Mehr als nur die Mitgliedschaft in einer Genussgemeinschaft
Immer wenn die Welt in Flammen steht, der Krieg und der Hass die Menschlichkeit vertilgt oder das Wasser und die Flut gierig ihre Tentakel nach Menschenleben ausstreckt, wird evident, warum Teil der Whiskycommunity sein zu dürfen, mehr als nur die Mitgliedschaft in einer Genussgemeinschaft bedeutet.
Genuss und Werte verbinden
Genuss verbindet ebenso, wie es gemeinsame Werte vermögen. Allerdings ist Teil einer Wertegemeinschaft zu sein tragfähiger. Denn Werte sind beständiger. Genuss kann flüchtig sein. Die aus ihm hervorgehenden Verbindungen und Verbindlichkeiten sind es nicht, wenn sie wertegebunden sind.
Whiskygenuss und Whiskywerte
Whisky genießen, heißt nicht egoistisch ein Luxusgut zu verkonsumieren. Echter Whiskygenuss bedarf der Gemeinschaft. Und eine Gemeinschaft bedarf der Werte, auf der sie basiert. Jene existieren zwar unausgesprochen in der Whiskycommunity, aber sie sind sehr deutlich erkennbar. Menschlichkeit, Menschenliebe, Hilfsbereitschaft, Empathie und überhaupt der Sinn für die Mitmenschen zeichnet sie aus.
Wertegebundenheit in der Flut
Als wir Whiskygraphen im vergangenen Jahr von der Flut im Ahrtal heimgesucht worden sind, wurde diese Wertegebundenheit der Whiskygemeinschaft für uns sehr deutlich spürbar. Eine unglaubliche Menge an Whiskygenießern sind aktiv geworden, um die entstandene Not und das Leid lindern zu helfen. Eine Whiskyflut gegen die Wasserflut.
Tatkräftige
Marc Fiederer, der die Facebook-Gruppe „Alles rund um Whisky“ hat, legte einen Spendenpool auf, der insgesamt auf knapp 30.000 Euro kam. Tatkräftig wurden u.a. Flo Lochner von der Schnapsstodl, Marco Bonn vom Brühler Whiskyhaus, der Whiskyhort oder Klaus Postert von Poster-Whisky. Aber nicht nur Händler. Auch selber betroffene wie Thorsten Rech vom Genussbahnhof und Restaurant Bahnsteig 1 in Mayschoß, nicht direkt betroffene wie Malte Schweia von Malte talks Malts oder Markus Eichhorn von MyWhiskytasting legten und legen sich kräftig ins Zeug.
Helfende Hände
Die Einnahmen aus Tastings, Auktionen, von Abfüllungen wie dem Craigellachie von North Star Spirits und direkte Spenden kamen uns zu Gute. Damit aber längst nicht genug. Vor Ort eilten den in Mitleidenschaft gezogenen Whiskygraphen, ihren Familien und anderen unzählige Whiskyfreunde zur Hilfe. Susanne Appold, David Frank und viele mehr reichten die helfenden Hände. Sachspenden und Arbeitsleistungen wurden uneigennützig eingebracht.
Werte in Sicherheit
In dem Moment, wo eine kriegerische Aggression einem Volk diejenigen Werte, die wir in Deutschland in Sicherheit genießen dürfen – es sind dies unter anderem Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz, Humanität, Selbstbestimmung oder Gerechtigkeit -, abspricht und zur Flucht zwingt, wiederholt sich dies, wiederholt sich diese gewaltige Hilfsbereitschaft.
Gesellschaftliche und politische Werte
Vielen wird klar, was es für ein Glück ist, auf diesen Werten basierend leben zu dürfen. Vielen wird klar, was Wohlstand wirklich bedeutet, wo er anfängt. Damit Deutschland ein so starker und international beliebter Whiskymarkt sein und bleiben kann, damit wir in ihn, als Teil von ihm, genießen dürfen und können, bedarf es zunächst einmal uneingeschränkt dieser gesellschaftlichen und politischen Werte.
