Es gibt ja eine Reihe von Trinksprüchen, in denen Pferde vorkommen. „Auf unsere Frauen, auf unsere Pferde und auf die, die sie besteigen“, so angeblich in der Französischen Kavallerie.
Erschreckenderweise finde ich im Netz: „Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, beim Walter ist es umgekehrt!“
Okay, ich breche die Google-Suche ab. Und komme auf den Toast, den mein Freund Andreas einst bei einem Essen auf die Frauen ausgebracht hat. Mit einem Hauch von Ironie in der Stimme erhob er sein Glas auf „die Schönheit der Rennpferde und auf die Schnelligkeit der Frauen“.
Damals war es kein Whiskey, mit dem wir angestoßen haben. Was haben die Pferde also mit dem Lebenswasser zu tun?
Ganz einfach. Warum heißt ein Whiskey The Tyrconnell? Weil einst ein Pferd so gehießen hat.
Wie kommt das? Ursprünglich wurde der Tyrconnell in der Waterside Destillerie in Londonderry gemacht. Der Besitzer dieser, Andrew Watt, hatte ein Rennpferd, das Tyrconnell hieß. Jenes gewann beim Irish Classic den Queen Victoria Cup. Und zwar als crasser Außenseiter mit einer Gewinnchance von 1 zu 100. Fortan, seit 1876, nannte er einen seiner Whiskeys Tyrconnell.
1925 musste die Waterside Destillerie, auch bedingt durch die Prohibition, ihren Betrieb einstellen. 1987 eröffnete John Teeling Cooley, 1988 kaufte er die Marke Tyrconnell. 2011 ging Cooley an Jim Beam, 2013 Jim Beam an Sunbory. Und dort sind Cooley und Tyrconnell noch heute.
Eine schöne Geschichte. Aber wird der Tyrconnell 15 Madeira auch vom Geruch und Geschmack her liefern? Machen wir den Test.
Rahmendaten:
Whisky: Tyrconnell 15 Madeira
Destillerie: Cooley
Abfüller: Cooley / Originalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Irland
Alter: 15 Jahre
Fasstypen: Bourbon Barrel, Madeira (Finish)
Alkoholgehalt: 46 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Ja
Preis: 70 Euro
Whiskybase ID: WB114172
Auge / Anblick, Farbe:
Wie immer keine Ahnung, angeblich Gold. Aber meine Recherchen besagen, dass Tube oder Flasche des Tyrconnell 15 Madeira an die namensgebende Rennpferdeszene erinnern sollen. Das ist doch was.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Fruchtig und würzig geht es nach dem Einschenken des Whiskeys in der Nase los. Orange, Pfirsich und Kirsche sind auszumachen. Dazu deutlich Vanille, etwas Karamell und ein wenig brauner Zucker. Das alles vor einer leicht hölzernen Röstaromatik. Und einer Note zwischen Keksteig und Spekulatius. Zusätzlich mit einem Hauch Zimt und etwas Menthol. Gefällt mir gut, der Tyrconnell 15 Madeira, die 7,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Ein sehr sauber aromatischer Antritt vorwiegend fruchtiger Natur. Darin lassen sich Kirsche, Orange und Pfirsich ebenso wiederfinden, wie Vanille und die Keksteig-Spekulatius-Note. Der Tyrconnell 15 Madeira wirkt nicht unbedingt komplex, aber in gewisser Hinsicht kantig. Röstaromen, eine minimale Spur Pfeffer, die Vanille und die Fruchtsüße machen einen sehr sauberen, dennoch kantigen Geschmackseindruck, der vollkommen ohne bittere und herbe Noten auskommt. Der Alkohol ist gut eingebunden. Bei einem sehr satten Körper. Allerdings einer Textur, die gerne mit einer etwas zähflüssigeren Viskosität daherkommen dürfte. Aber durchaus überzeugend, die 7,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7
Ein eher mittellanger Abgang mit Kakaobohnen, Cappuccino und Milchschokolade, die von einer leicht pfeffrigen Schärfe und der späten Fruchtsüße einer Orange begleitet werden. Aromatisch ist der Tyrconnell 15 Madeira schön, aber etwas zu kurz, die 7.
Preisleistung (0 – 10): 8
70 Euro für den Tyrconnell 15 Madeira? Angemessen? Ja, durchaus. Das geht absolut in Ordnung. Sowohl von den erworbenen Rahmendaten her, als auch vom Geruchs- und Geschmackserlebnis. Eine sehr gute 8.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Der Tyrconnell 15 Madeira erzält mit der Historie der Brennerei und Marke eine sehr schöne Geschichte. Konnte er da von Geruch und Geschmack her mithalten? Das war die Frage eingangs. Ausgans sei sie beantwortet. Ja, er kann das. Die 7,5.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Tyrconnell 15 Madeira mit knapp über 86 Punkten bewertet. Davon bin ich nicht weit weg. Ich gebe ihm lediglich ein Pünktchen mehr, die 87 Punkte.
Der Whiskey kann nicht nur die Nutzer der Whiskybase überzeugen. In einem durchaus starken Lineup aus 4 Irischen und 4 Schottischen Whiskeys / Whiskys, das ich im Römer in Mayen gehalten habe, wusste er den Großteil der über 30 Teilnehmer abzuholen.
Aber, Achtung, der Tyrconnell 15 Madeira ist in keinerlei Hinsicht ein typisch Irischer Whiskey. Einerseits ist er das ohnehin nicht, da typisch Irisch wohl eher die Irish Pot Still Whiskeys, und weniger die Single Malts sind.
Andererseits ist er das aber auch nicht in der Range der Single Malts. Warum? Weil er eben nicht dreifach, sondern nur zweifach gebrannt ist. Und genau das verleiht ihm auch das vergleichbar kantige Geschmacksprofil. Wohl gemerkt für einen Iren.
Was bleibt? Eine klare Empfehlung. Wer olfaktorisch und gustatorisch eher bei den Schotten zu Hause ist, für den könnte der Tyrconnell 15 Madeira durchaus etwas sein. Viel Freude beim Genuss.
Ach ja, und dann war da ja noch die Sache mit den Trinksprüchen. Ich versuche es mal so diplomatisch wie möglich: seit vorsichtig, wenn Ihr ernsthaft vorhabt, Pferde und Frauen in einem einzigen Toast gemeinsam unterzubringen. Es ist eigentlich weniger dünnes Eis, als eher Wasser, auf dem man da schon wandelt. Und das kann nicht jeder.