Eine Whiskymesse ist immer auch ein Abenteuer. In diesem Jahr ging es für uns durch Schluchten und Täler, über Berge, Hügel, Flüsse und Brücken, zum ersten mal nach Einselthum im Zellertal in die Pfalz. Und zwar um dort an der von Uwe Chormann und der Greenville Malt Society organisierten Whisky Palatina teilzunehmen.
Ein totaler Reinfall
Um es gleich vorab zu sagen: die Messe ist nichts. Schlechte Whiskys und Whiskeys. Langweilige Menschen. Unfreundliches Personal. Die Einöde der Natur. Also wirklich absolut gar nichts, was Euch dazu bewegen sollte, im nächsten Jahr in dieser lebensfeindlichen Umgebung dabei sein zu wollen. Viel zu gefährlich. Ein totaler Reinfall. 😉
Besucherrekord
Das würde auch gar nichts bringen. Der klare Besucherrekord bei der 5. Pfälzer Whiskymesse in diesem Jahr lässt erahnen, dass der Veranstaltungsort, das Bürgerhaus, gar nicht so sehr viel mehr Kapazitäten bieten kann. Mehr Besucher sollten es nicht werden.
Der Anfang
Aber, beginnen wir am Anfang. Uwe, der sympathische Chairman seines Whiskyclubs, hatte uns 5 Whiskygraphen freundlicherweise zur Whisky Palatina eingeladen. Da sagten wir natürlich nicht nein. Obwohl, das stimmt nicht ganz. Patrick und Christian waren leider verhindert. Stefan und Hagen hingegen nahmen die Einladung ebenso erfreut an, wie ich. Doch zu tritt ein solches Abenteuer wagen? Zu dritt sich den lebensbedrohlichen Bedingungen in der Pfalz aussetzen? Wohlmöglich am Ende auch noch betrunken?
Die Party
Wir sind verrückt, aber nicht lebensmüde. Wir brauchten Verstärkung. Niemand geht auf eine Reise und sieht den Begegnungen mit derartigen Gefahren unvorbereitet entgegen. Die Party musste zusammengestellt werden. Weitere Spezialisten wurden gebraucht. Wir fanden sie in Michael und Harald. In 2 kampferprobten Freunden, die mit Streitaxt und Dolch ebenso gut sind, wie an Glas und Flasche. Die Mannschaft war komplett. Kein Ungeheuer würde uns etwas anhaben können.
Das Lager
Also ging es am zweiten und letzten Messetag, dem Samstag, in die Pfalz. Unterkunft und Quartier hatten wir in Freimersheim gefunden. Ein sehr idyllisches Örtchen. Kurz errichteten wir unser Lager in einem gemütlichen Ferienhaus und schon ging es ab nach Einselthum ins Bürgerhaus.
Die Pforten zur Hölle
An den Pforten zur Hölle erwartete uns bereits der Hauptgegner Uwe persönlich. Listig hatte uns der Pfälzer Belzebub in die Falle gelockt. Es war eine unheimliche Freude ihn endlich einmal direkt begrüßen und in die Arme schließen zu können. Unsere Begegnungen auf Facebook und in Videokonferenzen hatten nicht zu viel versprochen. Einfach ein Sympathieträger.
Der Advokat des Teufels
Damit aber nicht genug. Auch der Advokat des Teufels aus der Maltkanzlei, Dirk Lunken, lauerte uns direkt am Eingang auf. Immer wieder eine Freude mit dem humorvollen Whiskylexikon zusammenzukommen. Unsere Truppe hatte die Sache im Griff. Alle Attacken konnten abgewehrt werden.
Handgreiflichkeiten
Schon drohte drinnen der nächste Feind hinter dem Stand von Alba Whisky, dem Shop von Josef Dreizehnter in Rodalben, David Frank. Und unmittelbar gab es die ersten Handgreiflichkeiten zu bestehen. So griff seine Hand zu einem 40-jährigen Miltonduff, der uns blind eingeschenkt wurde. Er würde etwas polarisieren, erfuhren wir. Es kann schlechter losgehen auf einer Whiskymesse. David ist nicht nur für derlei Handgreiflichkeiten bekannt. Sondern auch für jene, die er als unermüdliche, tatkräftige Hilfe nach der Katastrophe im Ahrtal 2021 vor Ort geleistet hat. Die mitunter auch Hagens Familie zugute gekommen ist.
