oder Schwätzingen?
Nachdem wir uns also um 8 Uhr in der Früh bei mir in Mayen getroffen hatten, ging es ab auf die Autobahn in Richtung Schwetzingen. Ein kurzes zweites Frühstück als gute Grundlage, einchecken im passablen Achat Hotel Hockenheim und dann mit dem Taxi zum Schlossgarten Schwetzingen. Alles ist perfekt gelaufen. O.K., vielleicht nicht ganz alles. Manchmal wünschte man sich doch, dass Taxifahrer nicht sprechen könnten. Schreibt man Schwetzingen eigentlich mit „e“ oder mit „ä“?
Ein Schlossgarten, Tempel und Götter
Unwichtig. Wesentlicher vielleicht der Eindruck des großartigen Schlossgartens bei der Anfahrt. Eine beeindruckende Größe. Und, wie Michael und mir von verschiedenen Vorträgen und Beiträgen bekannt ist, ein landschaftsarchitektonisches Meisterwerk voll freimaurerischer Symbolik. Passend dazu trug ich als Sonnenschutz die einzige Kopfbedeckung, die ich besitze. eine Baseballkappe mit Winkel, Zirkel und den Jahresdaten 1717 bis 2017, die zum 300-jährigen Jubiläum der Gründung der ersten freimaurerischen Großloge in England gemacht worden ist. Aber, darum sollte es genau so wenig gehen, wie um den französischen oder englischen Garten, den Garten der Allegorien oder den Garten der Vernunft, die alle Teile des einen Schlossgartens sind. Inmitten der Tempel und Götter des Gartens ging es für uns also an den Whisky.
Glashalter und Brustbeutel
An die Kappe hatte ich gedacht. Vergessen hatte ich hingegen einmal wieder den Glashalter, an dem man sein Whiskyglas befestigt, sodass man es um den Kopf hängend vor der Brust tragen kann. Der mir übrigens ganz hervorragend steht, wie mir mehrfach versichert worden ist. Also nach dem Eingang gegen 11:30 Uhr wieder kurz zurück, um sich dieses kostbare Kleinod, dass den Whiskymessenbesucher erst als den Nerd erscheinen lässt, der er tatsächlich ist, zu besorgen. Erinnert mich irgendwie immer an die Typen mit Brustbeutel, die man in der Schule so gerne verprügelt hat.
Erste Magie
Und da direkt die erste magisch menschliche Begegnung. Wir liefen Sonja Rühle über den Weg, mit der Michael und Ich das Vergnügen hatten, Ende April eine Woche in Irland verbringen zu dürfen. Schon berufsbedingt hat sie den Blick für das Schöne und sollte die Messe fotographisch für die Seiten bei Instagram und Facebook dokumentieren. Eine Freude sie wiederzusehen, das ging gut los.
Nach Irland
Über die Irlandreise habe ich es nicht geschafft einen Artikel zu schreiben, obwohl sie uns wahrhaft einzigartige Einblicke in die Welt des Irish Whiskeys gewährt hat. Mit Julia Nourney waren wir insgesamt 8 whiskeybegeisterte Menschen auf der grünen Insel, die 14 Unternehmen in 7 Tagen erkundet haben. 1 600 Kilometer und die Besuche bei Boann Distillery, Roe & Co., Teeling, The Shed Distillery, The Connacht Whiskey Company, Micil Distillery, Burren Distillery, Dingle Distillery, Wayward Irish Spirits oder The Liberator, Clonakilty Distillery, Jameson Distillery Midleton, Blackwater Distillery und The Powerscourt Distillery sprechen für sich.
Irish Single Pot Still und Irish Single Malt
Natürlich sind auf dieser Reise viele hervorragende Whiskeys in meinem Glas gelandet. Einige stammen aus den bekannten, etablierten, großen Destillerien und zeichnen sich durch ein bereits höheres Alter aus. Andere sind sehr jung und die ersten Destillate, die nach 3-jähriger Lagerung schon Whiskey sind oder sich vorher noch auf dem Weg dorthin befinden. Fakt ist, dass der Irish Whiskey und speziell der Irish Pot Still Whiskey, der mindestens zu 30% aus gemälzter, 30% ungemälzter und 5% anderen Getreidesorten bestehen muss, die Whiskywelt vielfältiger und interessanter macht. Aber die Iren können durchaus auch Single Malt.
Vielfalt ist Glück
Es war wahnsinnig interessant einen solch fundierten Einblick auf der Reise zu erhalten und so sicher sein zu können, dass in den nächsten Jahren einiges aus Irland kommen wird, das auch die Whiskygenießer begeistern können wird, die sich einzig auf Schottischen Whisky festgelegt haben. Davon bin ich überzeugt. Und das Spektrum, dass da von der grünen Insel auf uns zukommt, ist wirklich gigantisch, überwältigend. Vielfalt ist Glück.
Irish Whiskeys
Nun, eine Art kleine Tradition von uns Whiskygraphen ist es, bei Whiskymessen am Stand von Irish Whiskeys mit Mareike Spitzer in den Tag zu starten. Hier ist man stets in bester Gesellschaft, auch bei ihrem sympathischen Mann Sascha. Und, diesmal, was mich ganz besonders gefreut hat, auch bei Felix Nourney, der zwar jung wirkt und ist, aber doch schon über ein Wissen und eine Erfahrung im Bereich von Spirituosen verfügt, die mich wie ein Rookie aussehen lassen. Und natürlich gibt es stets jede Menge einzigartige olfaktorische und gustatorische Erlebnisse zu machen.
Short Cross
Los ging es mit dem Shortcross Rye & Malt Irish Whiskey, der in der Rademon Estate Distillery aus gemälztem Roggen und gemälzter Gerste gebrannt worden ist. Es ist das erste eigene Destillat, das als Whiskey verkauft wird. Gelagert war der Whiskey in Virgin Chinquapin und Ex-Bourbon Fässern. Würzig, fruchtig und besonders. Mit 46% genau der richtige Einsteiger für uns. Und das ist genau ein solcher Kandidat, der in einigen Jahren richtig begeistern wird.
Two Stacks
Danach fand etwas weiteres sehr spannendes den Weg in unsere Gläser, der Two Stacks Smoke & Mirrors Honey Bourbon Finish. Zweifach gebrannter, fruchtiger Malt werden hier zunächst mit Peated Malt vermischt. In ein first fill Bourbonfass wurde zunächst eine Mischung aus Amerikanischem Whiskey und Honiglikör gegeben, um dem Fass eine süße Note zu verleihen. Darauf wurde dieses Fass für 4 Monate mit einem Dot Brew Bier, in diesem Fall ein 13%iger Barley Wine mit hohem Roggenanteil, belegt. Das reduzierte die süße Note und fügte eine zweite Komponente hinzu. In diesem Fass wiederum lagerte der Two Stacks für ein 4-monatiges Finish.
Wilde Fassexperimente
Und das Ergebnis kann sich schmecken lassen. Die 55,7 % sind nicht zu kräftig und transportieren ein Geschmacksprofil, das durchaus komplexe Anklänge hat. Würziger Rauch, fruchtige Süße und Salzkaramell vollführen einen bemerkenswerten Reigen an Gaumen und Zunge auf. Ich bin nicht unbedingt ein Freund von zu wilden Fassexperimenten. Für mich darf es auch gerne einfach und gut sein. Aber das hier ist wirklich gelungen, eine Empfehlung. Bei Two Stacks scheint man das zu können.
Sabine und Andreas
Mittlerweile waren auch Andreas Wallmeier und Sabine Rosentreter bei Mareike am Stand eingetroffen, neben Sonja 2 weitere Teilnehmer an der Irlandreise Ende April. Sie haben nicht nur einen speziellen Blick auf Irische Whiskeys geworfen, sondern auch auf Amerikanische und Bourbons. Kein Wunder, mit Julia waren sie vormals auch in den USA auf Whiskeyreise. Offensichtlich ebenfalls eine spannende Welt, von der ich aber noch nichts verstehe.
