Das Whiskymeer und Whiskymessen
2019 waren wir wieder auf diversen Whiskymessen unterwegs, um neue Whiskyufer anzusteuern, auf dem weiten Meer aus unzähligen Abfüllungen dort den Anker zu werfen, wo sich das Verweilen lohnt.
Kerken und Frankfurt
So waren wir im September erstmals auf der Whiskyfair NRW in Kerken-Nieukerk, einer kleinen, sehr familiär gehaltenen Messe mit persönlichem Charakter und eigenem Charme. Im November verschlug es uns, demgegenüber, wieder nach Frankfurt auf die Interwhisky. Sie ist dann doch etwas größer. Sowohl in der Hessischen Bankenmetropole, wie auch im Rahmen der Hausmesse der Whiskybotschaft, landeten wir bei Beam Suntory am Stand bei Patrick Kämmerer.
Beam Suntory
Beam Suntory, der drittgrößte Spirituosenkonzern der Welt nach Diageo und Pernod Ricard, hat einige Amerikanische und Kanadische Marken wie Jim Beam, Booker’s, Maker’s Mark oder Canadian Club im Portfolio. Und da wir überlegen zu diesem Thema einmal ein Tasting zu gestalten, auch um uns selber einen Anreiz zu setzen, uns profunder mit Bourbons und Rye-Whiskeys auseinanderzusetzen, waren wir bei Beam Suntory genau richtig.
Booker’s
In Kerken starteten wir bei Beam Suntory mit einer Blindverkostung. Im Glas war ein Booker’s in Fassstärke mit über 63%. Hagen erkannte ihn als Bourbon, Stefan direkt als Booker’s und ich hielt ihn für einen anderen Grain-Whisky. Man hätte ihn wiedererkennen können, schließlich hatten wir ihn bei unserem internationalen Tasting im Lineup gehabt. Und das nicht ohne Grund. Ohnehin gefällt mir das wenige, was mir im Bereich Bourbon bekannt ist, doch recht gut.
Booker’s Geschichte
Benannt ist der Booker’s nach dem Enkel von Jim Beam, Frederick Booker Noe II, der in der einen von zwei der Distillen, in welchen in Kentucky der Jim Beam hergestellt wird, der bis 2004 Churchill Distillery und heute Booker Noe Distillery genannten, über 40 Jahre als Master Distiller gewirkt hat. Er konnte 1987, als die Konzernleitung auf der Suche nach einem besonderen Geschenk für Geschäftspartner gewesen ist, aus seinen Privatbeständen, die aus den Lagerhäusern von Jim Beam als besonders gute Tropfen selektiert gewesen waren, aushelfen.
Das Label und Small Batch
Die gewünschten 1.000 Flaschen konnte er abfüllen lassen. Die Etiketten gestaltete er mit der Hand und noch heute zeigt das Label eine Reproduktion der handschriftlich gestalteten Etiketten. So entstand als Premiummarke von Jim Beam der Booker’s. Und zwar dem allgemeinen Trend Ende der 1980er hin zu Single Malts, Single Casks und Single Barrel Bourbons folgend. Jim Beam war es, der so den heute gängigen Begriff des Small Batches geprägt hat. Denn Booker’s kommt nach 6 bis 8 Jahren Lagerzeit in kleinen Mengen, 360 Fässer werden i. d. R. vermählt, unverdünnt in die Flasche.
Knob Creek
Neben Booker’s, Baker’s und Basil Hayden’s ist Knob Creek heute eine der 4 Bourbon-Marken von Jim Beam, die in Small Batches als Premiumprodukt abgefüllt wird. Er soll aufgrund einer langen Lagerzeit seine verhältnismäßig dunkle Farbe haben, kommt aber als NAS-Whiskey daher. Weich und würzig soll er sein, weich und würzig ist er, auch mit den 50%, die er mitbringt. Allerdings haben wir hier auch einen Rye-Whiskey im Glas gehabt. Ich hatte selbstverständlich wieder auf Grain getippt, ist ja auch nicht falsch. Hagen war wieder ganz richtig beim Rye.
Kilbeggan
Damit ich nicht immer ganz falsch lag, hat Patrick dann tatsächlich einen Grain-Whiskey ins Glas gezaubert und es ging von den USA und Jim Beam nach Irland und Kilbeggan zur Locke’s Distillery, die ebenfalls zu Beam Suntory gehört. Ich hatte natürlich diesmal auf einen Bourbon getippt, Hagen lag schon wieder richtig mit Grain. Das muss ich wohl noch üben. Das einzige, was ich beim Blind Tasting gut hinbekomme, ist das Blindsein. An Irland kann es nicht liegen, haben wir uns doch schon ein wenig mit den Whiskeys von der grünen Insel auseinandergesetzt, z. B. in einem Tasting oder immer wieder auf Messen am Stand von Irish Whiskeys.
