Das Treffen
Am 18.05.2019 war es soweit. Ein Blogger- und Vloggertreffen sollte stattfinden. Organisiert von Whisky Jason, der den Youtube-Kanal Whisky aus der Sicht eines Amerikaners betreibt, konnte eine Vereinigung der Whiskyfans stattfinden, welche das Objekt ihrer Begierde in Bild, Ton und Schrift so gerne hochleben lassen. Als Gastgeber konnte die Whiskywelt Burg Scharfenstein zur Umsetzung des Vorhabens gewonnen werden.
Skepsis vorab
Es waren 2 Aspekte im Vorfeld, die mich etwas skeptisch auf die Veranstaltung haben blicken lassen. Erstens waren wir eingeladen und es würden daher keine Kosten für uns direkt anfallen. Zweitens war der Deutsche Whisky das zentrale Thema. Natürlich haben wir uns über die Einladung gefreut und sie zu erhalten war in gewisser Hinsicht eine Ehre. Andererseits kann doch auch der Eindruck entstehen, dass die Meinung und das Urteil auf diesem Wege positiv beeinflusst werden sollen. Tatsächlich hat dieser Eindruck, der auch fälschlicher Weise auf Basis missverständlicher Kommunikation entstanden ist, den ein oder anderen geladenen Gast dazu bewegt, nicht an der Veranstaltung teilzunehmen.
Deutscher Whisky
Meine Vorbehalte hingegen gegenüber Deutschem Whisky resultieren selbstverständlich aus Geruchs- und Geschmackserfahrungen. Irgendwann, vor 6 oder 7 Jahren dürfte es gewesen sein, hat eine Freundin, die in den Diensten Rastals stehend die Interwhisky in Frankfurt mit Gläsern auszustatten hatte, von der Messe ein Set mit 8 verschiedenen Deutschen Whiskys mitgebracht. Das Geschenk an sie hatten wir gemeinsam verkostet und überzeugt hatte mich damals kein einziger von denen. Danach hatten es die Deutschen Whiskys bei mir immer schwer. Und ehrlich gesagt haben sie es noch heute. Zwar lehne ich sie nicht kategorisch ab, wie einige meiner Whiskybekannten, aber Geschmack und gemachte Assoziationen zu Gerüchen und Geschmacksrichtungen kann man häufig zwar nur schwer verbalisieren, aber um so schlechter vergessen. Grund hierfür ist die neuronale Repräsentation des Riechens und Schmeckens. Ein wenig über die entsprechenden Zusammenhänge habe ich in einem Artikel über die Wahrnehmung als Grundlage des Genusses zusammengefasst.
Rein ins Auto, raus aus der Whiskygraphschaft
Nun, Hagen wollte unbedingt hin und was wäre ich wohl für ein Freund, wenn ich ihm da meine Begleitung versagen würde? Außerdem gab es ja so auch die Gelegenheit die Blogger- und Vloggerszene rund um den Whisky einmal persönlich kennenlernen zu können. Patrick war auch mit an Bord und so ging es rein ins Auto und raus aus der Whiskygraphschaft in Richtung Burg Scharfenstein.
Ankunft an der Brauerei Neunspringe
Nach rund 4 Stunden Fahrt kommen wir also an der Brauerei Neunspringe in Leinefelde-Worbis in Thüringen im Eichsfeld an. Wissenswertes über die Brauerei, die neben verschiedenen Biersorten auch Cola und Limonaden herstellt, und ihre Geschichte seit der Gründung im Jahre 1867 findet man bei Wikipedia. Direkt nach dem Aussteigen werden wir von dessen Geschäftsführer Bernd Ehbrecht herzlich und gastfreundlich begrüßt. Nach und nach trudeln auch die anderen Blogger und Vlogger ein.
Brauereibesichtigung
Nach einem Gruppenfoto geht es dann ab in die Brauerei, in der uns Bernd sach- und fachkundig in den verschiedenen Räumlichkeiten über die Produktionsschritte informiert. Das Maischen in den 5.000 l fassenden Bottichen kommt ebenso zur Sprache, wie die Gärung, das Brennen in der 500 l fassenden Brennblase, die den Rohbrand erzeugt und die Lagerung in einem Fasslager direkt unter dem Dach.
Nine Springs
Selbstverständlich sind wir auch und vor allem gekommen, um etwas über die Erzeugung des Nine Springs Single Malt zu erfahren. Und obgleich Bernd gelernter Bankkaufmann ist, so wird doch klar erkennbar, dass sich der Freund des Lebenswassers doch mehr als profunde Kenntnisse im Bereich der Whiskyproduktion angeeignet hat. Keine Frage bleibt unbeantwortet.
Einzelne Schritte
3 verschiedene Sorten Gerstenmalz dienen neben dem Wasser aus der Hahle, die im Bereich 9 verschiedener Quellen entspringt, als Grundstoff des Whiskys. Das Malzschrot wird in einem Maischbottich mit 85 Grad Celsius warmen Wasser vermischt, das bei 65 Grad in einem Durchgang zugeleitet wird. In einem Läuterbottich wird das entstandene Malzextrakt geläutert, es werden also Spelzen und andere feste Bestandteile herausgefiltert. Das Läutern ist ein Produktionsschritt, der anderenorts nicht unbedingt bei der Whiskyherstellung zum Tragen kommt. Beim Bierbrauen hingegen ist er üblich, ebenso wie das Umfüllen in einen dritten Bottich, in welchem die Hopfengabe stattfindet.