Auf nach Schottland
Nun, die Sonne brannte im Schwetzinger Schlossgarten schon ordentlich. Wir mussten also taktisch und zurückhaltend trinken. Wer uns kennt weiß, dass das genau unser Ding ist. Insofern verzichteten wir zugunsten der übrigen Agenda auf weitere Ausflüge in die Welt des Irish Whiskeys. Mittlerweile war auch Sebastian Blänsdorf zu uns gestoßen und das hieß, dass wir uns zu neuen Ufern aufmachen mussten. Es ging nach Schottland.
Whisky Mobil
Auf seine Empfehlung ging es zu Whisky Mobil von Jens Heiler. Hier gab es, welch Seltenheit in diesen verrückten Whiskyzeiten, einige aktuelle Springbanks. Und den Hazelburn 15 aus dem Hause Springbank. Der musste ins Glas und probiert werden. Und er konnte überzeugen, kein Wunder. Je Eine Flasche begleitete Whiskygraph Stefan, Sebastian und mich auf dem Heimweg.
Springbank-Traurigkeit und Springbank-Depression
Mit Springbank ist das ja so eine traurige Sache. Sie produzieren mit den leicht getorften Springbanks, den unpeated Hazelburns und den ordentlich getorften Longrows unzweifelhaft phantastische Whiskys. Aber bezahlbar sind sie kaum noch. Zwar sinken die explodierten Preise auf dem Sekundärmakrt wieder deutlich, aber der Primärmarkt scheint noch länger schwierig zu bleiben. Die emotionalen Reaktionen darauf sind so heftig, dass man bereits generell von einer Springbank-Traurigkeit spricht, wenn man sich ein gewünschtes Produkt nicht kaufen kann. Und im ICD-11 und DSM-5 ist neuerdings die sogenanannte Springbank-Depression, eine Sonderform der exogenen Depression, aufgeführt. Da haben sich die Götter in weiß mal wieder was ausgedacht.
Berlin und das Offside
Als ich dieses Jahr anlässlich des Großlogentages der alten freien und angenommenen Maurer von Deutschland unter anderem mit Michael in Berlin gewesen bin, habe ich die Gelegenheit ergriffen und dem Offside, wie immer, einen Besuch abgestattet. Ich liebe dieses Whiskypub. Und ich weiß auch genau, warum. Mitunter auch deshalb, weil Lars Pechmann, der eine weitere Whiskymesse organisiert, die bei mir noch auf der Agenda steht, die Spreeside Berlin, also der Inhaber der Kneipe mit lockerer Atmosphäre im Berliner Stil, Whiskys zu sehr fairen Preisen dort an seine Gäste abgibt.
Springbank 25 und Springbank Local Barley
Und so war dort der aktuelle Springbank 25 in meinem Glas gelandet. Eine großartige Erfahrung. Einfach ein Segen, so etwas einmal probieren zu können. Aber auch der Local Barley 2022 war bei dieser Gelegenheit zur Verkostung gekommen. Jener, der auf dem Sekundärmarkt damals für rund 1.000 Euro zu haben gewesen ist, war ebenfalls gut. Allerdings sehr weit entfernt von einem Geruch oder Geschmack, der einen solchen Preis rechtfertigen könnte.
Ein hoher Preis macht Freude
Und doch haben wir uns über diesen hohen Preis auch gefreut. Schließlich konnte Whiskygraph Stefan so eine Flasche davon für diese hübsche Summe bei der zweiten Charity Online Aution von Jason Bourbon zugunsten der Aktionen von Stefan Faulstich für die Ukraine zur Verfügung stellen. Bei der ersten Auktion hatte ich einen 19-järigen W.D. O’Connell von Mareike ersteigert, der im Lineup meines Geburtstagstastings gelandet ist. Ein weiterer Ire, der den Gaumen zu erfreuen weiß.
Rhönblick
Und bei Stefan Faulstich gibt es in seinem Landhotel, Restaurant & Countrypub Rhönblick, sowie in der Distiller’s Lounge / Whiskey Bar Rhönblick sehr regelmäßig jede Menge davon. Zum Beispiel, wenn er in Kooperation mit Mareike dort zu Whiskey-Dinnern lädt oder das Irish Whiskey Wochenende, wie am kommenden 11. November, dort mit einer vor Ort Veranstaltung begangen wird. Hagen hatte bereits das Vergnügen im Rahmen des 10-jährigen Jubiläums von Irish Whiskeys dort zu gastieren. Und war begeistert. Bei mir kann es nicht mehr lange dauern, bis ich dort aufschlage. Wenn auch nicht direkt wegen dem Blick an der Rhön oder der Aussicht vom Hotel aus.
Zurück nach Schwetzingen
Aber zurück nach Schwetzingen, zurück zum aktuellen Hazelburn 15. Ein toller Malt, den wir auch zu einem wirklich akzeptablen Preis mitnehmen konnten. 9 000 Flaschen gibt es von dem Whisky aus Oloroso-Sherry-Fässern. Die 54,2% bringen dem Whiskyliebhaber ein wunderbares Geschmackserlebnis.
Tamdhu 18
Darauf folgten wir einer weiteren Empfehlung von Sebastian, die uns zu dem Importeur Borco führte. Zu trinken war der Tambdhu 18. In der Whiskywelt war schon an der ein oder anderen Stelle zu hören gewesen, dass er in Richtung des Glendronach 18 Allardice gehen soll. Ehrlich gesagt kann ich das nicht unbedingt teilen, aber es ist ein feiner Whisky. Deutlich Sherry, aber weniger überladen als der Glendronach. Durchaus subtil und facettenreich mit langem Abgang und Nachklang. Ein schöner Whisky, aber für mich nicht ganz das Highlight, wie für meine Begleiter.
Borco
Dort begegnete uns unter anderem Tim Scholl. Borcos bekanntestes importierte Produkt dürfte der Sierra Tequila sein. Neben dem Tamdhu werden aber auch weitere Whiskyperlen von Borco nach Deutschland geholt, so beispielsweise Glengoyne, Nikka oder Teeling. Der bereits Ende 2021 von Ian Macleod Distillers angekündigte Tambdhu 18 stammt aus Seasoned Oloroso Sherryfässern und ist mit 46,8% in die Flaschen gekommen. Er lohnt sich, braucht aber etwas Aufmerksamkeit.
Markus und Dirk
Mittlerweile waren auch Markus Eichhorn von MyWhiskytasting, der so großartige Online-Tastings veranstaltet, einen Artikel dazu gibt es hier, und Dirk Lunken aus der Maltkanzlei zu uns gestoßen. Und es hagelte weitere Vorschläge und Empfehlungen. Eines war klar, man würde nicht alles probieren können, was einen interessierte. Aber wen wundert das bei über 1.200 verschiedenen Whiskys und Whiskeys an 42 Ständen.
Dirk Rosenboom
Weiter ging es mit einer persönlichen Begegnung, auf die ich mich schon lange gefreut hatte. Ein Besuch bei Dirk Rosenboom und seinen Legendary Spirits stand an. Und da gibt es natürlich sehr besondere Whiskys, die allesamt das Potential haben das Highlight der Messe zu werden.
Tamdhu, Glengoyne und Springbank
Für mich gab es wieder einen Tamdhu. Diesmal einen 30-jährigen aus meinem Geburtsjahr, also 1990. O.K., es könnte auch 1980 gewesen sein. Je älter ich werde, desto weniger exakt erinnere ich mich daran. Komplex mit einem unglaublichen Abgang und Nachhall. Bei Michael landete eine Sherrybombe im Glas, ein Glengoyne von 1998. Sah wohl aus wie Cola, schmeckte aber nicht so. Umgekehrt wäre es schlimmer gewesen. Und Stefan hatte sich für einen 20-jährigen Springbank von SCOMA aus einem Portfass entschieden. Selbstverständlich ebenfalls ein toller Whisky.