Glenrothes
Sodann ging es in vertrautere Gefilde nach Schottland zu Glenrothes. Der Maker’s Cut landete in unseren Gläsern. Der Single Malt ist mit 48,8% aus First Fill Sherryfässern abgefüllt und konnte mit Orange, Vanille und Eiche überzeugen, auch wenn es aus dem Hause Glenrothes auch schon einige noch bessere Abfüllungen in unsere Münder geschafft haben. Nicht grundlos ist Stefan ein begeisterter Fan der Distille.
2 mal Jim Beam
Dann ging es aber doch noch zurück in die USA nach Clermont zu Jim Beam, der einst von Johannes Jakob Böhm begründeten Destillerie in Kentucky. Und es landete der Devil’s Cut in unseren Gläsern. Während der Angel’s Share denjenigen Teil des Whiskeys bezeichnet, der durch die Pohren des Holzes während der Lagerung verdunstet, meint der Devil’s Cut denjenigen Teil des Whiskeys, der in das Holz während der Lagerung einzieht und dort i. d. R. nach der Entleerung des Fasses verbleibt.
Jim Beam Devil’s Cut
Jim Beam hat ein Verfahren entwickelt, mittels dem man diesen Devil’s Cut aus den entleerten Fässern aus dem Holz extrahieren kann. Er wird zu 6-jährigem Jim Beam gegeben und so entsteht ein Bourbon mit besonderen Geruchs- und Geschmacksnoten von Vanille, Würze und Eiche. Der konnte mich schon mit seinen 45% für sich einnehmen. Genau richtig.
Jim Beam Double Oak
Letztlich wurde dann in Kerken bei Beam Suntory noch ein Jim Beam Double Oak ausgeschenkt. Er wird ebenfalls als Kentucky Straight Bourbon bezeichnet, was mindestens grenzwertig zu sein scheint. Bourbon, der Whiskey, der mindestens zu 51% aus Mais gewonnen werden muss, muss auch immer in frischen, angekohlten Fässern aus Eiche abgefüllt werden. Zunächst wird der Jim Beam Double Oak auch in solchen aus Amerikanischer Weißeiche gelagert. Dann aber erfolgt eine Umlagerung, wohl in bereits verwandte Fässer, die wieder ausgekohlt worden sind. Wenn dem allerdings so wäre, dann dürfte er sich streng genommen nicht Straight Bourbon nennen. Wie dem auch sei, die 43% kommen auf jeden Fall sehr gefällig daher.
Interwhisky Frankfurt
Im November in Frankfurt spülten uns die Whiskywellen dann wieder an den Strand oder Stand von Beam Suntory, wieder zuerst zu Patrick Kämmerer. Und hier ging es zunächst in Schottland los mit 3 verschiedenen Drams.
Wieder Glenrothes
In Stefans Glas landete entsprechend seiner Vorlieben der Glenrothes Cask 8199 aus dem Jahr 1999 mit 52,8%. Das 19-jährige Einzelfass hat 289 Flaschen ergeben. Er war gut, aber auch hier sind die Ansprüche noch etwas höher.
Highland Park
In Hagens Glas fand sich der Highland Park Single Cask Brünnhilde wieder. Und nein, Highland Park wurde zwischenzeitig nicht von Beam Suntory gekauft. Highland Park gehört immer noch zur The Edrington Group. Nur war diese nicht mit einem eigenen Stand vertreten und hat sich wohl vertreten lassen. Hagens Interesse musste das finden, war er doch in diesem Jahr im Rahmen einer Kreuzfahrt vor Ort gewesen und von dem Tasting und der Führung auf Orkney mehr als begeistert.
Highland Park Single Cask Brünnhilde
Jedenfalls hat Highland Park in einer auf 3 Jahre angelegten Zusammenarbeit mit den Bayreuther Richard Wagner Festspielen als ersten Teil der Single Cask Triologie Brünnhilde herausgebracht. Die 56 prozentige Abfüllung stammt aus einem First Fill Sherry Puncheon, in welchem der Whisky für 11 Jahre gelagert hat. Und so schmeckt er auch, einfach gut. Mit dem legendären Highland Park 12 bottled for Germany 2003 – 2016 aus dem First Fill Sherry Butt mit der Nummer 5886 kann er zwar nicht ganz mithalten, aber der war auch unfassbar gut.