Das Bierbrauen
Das Brauen von Bier ist ebenso eine Kunst, wie es die Herstellung von Whisky ist. Vor über 20 Jahren haben wir mit einigen Freunden in sehr kleinem Maßstab das Experiment gewagt und Bier selber gebraut. Das Ergebnis war furchtbar. Aber ein Freund aus alten Tagen, der das ganze initiiert hatte, Christian Klahm, blieb doch am Ball und ist heute Braumeister, Ausbilder für Braumeister in der Forschungsbrauerei des Fachgebiets Brauwesen am Institut für Lebensmitteltechnologie und Lebensmittelchemie der TU Berlin, sowie Mitbegründer und -eigentümer der Brauerei Trierer Petrusbräu mit dem angeschlossenen Brauhaus Zum Petrusbräu in unserer Heimatstadt Trier. In den verschiedenen interessanten Gesprächen mit Bernd kommen wir auch auf die Herausforderungen und die Chancen für das Brauwesen zu sprechen, die sich spätestens mit dem Siegeszug der Craft-Biere im Wandel befinden.
Whisky
Aber hier soll es ja um den Whisky gehen. Welche Hefen für die Gärung eingesetzt werden, will Bernd uns ebenso wenig verraten, wie Details zu den verwendeten Gerstenmalzsorten. Nach dem zweifachen Brennen der Würze oder des Destiller’s Beer, das mit einer Stammwürze von 18% zum Sieden gebracht wird kommt das Destillat mit 70 % aus der Brennblase. Es wird auf 60 % runter verdünnt und dann in den verschiedenen Fässern gelagert. Es werden in der Gruppe Überlegungen angestellt, warum die Schotten im Regelfall mit 63,5% Alkoholgehalt lagern, warum die Amerikaner mit etwas weniger und wie man hier auf die 60% kommt. Einige Theorien, Ideen und Faktoren wie Art des Destillats, Auslaugung des Fasses oder Angels Share werden zur Sprache gebracht, sehr sachkundig unter anderem von einer Frau, die auf den Namen Julia hört. Sie hat eine Stimme, die mir sehr bekannt vorkommt, ich aber nicht direkt einordnen kann. Letztlich denke ich, dass sich die normative Kraft des Faktischen, die Praxis durchgesetzt hat und Erfahrung zu den verschiedenen Prozentzahlen geführt hat.
Fasslager in der Brauerei
Im Fasslager unter dem Dach erläutert Bernd verschiedenes zu den Fässern, über die Schwierigkeit an gute Sherryfässer heranzukommen und über seine Bezugsquellen für verschiedene Weinfässer. Der Angels Share beträgt hier zwischen 8 und 9 Prozent und ist Konsequenz der starken klimatischen Schwankungen direkt unter dem Dach. Wir haben Gelegenheit olfaktorische Eindrücke von dem ein oder anderen Fass zu gewinnen. Wieder ist es diese Julia, die darauf aufmerksam macht, dass man den Whisky durch das Öffnen der Fässer beim Reifen beeinflusst.
Wechsel in die Whiskywelt
Nach der Brauereibesichtigung machen wir uns auf den Weg zur Burg Scharfenstein, die rund 15 Minuten mit dem Auto oder Bus entfernt liegt. Da es sich bezogen auf das evangelische Umland um eine seltene katholische Enklave bei Worbis handelt, dessen interessante Stadtgeschichte man auch bei Wikipedia nachlesen kann, hatte sich die Stadt als Ausrichtungsort für einen Besuch des damaligen Papst Benedikt beworben. Zwar war der Zuschlag ausgeblieben, aber die Restaurierung der Burg hatte begonnen und war weit fortgeschritten. Was nun mit ihr anfangen? Da erschienen Bernd und seine Familie mit der Idee einer Whiskywelt als Erlebnis- und Ausflugsziel. Dabei würde die Burg zugleich eine Erweiterung der Whiskyherstellungsmöglichkeiten für Nine Springs bedeuten.
Burg, Whiskywelt und Schönheit
Nun bin ich nicht unbedingt der geeignetste Mensch, um die Ästhetik wiederzugeben, die von der Burg und der Whiskywelt ausgeht. Aber ich darf verraten, dass sich die Schönheit eines Ortes in den Menschen widerspiegelt, die ihn besuchen oder die Freude haben, an ihm leben zu dürfen. Daher, und auch, weil die Beschreibungen und Verbalisierungen der übrigen Whiskygraphen keinen anderen Schluss zulassen, kann ich doch berichten, dass es sich bei der Whiskywelt Burg Scharfenstein um einen ausgesprochen schönen Ort handelt, den zu besuchen sich lohnt.
An der Bar mit einer Whiskypäpstin
Bevor wir die Führung durch die Whiskywelt beginnen, brauchen wir alle erst einmal eine Erfrischung. Diese gibt es an der Bar in Form eines Neunspringe Bieres, das mir sehr gut gefällt. Am Stehtisch komme ich dann auch mit Julia ins Gespräch und kann endlich ausmachen, woher ich die Stimme kenne: aus dem Radio. Als ich sie nach ihrem Nachnamen frage, besteht kein Zweifel mehr, es ist Julia Nourney. Am 24.12.16 hatte es im Deutschlandfunk eine dreistündige Sendung mit dem Titel „Eine lange Nacht über Whisky – Welcome Mr. Barleycorn“ gegeben. Sie kann in der Mediathek des DLF gefunden werden, ist sehr zu empfehlen, hat mich zu einem Artikel über Whisky und Literatur inspiriert und beinhaltet mehrere Beiträge von Julia. Eine echte Whiskypäpstin, mit der ich da die Freude habe ins Gespräch zu kommen.
Im Kino mit der Welt in der Whiskywelt
Erfrischt startet die Führung durch die Whiskywelt in einem Kino, in welchem im normalen Betrieb 2 kurze Filme, Spieldauer rund 30 Minuten, gezeigt werden, um auf die Erlebnisse einzustimmen und erste Informationen zu geben. Wir sehen hier an diesem Tag nicht die Filme, sondern hören weitere Aspekte direkt aus dem Munde Bernds. Einen Teil davon findet man auch in einem Artikel der Welt vom 31.01.18 aus der Feder Philipp Nagels mit dem Titel „Genuss: Warum es klug ist, in Thüringen Whisky zu brennen„. Die Whiskywelt ist so konzipiert, dass der Besucher sie alleine erkunden kann und dabei keine spezielle Reihenfolge einhalten muss.
