Was sich eingeprägt hat
Innerhalb eines Jahres sind es doch eine ganze Menge an Whiskys und Whiskeys, die im Glas landen, wenn man einen Whiskyblog betreibt. Insbesondere bei 5 Whiskygraphen kommt da doch einiges zusammen. Was uns in Erinnerung geblieben ist, was sich eingeprägt hat, das soll in unserem Jahresrückblick hier kurz Erwähnung finden.
Wie wir schreiben
Am 2. Dezember 2017 ist unsere Seite online gegangen, am 6. Dezember 2017 kam das erste Whiskygramm über den Connemara Distiller‘s Edition, einen Whisky, der 2017 Teil unseres selbst gestalteten Irish Tastings gewesen ist. Am 1. Januar 2018 war es ein Whiskygramm zum Tomatin 18, das das Whiskyjahr einläutete, auf das wir nun zurückblicken. 2017 und 2018 haben wir uns bemüht unsere Beiträge zum Thema „Whisky“ interessant, aufschlussreich, abwechslungsreich, kreativ, informativ und unabhängig zu verfassen. Auf letzteres legen wir besonderen Wert: Wir empfehlen gerne, aber wir sind kein Werbeportal.
Fehlerkultur und Dank
Dabei entwickeln wir uns stetig weiter und ja, wir machen sogar hin und wieder Fehler. Es sind glücklicherweise nicht sehr viele und meist werden sie von den kompetenten Lesern sehr rasch gemeldet. Für die treue Leserschaft und die Hinweise auf die Mängel bedanken wir uns herzlich. Doch bleibt der Fehler ein wesentlicher Motor der Entwicklung und jene, die Entfaltung, die Ausbildung in Sachen Whisky, ist schließlich unser zentral verbindendes Anliegen. Insofern möge man uns unseren Mut zum Fehler nachsehen.
Was wir schreiben
Da wir zu fünft sind und nicht dem Zwang unterliegen, unbedingt einer Meinung sein zu müssen, zusätzlich zu den gemeinsamen Erfahrungen auch einige weitere individuelle Erlebnisse in der Whiskywelt machen und alle sehr vielseitig interessiert sind, können wir schon eine große Bandbreite abdecken. Von Einsteiger-Whiskys bis zu High-End-Tropfen, von Gewöhnlichem zu Besonderem, von Häufigem bis zu Rarem landet alles in unseren Gläsern. Hier ein Überblick, der auch genau diese Bandbreite wiedergeben soll.
Die 4 Top Standards
Die 3 Top Standardwhiskys aus dem Jahr 2018 waren für mich der Lagavulin 16, der Springbank 10 und der Benromach 10. Tolle Whiskys mit einem großartigen Preis-Leistungs-Verhältnis, die dazu einladen, viel zu viel von ihnen zu trinken. Es ist doch immer wieder schön, wenn sie meist eher zufällig bei uns in den Gläsern landen und man riechen und schmecken kann, wie das Feuer der Whiskyleidenschaft einst entflammt worden ist. Patrick konnte sich besonders für den GlenAllachie 12 begeistern, der 2018 in der neuen Core Range von Billy Walker herausgebracht worden ist. Und ja, der ist wirklich eine Bereicherung für die Whiskywelt. Da besteht bei uns Einigkeit.
Top und Flop aus Deutschland
Eine der größten positiven Überraschungen waren für mich 2018 die Malzbrände von St. Kilian, die bald lange genug lagern, um sich dann auch „Whisky“ nennen zu dürfen. Das wird wohl der erste deutsche Whisky, der mir schmeckt. Demgegenüber war der Glen Els für mich eine große Enttäuschung. Er genießt – sicherlich zurecht – einen außerordentlich guten Ruf in der Whiskywelt und natürlich gebe ich nicht so schnell auf, aber das war gar nicht mein Fall. Da muss ich 2019 wohl noch einmal rann.
Hagens Leidenschaft für Anam na h-Alba
Bei Hagen haben es die Abfüllungen und Fassteilungen von Anam na h-Alba in die nachhaltige Erinnerung geschafft. Da war einerseits die Teilnahme an der ersten Fassteilung, aus der ein rauchiger Glengoyne hervorgegangen ist, andererseits ein Glenturret. Letzterer setzt wirklich Maßstäbe im Bereich „Sherry“ und war im Rahmen der Aquavitae in unseren Gläsern gelandet.