MyTasting Events & Raritäten Heidelberg
Und auf diesem Niveau ging es auch weiter. Und zwar am Stand von David Scharsach und Marc Braunwarth von MyTasting Events & Raritäten Heidelberg. Ein unglaubliches Angebot großartiger Whiskys erwartete uns hier. Und das zu sehr fairen Preisen.
Longrow und Highland Park
Stefan und Markus entschieden sich in der ersten Runde für einen 15-jährigen Longrow vom Open Day 2022, Michael für einen der beiden 30-jährigen Highland Park von Cadenheads. Ersteres ein unheimlich starker bis dreckiger Whisky, der das Herz des Whiskytrinkers mit einer Präferenz für ausdrucksstarken Charakter höher schlagen lässt. Mir war das noch ein Tick zu früh für ein solches Brett, das ansonsten genau in mein Beuteschema passt. Daher nippte ich bei Markus nur leicht. Der Highland Park wurde Michaels Gewinner am Tag. Kann ich verstehen.
Wenn die Whisky-Spring zur Whisky-Springbank wird
Stefans Gewinner des Tages wurde der besagte Longrow 15. Oder der Hazelburn 15 von vorher. Da war er nicht ganz sicher. Irgendwie machte er die Whisky-Spring auch ein wenig zur Whisky-Springbank. Warum nicht?
Glen Grant 25
Sebastian, der sich ebenfalls für den Longrow entschieden hatte, war so nett und hatte mir einen kleinen Überblick über die Flaschen am Stand gegeben. Ein echtes Paradies. Und da ich durchaus eine gewisse Vorliebe für Glen Grant habe und ein 25-jähriger Vertreter davon, abgefüllt in den 70er Jahren, darunter war, tat ich mich gar nicht so schwer mit der Wahl. Eine traumhaft fruchtige Nase. Und ein Geschmack, den man bei 40 % nur ganz selten findet. Phantastisch! Noch besser, als der 25-jährige Glen Grant, den ich bei Julia in Bayreuth das Vergnügen hatte probieren zu dürfen.
Caol Ila, Linkwood und Pittyvaich
In der zweiten Runde ging es direkt im Anschluss nicht weniger grandios weiter. Michael wollte es kräftiger und bekam den Wunsch mit einem 16-jährigen Caol Ila erfüllt. Stefan tendierte zu einem 32-jährigen Linkwood von 1987. Und bei mir hat es ein 30-jähriger Pittyvaich ins Glas geschafft. Allesamt mehr als beeindruckend. Wirklich gut sind Whiskys, wenn sie dir vollkommen unwillkürlich und ununterdrückbar ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Das war so, vielen Dank dafür.
Heidelberg Highlands und Ardbeg 12
Und es ging wunderbar weiter. Bei den sympathischen Whiskyfreunden von den Heidelberg Highlands, die offensichtlich nicht nur wissen, wie man genießt, sondern auch, wie man Genuss teilt. Zunächst gab es einen 12-jährigen Ardbeg aus einem Bourbonfass. Herrlich, ehrlich, schnörkellos, geradeaus. Genau so, wie ich mir einen Ardbeg wünsche. Rauch und Schinken. Vielleicht kein Fass für 16 Millionen Pfund, aber sicher eines, das nicht günstig war.
Weizenbier
So langsam wurde es Zeit ein wenig auf die Bremse zu gehen, die Sonne machte einem schon ein wenig zu schaffen. Da war das selbstgebraute Weizenbier der Whiskyfreunde eine echte Rettung um wieder etwas nüchterner zu werden. Und ein wirklich tolles Bier. Stefan und ich waren uns einig, dass wir es jeder Zeit für zu Hause kaufen würden. Nicht einig waren wir uns bei den Notes zum Bier. Er hatte eine Fruchtigkeit wie bei einem IPA. Das würde ich nie sagen, da ich das für eine Beleidigung halte. Es war schon ein wenig fruchtig und mild, aber ganz klar ein richtig süffiges Weizen, dass genau die richtige dezente Süße hat.
Die Zweit-Maltkanzlei
Wohl ein sehr sympathischer Whiskyfreundeskreis, unglaublich gastfreundlich die Jungs von Heidelberg Highlands. Und auch bei ihnen scheint es eine Art Maltkanzlei zu geben. Einer der Freunde hat in Heidelberg eine Rechtsanwaltskanzlei, in der es nicht nur beachtliche Whiskybestände, sondern darüber hinaus noch einen Humidor geben soll. Da wünscht man sich ja förmlich einen Rechtsstreit. Der Trend geht zur Zweit-Maltkanzlei. Aber, cave, es heißt ja, dass du keine Maltkanzlei neben mir haben sollst.
Der Whiskyhort
Bevor es für uns nun allerdings zu einer ersten Essenspause ging, folgten wir der Empfehlung aus der einzig wahren Maltkanzlei von Dirk Lunken und suchten den Whiskyhort auf. Olaf Fetting, Cordula Maik und Michel Reick waren ganz in ihrem Element und verteilten Lebenswasser an die durstigen Kehlen vor ihnen. Schade, dass sich nur wenig Gelegenheit zum Gespräch geboten hat. Die Crew vom Whiskyhort hatten wir beim legendären Distel-Revivaltreffen in Oberhausen, das in einer alten Kirche stattfindet, 2021 noch besser kennen- und liebenlernen können. Eine Veranstaltung, die man auch bedingungslos empfehlen kann. Bei der wir nicht nur den Adlern vom Whiskyhort, sondern auch Sympathieträgern wie Ben Mohrmann oder Martin Fiole erstmals begegnen konnten.
Fettercairn
Aber bleiben wir bei der Schwetzinger Zeltstadt im Schlossgarten. Dirk hatte einen 10-jährigen Fettercairn aus einem George Dickel Fass, also einem Tennessee Whiskey Fass, empfohlen. Und ja, wer hätte auch daran gezweifelt, ein toller Tropfen auch in tropischer Hitze. Sehr lecker.
Die geheimnisvolle Antonia
Nun wurde es aber auch Zeit für eine kleine Essenspause. Der ein oder andere hätte sich hier ein wenig mehr Auswahl gewünscht. Ich mir ehrlich gesagt einen Extrastand mit Wasser oder eine Reihe von Wasserspendern. Man kann nicht alles haben, so wurde es ein Bier, ein Steak und eine Frikadelle. Auch nicht schlecht. Das Guinness, das mir eine bis dahin unbekannte Antonia mitbrachte, war super. Antonia, wer immer du bist, du geheimnisvolles Wesen, du hast für immer ein Platz in meinem Herzen.
Brühler Whiskyhaus
Michael und ich brauchten ein wenig länger für Speis und Trank und so trennten sich an dieser Stelle weitestgehend unsere Wege auf der Messe. Für Markus, Stefan und Sebastian ging es zunächst beim Brühler Whiskyhaus weiter, für Michael und mich bei der wie immer entzückenden Annick Seiz. Beim Brühler Whiskyhaus und den Abfüllungen von A Dream of Scottland gingen die Meinungen wohl auseinander. Ganz überzeugen konnten der neue South Islay und der Longmorn 16, die in den Gläsern der Freunde landeten, nicht jeden. Das macht mich schon wieder neugierig.