Stationen der Whiskywelt
Am Arm Julias, die so freundlich und selbstbewusst ist, mir nach dem Kino anzubieten, mich zu führen, geht es dann unter anderem zu den verschiedenen Schautafeln, der Brennblase für den Feinbrand, die auf der Burg angesiedelt ist und in ein Lagerhaus, das erst vor kurzem fertiggestellt worden ist. Allenorts erläutern Bernd für die Gruppe und Julia etwas spezieller für mich, was zu sehen, erleben und zu wissen ist. Bernd verweist auch auf die eher unschönen Seiten, die sich zeigen, wenn man Whisky produzieren will. In Bürokratistan gibt es doch einiges an Vorschriften und Auflagen, deren Sinnhaftigkeit sehr fragwürdig sind, dem Unternehmer das Leben aber doch schwer und unnötig teuer machen können. Aber wer kennt das nicht aus seinem Arbeitsalltag? Und doch, die Schotten und Iren haben es diesbezüglich wohl wesentlich einfacher.
Geruchsproben
Ein Highlight der Whiskywelt sind zweifelsfrei die verschiedenen Geruchsproben. Zum einen können verschiedene Aromastoffe wie Eiche, tropische Früchte, Gewürze oder Vanille erschnüffelt werden, zum anderen der sehr deutliche Unterschied von Vorlauf, Mittellauf und Nachlauf. Und das am Arm und assistiert von Julia The Nose Nourney machen zu können ist natürlich eine unbezahlbare Erfahrung. Insgesamt ist die Whiskywelt Burg Scharfenstein eine klare Empfehlung und zwar sowohl für fortgeschrittene Whiskygenießer, wie auch für Neulinge und solche, die sich eher periphär für Whisky interessieren.
Nine Springs im Glas
Im Anschluss an unsere Expedition durch die Whiskywelt gab es dann endlich auch einen Whisky ins Glas, den Nine Springs 1867. Er ist der Tribut an das Jahr der Gründung der Neunspringe Brauerei und als Sonderabfüllung leider nicht mehr erhältlich. Er hat 3 Jahre in einem Virgin-Oak-Fass gelagert, bevor er für rund 9 Monate in einem Marsala-Cask gefinished und schließlich mit 52,9 % abgefüllt worden ist. Und er kann mich tatsächlich positiv überraschen und überzeugen. Süße Früchte mit einem weinigen Touch, Karamell und ein Hauch Marzipan sind mir neben einer leichten alkoholischen Schärfe in Erinnerung. Das ist schon sehr weit weg von den Geruchs- und Geschmackserfahrungen, die ich vor einigen Jahren mit Deutschem Whisky hatte sammeln müssen.
Deutscher Rauch
Danach landet ein weiterer Nine Springs in unseren Gläsern. Er hat für 4,5 Jahre in einem Fass aus Deutscher Eiche gelagert, bevor er für ein halbes Jahr in einem Oloroso-Sherryfass gefinished worden ist. Es ist ein rauchiger Vertreter der Distille und die Art der Rauchigkeit, keineswegs brachial, sondern eher elegant-harmonisch, finde ich sehr interessant. Außerdem bringt der Malt eine fruchtige Süße, eine leichte Nussigkeit und seichte Anklänge von Tannennadeln mit. Auch dieser Whisky ist von einer Güte, die ich nicht erwartet hätte. Mir sagt der erste etwas mehr zu, bei Julia ist es umgekehrt, sie präferiert den zweiten.
Talkrunde zu Deutschem Whisky
Von Bernd eingeleitet und auch teilweise von Jason moderiert schloss sich danach eine Talkrunde zum Thema Deutscher Whisky an. Es war außerordentlich interessant die verschiedenen, stets sehr reflektierten Meinungen zu hören. Dabei traten mitunter deutliche Meinungsdifferenzen zu Tage, aber gerade in dieser Weise fanden doch unterschiedlichste Aspekte in Zusammenhang mit dem Deutschen Lebenswasser Beleuchtung.
Der Deutsche Markt
Sachkundig konnte uns Bernd, der mit Nine Springs auch dem 2012 gegründeten Verband Deutscher Whiskybrenner angehört, über verschiedene Aspekte bezüglich des Whiskys in Deutschland aufklären. So gibt es in Deutschland mittlerweile über 150 verschiedene Whiskyproduzenten, von denen sich rund 40 in dem Verband vereinigt haben. Ein Verbandsziel ist unter anderem, den Anteil an verkauften Whisky auf dem Heimatmarkt auf 4% zu erhöhen, von derzeit 1,5% kommend.
Probleme aus meiner Sicht
Wie erwähnt war der Austausch über verschiedene Faktoren, welche die derzeitige Situation für den Deutschen Whisky bedingen, durchaus aufschlussreich und kontrovers. Das entscheidende ist sicherlich die Qualität eines Whiskys und jene wird selbstverständlich subjektiv beurteilt. Ein hohes Maß an intersubjektiv attestierter Güte muss daher im Fokus der Bemühungen der Deutschen Whiskybrenner stehen. Ein zweiter wesentlicher Aspekt ist auch, dass diese Qualität Deutscher Produkte weitergetragen und dargestellt wird. Und bezogen auf beide Punkte finden sich die Deutschen Whiskybrenner hinsichtlich der Marktsituation unter erheblichem Konkurrenzdruck.
