Heute mal wieder was aus Schottland. Genauer aus der Speyside. Von Longmorn. Mit sehr vielversprechenden Rahmendaten.
18 Jahre Reifung in Bourbon- und Sherry Fässern, abgefüllt mit 48 %. Der sollte doch liefern.
Um es vorwegzunehmen, bisher hat er das eindeutig nicht getan. 3 oder 4 mal hatte ich ihn bereits im Glas. Und er hat enttäuscht.
Warum? Wodurch? Vor allem durch eine alkoholische, sehr unrunde Note, die auch nicht mehr Unter „Ecken und Katen“ zu verbuchen gewesen ist. Bei gleichzeitig zu schwach ausgeprägter Aromatik.
Allerdings, von Versuch zu Versuch wurde es besser. Die Flaschenreifung hatte begonnen sich auszudrücken.
Heute bekommt er die letzte Chance. Sehen wir, was der Longmorn 18 daraus machen wird.
Rahmendaten:
Whisky: Longmorn 18
Destillerie: Longmorn
Abfüller: Longmorn / Originalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 18 Jahre
Serie: Secret Speyside Collection
Fasstypen: American Oak Barrels und Hogsheads
Alkoholgehalt: 48 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Ja
Preis: 105 Euro
Whiskybase ID: WB135488
Auge / Anblick, Farbe:
Die Farbe müsst Ihr selber herausfinden.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Fruchtig, süß und noch immer leicht alkoholisch wirkt der Longmorn 18 nach dem Einschenken. Pfirsich, Mango, Orange, Apfel und Birne mache ich aus. Dazu Karamell, Vanille und braunen Zucker. Mit einer leicht würzigen Röstaromatik. Gefällt mir aber diesmal, die Flasche ist seit rund einem Jahr offen, ganz gut. Die 7,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Fruchtig süß tritt der Longmorn 18 an. Im Gepäck Milchschokolade, Mango, Birne und Pfirsich, sowie braunen Kandiszucker und Eiche. Auch Zuckerwatte, Karamell, Waldhonig, Aprikose und Cappuccino kann ich ausmachen. War die Alkoholeinbindung in den ersten Verkostungen noch geradezu inakzeptabel, ist sie in diesem Versuch durchaus in Ordnung. Mehr als das ist die Textur. Wunderbar zähflüssig bewegt sich der Whisky samtig im Mundraum und bedeckt Zunge und Gaumen. Und das bei einem sehr voluminösen Körper. Ja, durchaus gut, die 7,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5
Ein mittellanger Abgang mit Milchschokolade, Kakao, Cappuccino, Nuss und Eiche, die weder herb noch bitter wirkt, aber Tiefe gibt. Ebenfalls gut, die 7,5.
Preisleistung (0 – 10): 5
Hätte der Longmorn 18 direkt nach dem Öffnen die Qualität, die er nach rund einem Jahr Flaschenreifung hat, würde ich ihn in Sachen Preisleistung vermutlich besser bewerten. So aber ist mir das zu teuer. Kann man schon machen, ist aber nicht mehr als eine 5.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Nach einem Jahr Reifung in der Flasche unzweifelhaft ein guter Whisky. Die Zeit bis dahin aber gibt Punktabzug für den Longmorn 18. So also die 7.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Longmorn 18 mit 87 Punkten bewertet. Hätte es dieses erste Jahr nicht gegeben, würde ich da auch mitgehen. So sehe ich ihn eher bei 86 Punkten.
Warum stört mich das erste Jahr derat? Ganz einfach, weil ich ihn somit seiner ursprünglichen Bestimmung nicht zuführen konnte. Oder vielmehr wollte.
Er hätte eigentlich in ein Tasting gesollt. Das aber wollte ich den Teilnehmern nicht zumuten. Nun bin ich einerseits davon noch enttäuscht. Andererseits freut mich, dass er sich noch so gut entwickelt hat.
Aber, unter dem Strich, mag ich Whisky genau wegen solcher Phänomene so gerne. Er ist und bleibt immer wieder für Überraschungen gut.