Islay
Hielten sich Stefan noch in der Speyside und Hagen auf den Inseln auf, ging die Reise für mich schon nach Islay zu Laphroaig. Alte rauchige Malts mit maritim wildem Charakter, den die Jahre in den Eichenfässern gezähmt haben, sind genau das, was bei mir derzeit ganz oben auf der Whiskywunschliste steht. Leider, denn der Reichtum an Aromen in diesem Bereich führt doch recht rasch zur Armut in finanziellen Dingen. Wie auch bei dem großartigen Ardbeg Lord of the Isles 7 oder dem Port Ellen 7th Release.
Laphroaig 30
Es war dann also der Laphroaig 30 The Ian Hunter Story Book 1, der für mich zu verkosten war. Eine echte Qual. 4.800 Flaschen gibt es von dem Whisky aus dem Jahr 1987. Mit 46,7%, und das war die Fassstärke, kam er aus den erstbefüllten Bourbonfässern aus Amerikanischer Weißeiche in die Flaschen. Er ist eine als Buch stilvoll aufgemachte Hommage an Ian Hunter, der als letzter Nachfahre der Gründungsfamilie der Destillerie Johnston von 1908 bis 1944 die Leitung dieser innehatte. Die Geschichte, die dieser Whisky in Sachen Geruch und Geschmack erzählt, ist auf jeden Fall lesenswert und kann mit dem Ardbeg und Port Ellen durchaus mithalten.
Wieder 2 mal Jim Beam
Über den großen Teich ging es dann noch einmal in die USA zu Jim Beam. Zunächst allerdings nur teilweise, bzw. über 2 große Teiche. Wir verkosteten den Jim Beam Legent, der ein Crossover der USA und Japan ist. Als mehrjährige Zusammenarbeit zwischen Fred Noe, dem Master Blender von Jim Beam, und Shinji Fukuyo, dem Master Blender von Suntory ist hier auch ein Blended Bourbon und kein Straight Bourbon entstanden.
Jim Beam Legent
Der Jim Beam Legent ist mit 47% abgefüllt und kommt aus 3 verschiedenen Fassarten. Er wurde vollständig aus Bourbon und ohne Neutralalkohol geblended. Vermählt und dann über mehrere Wochen verrührt wurden Straight Bourbon, in Sherryfässern gefinishter Bourbon und in weinfässern gefinishter Bourbon. Gefällig und interessant.
Jim Beam?
Schon vor dem Jim Beam Legent hatten sich Stefan und Hagen einen weiteren Jim Beam gegönnt. Hier gehen die Meinungen allerdings auseinander, welcher das nun gewesen ist. Nicht das ich es besser erinnern könnte, wenn ich ihn auch gehabt hätte, aber zu meiner Entschuldigung kann ich vorbringen, dass ich währenddessen mit Julia Nourney in einigen Erörterungen zum Thema fest hing. Und wem das schon einmal widerfahren ist, der weiß, dass das der Aufmerksamkeit bedarf, damit man folgen kann. Wir hatten die sympathische Whiskyfachfrau in diesem Jahr bei Nine Springs kennengelernt. Hagen geht davon aus, dass es sich um einen Double Oak gehandelt hat, Stefan hat einen Single Barrel in Erinnerung.
Noch einmal Highland Park
Es ging dann wieder zurück nach Schottland, noch einmal auf die Inseln, noch einmal nach Orkney zu Highland Park. Hier hatten wir doch einiges gutes über den Highland Park Twisted Tattoo gehört. Der 16-jährige Whisky reifte in Rioja- und Bourbonfässern und ist nach einer Filtrierung bei 4 Grad mit 46,7 % in die Flasche gekommen. Und ja, wirklich nicht schlecht.
Gavin Ryan Thomson
Zum krönenden Abschluss bei Beam Suntory ging es dann wieder auf die inneren Hybriden nach Islay. Unsere Betreuung übernahm Gavin Ryan Thomson, der vermutlich einzige ehrenamtliche Markenbotschafter, den es gibt. Er ist so eingenommen und überzeugt von Bowmore, dass er den Menschen einfach so seine Leidenschaft für die Islay-Destillerie, die Güte deren Whiskys und die Freude daran vermitteln will.