Miltonduff 40 That Boutique-Y Whisky Company Batch 4
Nun, was es für eine Destillerie oder Abfüllung war, konnten wir nicht erraten. Wohl aber, warum er polarisiert. Das war augen- bzw. gaumenscheinlich. Es war die hohe Fasslast. Ansonsten ein toller Malt. Ein wunderbarer Auftakt für die Geruchs- und Geschmacksnerven war dieses Batch 4 mit 47 % von That Boutique-Y Whisky Company. Und die Fasslast muss man nicht unbedingt bemängeln, auch wenn man es kann. Sie lässt von Schluck zu Schluck nach. Und sie bringt die „dreckigen Bücher“ mit, die ohne sie nicht in der Nase zu haben wären.
Der nächste Handstreich
Sodann kämpften wir 5 Helden uns an weiteren Schurken vorbei, deckten wacker unsere Flanken und kamen letztlich siegreich beim nächsten Gegner des Tages an, Holger Langschied. Und der war mal nicht in Sachen Brennerei Höhler unterwegs. Er präsentierte an seinem Stand Glen Moray und gab äußerst sachkundig Auskunft über die vorhandenen Abfüllungen. Der nächste Handstreich.
Glen Moray
In unseren Gläsern landeten 2 Private Casks und der neue 21-jährige mit Port-Finish. Letzterer ist äußerst lecker und gefährlich gefällig. Das Private Cask, ein Rum Agricole, das für den Markt in UK abgefüllt worden ist, wusste ebenfalls zu überzeugen. Noch etwas deutlicher das PX-Private-Cask, das olfaktorisch keinen Zweifel an seiner vorherigen Befüllung lässt und eine leichte Schwefelnote mitbringt.
Balvenie und Glenfiddich
Zum Glenfiddich und Balvenie schafften wir es im Anschluss leider nicht. Keine Chance sich durch den wabernden Schwefel an den Monstern vorbeizukämpfen, die schon grimmig ihre Klauen nach uns ausgestreckt hatten. Aber dort hätte es unter anderem den Balvenie 15 Madeira gegeben, den mir Hagen erst kürzlich aus dem Duty Free Bereich mitgebracht hat. Das entsprechende Whiskygramm gibt es hier.
Der Whiskykeller und My Whisky Sky
Stattdessen sahen wir uns mit der nächsten Prüfung konfrontiert. Der Whiskykeller und My Whisky Sky aus Maikammer. Und auch dort wurde es wieder außerordentlich geschmackvoll und informativ. Peter Bockhoff hieß derjenige, der uns die Produkte des von uns sehr geschätzten unabhängigen Abfüllers Berry Bros. & Rudd, einem der Britischen Hoflieferanten, näher brachte. Genauer jene und die aus der Lord Selection.
Glen Grant, Orkney, Tobermory und Speyside Distillery
Unsere Nasen und Gaumen erfreuten sich zweifach an einem 23-jährigen Glen Grant, einem 20-jährigen Orkney, einem 12-jährigen Tobermory und einem 25-jährigen Whisky aus der Speyside Distillery. Hier wurde es sehr gefährlich, das war sofort klar.
Etwas auf die Ohren
Aber mit diesem Frontalangriff nicht genug. Zusätzlich gab es etwas auf die Ohren. Uwe hieß über Mikrophon und Lautsprecher die Besucher der Messe willkommen. Lokalpolitiker sprachen Grußworte. Und die Messeabfüllung, ein 6-jähriger Deutscher Whisky, der ein Finish in einem rückgebauten Amerone-Fass unter der Aufsicht von Hardy Kollmus von Your Whisky Project in Saulheim erhalten hatte, wurde ausgerufen.