Netzwerke in der Whiskycommunity
Und selbstverständlich gilt in diesen dunklen Zeiten die Solidarität der Whiskycommunity den Menschen aus und in der Ukraine. Die bestehenden Netzwerke in ihr sind bereits aktiv und leisten nach ihren Möglichkeiten Hilfe. Und sie suchen und schaffen diese Möglichkeiten erst, wobei sie dann effektiv und effizient genutzt werden.
Stefan Faulstich
Viele Whiskygenießer mischen maßgeblich in diversen sicht- und unsichtbaren Netzwerken mit, um die notleidenden Menschen nicht ihrem Leid zu überlassen. Allen voran ist da Stefan Faulstich, dessen Familie nicht nur teilweise ukrainestämmig ist, sondern, der auch mit seinem Verein der Köche 1921 Fulda eine intensive Partnerschaft zu ukrainischen Köchen pflegt, die aktuell mit der Nahrungsversorgung in der Ukraine befasst sind.
Transporte mit Rhönblick
Er organisiert, plant, bestückt und koordiniert tonnenweise Transporte von Lebensmitteln und medizinischen Gütern an die Rumänisch-Ukrainische-Grenze, wie auch in das Landesinnere der Ukraine. Überdies betreut und bewirtet er dutzendweise geflüchtete Menschen aus der Ukraine in seinem Hotel Rhönblick und leistet auch damit unverzichtbare Hilfe.
Besitzerwechsel bei der Auktion
Und er erfährt reihenweise Unterstützung aus der Whiskycommunity. So hat Whisky Jason am 23.03.22 die erste von mehreren Auktionen auf seinem YouTube-Kanal zur Unterstützung von Stefans Tätigkeiten durchgeführt. Gespendete Flaschen von Destillerien wie St. Kilian durch Andreas Thümmler oder Teeling, von Händlern und Importeuren wie Mareike Spitzer von Irish-Whiskeys, von Genießern und Sammlern, von whiskymedienschaffenden wie Bernhard Rems von Whiskyexperts oder Whiskygastronomen wie Monika Pummer vom Hotel-Restaurant Dragoner wechselten für den guten Zweck den Besitzer.
Whiskygenuss verpflichtet
Und wer hat geboten? Teilweise die selben, die auch Flaschen zur Verfügung gestellt haben. Teilweise unbekannte Genießer. Teilweise diejenigen, die sich bereits bei der Hilfe für das Ahrtal hervorgetan haben. Alles Menschen, die wertegebunden genießen wollen, die verstanden haben, was Genuss wirklich ist, Werte, Gemeinschaft, Freundschaft, Solidarität, Menschlichkeit und Menschenliebe. Whiskygenuss verpflichtet.
Beispielhafte Beispielhelfer
Ganz stark war dabei übrigens Marion Rossnagel von Cask & Bottles, die für die kommende Auktion einen 25-jährigen Tobermory, der für den Eye for Spirits Whiskyclub gebottled worden ist, zur Verfügung stellt. Oder Andrea Caminnecci von Schlumberger. Oder Sascha Zander, der Friendly Mr. Z, der eine sehr unterhaltsame Performance im Rahmen der Auktion geliefert hat. Beispielhafte Beispielhelfer.
Ziel erreicht
Aber es wäre ein aussichtsloses Unterfangen, hier alle nennen zu wollen, die sich stark gemacht haben für eine gute Sache durch ihre Handlungen. Oder die dies im Rahmen anderer Projekte tun. Die Auktion hat in jedem Fall dadurch, dass mitunter absurd hohe Preise absurd hoch überboten worden sind – genau so muss und soll das in diesem Kontext sein – das avisierte 10.000 Euro-Ziel locker erreicht.
Unicef und Freundeskreis Menschen in Not e.V.
An Arne Wesche von Whic oder dem Online-Shop DeinWhisky würde man nicht vorbeikommen, die beträchtliche Summen zweckgebunden an Unicef durch die Unterstützung ihrer Kunden haben überweisen können. Oder natürlich der bezaubernden Genussbotschafterin Annick Seiz, die über ihre Kontakte zum Freundeskreis Menschen in Not e.V. Hilfe in die richtigen Bahnen hat leiten können.