Die Konkurrenz
Konkurrenz an sich bedeutet keineswegs Feindschaft. Vielmehr kann sie auch das Geschäft beleben und es können sich sogar Synergien dabei auftun. Betrachtet man allerdings die Teilnehmer am Markt, dann muss man doch konstatieren, dass sehr unterschiedliche Ausgangsbedingungen für den Erfolg bestehen. Die meisten Distillen mit den größten Marktanteilen, wobei man sicherlich den Markt noch einmal genauer in verschiedenen Segmenten betrachten müsste, verfügen über ganz andere Mittel und Möglichkeiten, als die Deutschen Whiskybrenner, die häufig eine Tradition in der Herstellung anderer Spirituosen oder beim Bierbrauen haben. Die Deutschen Whiskybrenner mögen einen lokal begrenzten Vorteil der Regionalität haben, aber dieser wird eben dadurch aufgehoben, dass Whisky nicht das Nationalgetränk der Deutschen mit einer jahrhunderten oder -tausenden alten Vergangenheit im kulturellen Gedächtnis ist, wie es sich in Schottland oder Irland zeigt.
Andere Länder
Der Weg für Deutschen Whisky zu einem höheren Heimatmarktanteil kann nur über die Qualität des Whiskys und die entsprechende Darstellung dieser Güte gehen. Andere Länder haben in älterer und jüngerer Vergangenheit vorgemacht, wie es funktionieren kann. Beispielsweise seien die USA, Japan, Kavalan aus Taiwan oder auch Schweden mit Mackmyra genannt. Wir sind mit unserem Blog sehr bewusst auch international unterwegs, wissen daher einerseits, dass man auch etwas suchen muss, bis man die Perlen eines Landes entdeckt, andererseits aber auch, dass es solche Perlen in Ländern gibt, wo man sie nicht unbedingt vermuten würde. Eben deshalb haben auch wir einmal ein internationales Whiskytasting ausgerichtet. Bei diesem war sehr bewusst kein Deutscher Whisky vertreten, aus heutiger Sicht leider und zu unrecht. Heute würden wir auf jeden Fall einen mit ins Line-up nehmen. Vielleicht kommt sogar bald einmal ein Tasting, dass sich ausschließlich mit Deutschem Whisky befasst.
Die Qualität eines Whiskys
Ausschlaggebend dafür ist schlicht und einfach die Qualität der Deutschen Destillate, die sich doch bemerkenswert stark gesteigert zu haben scheint. Was ist nun Qualität? Diese Frage muss und kann jeder Whiskyliebhaber für sich selber beantworten. Für mich macht sich Qualität daran fest, dass ich die Spirituose im Glas am Geruch und Geschmack einerseits eindeutig als Whisky erkennen muss und zuordnen kann, andererseits der Whisky einen einzigartigen, individuellen Charakter haben sollte und haben darf, der mir etwas unvergleichliches beschert. Das ist das Spannungsfeld, in dem sich die Qualität eines Whiskys bewegt.
Die Qualität Deutschen Whiskys
Den individuellen Charakter eines Whiskys zu erzeugen ist, denke ich, ein geringes Problem, da es genügend Variablen gibt, die auf ihn Einfluss nehmen. Dass dieser Charakter einer ist, der möglichst vielen Menschen zusagt hingegen, ist eine große Herausforderung. Ein großes Problem der Qualität des Deutschen Whiskys in der Vergangenheit hat für mich allerdings darin bestanden, einen Whisky zu machen, der auch eindeutig und unverwechselbar als Angehöriger seiner Gattung erkannt werden kann. Es ist sicherlich eine Grundsatzfrage, die auch an diesem Abend zur Sprache kommt und über die alles andere als Einigkeit herrscht, ob die Deutschen Whiskybrenner eher versuchen sollen die Schotten und Iren nachzuahmen, oder, ob sie sich stärker darauf fokussieren, etwas eigenes zu produzieren. Ich denke, dass sie gut daran tun, beides zu machen. Und aus meiner Sicht war eine entscheidende Schwäche Deutschen Whiskys früher, dass man sie in einer Blindverkostung, in welcher nicht verraten wird, welche Spirituose im Glas ist, nicht unbedingt eindeutig als Whisky erkannt hätte. Ob man dabei in der Orientierung an Schottland und Irland so weit gehen muss wie die Japaner, dass sei dahingestellt.
Whisky muss nach Whisky schmecken
Ohne Frage darf und soll Whisky unverwechselbar sein. Aber Whisky muss eben auch nach Whisky schmecken. Wenn mir, und das ist in Bezug auf Deutschen Whisky einfach schon vielfach geschehen, jemand stolz sein Produkt reicht und explizit erklärt, dass es gar nicht nach schottischen, irischem oder amerikanischem Whisky schmecken soll, dann werde ich für meinen Teil skeptisch. Meine Geruchs- und Geschmackserfahrungen, die meine Vorstellung davon, was ein Whisky und was kein Whisky ist, grundlegend geprägt haben, kommen aus den Ländern, aus denen der Whisky ursprünglich stammt. Das was Whisky heißt, muss nach Whisky schmecken und hat daher auch die Benchmark für alles gesetzt, dass sich Whisky nennen möchte. Meine implizite Vorstellung davon, was Whisky ist, wie er riecht und schmeckt umfasst zwar mittlerweile eine gewaltige Bandbreite, die sich auch gerne erweitern darf, aber ein Whisky darf eben nicht zu weit außerhalb dieser liegen. Ein Whisky, der nur nach Rum schmeckt, ist kein guter Whisky. Ein Whisky, der nur nach Obstler schmeckt, ist kein guter Whisky. Es mag sich dann für den ein oder anderen trotzdem um gute Spirituosen handeln, aber meinen Geschmack trifft das eben nicht.