Lord Selection
Peter erläuterte uns derweil, dass der Importeur von Berry Bros. & Rudd, Andreas Hailer, ein Keeper of the Quaich aus dem Hunsrück, auch derjenige ist, der hinter den Abfüllungen aus der Lord Selection steckt. Der Tobermory von 2008 aus dieser Reihe, der Lord of the Mull, ist sehr speziell mit einer schwarzpulverigen Schwefelnote und Sauerkraut in der Nase. Einzigartig, aber gut. Der 25-jährige Lord oft he Speyside aus der Speyside Distillery hat hingegen eine wunderbar helle Fruchtaromatik.
Der erste Treffer
Hier holten wir uns den ersten Treffer. Der Speyside Whisky musste mit. Einfach zu gut. Auch der 23-jährige Glen Grant von Berry Bros. & Rudd wusste wahrhaft zu begeistern. Aber der Preis des Bourboncasks mit einem Hauch Sherry vom muffigen Kellertyp ließ ihn ausscheiden. Der Orkney von ihnen konnte ebenfalls überzeugen.
Seltsame Wesen
Vorbei an Orks, Trollen, Drachen, Goblins, Gargoyles, Gremlins und Pfälzern, diesen seltsamen Wesen mit der sonderbaren Sprache, schlugen wir uns weiter zu Whisky Jason durch. Endlich mal jemand mit verständlichem Deutsch. In meiner Heimat Rheinland-Pfalz eine Seltenheit.
New Riff und Sagamore
Der gebürtige US-Amerikaner präsentierte 4 Abfüllungen von New Riff und einen Sagamore. Die 4 American Whiskeys von New Riff waren der Kentucky Straight Bourbon aus der Core Range, ein Kentucky Straight Bourbon Single Barrel, ein Rye und ein Single Barrel Rye. Und auch von Sagamore gab es einen Rye ins Glas.
Bourbon und Rye
Und das war durchaus interessant. Bourbons und Rye-Whiskeys sind gut geeignet, um unseren Whiskyhorizont zu erweitern. Alle Abfüllungen haben eine spezielle Zusammensetzung der verwendeten Getreidearten. So etwa der in einem toasted und charred new oak barrel gereifte Kentucky Straight Bourbon Single Barrel, der für „Dein Whisky“ abgefüllt worden ist, aus 65 % Mais, 30 % Roggen und 5 % gemälzter Gerste.
American Whiskeys
Doch nicht nur in Sachen Geruch, Geschmack und Vielfalt treten die American Whiskeys mittlerweile einen Siegeszug auf dem Deutschen Markt an. Auch im Bereich Storytelling rund um das Wasser des Lebens kann mitgehalten werden. So wurde beim Errichten der aktuell sehr beliebten Destillerie, aus welcher der New Riff stammt, kurzum vergessen, die Wasserversorgung sicherzustellen.
Whiskey aus Wasser
Bei einem Vorhaben, dass die Produktion von jährlich 1 Millionen Liter Whiskey umfasste, wofür rund 10 Millionen Wasser benötigt werden, keine Trivialität. Aber ein eigens gebohrter Brunnen konnte Abhilfe schaffen. Früher konnten Gotteskinder lediglich Wein aus Wasser machen. Heute ist es auch Whisky. Aber es bedarf eben des Wassers dafür.
Erste Pause
Nach so vielen Scharmützeln und Raufhändeln brauchten wir 5 Weggefährten erst einmal eine Pause. Bei Bockwurst, Leberkäse und Bier von den Rosenthaler Braubrüdern, denen wir zunächst den Vorzug vor Kaffee und Kuchen gaben, stärkten wir uns draußen in Wind und Sonnenschein, in der unbarmherzigen mittelpfälzer Landschaft, für die kommenden Herausforderungen. Schwerter, Keulen, Bögen und Hellebarden hatten vorübergehend Schweigepflicht.
Whisky Cottage
Doch, wer rastet, der rostet, und so sollte es unmittelbar weitergehen. Wir kamen bis zum Whisky Cottage. Und erlagen den Versuchungen so vieler schöner Flaschen aus Pirmasens von Christoph Schaaf, die uns sirenengleich frohlockten.