2 polarisierende Whiskys
Für Gesprächsstoff und wirklich sehr unterschiedliche Meinungen haben bei uns 2 Whiskys in diesem Jahr gesorgt. Zum einen ein Ben Nevis 12 aus dem Jahr 2006 von Hidden Spirits Heavily Peated, den Christian, Stefan und Hagen auf Empfehlung von Dirk Lunken auf der Whisky Fair in Limburg probiert haben, zum anderen der Callisto IV von Scotch Universe, den die 3 Whiskygraphen ebenfalls in Limburg testen konnten.
Ben Nevis von Hidden Spirits und Callisto IV von Scotch Universe
Für Hagen ist der Ben Nevis von Hidden Spirits einer der besten Whiskys des Jahres. Stefan war begeistert von ihm beim ersten Test, eher ein wenig enttäuscht beim zweiten und fand ihm beim dritten wieder gut. Mich kann man mit dem Zeug jagen. Beim Callisto IV war vor allem Christian in Limburg begeistert und nahm eine Flasche mit. Bei der Verkostung auf Patricks Terrasse ist er sehr unterschiedlich angekommen. Also da kenne ich doch günstigere und bessere Produkte aus dem Hause Caol Ila und auch von Scotch Universe. Allerdings ist nicht ganz ausgeschlossen, dass der Whisky, den wir tatsächlich an einem der sehr wenigen nicht so warmen Tage getrunken haben, doch etwas zu kalt geblieben war, um sich voll entfalten zu können.
Himmel und Hölle von Bowmore
Unfassbar gut, und da waren wir uns tatsächlich alle 5 einig, war der Bowmore Mocha on the Deck von Wemyss Malts, der mir von Klaus Postert empfohlen und verkauft worden war. Ein grandioser 18-jähriger Whisky aus dem Jahr 1998, himmlisch! Seitdem ist das Jagdfieber nach vergleichbarem bei mir entfacht. Dabei war die Vintner’s Trilogie doch eine ganz schöne Enttäuschung für mich. Im September 2017 wurde sie vorgestellt und etwas über ein Jahr später ist sie bei mir im Glas gelandet. Alle 3 Whiskys stammen aus dem ältesten Whiskylagerhaus der Welt, dem berühmten Vault No. 1. Allerdings konnte mich auch die Lagerung des 18-, 26- und 27-jährigen Whiskys in den vom Meer umspühlten Gewölben geschmacklich nicht mitreißen.
Jagdfieber bei Hagen
Das Jagdfieber hat auch Hagen ergriffen. Gejagt wird ein Whisky aus dem Hause Jura, der vollends überzeugen kann. Auf der Interwhisky in Frankfurt kam er da seinem Ziel doch näher. Der 20-jährige One and All fand bei ihm doch deutlichen Anklang. Lagerung in Bourbon-, Sherry- und französischen Weinfässern, Abfüllung mit 51 %, der könnte doch tatsächlich was sein.
Einige Highlights für Patrick
Ein Highlight für Patrick war 2018 der North British 27 von That Boutique-y Whisky Company Batch 3. Ein Fachmann für Single Grains kann sich nicht irren, der muss was sein. Sehr gut angekommen, und zwar nicht nur bei ihm, ist auch der neue Puni Vina aus Südtirol. Wirklich gut. Etwas kräftiger und ebenfalls durchaus positiv aufgefallen ist der Tamdhu Batch Strength Batch 3. In der Reihe wieder ein Guter mit guter Preisleistung.
2 Inchgower
In Patricks Gedächtnis hat es auch ein Inchgower aus dem Jahre 2009 von Gordon & MacPhail in Fassstärke geschafft. Insgesamt war von Inchgower doch einiges Bemerkenswertes 2018 gekommen. So landete auch auf Stefans Zettel der 22-jährige Inchgower von Douglas Laing aus der Old Particular Serie aus einem Sherry Butt.
2 mal Glendronach im High-End-Bereich
Mit Hagen zusammen waren mir 3 absolute Besonderheiten vergönnt. Gegeneinander haben wir einen Glendronach 18 aus dem Jahre 1976 und den Glendronach Grandeur Batch 9 verkosten dürfen, beide wahrhaft großartig. In den Genuss des 1976er bin ich durch Dirk Rosenboom gekommen, obwohl mich der von Tom Wipperfürth gesandte Grandeur noch stärker für sich einnehmen konnte.
Linkwood im High-End-Bereich
Hagen hatte auf Empfehlung, eigentlich auf der Jagd nach dem 29-jährigen Highland Park, der zum runden Geburtstag von Signatory Vintage in einer Reihe mit vielen anderen edlen Tropfen 2018 erschienen ist und großartig sein muss, einen Linkwood von 1984 besorgt. Der 34-jährige Whisky aus der Connoisseurs Choice Serie von Gordon&MacPhail mit 58,1 % aus dem First Fill Sherry Butt war ebenfalls phantastisch und hat sich durch einen wirklich ungewöhnlich langen Abgang ausgezeichnet, vielleicht den längsten, den wir je erleben durften.