Fehler
Eindeutig benennen möchte ich einige Fehler, welche Whiskybrenner insgesamt besser nicht machen, egal aus welchem Land sie stammen. Zu berücksichtigen ist, dass die Whiskyproduktion kein ganz klar, wissenschaftlich beschreibbarer Vorgang ist, zumindestens, wenn man ihn auf die exakte Erzeugung eines bestimmten Geruchs- und Geschmacksprofils bezieht. Mit anderen Worten kann man über die Frage, was den Geruch und den Geschmack in den Whisky bringt, physikalisch, chemisch und physiologisch so viel wissen wie man will, es befähigt einen nicht einen guten Whisky zu machen. Dazu braucht es Erfahrung. Und Erfahrung muss man zeitintensiv sammeln. Es ist vermessen von sich anzunehmen, man könnte in einem Jahrzehnt erreichen, was andere erst in jahrhundertelanger Tradition geschafft haben. Und doch sollte eben genau das Ergebnis dieser langen Tradition das gesteckte Ziel sein.
Die Verlockungen des Marktes
Da Whisky ein Luxusgut ist, auf das die Menschen, wenn das Geld knapp werden sollte, sehr früh verzichten, ist sein Absatz ganz sicher konjunkturabhängig. Derzeit befinden wir uns vermutlich am Ende eines sehr positiven Konjunkturzyklus. Von dieser Seite her wird die in den letzten Jahren immer weiter gestiegene Nachfrage wahrscheinlich auch wieder sinken. Das wird einen Einfluss auf die Preisgestaltungsmöglichkeiten haben. Mit anderen Worten determinieren auch die Marktbedingungen, ob und wann ein Whisky auf den Markt kommt, ob er abgefüllt wird. Das ist auch keineswegs als Kritik aufzufassen. Die letzten Jahre waren für die Whiskybrenner ideal vom Markt her. Das führt einerseits zu starker Konkurrenz, andererseits zu Produktionsdruck. Und letzterer ist ein großes Problem. Es ist der Whisky, der entscheidet, wann er gut ist, und nicht der Markt, zumindestens, wenn es um Geruch und Geschmack, damit die Qualität geht. Den Verlockungen des Marktes aber haben doch einige Whiskybrenner in Deutschland zu schnell nachgegeben. Das ist mein Eindruck. Da wollten doch einige die Gunst der Stunde, den günstigen Markt nutzen, bevor sich die Rahmenbedingungen wieder ändern. Und dabei sind dann eine Menge Whiskys auf den Markt gekommen, welche den Ruf des Deutschen Whiskys nachhaltig beschädigt haben.
Einordnung
Diese Beschreibung ist keineswegs als Vorwurf zu verstehen. Es handelt sich schlicht um eine subjektive Analyse der Situation des Deutschen Whiskys. Es ist legitim und kein Verbrechen mit Whisky Geld verdienen zu wollen. Ebenso legitim und kein Verbrechen sind die Anliegen der Konsumenten, die für möglichst wenig Geld möglichst viel Qualität haben wollen. Aber es entstehen in diesem Spannungsfeld eben auch ungewollte Effekte, die zum Problem werden können. Man darf einerseits die finanziellen Vorleistungen, in die ein Whiskybrenner treten muss, die einige Zwänge erklären und zeitlich sehr lange bestehen können, nicht unterschätzen, andererseits darf man aber auch den Markt und die Konsumenten nicht unterschätzen. Einmal gelerntes umzulernen ist wesentlich schwieriger, als neues zu lernen. Zu lernen, dass eine bestimmte Kategorie Whisky gut ist oder sein kann, ist wesentlich einfacher, wenn man das machen kann, ohne vorher gelernt zu haben, dass diese Kategorie des Whiskys nicht gefällt.
Empfehlung
Und es sind nicht nur die menschlichen Gesetze des Lernens, die das Verhalten des Marktes erklären, es sind auch die der Wahrnehmung und des Gedächtnisses. Denn der Whiskygenießer und der Markt vergessen keine Geruchs- oder Geschmackserfahrung. Ganz besonders gilt das für aversive Erfahrungen. Überspitzt will ich eine sehr gewagte Behauptung aufstellen. Ich glaube gar nicht unbedingt, dass die Deutschen Whiskybrenner in Summe mehr guten Whisky machen müssen. Ich denke, dass die Zeit diesen für sie herstellen wird. Ich denke aber, dass sie unbedingt weniger schlechten Whisky auf den Markt bringen sollten, da dieser stark rufschädigend wirkt.
Zurück auf die Burg
Bevor ich nun aber Gefahr laufe einen kompletten Essay über Deutschen Whisky zu schreiben, wieder zurück auf die Burg und zurück zu Nine Springs. Die beiden im Glas haben mir gefallen. Ich kann mir gut vorstellen eine Flasche davon mit Freunden zusammen bei einer Gelegenheit leer zu machen. An der Bar landen später weitere Abfüllungen in meinem Glas, die ich die Gelegenheit habe mit Julia kurz zu erörtern. Und dabei ist kein einziger schlechter. So wird es gemacht. Auch eine spezielle Gruppenabfüllung wird uns aus dem Shop, dessen Besuch sich ebenfalls lohnt, nach Hause begleiten. Ich freue mich schon darauf, wenn wir ihn gemeinsam öffnen.
Essen und informeller Teil
Die perfekte Gastfreundschaft auf der Burg ließ auch beim Essen und späteren informellen, lockeren Teil nicht nach. Bernd und sein Team konnten uns auch mit einem leckeren Buffet für sich einnehmen. Die weiteren Biere und Whiskys aus dem Hause Neunspringe, bzw. Nine Springs waren ebenfalls gut. Und ein ganz besonderes Vergnügen war dann mit den anderen Bloggern und Vloggern ins Gespräch zu kommen. Die Unterhaltungen drehten sich nicht nur um Whisky, sondern auch andere Themen kamen zur Sprache und insgesamt kann man sagen, dass es ungeheuer interessant, anregend und inspirierend war, auf die Kollegen zu treffen – auch und vielleicht gerade, wenn es einmal nicht um das Lebenswasser ging.