Hilfe in der Flutkatastrophe
Hinter dem Stand begegnete Stefan auch Hans, einem Leidensgenossen, der bei der Flutkatastrophe im Ahrtal, die sich zum Zeitpunkt dieser Messe vor fast genau einem Jahr ereignet hat, ebenfalls betroffen war. Stefan und Hagens Familie hat es damals kalt erwischt. Und die Hilfe, die uns in der Whiskycommunity zu dieser Zeit zuteil geworden ist, wie von Marc Fiederer oder Susanne Appold, werden wir nicht vergessen. Aber auch andere Weggefährten wie Thorsten Rech vom Whisky-Bahnhof wurden vor über einem Jahr mehr als schwer getroffen. Auch ihm wurde viel Hilfe zuteil. Und man sieht doch noch immer in der gesamten Region, was ein wütender Gott anrichten kann.
Wer Lebenswasser gewohnt ist, der lässt sich von Wasser nicht umwerfen
Wie erschüttert, geschockt und getroffen wir gewesen sind, könnt Ihr im Artikel über das Wasser des Lebens und das Wasser des Todes nachlesen. Dort hatten wir angekündigt, dass wir wider präsenter sein werden, wenn wieder Gelegenheit dazu besteht. Was die Pandemie nicht geschafft hat, hat die Flut auch nicht geschafft. Wir lassen uns nicht auslöschen, egal wieviel Wasser da kommt. Wer Lebenswasser gewohnt ist, der lässt sich von Wasser nicht umwerfen.
Old Pulteney mit Annick
Aber weg von der Dunkelheit dieser Nacht hinein in die Sonne Schwetzingens, die sich so langsam, glücklicherweise, hinter ein paar Wolken verbarg. Und hin zu dem Stand, an dem wir Old Pulteney und Ballblair bei Annick verkosten konnten. Michael und ich widmeten uns nacheinander dem Old Pulteney 15 und dem Old Pulteney 25. Das erneut in Gesellschaft von Andreas und Sabine, die hier ausnahmsweise zum Schotten griffen. Und der 15-jährige brachte es bei den beiden zu einer wahrhaft hohen Bewertung „gar nicht schlecht für einen Schotten“. Danach kommt nur noch „fast wie ein Ire“.
Der wechselt ja die Farbe wie ein Old Pulteney 15
Ich bin ein großer Freund von Old Pulteney, den ich für noch immer unterschätzt halte. Sehr bemerkenswert muss der Farbwechsel des 15-jährigen Whiskys sein. Die aktuelle Ausgabe ist im Vergleich zur älteren Version wesentlich dunkler. Als Hagen, Stefan und ich in diesem Jahr erstmals im Luxemburgischen Massen shoppen gewesen waren, hatten wir beide nebeneinander in Händen. Hagen und Stefan nahmen direkt je eine der dunklen Variante mit. Farbe, deren Wechsel wohl auf einen veränderten Lagerort zurückgehen soll, hin oder her, der Geschmack ist einnehmend, Auch für Michael in Schwetzingen. Eine Flasche begleitete ihn nach Hause. Aber man sagt ja auch: der wechselt ja die Farbe wie ein Old Pulteney 15. Ein echtes Chamäleon.
Old Pulteney 25
Und dann war da ja noch der 25-jährige. Ein ganz toller Whisky. Und hier auch zu einem verhältnismäßig annehmbaren Preis zu bekommen. Ich bedauere ein wenig keine Flasche mitgenommen zu haben. Michael war da klüger. Er machte auch ihn zu seinem Begleiter nach Hause. Irgendwann tauchte Markus auf, der den 15er gegen den 18er trank und sich vom 15er überzeugter zeigte. Dirk hingegen bevorzugte später da den 18er. Und er trank unter anderem den 25er Old Pulteney gegen den 25er Balblair. Das hätte man vielleicht auch noch machen sollen, schließlich sah er rein vom Geschmack den Balblair vorne.
Genussbotschafterin
Mit der Genussbotschafterin Annick kam ich überein, dass wir häufiger miteinander telefonieren müssen. Es ist stets eine Freude von ihr etwas über den Genuss zu lernen. Aktuell hat sie sich sehr auf das Food-Pairing konzentriert. Da bin ich zwar raus, da für mich die Kombination von Whisky mit Nahrungsmitteln eine absolute sinnesphysiologische Überforderung ist. Sie löst geradezu Angst bei mir aus. Vielleicht wie wenn man plötzlich in ein sehr helles Licht schaut. Aber ihre Food-Pairings erfreuen sich größter Beliebtheit und sind offenbar eine klare Empfehlung. Wenn man nicht gerade ein so verschrobener Vogel ist, wie ich.
Milk & Honey Dead Sea
Weil die Shopping-Queen Michael so langsam richtig in Fahrt kam, ging es für uns mit dem Kauf des Dead Sea von Milk & Honey aus der Apex-Reihe weiter. Der bekennende Israel-Fan hat schon einige Israelische M&Hs bei sich. Und auch das Small Batch mit 56,2 %, dass direkt am Toten Meer bei den hohen Temperaturen und einen entsprechenden Salzgehalt in der Luft von 2018 bis 2021 gelagert worden ist, musste mit. Ohnehin ist die Apex-Reihe ein Beispiel für einige gelungene Fassexperimente.
Milk & Honey Cognac Cask
Aber, was beschwere ich mich. An Michaels Vorliebe für Milk & Honey bin ich nicht ganz unschuldig. Als ich kurz nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 mit Julia Nourney zusammen von einer Tour in Bayreuth und Bamberg nach Mayen zurückgekehrt war, hatte ich nach einem guten Essen im Römer bei der sympathischen Bärbel Bichinger, wo ich stets einen Eifel Whisky oder Eifel Rum als Digestiv nehme, versucht bei der spontanen Charity Online Auktion von Malte Schweia zugunsten der Flutopfer, den leckeren Milk & Honey Cognac Cask Finish, den Florian Weiß von Kammer-Kirsch gestiftet hatte, zu ersteigern. Michael überbot mich gnadenlos. Und jetzt habe ich den Salat.
Kammer-Kirsch und Your Whisky Project
Mir ist gar nicht ganz klar, bei welchem Stand in Schwetzingen wir den Milk & Honey Apex Dead Sea probiert und gekauft haben, wo es auf unserer Reise für uns nach Israel ging. Kammer-Kirsch war selber nicht vertreten. Es müsste daher bei Your Whisky Project gewesen sein. Ansonsten, mea culpa. Bei so viel Whisky kann man schon einmal den Überblick verlieren.
Von Israel in die USA
Jedenfalls stand bei mir auf dem Zettel noch Westland. Daher: von Israel, dem Ursprungsland aller 3 abrahamitischen Religionen und entsprechenden Götter, in die USA. Ich wollte doch der klaren Empfehlung Hagens für den American Single Malt aus der 2010 bei Seattle gegründeten Destillerie folgen. Hagen war bei Marco Bonn im Brühler Whiskyhaus zu einem Westland-Tasting mit dem Gründer der Brennerei, Matt Hofmann, sowie dem Brand Ambassador Ewald J. Stromer, zu Besuch gewesen und danach wirklich mehr als angetan von dem Stoff. Den Artikel gibt es hier.
Westland bei Eggers & Franke
Zu finden war der Westland bei seinem Importeur Eggers & Frank. Natürlich hätte es mich gereizt auch die Standardabfüllungen durchzuprobieren, aber die Temperaturen boten noch immer eine gewisse Zurückhaltung. So gab es lediglich den Westland Garryana aus der Outpost Range Limited Release Reihe. Ich bin nur nicht sicher, ob es sich schon um Edition 6 oder noch um Edition 5 gehandelt hat. Er wird in beiden Fällen teilweise in Fässern aus Oregon-Eiche, die sich vornehmlich in Washington, Oregon und Kalifornien findet, reifen gelassen. Quercus garryana ist namensgebend. Eine Eiche, die gesund mehrere hundert Jahre alt werden kann. Und nicht gefällt werden darf. Sowie aufgrund ihres ungewöhnlichen Wachstumsverhaltens schwer zu Fässern zu verarbeiten ist. Seltene, rare Fässer also.