Glentauchers, GlenAllachie, Tomatin und Glengarioch
Ein Glentauchers aus einem Refill Sherry Butt mit 51,2 %, die Summer Season Collection von Signatory Vintage und Kirsch Whisky, landete in meinem Glas. Zweimal gab es den neuen 13-jährigen GlenAllachie Oloroso als Originalabfüllung für Harald und Michael. Bei Stefan gab es einen außerordentlich guten Tomatin 2007 – 2017 von Gordon MacPhail. Da hatte er mal wieder getrüffelt. Und bei Hagen schaffte es ein 10-jähriger Glen Garioch aus einem 1st-Fill-Amerone-Fass von Best Dram ins Glas.
Die Suche muss weitergehen
Der GlenAllachie war gewohnt gut. Genau, was man von Billy Walker erwartet. Der Glentauchers war ebenfalls sehr lecker. Konnte aber meine Suche nach einem Nachfolger für eine großartige, 14-jährige Abfüllung von Gordon & MacPhail aus 2 Refill Sherry Hogsheads von 2003 nicht ganz beenden. Aber so ist das eben. Die Suche muss weitergehen.
Celtic Events
Also schlugen wir eine Presche ins Kampfgetümmel und belagerten Andrew Scott McNeills Celtic Events. Hier gingen erhebliche Bedrohungen für uns von den Abfüllungen von Cooper’s Choice und Lady of the Glen aus. Gierig reckten sie ihre Tentakel nach uns, während sie sehr informativ von Tabea Dalfuß und Sebastian Breunig vorgestellt wurden.
Royal Brackla, Glen Keith und Blair Athol
Letztlich gab es zwei 8-jährige Royal Brackla aus dem Port-Cask von Cooper’s Choice, der jugendlich daherkommt und mit seinen 55,5 % den Port voll zur Geltung bringt, 2 19-jährige Glen Keith von Lady of the Glen und 1 sehr abwechslungsreich komplexen 13-jähriger Blair Athol aus dem Madeira-Fass von Cooper’s Choice.
Ein Whisky Pitbull
Den 26-jährigen Cambus Single Grain 1991 – 2017 mit 47% aus einem Sherry Cask von The Vintage Malt Whisky Company Limited, ebenfalls aus der Cooper’s Choice Reihe, konnten wir leider nicht mehr probieren. Schade, insbesondere für Hagen, der sich sehr interessiert an ihm gezeigt hat und sein Glück auch noch später einmal versuchte. Doch wir mussten weg, weiter auf der Straße der Wagnisse wandeln, unsere geschundenen Körper zur nächsten Auseinandersetzung schleifen. Und trotzdem ein Treffer. Denn wer Hagen kennt, der weiß, dass dieser Whisky Pitbull nicht locker lässt, wenn er einmal Fährte aufgenommen hat. Der Cambus wurde nachträglich bestellt. Und ist angekommen.
Genuss im Quadrat
Wir landeten bei Genuss im Quadrat aus Mannheim. Hier gab es alles mögliche von Teeling. Und etwas, für das wir immer zu haben sind. Saufen für den guten Zweck. Also, ich meine natürlich Charity.
Adler
Das Haupt der Bande, Stephan Lyncker, hatte einige ältere Teelings aus seinem privaten Bestand zur Verfügung gestellt. Und bot sie in Kombination mit den Mannheim Adlern für eine gute Sache an. Da konnten wir nicht widerstehen. Das Mannheimer Eishockey-Team war mir ohnehin bereits durch sein Engagement für die Menschen aus der Ukraine aufgefallen. Adler helfen Menschen. Und wenn ich kein Adler bin, dann weiß ich es auch nicht. Ich kann nicht sehen wie einer, aber saufen wie einer. Der Späher unserer Truppe bin ich wohl nicht, der Speier könnte ich werden. Das passt.
Teeling
Also gab es für Michael, Harald und mich den Teeling aus dem Ginger Beer Fass, für Stefan einen aus einem Rum Fass und für einen Hagen einen solchen aus einem Strong Ale Fass. Und das war nicht nur Charity für andere, das war auch Charity für unsere Geruchs- und Geschmacksnerven. O. K., das Ginger Beer Fass hat aus dem Whisky tatsächlich ein Destillat werden lassen, das man erst einmal als Whisky erkennen muss. Aber, da ich Ingwer sehr mag, mochte ich auch ihn.