Danke an Norman für diese 3 Fotos!
Blind im Getümmel
Wen man bei solchen Gelegenheiten kennenlernt und wen nicht, bestimmt in meinem Fall weitestgehend der Zufall. Da ich nicht in der Lage bin visuell Kontakt aufzunehmen, muss immer der dran Glauben und sich in ein Gespräch verwickeln lassen, der gerade in meiner akkustischen Reichweite ist. Erwischt hat es unter anderem Paul Bosek, der den Blog Whisky und Pfeife betreibt. Mit ihm konnte ich die Thematik rund um den Deutschen Whisky weiter vertiefen. Er schätzt unter anderem die Eifel-Whiskys, die ganz aus der Nähe von uns kommen, aus Ochtendung. Auch ich habe tatsächlich mittlerweile hin und wieder einen solchen im Glas und mir schmeckt auch der Eifel-Rum ganz gut. Beide genieße ich sehr gerne nach einem guten Essen in Mayen in der Gaststätte Im Römer.
St. Kilian
Bei unserer Diskussion, aber auch in den Einzelgesprächen, kam die Rede selbstverständlich auch auf St. Kilian. Auch dort waren wir zur Präsentation des ersten Whiskys eingeladen gewesen, konnten zeitbedingt aber leider nicht partizipieren. Es muss ebenfalls eine sehr schöne Veranstaltung gewesen sein, die dem Ruf des Deutschen Whiskys insgesamt sicher nicht geschadet hat. Der One landet dann auch an diesem Abend bei mir in Glas, kann mich aber nicht ganz überzeugen, obwohl es sicher kein schlechter Whisky ist. Bei einigen Teilnehmern findet er großen Zuspruch.
Tim Testet Whisky
Auch mich hatten die Malzbrände von St. Kilian positiv überrascht, zum Beispiel bei der Aquavitae 2018, einen Bericht gibt es hier. Im Glas waren bei mir Batch 4, 5 und 6 gelandet. Über Batch 7 komme ich ins Gespräch mit Tim König, der den YouTube-Kanal Tim Testet Whisky betreibt. Dieses letzte Batch der Malzbrände vor dem ersten Whisky wurde unter Mitwirkung einiger Kollegen, unter anderem Tim, gestaltet. Damals waren die Fässer einzeln von den Anwesenden ausgesucht und bewertet worden. Die Möglichkeit zur Teilnahme konnte man wohl gewinnen. Tim erzählt in seiner sehr sympathischen, höflichen Weise begeistert von dem Ereignis, dass toll gewesen sein muss und lässt mich Batch 7 auch probieren. Nicht schlecht, was die Kollegen da ausgesucht haben.
Sampleaustausch
Tim war es auch, der bei einer von Paul organisierten Aktion ein Sample von mir zu bekommen hatte. Unter freundlicher Mithilfe von Hagen hatte ich für ihn den Armorik Lightly Peated for Germany abgefüllt. Ich bin gespannt, wie ihm der Whisky aus der Bretagne, den Französischen Highlands, schmecken wird. Ich wiederum habe das Sample von Andreas Bernhardt von Whisky & Vinyl gezogen, einen 11-jährigen Ballechin Distillery Only aus dem Coconi-Rum-Fass. Tatsächlich habe ich von diesem sogar eine Flasche bei mir stehen, die mir mein Freund Willy von einem Besuch bei Edradour, einen Bericht darüber kann man hier nachlesen, mitgebracht hat.
Open Bottle Party
Im weiteren Verlauf des abends ergeben sich zahlreiche interessante Gespräche und es gibt eine unglaubliche Menge an Impulsen und Inspirationen zu sammeln. Eine Art Open Bottle Party war auch Teil des Treffens. Wir hatten von Hagen einen Jura von Anam na h-Alba aus einer Fassteilung, von Patrick einen Teaninich von Cooper’s Choice und von mir einen Loch Lomond 17 Organic, einen Glengoyne Legacy Chapter One, zu dem es auch ein Whiskygramm gibt, und den aktuellen Springbank Cask Strength von 2019 im Gepäck.
WhiskyBabbler und The Scotch Malt Whisky Society
Mit Norman Bartel, dem WhiskyBabbler, der auch in Natura außerordentlich sympathisch und humorvoll rüber kommt, kommen wir auf The Scotch Malt Whisky Society, SMWS, zu sprechen. Er hat 2 Abfüllungen von ihnen dabei. Einmal einen Glenrothes, der 9 Jahre in einem Oloroso-Fass und dann noch 12 Jahre in einem PX-Fass gereift ist und einmal einen 9-jährigen BenRiach. Bei der SMWS werden die Whiskys mit einem Zahlencode versehen, um Distille und Fass einzuordnen. Zusätzlich werden die Whiskys mit einem kurzen Satz oder Namen beschrieben. Wir sprachen auch über einen Ledaig mit dem Code 42.42. Hier hätten sich viele Freunde des Whiskys und von Douglas Adams natürlich eine Omage an „Per Anhalter durch die Galaxis“ gewünscht. Stattdessen heißt er „Waiter … their’s ash in my coffee“.
Whiskythemen
Es ist eine unfassbare Menge an verschiedenen Themen rund um den Whisky, die kürzer oder länger in den verschiedenen Unterhaltungen besprochen werden. Whiskyregionen, Fässer, das Brennen, Rohstoffe, Abfüller, Destillerien, Gläser, Händler, Importeure, Transparenz und vieles weitere mehr kommt zur Sprache. Es ist schon ein besonderes Vergnügen sich mit Kollegen auszutauschen, deren Leidenschaft für das Lebenswasser teilweise deutlich weiter geht, als die eigene. Mit Dominik Köppel aus der Steiermark, der den YouTube-Kanal Whisky-Dodo betreibt, kommen wir in den Genuss einen 25-jährigen Ben Nevis aus einem Sherry Butt zu verköstigen, der für das 25-jährige Jubiläum von Whisky.de abgefüllt worden ist. Ein traumhafter Whisky.