Bowmore
Und das ist auch irgendwie nachvollziehbar, obgleich es das ansonsten nicht gibt. Denn Bowmore vermag sowohl in der Flasche, wie auch vor Ort zu begeistern. Von letzterem hatte ich mich im März selber überzeugen können. Einen Bericht zur Reise, die eine unglaublich tolle Führung von höchstem Erlebniswert bei Bowmore umfasst hat, findet sich hier. Aber auch bereits vor der Islay-Reise stand Bowmore ganz oben auf unserer Whiskywunschliste. Spätestens seit dem Bowmore Mocha on the Deck schlägt unser Herz für die Islay-Brennerei.
Authentizität und Enthusiasmus
Eigentlich hatte Gavin einen wirklich schweren Stand bei uns. Warum? Weil er am Stand im Wesentlichen die Standardabfüllungen präsentieren konnte. Und die sind zwar sämtlich von hoher Güte, uns aber eben auch alle bereits wohl bekannt. Mit welchem Enthusiasmus und in welcher Authentizität er uns dennoch das Sortiment erläuterte, musste uns einfach mitreißen.
Bowmore Vault No. 1 – 2nd Edition
Und schließlich fanden wir mit dem Bowmore Vault No. 1 – 2nd Edition doch noch einen Whisky, der uns sehr interessiert hat und den wir noch nicht kannten. Über die 1st Edition gibt es auch ein Whiskygramm. Zu der Serie hatte ich vor Ort im Rahmen meiner Reise nachgefragt, ob sie denn fortgesetzt werden wird. Damals war der Stand der Dinge, dass es wohl nicht weitergehen würde. Daher hat mich die 2nd Edition auch sehr überrascht. Und nun scheint es so, dass die Serie, welche mit jeder Abfüllung einen Teil der typischen Aromen des Bowmores betonen soll, insgesamt fortgesetzt wird. Irgend etwas sehr fruchtiges sei da wohl im kommen.
Peat Smoke
Hatte die erste Edition des Vault No. 1 noch den maritim-salzigen Charakter von Bowmore in den Vordergrund gerückt, so auch als Atlantic Sea Salt bezeichnet, betont die zweite Edition den Torfrauch und heißt daher Peat Smoke. Um zu unterstreichen, woher der Name und der Geschmack der Abfüllung kommt, war sich Gavin nicht zu schade ein Stück Torf in mitten der Messe für uns in Brand zu setzen, also mit dem Feuerzeug zu erhitzen. Zusätzlich konnten wir getorftes Malz probieren und schon war ich zurückversetzt auf Islay.
Rahmendaten und Geschmack des Bowmore Vault No. 1 2nd Edition
Der Bowmore Vault No. 1 Second Edition betont mit seinen 50,1% tatsächlich den Torfrauch, ist aber kein Rauchmonster. Vielmehr bringt der Malt aus Bourbonfässern auch eine Reihe anderer Aromen wie von Zitrusfrüchten, Karamell-Süßigkeiten oder Kräutern mit. An die erste Edition musste ich mich über eine gewisse Zeit gewöhnen, bei der zweiten Edition scheint es diese Aufwärmschwierigkeiten nicht zu geben. Der fällt doch direkt in mein Beuteschema. Andererseits hätte uns Gavin aber auch Kamillentee präsentieren können, bei der Performance von ihm hätten wir ihn gut gefunden.
Die Quintessenz
War bei Aristoteles die Quintessenz, also das fünfte Seiende, das fünfte Element, dessen es zur Erklärung der Welt bedurfte, noch der Äther, kann man heute doch wohl begründet annehmen, dass es sich dabei eher um Whisky handelt. Was ist nun die Quintessenz, das Wesentliche in der Auseinandersetzung mit Beam Suntory?
Bourbon und Jim Beam
Zunächst bleibt für mich einmal festzuhalten, dass ich durchaus eine Affinität zu Bourbon habe. Dann muss konstatiert werden, dass von Jim Beam doch eine Reihe Produkte kommen, die keineswegs meinem bisherigen Bild von Jim Beam gerecht werden. Da gibt es durchaus einiges zu entdecken und darunter auch viele gustatorische Schönheiten.
Beam Suntory
Insgesamt verfügt Beam Suntory über ein sehr breites und tiefes Portfolio an Marken, Destillerien und Abfüllungen, die von der unkomplizierten Massenware bis zum edlen Highendprodukt alles aus verschiedensten Ländern und Regionen der Welt umfasst. Wenn Du also irgendwo im Whiskymeer oder auf einer Whiskymesse strandest, dann kann es gerne ein Stand von Beam Suntory sein. Da kannst Du fündig werden, ganz sicher.
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