Die nächste Pause
Es galt die nächste Pause einzulegen. Die Klingen wollten geschärft, die Kehlen geölt und der Hunger gestillt werden. Die Rosenthaler Braubrüder und Dirk Lunken leisteten uns Gesellschaft. Letzterer gab einige Neuigkeiten aus der Whiskywelt zum Besten.
Ein Verbündeter am Horizont
Erholt und gestärkt sollte es sodann weiter unerschrocken vorangehen. Da tauchte am Horizont ein Verbündeter auf. Andreas Ames aus Hassloch, ein unermüdlicher Mitstreiter für den Whisky im Internet mit Andreas‘ Whisky Vitrine. Ebenfalls eine große Freude ihn mal persönlich kennenzulernen.
Geistlicher Beistand
Das kam zur rechten Zeit. Und doch, in Aussicht der weiteren Bewährungsproben, entschlossen wir uns zunächst geistlichen Beistand zu suchen. Wo könnte man den besser finden, als bei St. Kilian? Also ging es nach oben auf die Bühne.
St. Kilian
Und tatsächlich, die Geistlichen von St. Kilian aus Rüdenau, allen voran Andreas Kreser, hatten wieder einiges zu bieten. Bei Hagen und Stefan landete der Malt aus einem Tokajer, einem Ungarischen Süßwein-Fass, bei Harald der Signature 8, bei Michael ein Rum-Finish und bei mir der Signature 10. Der Tokajer war wunderbar, mit seiner ausgeprägt speckigen Rauchigkeit und dem schmutzigen Charakter aber etwas zu früh für mich am Messetag.
Der Endgegner
Gesegnet und gesalbt ging es weiter für uns. Zu Tom und Diana Zemann. Aber Moment? 2 Probleme. Erstens hatten wir erste Verluste zu beklagen. Hagen war bei St. Kilian wohl in ein Gefecht geraten, von dem er noch nicht wieder aufgetaucht war. Und zweitens ist Whisky in Wiesbaden eindeutig nichts für Zwischendurch. Tom ist der ultimative Endgegner bei einer Whiskymesse.
Bunnahabhain, Glenburgie und Mortlach
Ein bisschen Verlust ist immer, dachten wir uns kameradschaftlich. Durst plagte uns ebenfalls. Und vielleicht könnte man den Endgegner ja auch mit einigen Hieben vorab schwächen. Insofern gönnten wir uns einen 21-jährigen Bunnahabhain von Sansibar, zwei 21-jährige Glenburgie mit 46% und ebenfalls in dieser Trinkstärke und von Gordon MacPhail aus der Distillery Labels Reihe vom vergangenen Jahr den 15-jährigen Mortlach.
Ein Sieg
Der Mortlach ließ mich lange überlegen, ob man nicht doch eine Flasche davon mitnehmen sollte. Den muss ich noch einmal in Ruhe mit etwas weniger Kontrasten verkosten. Ein Sieg, er blieb in der Pfalz. Der Glenburgie konnte mit seiner Fruchtigkeit alle überzeugen.
Eine Niederlage
Während ich den Kampf gewann und den Mortlach nicht kaufte, war uns ein weiteres Mitglied der Party verloren gegangen. Und alleine in der Ferne, verlassen von seinen Freunden, verlor Michael das Duell bei der Distillerie Kammer-Kirsch, dem Importeur von Milk & Honey aus Israel. Ein Art & Craft Edition aus einem Ex-Islay IPA Fass begleitete ihn zurück zu uns in Glas und Flasche. Die Niederlage kann ich verstehen. Ein leckeres Teil.
Whisky in Wiesbaden
Doch Hagen kehrte letztlich siegreich von St. Kilian nach seiner Auseinandersetzung mit dem Ambassador’s Choice, der aus Madeira- und Rum-Fässern stammt und den er wegen, ich zitiere, „seinem spuckeziehenden Abgang“ trotz der leichten Jugendlichkeit, sehr ansprechend fand, zurück und fand sich ebenfalls bei Whisky in Wiesbaden ein. Da mussten wir wohl noch ein Runde trinken. Eine Frage der Ehre. Niemals würden wir einen von uns alleine gegen einen so übermächtigen Gegner antreten lassen.
