Von Frankfurt nach Schweden:
Ein Ausflug ins Mackmyra-Universum auf der Interwhisky
Freitags begeben wir uns aus den beschaulichen kleinen Ortschaften, in denen wir leben, in die Großstadt, in Frankfurt findet die Interwhisky statt. Die uns erwartende Auswahl an tollen Whiskys ist wie immer groß und man kann sich kaum entscheiden, welche Malts man mal verkosten möchte.
Die Gefühle auf einer Whiskymesse gleichen jenen, die man als kleines Kind an Weihnachten bei der Bescherung hatte. Unbändige Freude über das Ereignis selber, das Hochgefühl wenn man ein gewünschtes Spielzeug endlich in Händen halten darf, die Überraschung, wenn etwas Unerwartetes kommt, aber auch hin und wieder Enttäuschung (zum Beispiel wenn’s Klamotten gegeben hat).
Jedes Jahr die gleichen Probleme, wie nur eine sinnvolle Reihenfolge der verkosteten Whiskys bei dieser Vielfalt einhalten? Und jedes Jahr, wie in diesem auch wieder, endet es in einem gigantischen Geschmackschaos, sich konstituierend aus wunderbaren Aromen vertrauter Distillen und Abfüllungen, sowie neuen, unbekannten Geschmacksrichtungen und Brennereicharakteren.
Eindeutig ein zu großes Durcheinander um wirklich valide Aussagen über einzelne Malts retrospektiv detailliert tätigen zu können. Aber doch bleiben einige Urteile, einige Erfahrungen, einige Bewertungen übrig. Hier der Ausflug in die Welt der zahlreichen Abfüllungen von Mackmyra.
Mackmyra ist mir als Destille bekannt, die einen gefälligen, süffigen, für mich runden, stimmigen Malt macht. Bisher habe ich den wunderbar süßen, in PX-Sherryfässern gefinishten Iskristall for Germany, den in Sherryfässern und Fässern aus schwedischer Eiche gefinishten und in einer Mine unterirdisch gelagerten Bruks und den 10er, der eine wunderbare Synergie aus Bourbon- und Sherryeinflüssen darstellt, im Glas gehabt. Alle waren mir positiv hinsichtlich der Preisleistung aufgefallen und wenn sie auch kein Feuerwerk der Komplexität in Nase, Mund oder Rachen abbrennen, so waren sie doch solide und mehr. Meinen Geschmack treffen die Schweden.
Ein Treffen mit dem Whisky Wixer und seine Folgen
Wir begegnen in Frankfurt dem Whisky Wixer, den wir aus dem Netz kennen, dessen Videos ich schätze, weil sie straight, auf den Punkt und authentisch sind, unterhalten uns kurz und stellen fest, dass er ist wie er im Netz wirkt, ein sympathischer Kerl. Ich bringe das Gespräch auf Mackmyra und wir bekommen die Empfehlung die Specials No. 5 und 7 zu probieren.
Wir waren auf der Suche nach etwas außergewöhnlichem, fackeln nicht lange und begeben uns zum Mackmyra-Stand. Mit den Herren dahinter haben wir das Vergnügen länger ins Gespräch zu kommen. Ich lasse mir – wir sind zu dritt und brauchen daher noch einen weiteren Whisky – den Svensk Rök Amerikansk Ek als rauchigen Vertreter der Mackmyras empfehlen.
Wir erfahren, dass Mackmyra äußerst viel im Bereich der Fassreifung experimentiert und ausprobiert. Der Special No. 5 Happy Hunting, der u. a. in Preiselbeerweinfässern und Blaubeerweinfässern gereift ist, wirkt jung, ist eine interessante Geschmackserfahrung und die 47,2 % Alkoholgehalt sind nicht zu viel. Er ist nicht so fruchtig und süß, wie ich es vom Finish her erwartet hätte.
Der Special No. 7 erhielt sein Finish in Moltebeerweinfässern und kommmt mit 45,8 % daher. Ich habe noch nie Moltebeerwein getrunken und bin gespannt was da kommt. Auch dieser Whisky ist spürbar jung und für meinen Geschmack von zu wenig süßer Fruchtigkeit beseelt. Die Jugendlichkeit der beiden zeichnet verantwortlich für eine mangelnde Komplexität, nicht für einen wilden, ungestümen Charakter. Ich denke, dass ich beide nochmal in Ruhe probieren muss, obwohl auch die Wacholdernoten nicht ganz mein Ding sind.
Und dann kommt der Knaller, der Svensk Rök Amerikansk Ek. Eine einzigartige Rauchigkeit, weit weg vom herkömmlichen Lagerfeuerrauch, ohne Aschenoten, dafür mit einer Speckigkeit, wie ich sie so noch nie erlebt habe. 46,1 % und rund 6,5 Jahre alt, perfekt. Ich bin absolut überrascht und mir ist sofort klar, dass ich eine Flasche davon besorgen werde, da mir hier in dem Durcheinander sicherlich noch sehr viel von diesem feinen Tropfen entgangen ist.
Irgendwie – solche Unterhaltungen an Messeständen entwickeln häufig eine sehr ausgeprägte Eigendynamik – landen weitere 3 Mackmyras in unseren Gläsern. Und zwar der Svensk Rök als rauchige Standartabfüllung, der Mackmyra Motörhead Batch 7 und der Skördetid.
Machen wir es kurz. Der Motörhead ist ein durchaus gelungener Daily-Dram mit 40 %, der entgegen des Images der Band alles andere als rauh und kräftig daherkommt, sondern sehr gefällig einfache Bourbon und Sherrynoten süß verbindet. Mit einem Preis von 65 Euro für Whiskyliebhaber viel zu teuer, aber für Fans von Motörhead eine schöne Sache (und ein Fortschritt, so hat Lemmy doch Jackie-Cola bevorzugt).
Der Mackmyra Svensk Rök bietet ebenfalls eine Rauchigkeit, ist dabei für meinen Geschmack allerdings weit weg von der limitierten Amerikansk Ek Version. Er hat 46,1 %, die gut eingebunden sind, aber ich empfinde wieder die Jugendlichkeit, er dürfte zwischen 3 und 5 Jahre haben, als störend im Sinne einer mangelnden Komplexität. Mir ist hier auch wieder zu viel Wacholder und auch ein Touch Anis zu viel im Glas gelandet.
Der Skördetid ist wieder mein Fall, fruchtig, süß, komplex und mit sehr interessanten Weinnoten. 46,1 % tragen wunderbar die vielen Aromen, die aus Amarone-, Bourbon- und Oloroso-Sherryfässern kommen, die allesamt erstmals befüllt worden sind. Auch er wird als ganze Flasche bei mir Einzug halten.
Letztendlich eine tolle Erfahrung, sympathische Menschen, gute und sehr gute Whiskys, die vor allem eine Bereicherung der Whiskywelt im Sinne einer gesteigerten Bandbreite darstellen. Bei Mackmyra scheint es klare Vorstellungen davon zu geben, wie man traditionell gute, aber doch auch neuartig gelungene Whiskys herstellt. Ich freue mich auf die Zukunft, derweil ich durchaus die Gegenwart genieße mit einigen Abfüllungen von Mackmyra.
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