Der erste American Single Malt
Edition 5 wäre von 2020 gewesen und neben den Fässern aus Quercus garryana wären 1st fill ex-bourbon Fässer aus Quercus alba zum Einsatz gekommen. Edition 6 wäre von 2021 gewesen und hätte neben der Quercus garryana auf Brandy- und PX-Sherryfässer vertraut. Beide haben 50 %. Es müsste Edition 6 gewesen sein, ganz sicher bin ich aber nicht. Ein durchaus leicht ungewöhnlicher Geschmack, aber doch auch vertraut gut. Mein erster Amerikanischer Single Malt. Und ein wirklich exzellenter. Da muss ich noch einmal mehr probieren.
Sauerländer Edelbrennerei und Björn Bertram
Nachdem das also erledigt war und wir Andreas und Sabine dort nicht, wie intendiert, angetroffen hatten, machten wir uns auf die Suche nach Whiskygraph Stefan, Markus und Sebastian. Wir drehten eine Runde und wurden nicht fündig. Irgendwie war das Ziel nach den Stationen in Irland, Schottland, Israel und den USA wieder nach Schottland zurückzukehren. Viel weiter aber kamen wir mit der Suche nicht. Schon winkte uns Björn Bertram von der Sauerländer Edelbrennerei verbal zu sich an den Stand. Und da wurde es in sehr angenehmer Gesellschaft mal wieder lecker.
Thousand Mountains McRaven
Das kenne ich noch von Björns Zeiten bei Mackmyra. Tatsächlich hatte ich zuvor erst einen einzigen Thousand Mountains McRaven aus der Sauerländer Edelbrennerei im Glas. Den aber hatte ich als recht gut abgespeichert. Hagen hat sich bereits intensiver mit den Whiskys aus dem Land der Tausend Hügel befasst und kommt in seinen Whiskygrammen zum McRaven Single Malt Whisky Cask Strength und Double Raven No. 3 zu dem Schluss, dass es sich dabei um einen der besten Deutschen Whiskys handelt.
Deutsche Whiskys
Vielleicht einmal ganz kurz zu den Deutschen Whiskys überhaupt. Wie viele Whiskyliebhaber, habe ich diesen zunächst äußerst skeptisch gegenüber gestanden. Aber da hat sich in den letzten Jahren doch sehr viel getan. Und zwar gutes. Und zwar auch abseits von St. Kilian, zu denen ich es leider nicht an den Stand geschafft habe. Und zwar in einem beeindruckenden Tempo.
St. Kilian
Zum Geburtstag hatten mir übrigens die anderen Whiskygraphen den St. Kilian der Blinde und der Blonde geschenkt. Ein Whisky, der endlich einmal Punktschrift direkt auf den Etiketten trägt. Gut, bei dem Namen und so viel Heiligkeit. Ich hätte ja auch noch bei dem Whisky aus der Bud Spencer Reihe mitgemacht. Dann hätte man ihn „der Blinde, der Blonde und der Blaue“ nennen können. Vielleicht beim nächsten mal. Für Michael und mich auf jeden Fall der Anlass, als wir in Berlin waren, auch einmal im Bud Spencer Museum danach zu sehen. Und wir wurden fündig. Oder vielleicht doch besser „der Bruder und sein Trüffelschwein“?
Nine Springs und Nine Whisky-Springs
Wirklich überdenken musste ich meine eher kritische Haltung gegenüber dem Deutschen Whisky erstmals fundamental, nachdem wir 2019 bei Nine Springs auf der Burg Scharfenstein eingeladen gewesen waren. Den Artikel dazu gibt es hier. Nächstes Jahr ist es übrigens auch in Schwetzingen so weit, die Whiskymesse jährt sich zum neunten mal. Nine Springs, Nine Whisky-Springs.
Erweiterung des Whiskyhorizonts
Seitdem ist mir zum einen klar, dass sich in Sachen Whisky in Deutschland fast so viel bewegt, wie in Irland, zum anderen, dass es bereits sehr leckere Deutsche Whiskys gibt. Und was noch kommen wird, wird großartig sein. Der Besuch bei Nine Springs hat aber nicht nur meinen Whiskyhorizont dadurch erweitert, sondern vor allem auch durch die glückliche Begebenheit, Julia Nourney dort kennengelernt zu haben.
Elche in Deutschland
Mit ihr war ich dann später nicht nur in Irland, sondern beispielsweise auch, während meinen Freunden im Ahrtal das Wasser bis zum Hals stand, im Süden Deutschlands unterwegs. Sie zeigte mir verschiedene Brennereien, darunter die legendäre Blaue Maus, wir besuchten den sympathischen Flo Lochner im seinem sehr empfehlenswerten Schnapsstodl und ich konnte mit ihr in das Freimaurer-Museum in Bayreuth, das sie noch nicht von innen kannte. Deutscher Whisky ist vielfältig. Und er kann gut sein.
Elche, Chamäleons und eine Maus
So ist Flo auch von der Güte des Elch Whiskys absolut überzeugt. Schade, dass ich es auch nicht zu deren Stand geschafft habe, um mir selber ein Bild zu machen. Elche in Deutschland, das wäre schon sehenswert gewesen. Sonst gibt es die ja nur bei Mackmyra in der Nähe. Und die hätten natürlich mit den Pulteney-Chamäleons spielen können. Oder mit der blauen Maus.
Bayreuth und Bamberg
Ohnehin, auch abseits des Whiskys, sind Bamberg und Bayreuth kulturell und kulinarisch ein echte Empfehlung. Wenn man dann dort noch das Glück hat von einem Spirituosen-Profi unter anderem gezeigt zu bekommen, wie man ordentliche Cocktails macht oder Gin produziert, dann ist das schon sehr nahe am Paradies.
Gute Menschen, guter Whisky
Aber ich war ja bei Thounsand Mountains und Björn und hatte einen wunderbaren McRaven zusammen mit meinem Freund Michael. Whiskygraph Stefan war wohl schon vor uns dort gewesen. Guter Whisky, gute Menschen, was will man mehr. Na gut, vielleicht noch mehr guten Whisky und noch mehr gute Menschen. Beides sollte kommen. Wir bekamen die letzten Reste aus dem Portfass, das die Messeabfüllung noch in sich trug. Michael musste das Fass kippen, damit wir an die leckeren Tropfen kommen konnten. Er ist ein unheimlich guter Fasskipper. Ich kann gut Whisky kippen. Insofern ergänzen wir uns prima.
Die Messeabfüllung und Joe Seidel
Jedenfalls war die Messeabfüllung außerordentlich gut. Fruchtig, süß, leicht würzig und vor allem absolut sauber und Fehlerfrei. Schade, dass davon keine Flasche mehr zu haben gewesen ist. Während ich den Dram genoss, tauchte Joe Seidel, der Veranstalter und Organisator der Whisky-Spring auf und wir kamen kurz ins Gespräch. Ein guter Whisky zaubert einem unwillkürlich ein Lächeln auf die Lippen. Eine gute Whiskymesse auch. Und das noch lange, nachdem sie vorbei ist. Das ist Joe und seinem Team eindeutig gelungen. Ein großartiger Kontrapunkt in einer Welt, in der einem vieles die Mundwinkel eher nach unten ziehen will. Eine Freude da gewesen zu sein und eine Freude, Joe kennengelernt zu haben.
Weiter in Deutschland mit Birkenhof
Wie es mit den Deutschen Whiskys weitergehen wird, verfolge ich mittlerweile fast so interessiert, wie bei den Irischen Whiskeys. Sehr gespannt war ich beispielsweise auf das Online-Tasting von Birkenhof im Westerwald am 4. August, zu dem wir Whiskygraphen eingeladen worden sind. Wie sich der Fading Hill wohl geschlagen hat? Nun ja, ob Fading Hill oder Thousand Mountains, Hauptsache Hunsrück.