Ardbeg
Der für mich vielleicht beste Whisky, den ich 2018 im Glas gehabt habe, war der Ardbeg Lord of the Isles 7 mit 25 Jahren. Hier darf man natürlich nicht nach dem Preis fragen. Aber ebenfalls gut von Ardbeg war die diesjährige Sonderabfüllung von Ardbeg, der Grooves als Committee Release, den Hagen für uns klar machen konnte.
Compass Box
2017 war eine Entdeckung von Trüffelschwein Stefan der Spice Tree von Compass Box, ein großartiger Blend. So waren in diesem Jahr die Erwartungen an den Compass Box Spice Tree Extravaganza doch sehr hoch. Und diesen Erwartungen konnte er nicht ganz gerecht werden. Immer noch gut, aber nicht die Offenbarung, die wir erhofft hatten. Insbesondere wenn man den Preis hier berücksichtigt.
Highlights für Christian und Blindtastings
Christian hat sich in Beiträgen unter anderem dem Talisker 8 aus der 2018er Special Release Reihe von Diageo und dem Ben Nevis 22 1995 – 2018 aus der Nymphs of Whisky Collection von Whic.de gewidmet. Rückblickend für ihn zwei der besten Whiskys in 2018. Beides wirklich gute Whiskys und beide Whiskygramme sind auf besonders großes Interesse gestoßen.
Außerdem hat er dieses Jahr erstmals an zwei Blindtastings von FOSM teilgenommen (Vertical und Landes-Challenge) und sich dabei ganz passabel geschlagen. Separate Berichte hierzu sind noch in Arbeit. Die Blindsamples von Koval aus der Vertical-Challenge zählten leider zu seinen Flops 2018, weil sie einfach nicht seinen Geschmack trafen.
Ben Nevis
Eine Enttäuschung für mich, auch wenn ich ansonsten ein großer Fan von Ben Nevis bin, war der Ben Nevis 42 aus dem Jahr 1966 abgefüllt von Meadowside Blending in der Reihe The Maltman aufgrund einer fauligen Fehlnote. Und das obwohl das Sherryfass die Nummer 1776 trägt und somit das Jahr der Amerikanischen Unabhängigkeit.
Gastwhiskygraph Willie
Über einen Besuch bei Ben Nevis hat mein Freund Willie in diesem Jahr einen Bericht bei uns veröffentlicht. Auch über einen Besuch bei Strathisla hat er geschrieben und es werden noch weitere Berichte von ihm folgen, auf die wir uns bereits freuen. Worüber wir uns bereits sehr gefreut haben, waren die T-Shirts und Polo-Shirts, die er für uns inklusive des entsprechenden Logos, entworfen hat.
Hagens Blend-Highlights
Mit 2 Blended Scotchs konnte Hagen überraschen und überzeugen. Einmal dem The Six Isles und dann mit dem Big Peat 25. Der The Six Isles von Ian MacLeod eint Single Malts von den Inseln Islay, Skye, Jura, Orkney, Mull und Arran. Hier hat uns das Finish in Pomerol-Fässern sehr zugesagt. Der Big Peat 25 The Gold Edition kommt von Islay, genauer gesagt von Ardbeg, Bowmore, Caol Ila und Port Ellen. Wunderbar rauchig und komplex.
Weitere Trüffel von Stefan
Begeistert war Stefan auch von einem Mortlach von Gordon & MacPhail, ohnehin meist eine sichere Hausnummer. Ein Traum aus einem First Fill Sherry Butt mit der Nummer 8192, das nach 22 Jahren abgefüllt worden war. Gefallen hat auch der Glenrothes 1997 von Signatory Vintage aus der Un-Chilfiltred Collection, ebenfalls aus First Fill Sherry Butts mit den Nummern 9797 bis 9801, die nach 19 Jahren in die Flasche gekommen sind. Auch von Signatory Vintage war der 24-jährige Glenlossie, allerdings aus der Cask Strength Reihe, der ihm so gut gemundet hat. Ein Hogshead mit der Nummer 3459 konnte überzeugen.