Werteblindheit
Welche Werte man auch immer mit dem Genuss verbinden mag, einen wert- und wertefreien Genuss kann es nicht geben. Und wer in der Flasche Whisky nur das Alter, den Preis und den Alkoholgehalt sieht, der ist blind für die wesentlichen Werte, die den Whiskygenuss erst ausmachen.
Der Name der Werte
Es spielt auch keine Rolle, wie man die Werte nennt, mit denen man genießt. Wolfgang Rothe würde sie christlich nennen. Thorsten Rech würde sie auf seine Verbindung beziehen. Und ich bezeichne sie als freimaurerisch. Entscheidend ist nur, dass sie vorhanden sind. Ob man aus Nächstenliebe, Kameradschaft oder Menschenliebe seinen Mitmenschen etwas gutes tut, ist irrelevant. Hauptsache man macht es. Frei nach Erich Kästner: „Es gibt nichts gutes, außer man tut es.“
Die wertvolle Gesellschaft
Werte in Meinungen, Reden, Einstellungen und Haltungen bleiben so lange wertlos, bis sie sich in der Tat realisieren und beweisen. Erst der gehandelte Wert formt die Gesellschaft. Und wir alle wollen in einer wertvollen und werthaltigen Umgebung leben. Dazu müssen wir selber beitragen, indem wir Werte in sie tragen durch unsere Taten.
Der Whiskygenuss als Wertevehikel
Als Whiskygenießer können wir das durch den Genuss. Insofern wir diesen recht verstehen. Die Welt erfahrbar machen als einen Ort, an dem wir Menschen geliebt werden von uns selber, weil uns der Genuss die Erfahrung des Geliebtseins schenkt. Weder selbstvergessen, noch fremdvergessen. Achtsam und aufmerksam für uns und unsere Mitmenschen.
Whiskyfreunde für die Ukraine
Insofern, liebe Whiskyfreunde, legt Euch ins Zeug für die Ukraine! Sie braucht uns. Wege und Möglichkeiten gibt es genug. Und wer an meinen Worten zweifelt, der frage sich einmal, was wohl besser schmeckt, ein 30-jähriger Bowmore in Kriegsgefangenschaft oder ein Bowmore 12 in Freiheit, ein 27-jähriger Single Cask von Highland Park, den man vor Hunger und Durst trinkt, oder ein 12-jähriger Highland Park, den man sitt und satt genießen kann?
Krieg und Frieden
Der Whiskyfreund ist ein friedliebender Mensch, da bin ich sicher. Auf Whiskymessen verbringen Tausende friedlich und harmonisch gemeinsam sich gegenseitig wertschätzend ihre Zeit. Teilweise verbunden wie eine Familie. Teilweise mit vollkommen Fremden. Und teilweise mit nicht wenig Alkohol im Blut. Wo begegnen sich die Menschen in solchen Massen und angetrunken vergleichbar friedlich? Fast nirgendwo. Und wer Frieden liebt, der muss Krieg hassen.
Wertelosigkeit = alkoholfreier Whisky
Im Leben geht es um Werte, soviel ist sicher. Vielleicht sind wir etwas zu verwöhnt, um uns daran zu erinnern. Aber es ist nie zu spät, in dieser Sache noch dazuzulernen. Man lernt Genuss nicht durch reines Training der Sensorik und Erweiterung des semantischen Wissens. Man schult seine Genussfähigkeit vor allem durch die Erfahrung von Werten wie Freundschaft und Menschenliebe. Davon bin ich überzeugt. Ein Leben ohne Werte ist wie ein alkoholfreier Whisky. Denkbar, möglich, aber vollkommen sinnlos. Wo der Whiskygenuss zur Freundschaft führt, da entstehen Werte. Darauf trinke ich. Und darauf, dass diese Werte den Menschen aus und in der Ukraine helfen mögen.
Stefan Faulstich
Herzlichen Dank , auch nach einiger Zeit bin ich immer noch baff über die Aktion und Auktion 🙂