Schlumberger
Michael und ich waren ja eigentlich auf der Suche nach Stefan, Markus und Sebastian gewesen. Und diese Suche galt es nun noch einmal aufzunehmen. Selbstverständlich wieder nicht erfolgreich. Aber wir sind auch erneut nicht wirklich weit gekommen. Später erfuhr ich, wo sie sich so rumgetrieben haben. Natürlich bei Schlumberger. Kein Wunder, nach der grandiosen Veranstaltung, die der Importeur am Tag vor der Whiskyfair in Limburg dieses Jahr gestaltet hatte. Da wäre ich auch sehr gerne dabei gewsen, als Whiskygraph Hagen, Whiskygraph Stefan und Markus unter anderem die verschiedenen Kavalans und Penderyns mitunter fachlich geführt von Andrea Caminneci, Silvia Engelhardt, Thomas Plaue und Jan Maaßen haben verkosten dürfen
Kavalan
Aber, ich war ja zu der Zeit, als die Whiskys aus Taiwan und Wales die anderen Whiskygraphen erfreuten, in Irland unterwegs. Man kann nicht alles haben. Stefan verkostete bei Schlumberger erneut einen Kavalan aus einem Cognac Cask, der ihn schon in Limburg geschmeckt hatte. Und einen solchen aus einem Wine Cask, der zum 40-jährigen Firmenjubiläum der Eigentümer in einer 1,5 l Flasche daherkommt, von denen es nur 83 Stück gibt und deren Verschluss wie eine Krone geformt ist. Er war wieder vollends angetan. Da ich auch ein großer Kavalan-Freund bin und es ja auch in Schwetzingen mal wieder nicht zu Schlumberger geschafft habe, war ich um so froher, als kurz nach der Messe ein Online-Tasting mit diesen Whiskys in einem wunderbaren Set zu einem sehr vernünftigen Preis angekündigt worden ist. Da werde doch noch in den Genuss kommen.
Wenn die die Stimme der Vernunft fehlt
Aber noch einmal ganz kurz zurück zu Limburg. Das muss ja insgesamt eine sehr denkwürdige Veranstaltung gewesen sein. So ging es für Hagen, Stefan, Markus und etliche weitere Whiskyfans nach dem Event bei Schlumberger noch in die legendäre Villa Konthor zur ausgiebigen Aftershow Party. Dort traf man auf Whiskygrößen wie Serge Valentin und vor allem jede Menge großartigen Whisky. Und es scheint ein wenig eskaliert zu sein. Meine Quellen berichteten von einem leicht übermüdeten Hagen am nächsten Tag bei der Messe. Da fehle ich, die personifizierte Stimme der Vernunft, einmal, und dann so etwas.
Whiskyexpert Bernhard Rehms
Doch wieder nach Schwetzingen zurück. Michael und ich befinden uns auf der zweiten Runde unserer Suche nach unseren abtrünningen Whiskyfreunden. Stefan ist, wie gesagt, bei Schlumberger oder vielleicht auch bei Jens Fahr, wo er zusammen mit Sebastian einen Blend aus den 70ern, genauer einen White Horse probiert, der das typische Old Bottle Flavour mitbringt. Whiskygraph Patrick hat sich mit alten Blends einmal ausführlicher hier beschäftigt. Und wie ich da mit Michael so wandle, Da bahnt sich mein Highlight bei der Messe in einem breiten Wiener Idiom den Weg zu mir. Bernhard Rehms bereitet uns das Vergnügen eines gemeinsamen Drams.
Villa Konthor und Anam na h’Alba
Es ist ungefähr 17 Uhr und ich befinde mich so langsam am Übergang zu den rauchigen Whiskys. Ich bitte Bernhard um eine Empfehlung für diesen Bereich. Und es geht zur Villa Konthor direkt neben dem Stand von Anam na h’Alba mit Tom Skowronek und Christian Priess, dessen 1-jährige Alkoholabstinenz ich auf Facebook interessiert verfolge. Und es landet ein Glas mit einer überwältigenden Nase aus Bernhards Händen in den meinen. Die Fruchtigkeit eines frischen Obstsalats mit einem wunderbaren Inselaroma.
Caol Ila
Ich gehe meine präsenten Assoziationen durch und bin ziemlich ratlos, was das wohl sein könnte. An etwas vergleichbares kann ich mich nicht erinnern. Es ist tatsächlich Islay. Und es ist 31 Jahre alt. Obwohl ich 2019 auf Islay mit Klaus Postert von Postert-Whisky gewesen bin, den Artikel gibt es hier, kann ich bei der Destillerie nur ins Blaue raten. Der Rauch fällt sehr dezent aus, und, obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste, tippe ich auf Bunnahabhain. Ich erhalte den Tipp, dass die gesuchte Brennerei etwas nördlicher liegt. Was mir überhaupt nicht hilf, da ich geographisch vollkommen unterbelichtet bin. Alles, was nicht im Hunsrück oder der Eifel liegt, kann ich nicht lokalisieren. Ich sollte das mit dem Geschmack einfach mal besser hinbekommen, das wäre sicherer. Es ist ein Caol Ila. Und was für einer.
Der Sieger des Tages
Er wurde für den asiatischen Markt abgefüllt und bringt mich während dem Schreiben darüber noch immer zum Lächeln. Der Sieger des Tages, das ist klar. Ich bin tatsächlich sehr verblüfft. Zwar ist mir der Ruf der lange gereiften Caol Ilas durchaus bekannt, und auch bei mir war schon ein solcher von 1984, den mir damals Diedrich Frielinghaus nach einer Charity-Aktion zukommen ließ, im Glas gelandet. Aber nun habe ich erstmals in Nase und Mund, woher dieser gute Ruf kommt. Großartig. Ganz herzlichen Dank lieber Bernhard! Meine Rache wird fürchterlich sein.
Imperial 23
Während sich der arme Bernhard, wohl in Anlehnung an seine Tätigkeit für Whiskyexperts, als lebende Bildzeitung bezeichnen lassen muss, beginnt um mich herum eine Schwärmerei für einen Imperial 23. Ich erfahre, dass Bernhard Imperials und Caperdonichs früher mit Vorliebe gesammelt hat und, dass gerade die Peated Caperdonichs unheimlich gut gewesen sein müssen. Das wird wohl so sein, mit dem Caol Ila hat er auf jeden Fall ins Schwarze getroffen.
Vom Cask Kill zum Bottle Kill
Und natürlich kam ich an dem Imperial auch nicht vorbei. Bei einigen Tastings zum Thema Lost Distillerys von Dirk Lunken, einen Artikel gibt es hier, waren uns die Imperials schon positiv aufgefallen. Und bis vor einigen Jahren waren sie auch noch einigermaßen bezahlbar. Auf jeden Fall mussten wir den 23-jährigen Imperial auch noch probieren. Und es hat sich gelohnt. Er mutete etwas jünger an, konnte aber auch mit einer spritzigen Fruchtigkeit überzeugen. Nachdem Michael und ich bei der Sauerländer Edelbrennerei ein Cask Kill geschafft hatten, folgte hier der Bottle Kill.
Rumstehen, trinken und reden
Plötzlich tauchten auch Whiskygraph Stefan, Markus und Sebastian wieder auf. Das ist das schöne an einer Whiskymesse. Man muss einfach nur rumstehen, trinken und reden. Der Rest kommt meist von ganz alleine. Und das kann ich. In Anlehnung an ein berühmtes Whiskyzitat: „Ich rede gerne. Und ich trinke gerne Whisky. Die meisten Menschen hören mich lieber Whisky trinken.“ Obwohl rum-stehen und Whisky trinken auch wieder ein gewisser Widerspruch ist.