Campletown Loch
Für ihn ging es mit einem Campletown Loch weiter. Ein Blended Malt, der sich aktuell großer Beliebtheit erfreut, weil sich auch die Whiskys von Springbank darin zu einem annehmbaren Preis finden lassen. Er vereint alle 5 Malts aus Campletown in sich, also Springbank, Hazelburn und Longrow von der eigentlichen Springbank-Destillerie, in der er auch abgefüllt wird, Glen Scotia und Kilkerran aus der Glengyle-Distillerie, die mittlerweile auch wieder zu Springbank gehört. Und er hielt, was er versprach. Sehr lecker.
The Vatting 27 Isle of Islay 1989 Murray McDavid
Stark und fest an seiner Seite erhoben wir übrigen also die Gläser und kreuzten erneut die Wiesbadener Whiskyklingen. Es gab für Michael und mich einen 27-jährigen Murray McDavid The Vatting Isle of Islay aus einem Bourbon Hogshead mit 44,9% von 1989. Vermählt wurden hier Bowmore und Laphroaig. Mit einem großartigen Ergebnis. Salzig, maritim, die Küste Islays sanft wogend in der Nase und auf der Zunge.
Linkwood und Bruichladdich
Harald bekam einen Linkwood 15 mit 46% aus der Distillery Labels Serie von Gordon MacPhail. Stefan einen 23-jährigen Bruichladdich von Meadowside Blending. Es zahlt sich eben aus die Kampfgefährten nicht alleine ihrem Schicksal zu überlassen.
Ballechin, McDuff, Old Pulteney und Irish Diamonds
Nach einem weiteren kleineren Päuschen kehrten wir zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zurück, zu David Frank. Und da ging es genussreich weiter. Für Harald und mich mit einem großartigem 16-jährigen Ballechin von La maison du whisky, der von 2004 bis 2020 hatte reifen dürfen. Für Michael mit einem 13-jährigen McDuff aus einem Amontilado Octave von TNT Casks. Für Stefan mit einem über 20-jährigen Single Cask von Old Pulteney. Und für Hagen mit dem Irish Diamonds von Alambic, der sicher gut, aber leicht anstrengend war.
Einfallende Engländer
Auch damit sollte unser Abenteuer noch nicht bestanden, die Reise nicht beendet gewesen sein. Da wir im Sommer nächsten Jahres einen Einfall von Engländern erwarten, dem wir mit einem Deutschen Whiskytasting begegnen wollen, galt es noch diesbezüglich auf Suche zu gehen. Dabei wurden wir getrennt. Stefan und Hagen gingen in den Pfälzer Weiten verloren.
Saillt Mor
Harald, Michael und ich hingegen, machten uns auf zu Saillt Mor, einem Pfälzer Whisky von der Weinstraße aus Bad Dürkheim von der Destillerie Ralf Hauer. Jener war mir bereits öfter empfohlen worden. Und das nicht nur von Jim Murrays Whisky Bible. Es galt sich eine eigene Meinung zu bilden.
Peated, PX und Port
Bei Michael landete ein Peated aus einem Bourbon Cask im Glas. Bei Harald ein PX. Ersterer hatte eine leicht tannennadelartige Note, letzterer etwas Schwefel. Beide gut. Und dann war da noch eine Port Vollreifung, die für 5 Jahre und 9 Monate ruhen durfte. Da holte ich mir zwei weitere Treffer, 2 Flaschen begleiteten mich nach Hause. Michael nahm ebenfalls eine mit. Vielleicht für mich der Whisky des Tages.
Whesskey
Auf Empfehlung von Uwe Chormann, mit dem wir noch einige Worte das Vergnügen hatten zwischendurch sprechen zu können, ging unsere Wanderschaft als nächstes zum Stand vom Whesskey aus der Brennerei Höhler. Während bei Saillt Mor erst seit 2012 Whisky gebrannt wird, agiert die Hessische Brennerei bereits seit über 20 Jahren unter der Regide von Holger Höhler in Aarbergen auf diesem Gebiet.
