Irland ist ohne Zweifel der Green Spot der Whiskeylandschaft. Hier liegen die Ursprünge des Whiskeys, der über Wandermönche wie St. Patrick seinen Siegeszug um die Welt angetreten hat. Doch das ist lange her. Eine ereignisreiche Geschichte hat die Gegebenheiten in der Whiskeywelt mehrfach fundamental verändert.
Heute sind sicherlich die Schottischen Whiskeys der Maßstab aller Dinge. Aber wer aus der Geschichte gelernt hat, der weiß, dass dies wohl nicht so bleiben wird. Veränderung erscheint konstant. Gegenwärtig gibt es in sehr vielen Ländern sehr gute Whiskys und Whiskeys. Wer weiß schon, wie das in der Zukunft aussehen wird?
Aktuell lässt sich eines in jedem Fall konstatieren: Auf der grünen Insel ist einiges in Bewegung. Irland hat bereits einiges zu bieten. Und es wird immer mehr. Neue Destillerien sind im Bau. Andere eröffnen gerade. Weitere bringen derzeit ihren ersten eigenen Whiskey heraus. Und dann sind da noch, gerne vergessen, die etablierten Akteure.
Ein solcher Akteur ist Midleton. Und zwar ein gigantischer. Mir ist aus dem Stand keine einzige Schottische Destillerie bekannt, die mengenmäßig jährlich so viel produziert, wie Midleton, 64 Millionen Liter Alkohol. Aber das kann durchaus ein Wissensdefizit meinerseits sein. Falls jemand eine kennt, die mehr per Anno raushaut, bitte gerne kommentieren.
Unter dem Dach von Midleton, insofern Irish Distillers und somit Pernod Ricard, erscheinen beispielsweise die gleichnamigen Midleton Very Rare oder Midleton Barry Crockett. Weiterhin Jameson, Power’s, Redbreast, Writers Tears, The Irish Man, Paddy, bis 2014 Tullamore Dew oder eben der Green, Yellow oder Red Spot.
Die Spot Whiskeys greifen in ihrer Namensgebung eine hauseigene historische Tradition der farblichen Kennzeichnung der Whiskyfässer auf. Eben beispielsweise durch grüne Punkte auf ihnen. O. K., in Deutschland markieren wir momentan anderes mit einem grünen Punkt. Egal, entscheidend ist, was da in Irland mit bezeichnet worden ist. Machen wir den Test. Was bietet der Green Spot?
Whisky: Green Spot
Destillerie: Midleton
Abfüller: Midleton / Orginalabfüllung
Typ: Single Pot Still Irish Whiskey
Land / Region: Irland
Alter: NAS / keine Altersangabe
Fasstypen: Frische und Ex Bourbon Fässer, Sherryfässer
Alkoholgehalt: 40 %
Kühlfiltrierung: Ja (?)
Färbung: Ja
Preis: 40 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7
Fruchtig, würzig und süß erscheint der Green Spot nach dem Einschenken ins Glas. Die Fruchtnote ist frisch und hell aus Orange und grünem Apfel. Die Würzigkeit ist komplex und bringt eine Toast Aromatik, Leinsamenöl und eine grasige Note mit. Die Süße ist basal tragend und wird klassisch von Karamell, Malz und Vanille ausgemacht. Interessant, schön und angenehm, die 7.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Ein angenehm zurückhaltender Antritt, der nicht nichtssagend ist und somit auch nicht zur verzweifelten Aromensuche animiert. Sanft und süß ergeben sich die Aromen aus der Nase auf der Zunge. Fruchtseitig ist der grüne Apfel stärker als die Orange. Das Leinsamenöl und eine deutlich grasige Note machen die Würzigkeit aus. Süß bleibt es bei Karamell, Malz und Vanille. Eine leichte Milchschokoladennote und Honig kommen hinzu. Ein wirklich raumgreifender Körper angesichts der 40 %. Ähnlich gut erscheint die Textur, durchaus cremig. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden. Klar, schnörkellos und überzeugend, die 7,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7
Ein mittellanger Abgang mit einer minimal holzigen Bitterkeit, die ins Trockene geht und ansonsten die helle Frucht Aromatik aus Apfel und Orange prolongiert. Mit einer leichten Note von Schokolade und Capuchino am initialen Abgang. Schön, vielleicht ein wenig zu kurz, die 7.
Preisleistung (0 – 10): 8
Vom Preis her hat sich der Green Spot an Standard Abfüllungen zu messen. Und da kann er durchaus mithalten. Schneidet für mein dafürhalten sogar gut ab. Die 8.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Insgesamt eine 7,5. Der Green Spot ist zweifellos eine Bereicherung für jede Hausbar. Einerseits ein Klassiker, andererseits nicht überall zu finden. Ein sehr süffiger Whiskey, der eine gewisse Alternative zu den üblichen Schotten darstellt. Und gerade neben diesen hat er sich in meiner Auswahl nicht sonderlich lange gehalten. Ein eindeutiges Qualitätsmerkmal. Wer etwas Bekanntes, Vertrautes, gewohnt Gutes will, das doch etwas anders ist, der sollte hier zugreifen. Eindeutig eine der einfachsten Möglichkeiten, die Hausbar zu diversifizieren.
Fazit:
Irland wird Schottland in den kommenden Jahren zunehmend Konkurrenz auf dem Whisky Weltmarkt machen. Wer weiß, vielleicht schreibt man diesen in einem oder zwei Jahrzehnten wieder „Whiskey“ Weltmarkt. Ich für meinen Teil freue mich über jeden guten Whisky oder Whiskey. Und gerade die gar nicht so selten übersehenen Irischen Standards wie der Green Spot bilden jene Basis, auf der Erfolg nachhaltig und zukunftstragend gedeihen kann. Und ja, davon bin ich überzeugt, das können auch Irish Single Pot Still Whiskeys sein.
Gerade dem Neuling in der Whiskywelt sei gesagt, dass es sehr viele verschiedene Green Spot Whiskeys gibt. Es gibt auch solche mit Altersangabe, beispielsweise 8-, 10- oder 12-jährige. Außerdem solche in Fassstärke. Oder welche mit besonderem Finish. Und diverse Abfüllungen aus verschiedenen Jahren. Was ich davon bisher sichten konnte und im Glas hatte, hat mich nicht enttäuscht. Das ist was. Aber schlau macht nur eigene Erfahrung. Viel Freude dabei.