2018 hat Diageo das Kernsortiment seiner Destillerie Mortlach neu ausgerichtet. Verabschiedet wurde sich von der Hochpreispolitik der 18-jährigen oder 25-jährigen Abfüllung, die in 0,5 l Flaschen zu haben sind. Stattdessen wurden ein 12-, 16- und 20-jähriger Single Malt auf den Märkten eingeführt, die jetzt auch in den gewohnten 0,7 l Flaschen daherkommen.
Vom Mortlach The Wee Witchie 12, Mortlach Distiller’s Dram 16 und Mortlach Cowie’s Blue Seal 20 habe ich mir jeweils ein Sample besorgt und verkostet. Ad hoc hat mich der 12-jährige am ehesten überzeugen können. Selbstverständlich spielen die 3 in verschiedenen Ligen, aber in der vorderen Hälfte der Tabelle ihrer jeweiligen Liga ist für mich eben nur der 12-jährige gelandet.
Mortlach macht hervorragende Whiskys, nur die Preisleistung war in der Vergangenheit ihre große Schwäche. Eine Ausnahme haben dabei einige tolle unabhängige Abfüllungen dargestellt, von denen, getrieben von Hagens Begeisterung für diese, doch einige den Weg in unsere Gläser gefunden haben.
Der Vollständigkeit halber sei nicht unerwähnt, dass auch ein 14-jähriger Mortlach für den Travel Retail erschienen ist, der den Namen Alexander’s Way trägt, aber noch nicht bei mir gelandet ist. Ich bin gespannt, was der 12-jährige, der nach der kleinsten Brennblase der Destillerie, die als Intermediate Still eingesetzt wird, benannt ist, zu bieten hat. Los geht’s.
Whisky: Mortlach The Wee Witchie 12
Distille: Mortlach
Abfüller: Mortlach
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 12 Jahre
Fasstypen: Bourbon- und Sherryfässer
Alkoholgehalt: 43,4 %
Kühlfiltrierung: Ja
Färbung: Ja
Preis: rund 50 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 6,5
Zunächst erhebt sich ein süß-fruchtiges Aroma mit Orange aus dem Glas. Die frische Orange ist sehr dominant und erinnert an Caprisonne. Hintergründig kommt eine leichte Würzigkeit mit einem Touch Vanille, Sandelholz und Eiche auf. Später wird die Fruchtigkeit etwas komplexer und um Kiwi und minimal Banane, wie auch Kirsche ergänzt. Der Malt nimmt eine tolle Entwicklung im Glas, während welcher die Fruchtigkeit und die Würzigkeit kräftiger und dichter werden, sich die Aromen von hell zu dunkel bewegen, schwerer werden. Man muss ihm erstaunlich viel Zeit geben, aber dann kann er überzeugen in der Nase, die 6,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 6
Der gute Antritt gibt die Nase 1 zu 1 wieder, ist fruchtig-süß mit Orange. Die Süße wird karamellig und schokoladig, beides leicht, aber deutlich. Ein minimaler Kontrapunkt wird mit der Derbheit von Kaffee und Tabak gesetzt, allerdings in Spurenelementen. Die Fruchtigkeit differenziert sich von Schluck zu Schluck aus und zeigt dann auch leicht Kiwi und Kirsche. Die Alkoholeinbindung ist optimal, die Viskosität etwas zu dünnflüssig und auch der Körper dürfte etwas voluminöser sein. Insgesamt gut, die 6.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 6
Der mittellange Abgang bringt initial eine minimale Bitterkeit vom Kaffeetyp, die in eine leichte Trockenheit der Eiche übergeht. Die Orange klingt sehr lange nach. Gut, die 6.
Preisleistung (0 – 10): 5
Nicht schlecht, aber doch etwas zu teuer. Zwar hat sich Diageo hier vom High-End Ansatz verabschiedet, aber der Preis ist dennoch ambitioniert, die 5.
Gesamtbewertung (0 – 10): 6
Der Mortlach The Wee Witchie 12 ist für mich hinsichtlich zweier Aspekte geradezu perfekt. Erstens als Whisky für einen Einsteiger, zweitens als Whisky zum Easy-Drinking. Für beides ist er mehr als hervorragend geeignet, für beides ist er aber auch etwas zu teuer. Leicht enttäuschend ist er hingegen bei einer komplexen, sehr ausführlichen Auseinandersetzung mit ihm. Auch wenn es sich um einen vollkommen fehlerfreien Whisky handelt, dafür ist er nicht vielschichtig genug, dafür kann er nicht genug erzählen. Dennoch zweifelsfrei eine hohe Güte, die 6.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Mortlach The Wee Witchie 12 mit rund 82,5 Punkten bewertet. Vielleicht würde ich ihm ein Pünktchen mehr geben, da mich seine Qualitäten beim lockeren Trinken doch wirklich überzeugen.