Guinness
Nachdem ich mich bei Bernhard noch einmal für dieses wunderbare Whiskyerlebnis in so guter Gesellschaft bedankt hatte, brauchten Michael und ich mal wieder ein wenig Volumen. Also nicht Volumenprozente, sondern Flüssigkeit. Wasser hatten wir schon irgendwann einmal getrunken, blieb also nur Bier übrig. Insofern ging es nochmals in den Catering-Bereich und wieder nach Dublin zum Guinness.
Bierverbot auf Whiskymessen
Tja, und dann? Dann wurde der Stehtisch vor der Getränkeausgabe zu unserem Verhängnis. Bald gesellten sich Sabine und Andreas zu uns und ein weiteres Guinness musste getrunken werden, während wir noch einmal die gemeinsame Irlandreise Revue passieren ließen. Dann kam auch noch Sonja und wir mussten noch ein Guinness holen. Es war furchtbar. Mittlerweile glaube ich, dass bei so Whiskymessen viel zu viel Bier getrunken wird. Man sollte das verbieten.
Zurück nach Irland
Tatsächlich war es wunderbar, mit den Reisegefährten auf die Erlebnisse in Irland zurückzublicken. Und irgendwie war ich whiskytechnisch bereits vollends glückselig. Das Optimum war gefunden, Neues entdeckt worden und ich liebe einfach Guinness. Die Gespräche und der Geschmack führten mich zurück auf die grüne Insel, zurück in zahlreiche Destillerien, Unterkünfte und Pubs. Von allen Besuchen, war eigentlich lediglich der bei Teeling eine Enttäuschung gewesen.
Die Whiskeys von Teeling
Ich mag die Whiskys von Teeling durchaus. Für Whiskygraph Hagen hatten wir extra bei Mareike nach ihrer Eigenabfüllung von Teeling, einem Irish Pot Still Whiskey gefragt. Aber sie hatte ihn leider nicht dabei. Hätte mich auch interessiert. Und als ich kürzlich anlässlich einer Fortbildung im Roten Ochsen in Rhens gastierte, schenkte mir der Inhaber Werner Kochhäuser, ebenfalls ein Whiskyenthusiast, in dessen Räumlichkeiten ich zusammen mit Whiskygraph Christian auch schon ein Tasting gehalten habe, einen Teeling aus dem Riesling-Fass ein, der auch sehr spannend gewesen ist.
Führung und Verkostung bei Teeling
Die Führung bei Teeling in Dublin und die sich anschließende Verkostung allerdings war wahrhaft unterirdisch. Massenabfertigung bei sehr weitreichender Ahnungslosigkeit des Guides. Irgendwie kann ich das auch verstehen. Das Angebot richtet sich nicht an Whiskynerds. Es ist für Touristen konzipiert, die nicht unbedingt mit dem Whiskey vertraut sind. Aber es wäre wenigstens wünschenswert gewesen, wenn der Guide gewusst hätte, was ein Vor-, Mittel- und Nachlauf ist. Er behauptete, dass sie so etwas bei Teeling nicht machen würden. Ich meine, ich erwarte wahrhaft nicht, dass bei einer herkömmlichen Führung die mitunter sehr speziellen Fragen von Julia zu Einzelheiten des Produktionsprozesses beantwortet werden können. Aber ein gewisses Basiswissen sollte schon vorhanden sein.
Neil und Maurice
Nun ja, die übrigen Destilleriebesuche waren allesamt prima. Und auch menschlich gab es einige Highlights. So hatte ich unter anderem die Ehre und das Vergnügen Neil Saad kennenzulernen. Momentan lebt er in Tralee. Und ist Co-Host bei Irish Whiskey News Deutschland, betreibt den Irish Whiskey Blog: Alles über Irischen Whiskey und den My Emerald Blog – Irland Wandern, Reisen, Whiskey und ist freier Online-Redakteur bei Gruene-Insel.de. Oder Sir Maurice O’Connell, der uns sehr gastfreundlich auf seinem Schloss empfing. Und dort einlud einige seiner Whiskeys zu verkosten. The Liberator, wirklich fein.
Andreas List
Kurzum, wir versackten an dem Stehtisch. Mit Guiness auf einer Whiskymesse. Ist mir auch noch nicht passiert. Ein echtes Gütesiegel für meine göttliche Gesellschaft. Aber ein Abschlusswhisky musste es schon noch sein. Irgend etwas rauchiges, dreckiges. Gegen 19:30 Uhr machten Michael und ich uns also noch einmal auf den Weg und kamen wieder nicht weit. Genau genommen bis zu Whiskygraph Stefan, der sich gerade mit Andreas List und seiner sympathischen Frau am unterhalten war. Und es war mir eine ganz besondere Freude die beiden endlich einmal persönlich kennenlernen zu dürfen. Ich darf verraten, dass Andreas genau so höflich, nett und freundlich ist, wie man es von ihm vermutet, wenn man ihn lediglich von seinen Aktivitäten auf Facebook und in der Whiskywelt kennt.
Port Charlotte
Andy ist genau genommen der Grund dafür, dass ich den Caol Ila niemals für einen Bunnahabhain hätte halten dürfen. Denn von ihm hatte ich vor einigen Jahren eine ganze Reihe an Bunnas höheren Alters, vornehmlich von Wemyss Malts, bekommen und verkosten können. Nun ja, das ist auch schon ein wenig her. Und die waren teilweise auch sehr gut, wenn auch in einer anderen Weise. Seine Frau und er begleiteten uns noch zum Abschlussdram, den wir erneut bei Dirk Rosenboom einnahmen. Es gab einen 14-jährigen Port Charlotte mit ordentlich Dampf. Genau das richtige zum Schluss. Die Flasche hatte Michael ins Auge gefasst, weil die Jungs aus Chemnitz, für die er abgefüllt worden ist, sich den Spaß erlaubt hatten, auf dem Etikett etwas von einem VEB zu schreiben.
Octomore und Highland Park
Whiskygraph Stefan zog es zum Abschluss noch einmal zu Marc Braunwarth und David Scharsach, der so einiges zur Eskalation in der Villa Konthor am Tag vor der Whiskyfair in Limburg beigetragen haben soll, und deren Raritäten. Er kannte den Octomore OBA Concept noch nicht, über den es auch ein Whiskygramm hier gibt. OBA steht für Octomore Black Art, wie mich Sebastian noch aufklärte. Ob dunkle Magie oder nicht, ein großartiger Whisky. Ganz zum Abschluss, sozusagen zum Abschluss des Abschlusses, gab es für Whiskygraph Stefan noch ein Highland Park 13, der speziell für Drankdozijn abgefüllt worden ist. Ein würdiger Whisky-Endgegner und ausgesprochen gut.
Port Charlotte und Tormore
Aber was wäre eine Whiskymesse ohne einen Port Charlotte für unser Whiskytrüffelschwein Stefan? So hatte er auf seinen Streifzügen auch eine zweite Runde bei den Heidelberg Highlands eingelegt. Die Whiskyfreunde konnten ihm einen ebenfalls 14-jährigen, voll gereift in einem Sherry Cask offerieren. Und der muss sehr gut gewesen sein. Ebenso wie der Tormore 23, den der Whiskygraph dort noch hatte. Fruchtig mit Pfirsich. Im Anschluss bereute er es, nicht eine Flasche davon mitgenommen zu haben.
Regensburg
Michael und ich verabschiedeten uns von Andy und seiner Frau, nachdem sich bei ihm noch die Gelegenheit für uns Whiskygraphen ergeben hatte an 10 cl des neuen Whiskys von Pit Krause und dem Regensburger Whisky- & Weinclub zu kommen. Auf das private Club Bottling No. 14 namens Killbride Killer sind nicht nur wir sehr gespannt. Das sind die Spirituosen, auf die die Whiskywelt wartet. Die No. 12, den Sailing Seagull, hatten wir Whiskygraphen gemeinsam und, in unserem eher kritischen Urteil auch eher einsam in der Welt der Whiskyliebhaber, hier bewertet.