Themen vom Whisky in die Welt
Wie erwähnt beschränken wir uns nicht nur auf Whisky. Auch den verschiedenen Persönlichkeiten ein wenig näher kommen zu können ist alles andere als uninteressant. Nachdenklich stimmt mich beispielsweise das Thema Whisky und Feminismus, dass sich mit einer Vertreterin des Blog Whisky & Frauen findet. Der Feminismus und Frauenrechte sind außerordentlich spannende und wichtige Themen, in die ich mich theoretisch ein wenig eingelesen habe und die mir praktisch beispielsweise von Sozialarbeiterinnen in Frauenhäusern oder Vertretern von Amnesty International einiger Maßen vertraut sind. Jene Vertreterin von Whisky und Frauen regt auch an beim nächsten Treffen der Blogger und Vlogger im Jahr 2020 in einer Talkrunde darüber zu sprechen, in wie weit wir als Influencer durch unsere Tätigkeit gesehen werden müssen.
Influencer
Ich bin bezüglich der Einschätzung meiner meinungsmachenden Wirkung durch Artikel auf unserem Blog sehr zurückhaltend. Selbstverständlich muss man verantwortungsvoll schreiben, aber dass ich viele Menschen in ihrer Meinung, ihrem Kaufverhalten oder gar in ihrem Geschmack beeinflusse, davon gehe ich nicht unbedingt aus. Da gibt es Kollegen, die anerkannter Maßen eher eine Orientierung darstellen. Etwas unverständlich stehe ich den Angriffen gegenüber, denen man sich bei Betreiben eines Blogs ausgesetzt sieht. Denn genau das wird einen immer mal vorgehalten, man sei parteiisch, wollte Meinung machen, beeinflussen. Auf den Punkt gebracht ist es für mich schlicht so, dass ich durch das Schreiben erstens die eigene Meinungsbildung befördern will, zweitens andere Whiskyinteressierte gerne daran teilhaben lasse, wie ich auch sonst im Leben zu allem möglichen meine Meinung mitteile und sich drittens genau durch die Bildung und Darstellung der Meinung erst die Möglichkeit zum Meinungsaustausch ergibt. Eine Meinung zu haben und darzustellen heißt noch lange nicht andere beeinflussen zu wollen. Es ist vielleicht auch nur der Wunsch reflektieren zu können, neue Anregungen, Impulse zu bekommen.
Die Früchte der Arbeit
Ein häufiger Vorwurf an Blogger und Vlogger ist, dass sie nur arbeiten, um ab und an ein paar Gratissamples abstauben zu können. Ganz ehrlich, da kann ich natürlich nur für mich sprechen, aber genau das empfinde ich mitunter als eher anstrengend. Ständig kommt jemand zu einem, eine Distille, ein Abfüller, ein Importeur oder ein Händler und möchte, dass man etwas über ihn oder einen Whisky schreibt. Was bitte soll daran gut sein? Es nervt und ist meistens Stress und zwar ganz besonders dann, wenn man mit qualitativ fragwürdigem Zeug belästigt wird. Aber das kann durchaus auch toll sein, wenn man so in die Gelegenheit kommt einen guten Whisky sehr früh oder gar als erster probieren zu können, wie zum Beispiel auf der letzten Whisky Fair in Limburg bei Irish Whiskys, einen Bericht dazu gibt es hier. Wir bekamen den J.J. Corry The Flintlock ins Glas und überdies hatten wir die Freude uns lange mit Louise McGuane austauschen zu können. Und das ist für mich ein Effekt des Bloggens, den ich so nicht erwartet hätte, als ich damals Hagen bekräftigte, der die Idee zu unserem Blog gehabt hatte. Man kommt einfach mit interessanten Menschen dadurch in Kontakt. Und genau das ist auch bei unserem Treffen bei Nine Springs auf der Burg Scharfenstein geschehen.
Julia Nourney
So ist es mir vergönnt sehr lange und doch viel zu kurz mit der Whiskypäpstin Julia Nourney an der Bar über ihre Arbeit in der Welt der Spirituosen zu sprechen. Julia ist nicht nur für die Medien ein beliebter Ansprechpartner in Sachen Whisky, Gin oder Cognac, mit ihrer Tätigkeit im Bereich Whisky-Consulting ist sie auch Beraterin für sehr viele Distillen. Dabei ist sie weltweit eine von 2 Frauen, die eine solche Dienstleistung anbieten und davon leben können. Überdies publiziert sie selber in unterschiedlichen Fachmagazinen, hält Tastings und Seminare und kennt so ziemlich jeden persönlich, der irgend etwas mit Spirituosen zu tun hat. Sie ist bei dem Treffen dabei, weil sie am Folgetag beginnen wird die Fässer von Nine Springs olfaktorisch zu beurteilen. Sie wird am morgen mit über 100 Fassproben bei sich im Hotelzimmer erwachen, die sie alle verriechen muss. Am Tag danach werden es wieder so viele gewesen sein.
Whiskypäpste unter sich
Julia gewährt mir weitere faszinierende Einblicke in ihre Arbeit, die auch darin besteht, Teil der Jurys zu sein, die verschiedene Spirituosen-Preise vergeben. Unter anderem gehört sie zu den wenigen Menschen, die das Vertrauen von Jim Murray, dem Autor der berühmten, nicht selten sehr kontrovers diskutierten Whisky Bibel, genießen. Insofern kommt sie hin und wieder in den Genuss mit dem Whiskypapst zusammen bei ihm zu Hause den ein oder anderen Tropfen verkosten zu können. So auch 2016, nachdem Jim den Crown Royal Northern Harvest zum besten Whisky des Jahres gemacht hatte. Nicht nur kein Schotte, auch kein Single Malt, sondern ein Rye. Und Julia erzählt, dass sie Jims umstrittene Entscheidung absolut nachvollziehen konnte, nachdem sie bei ihm einige Whiskys im Blindtasting verglichen hatte.