Zuckerbrot und Peitsche
Und was in unseren Gläsern landete, konnte sich ebenfalls schmecken lassen. Ein Peated Chocolate Malt, den ich auch mit Zartbitterschokolade verkosten konnte. Ein 9-jährigen Single Grain, der Triticale aus Weizen und Roggen mit 44 %,. Und ein Whesskey aus einem Domina-Weinfass, der dort 1 Jahr nach 5-jähriger Lagerung im Ex-Bourbon-Fass verbrach hat. Michael kommt einfach an keiner Domina vorbei. Insgesamt wohl Zuckerbrot und Peitsche hier.
Bunnahabhain, Tamnavulin und Inchgower
Erneut ein kurzes Päuschen, dann waren wir bereit für den Endgegner. Dachten wir. Also wieder zu Whisky in Wiesbaden, wieder zu den Zemanns. Und es wurde episch von den Whiskys her. Michael gönnte sich den 25-järhigen Bunnahabhain von 2010 aus der schönen Holzbox. Bei Harald gab es einen 40-jährigen Tamnavulin. Und bei mir einen 26-jährigen Inchgower von 1980.
Quadrat ist hoch 2
Das wäre sicherlich ein mehr als würdiger Abschluss gewesen. Aber die Uhr sprach gegen uns. Und für den Whisky. Also machten wir uns noch einmal auf den Weg zu Genuss im Quadrat. Für einen guten Zweck kann man schließlich nie genug trinken. Und Quadrat ist natürlich auch hoch 2. Meine ich mich aus meiner Schulzeit zu erinnern.
Noch einmal Teeling
Also gab es noch einmal Teeling. Und zwar das Birthday Batch, den Riesling Cask von 2018, also den ersten von zwei, wobei der zweite noch intensiver sein soll und einen aus einem Plantation Rum Fass. Alles solide.
Eine Straußwirtschaft
Die Zusammenkunft der kurzzeitig getrennten 5 Weggefährten fand dann wieder vor den Toren zu der Hölle, der wir gerade noch einmal so hatten entkommen können, statt. Uwe hatte uns eine Straußwirtschaft in der Nähe empfohlen. Und da unsere Proviantbeutel leer waren, erschien das als geeigneter Ort, um in die Nachbesprechung einzusteigen.
Ein bedauerliches Missverständnis
Es gab ein wunderbares Jägerschnitzel. Und 2 Flaschen sehr leckeren Grauburgunder. Whiskymessen machen schließlich durstig. Und irgendwie dachten wir immer noch, wir würden für einen guten Zweck trinken. Ein bedauerliches Missverständnis. Das sich auch nicht auflöste, als wir 2 weitere Flaschen Grauburgunder mit in unsere Ferienwohnung nahmen.
Heldenlieder
Dort angekommen bereiteten wir uns das Lager. Und ließen die überstandenen Abenteuer noch einmal Revue passieren. Bei Wein und Musik dichteten und sangen wir die uns gebührenden Heldenlieder, die noch lange nach unserem Ableben, ursächlich tippe ich auf Leberzirrhose, gesungen werden werden.
Nach dem Abenteuer ist vor dem Abenteuer
Die Pfalz, Einselthum und die Whisky Palatina haben wir zunächst einmal überlebt. Aber, liebe Kinder, das ist nichts zum Nachmachen. Und, liebe Erwachsene, auch im nächsten Jahr wird es eine Whisky Palatina geben. Dieses Jahr war so schrecklich, dass wir nächstes Jahr sicherlich wieder dabei sind. Sicherheitshalber. Nach dem Abenteuer ist vor dem Abenteuer.
Tilo
Schade das ihr gar nicht bei mir am Stand wart… ein trauriger Caskhound
Alex
Wir waren doch da. Da warst du nur gerade im Tasting. Dann kamst du mit den Teilnehmern zurück und es war ein wenig hektisch. Und wir kommen auf jeden Fall wieder.