Whisky-Götter
Vielleicht hatte er es an dem Abend auch schwer, weil er gegen den Highland Park 27, den Signatory Vintage zu seinem 30-jährigen Jubiläum herausgebracht hat, antreten musste. Das Whiskygramm findet sich hier (link). Oder, weil wir ihm nicht genug Zeit gelassen haben zur Entfaltung im Glas. Wir sind sehr gespannt, wie der wieder sehr hoch gelobte Whisky bei uns abschneiden wird. Wider einer für die Valhalla of Whisky, das gerade durch Initiative von Pit Krause entstehende Whiskymuseum in Regensburg? Wie gesagt, die Whiskywelt ist voller Götter, auch in der Valhalla.
Whisky-Göttinnen
Aber es finden sich auch zunehmend Whisky-Göttinnen in ihr. So zum Beispiel schon genannte Susanne Appold, die „Harzermaltine“. In Kooperation mit Slowdrink.de verloste sie unter allen Spendern für die Betroffenen von der Flutkatastrophe im Ahtal eine eben solche Flasche des begehrten Killbride Killer. Da wird wohl ordentlich was zusammenkommen sein zum traurigen 1-jährigen Jubiläum der Flutkatastrophe.
Im Brauhaus
Nach der Messe ging es für uns, Whiskygraph Stefan, Michael, Markus, Sebastian und mich ins naheliegende Brauhaus am Schlossplatz. Dort konnten wir bei einem guten Essen mit sensationeller Preisleistung an die Nachbesprechung gehen. Wir zogen ein sehr positives Fazit. Und es kam das ein oder andere mehr zur Sprache, dass die Whiskywelt aktuell und in letzter Zeit bewegt hat. So hat auch Sebastian das Bloggen begonnen. Und, sehr sympathisch, gleich mit der Überlegung, dass es ein dauerhaftes und beständiges Projekt werden soll. Wir haben über die Jahre so einige Blogger und Vlogger kommen und gehen sehen.
5 Jahre Whiskygraphie
Und auch wir können bedingt durch wechselnde Lebensumstände mal mehr und mal weniger beitragen. Aber Whiskygraphie wird dieses Jahr trotz Pandemie, Hochwasser und allerlei kleinerer Herausforderungen immerhin schon 5 Jahre alt. 5 Jahre, in denen wir nicht nur unzählige wunderbare Whiskys und Whiskeys haben verkosten dürfen. Eine Zeit, in der wir vor allem jede Menge ganz großartige Menschen haben kennenlernen dürfen, von denen einige heute zu unseren Freunden zählen. Dass der gemeinsame Whiskygenuss auch Werte schafft, kann man hier nachlesen.
Olaf Tappert, Mario Rudolf und Dirk Otte
Das Angebot an Whiskys und Menschen, mit denen man sich eigentlich hätte näher befassen sollen, ist bei Messen wie der Whisky-Spring so groß, dass man es nicht einmal ansatzweise erschöpfen kann. Sehr gerne hätte ich noch Olaf Tappert von der Glaswerkstatt Tappert persönlich kennengelernt. Whiskygraph Christian konnte sich unter anderem hier davon überzeugen, was für hochwertige Arbeit er bei der Herstellung von Whiskygläsern leistet. Oder Mario Rudolf, der bei St. Kilian bemerkenswertes hervorbringt. Oder Dirk Otte. Oder, oder, oder.
The Whisky & The Rum Cask
Und eigentlich wäre auch ein Besuch bei The Whisky Cask & The Rum Cask, einem unabhängigen Abfüller aus Pirmasens, unbedingt Pflicht gewesen. Hier habe ich auf anderen Messen sehr gute Erfahrungen gemacht. Da gibt es eigentlich immer gute Whiskys und nette, sachkundige Gespräche. Und Whisky in Wiesbaden mit Tom Zemann habe ich diesmal auch ganz verpasst. Und, und, und.
Das Ende der Reise
Und so kommen wir langsam zum Ende unserer kleine Whiskyweltreise, die im Schwetzinger Schlossgarten bei der Whisky-Spring 2022 ihren Ausganspunkt hatte. Aus Irland, Schottland, Deutschland, Israel, USA, Taiwan, Wales, Schweden und vielen Ländern mehr kommen hervorragende Whiskys und Whiskeys. Es lohnt sich, sie auf Messen zu probieren. Oder ihnen in ihrer Heimat zu begegnen. In jedem Fall lernt man dabei zwangsläufig wunderbare Menschen und Götter kennen. Gerüche, Geschmäcker und Persönlichkeiten konfluieren in der Whiskywelt zu einem extrem angenehmen Erlebnis.
Das Ende der Messe
Am Ende einer Messe sollten neben den schönen Erinnerungen an sie vor allem eher Fragen als Antworten stehen. Es ist ein wenig wie in der Wissenschaft. Am Ende einer Forschungsarbeit gibt es, wenn es gut gelaufen ist, ein paar Antworten. Aber noch wesentlich mehr neue Fragen. Gott hat Humor. Wie schmeckt zum Beispiel der Whisky von Saillt Mor aus der Pfalz, den mir Whiskyfreund Uwe in Schwetzingen so nachdrücklich ans Herz gelegt hat? Und den ich natürlich auch nicht mehr verkosten konnte.
Antworten und Fragen
Es wird Gelegenheit geben, diese und andere Fragen zu beantworten. Aber, das wird wieder neue Fragen aufwerfen. Spätestens bei einem anderen Uwe, Uwe Chormann, dem Kopf der Greenville Malt Society, und seiner Whisky Palatina in der Pfalz im September, wurde das mit dem Saillt Mor geklärt.
Hände
Und auch dann werden meine Hände wieder das Zweitbeste machen, was sie vermögen, ein Whiskyglas halten. Ich kann wirklich beeindruckendes mit meinen Händen. Punktschrift mit der atemberaubenden Geschwindigkeit eines Drittklässlers lesen, anatomische Strukturen palpieren, von denen kaum jemand weiß, dass sie überhaupt existieren oder osteopathische Funktionen perzeptieren, welche die Wissenschaften hartnäckig leugnen. Aber nichts davon kommt an das Halten eines Whiskyglases heran.
Göttliche Hände
Das Beste, was man mit seinen Händen übrigens machen kann, ist sie helfend einem Menschen in Not zu reichen. Erst und nur dann, werden menschliche Hände göttlich. Und nicht, wenn man beim Fußball ein Tor mit der Hand erzielt. Oder, wenn man glaubt, eine göttliche Kraft mit ihnen erspüren zu können, wie es etwa Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in seinem „Mit den Händen sehen: Mein Leben und meine Medizin“ behauptet.
Hand in Hand
Wenn die helfende Hand und die Whisky-Hand Hand in Hand gehen, dann ist das sehr nahe an dem, was Sinn sein muss. Ein Händchen für Whisky haben viele. Und viele der hier genannten haben auch ein Händchen für Hilfe. Fotos sind nicht meine Stärke und so bedanke ich mich für die Hilfe diesbezüglich bei den übrigen Whiskygraphen Stefan, Hagen, Patrick und Christian. Bei Sonja Rühle, meinen Brüdern Michael Vogt und Harald Dickel, Sebastian Blänsdorf, Julia Nourney und Lars Pechmann.
Andreas List
wieder eine tolle Zusammenfassung und echt schön und kurzweilig zu lesen…die Whiskyspring war auch für mich eine super Veranstaltung mit tollen Menschen 🙂
Alex
Herzlichen Dank, es war ein großes Vergnügen dich dort zu treffen.