Mehr von Patrick
Mit dem Slyrs 51 hat es unter Patricks Favoriten doch noch ein weiterer deutscher Whisky in unseren Jahresrückblick geschafft. Aus einem First Fill Oloroso Sherry Butt mit der Nummer 900124 stammt der 10-jährige Deanston aus der Single Cask Season Summer 2017 Serie von Signatory Vintage. Auf ganzer Linie überzeugend. Und dann war da noch der 20-jährige Imperial aus dem Bourbon Hogshead, abgefüllt von Van Wees in der Ultimate Serie, der nicht nur Patrick, sondern sämtliche Whiskygraphen und einige whiskykundige Menschen mehr hatte überzeugen können. Und zwar bei einem sehr schönen Whiskytasting in den Räumlichkeiten des Brühler Whiskyhauses von Marco Bonn, privat durchgeführt von Dirk Lunken (separater Bericht hier). Ohne Frage ein Highlight 2018.
2 irre Iren
Mir haben es 2018, im Jahr nach unserem Irish Whiskytasting, doch wieder 2 Iren angetan. Der eine stammt von Midleton und ehrt den Master Distiller Barry Crockett. Der Single Pot Still Whiskey Barry Crockett ist zwar wirklich nicht günstig, aber ein echter Knaller. Probieren konnte ich ihn nach einer Facebook-Empfehlung beim Stammtisch der Whiskyfreunde Bonn, wo wir seit diesem Jahr häufiger zu Gast sind. Der andere wurde von Mareike Spitzer von Irish Whiskeys geblendet und ist der Bonder’s Blend 2 von J. J. Corry. Ihn konnte ich bei der Aquavitae verkosten und dort hat er mich restlos überzeugt.
2 Enttäuschungen
Dass ich kein Bio-Typ bin und werde, war mal wieder anhand des Loch Lomond 17 Organic festzustellen. Er war uns von bewährtem Gaumen empfohlen worden und so waren unsere Erwartungen hoch. Man sucht ja gerade jene Tropfen, mit deren Qualität man nicht gerechnet hätte. Und bei Loch Lomond rechnet man nicht unbedingt mit so viel. Warum hat dann aber dieser Whisky leider wieder gezeigt. Anders war das beim Aberfeldy 21. Da waren die Erwartungen ohnehin groß. Aber der ist doch gemessen am Preis überhaupt nicht gut bei uns angekommen.
Ein Port Charlotte Fan
Stefan hat sich 2018 zu einem echten Port Charlotte Fan entwickelt. So war ein Highlight für ihn auch ein entsprechendes Tasting bei Wein & Whisky Reifferscheid, ebenfalls geleitet von Dirk Lunken. Bei dem Bericht wirklich schade, dass wir ihn nicht begleiten konnten. Unter anderem entdeckte er 2018 den PC11, der es ihm angetan hat.
Einigkeit
Wo unsere Begeisterung insgesamt recht groß war, das waren der Glen Scotia 2008 Ruby Port, der zum Campbeltown Festival 2018 mit 57,8 % abgefüllt worden ist und der Deanston 9 2008, der nach einem Finish in einem Bordeaux-Wein-Fass mit 58,7 % in die Flasche gekommen ist. Bei Stefan stehen die beiden weit oben auf der Liste. Ehrlich gesagt war die Einigkeit beim Glen Scotia doch nicht ganz so hoch, vor allem Christian hat er überhaupt nicht zugesagt. Aber der hat die Whiskywelt ja 2018 insgesamt gespalten. Mir hat er sehr gut gefallen, da er einzigartig ist, medizinisch ohne Rauch mit einem super PLV.
Weitere Whiskys
Hoch im Kurs bei Stefan stand dann letztlich noch der Broadbay 8 aus der Darkness Reihe von Master of Malts, der in einem PX-Sherry-Fass gefinisht worden ist. Bei Hagen und mir hat es noch der Bunnahabhain The Viceroy’s Elixir von Wemyss Malts aus dem Jahr 1987 aus einem Sherry Butt in die Erinnerung geschafft.
Mackmyra
Und bei Patrick waren es dann noch einige Mackmyras, die verzaubert haben. So der Moment Bärnsten, der Rotspon Kogge und der Rotspon Bojer. Den Bärnsten fand ich ebenfalls enorm stark. Hagen und Stefan wiederum waren vom Blomstertid sehr beeindruckt.
Whiskyevents
Und es wäre noch so viel mehr zu berichten aus dem zu Ende gehenden Jahr. Von den Messen in Limburg, Mülheim an der Ruhr oder in Frankfurt, von unseren privaten Treffen, von Tastings, an denen wir teilgenommen haben oder vom internationalen Tasting, das wir selber ausgerichtet haben. Oder von den Begegnungen und Gesprächen mit den zahlreichen Whiskygrößen in Deutschland.
Ende
Aber irgendwann muss das Jahr eben auch enden, wie dieser Artikel. Bleibt uns treu und wohlgesonnen. Euch allen ein gelungenes Jahr 2019 mit vielen Highlights in der Welt des Whiskys.