Die 1779 von David Simson gegründete Destille Bowmore, die heute zu Beam Suntory gehört, produziert als Islay-Brennerei einen Whisky, der typischer Weise u.a. rauchig, torfig, maritim und salzig daherkommt. Da die Whiskys häufig in spanischen Sherryfässern gelagert werden, bringen sie auch dessen typischen Aromen mit.
Der unabhängige Abfüller Wemyss Malts, benannt nach der Familie Wemyss, einem Wort, das aus dem gälischen stammt und Höhle im Fels bedeutet, füllt sowohl Single Casks, als auch Blended Whiskys ab. In beiden Fällen wird der Whisky mit einem geschmacksbeschreibenden Namen bedacht und gekennzeichnet.
Ich hatte bereits einige Abfüllungen von Wemyss im Glas, die mich häufig, aber nicht immer, überzeugen konnten. Bowmores habe ich ebenfalls einige verschiedene probieren dürfen, allerdings noch nie einen in Fassstärke und noch keinen Single Cask. Meine Erwartungen sind hoch, auch weil ich die Whiskys von Bowmore sehr gerne trinke und ich beim Kauf der Empfehlung von Klaus Postert gefolgt bin, ich bin gespannt, was kommt.
Distille: Bowmore
Abfüller: Wemyss Malts
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland/Islay
Alter: 18 Jahre
Fasstypen: Sherry Butt
Flaschenanzahl: 668
Alkoholgehalt: 59,3%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 105 Euro
Whiskybase ID: 102465
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 10
Direkt nach dem Einschenken kommt sehr kurz eine Ladung Alkohol hoch, die aber sofort verfliegt und von der eine ideale Menge, welche die 59,3 % Alkoholgehalt andeutet, aber nicht aufdrängt, zurückbleibt. Im Vordergrund steht zunächst eine perfekte Mischung aus Rauch, Teer und Erde einerseits mit maritim-salzigen Noten andererseits, die sehr deutlich begleitet wird von einem Zusammenspiel aus Tabak, Leder, Zedernholz und, so seltsam es sich auch anhört, Schuhcreme. Hintergründig finden sich auch Zitrusfruchtnoten, die im Verlauf besser herauskommen. Ebenso tauchen würzige und süße Aromen auf, bleiben aber peripher. Der Name „Mokka“ bringt das dunkle, schwere Aroma des Malts gut zum Ausdruck. Ein außergewöhnliches, großartiges Erlebnis. Sehr spät (nach über 30 Minuten im Glas) kommt mir die Assoziation zu nassem Heu in den Sinn. Sehr komplex, absolut einzigartig und daher auch die Bestnote, die 10.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 9
Beim ersten Schluck wird man vom Alkoholgehalt und der Aromenvielfalt etwas überrollt, was beim zweiten Schluck absolut nicht mehr der Fall ist. Ein Wechselspiel von salzigen, maritimen Küstenaromen, gepaart mit Rauch und Schinken auf der einen Seite, und süßen, teilweise leicht ins Bittere gehenden Geschmacksstoffen wie Karamell, dunkler Schokolade, Kakao und gezuckertem Kaffee auf der anderen Seite, bieten den Geschmacksnerven ein beachtliches Spektakel. Die cremig-ölige Konsistenz ist wunderbar, der Körper des Malts voll, der Alkohol perfekt eingebunden. Die leichte Zitrusfruchtigkeit bleibt erhalten, aber würzige Töne sind kaum zu entdecken. Einerseits typisch für Bowmore, andererseits absolut einzigartig. Für mich eine fast ideale Kombination und daher auch hier eine sehr gute Bewertung, die 9.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 9
Der Abgang ist lang und bringt den Malt noch einmal voll zur Geltung. Wesentlich neues bringt er nicht. Eine harmonische, leichte Bitterkeit deutet auf die europäische Eiche und im Nachklang sind zunächst die maritim-salzigen Noten, dann der Torfrauch dominant. Auch hier bleibt der Whisky großartig, die 9.
Preisleistung (0 – 10): 9
Gemessen am Ausgabepreis, für den ich das Glück hatte ihn von Klaus Postert zu erhalten, also den 105 Euro, ist die Preisleistung sehr gut. Leider wurde die Qualität des Malts aber längst von vielen anderen erkannt und so zahlt man bereits mehr als das doppelte für ihn, Allerdings glaube ich, dass er das immer noch wert ist, obwohl ich einen solch heftigen Preisanstieg natürlich bedauere.
Gesamtbewertung (0 – 10): 9
Fazit:
Insgesamt ein absolut einzigartiges Geschmackserlebnis höchster Güte. Ein stimmiger Malt mit Ecken und Kanten. Ich denke, dass er zu den besten 10 Malts gehört, die ich je das Vergnügen hatte zu verkosten und obgleich noch früh im Jahr, so bin ich nicht sicher, ob etwas besseres bis Jahresende noch den Weg in mein Glas finden wird. In der Whiskybase wird er mit rund 90,5 bewertet und ich hätte ihn dort vielleicht noch etwas höher eingestuft.
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