Ende an der Bar und New Make
Nach einem großartigen Tag und Abend kommen wir bei einem letzten Bier mit Bernd zusammen an der Bar zum Ende einer rundum gelungenen Veranstaltung. Auch hier erfahren wir weiteres und kommen in den Genuss den New Make von Nine Springs verkosten zu können. Und der überrascht mich nachhaltig. Einige verschiedene New Makes hatte ich auf Islay vor kurzem verkosten können, einen Bericht findet man hier, und auch bei anderen Gelegenheiten war schon der ein oder andere in meinem Glas gelandet. Müsste ich mich entscheiden, dann war der von Nine Springs der vermutlich aromatisch-fruchtigste von diesen, von einer sehr angenehmen Klarheit, die absolut nichts Steriles hat. Ein tolles Ausgangsprodukt.
Whiskyschwund und Unterbringung
Als wir uns dann auf den Weg machen in die wunderschön renovierten Zimmer in der Burg, die wir als erste das Vergnügen haben unsere Beherbergung nennen zu dürfen, fehlen doch einige unserer Whiskys. Hagens Jura, mein Glengoyne und mein Springbank waren ebenso unauffindbar, wie das Sample des Ballechin von Andreas. Da hatte der Whisky doch nicht nur bei uns ganze Arbeit geleistet. Im Nachgang stellte sich dann heraus, dass Andre Lautensack von Whisky Evening versehentlich meine beiden Flaschen eingepackt hatte. Hagens Jura hingegen bleibt verschollen.
Frühstück
Am nächsten morgen ist es uns beschieden bei bestem Wetter mit Malte Schweia von Malte Talks Malts und seiner Lebensgefährtin zusammen ein gutes Frühstück auf der idyllischen Terrasse einnehmen zu können. In netter Gesellschaft wird sich für die Rückfahrt gestärkt und erste Reflexionen der Ereignisse und Erlebnisse beginnen. Klar wird bereits, dass wir nicht die einzigen sind, die es nicht bereut haben die Fahrt hierher auf sich genommen zu haben.
Fazit Nine Springs
Mich hat der Nine Springs Single Malt nachhaltig positiv überrascht. Ich freue mich tatsächlich darauf, ihn bald mal wieder im Glas zu haben. Noch stärker freue ich mich darauf, den Nine Springs in einigen Jahren, wenn ihm die Zeit noch mehr Tiefe und Komplexität verliehen haben wird, wieder zu verkosten. Nicht nur die vielen verschiedenen guten Fässer, die bei Nine Springs zur Verfügung stehen, nicht nur der tadellos transparent dargestellte Prozess der Whiskyherstellung, der hier perfektionistisch betrieben wird, sondern auch die erhebliche Güte des New Makes und die gemachten Geruchs- und Geschmackserfahrungen machen mich sicher, dass ich in einigen Jahren einen Whisky aus Thüringen trinken werde, den ich auch hinsichtlich der Reife, der Komplexität und der Tiefe schätzen werde.
Fazit Deutscher Whisky
Meine Meinung zum Deutschen Whisky hat sich auch mit dem Besuch der Burg Scharfenstein geändert. Einerseits ist mir die schwierige Ausgangslage für Deutschland als Standort der Whiskyproduktion trotz des günstigen Marktumfeldes klarer geworden, andererseits haben mir die Whiskys doch sehr deutlich vor Nase und Gaumen geführt, dass die Qualität der Deutschen Destillate drastisch steigt. Der Deutsche Whisky ist auf einem sehr guten Weg, den er geduldig und beharrlich weitergehen sollte.
Fazit Blogger und Vlogger
Die Deutsche Blogger- und Vloggerszene rund um den Whisky persönlich kennenlernen zu dürfen war eine große Freude. Sehr unterschiedliche Charaktere, jeder angenehm und interessant auf seine Weise, haben eine spannende Menge gebildet. Mich in jeglicher Hinsicht in so angenehmer Gesellschaft wieder zu finden, hätte ich nicht unbedingt erwartet. Und hier sind noch zahlreiche Kollegen wie Lou Bandura, die den YouTube-Kanal Taste betreibt, Jürgen Reif von Talking about Whisky, Simon Lemke von Whisky Violence oder Aaron Engelmann von Drams United ungenannt geblieben.
Dank
Man hätte noch mehr über das Treffen zu Papier oder auf den Bildschirm bringen können. Eindrucksvoll, angenehm und interessant war es, mit einem hohen Erinnerungswert. Einiges muss ungenannt bleiben, da auch der genauste Chronist nicht jede Sekunde wiedergeben kann. Aber wer will es auch schon so genau wissen? Am Ende bleibt es an uns, uns ausdrücklich bei Bernd und Jason für die Organisation und Durchführung eines voll umfänglich gelungenen Treffens zu bedanken. Besser hätte es nicht sein können. Whisky soll verbinden und Freude bringen. Das hat er getan.
Bernd Ehbrecht
Danke Alex, es freut mich sehr, dass Du einen solch ausführlichen Bericht über das Treffen auf Burg Scharfenstein geschrieben hast. Es würde mich sehr freuen, Dich und Deine Freunde hier bald wieder zu begrüßen
Alles Gute und bis bald
Bernd
Alex
Sehr gerne, war uns ein Vergnügen und wir kommen ganz sicher wieder. Herzliche Grüße, Alex.
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