Eine Lücke bei Redbreast ist geschlossen worden. Wo? In der Core Range. Und zwar zwischen dem 15-jährigen und dem 21-jährigen Whiskey. Selbstverständlich mit einem Single Pot Still. 18 Jahre ist er. Und weil mich beides, das Thema Irish Single Pot Still und Redbreast interessieren und begeistern, musste der sofort her.
Der Redbreast 21 ist einer der stärksten Irischen Whiskeys, die ich kenne. Ich ziehe ihn sogar dem Bushmills 21 Madeira vor. Gut, das ist ein Single Malt. Und wie war das noch gleich mit den Äpfeln und Birnen?
Glücklicherweise ist der Redbreast 21 gleich mehrfach bei mir zu Hause. Denn auch meine Gäste, die doch eine gewisse Auswahl haben, sprechen ihm sehr zu. Bald ist es Zeit für eine neue Flasche.
Und auch der Redbreast 12 Cask Strength fällt genau in mein Beuteschema. Nicht grundlos wird er am kommenden Wochenende Bestandtteil des Lineups beim nächsten Whisky Tasting sein. Einer der besten Single Pot Stills in Fassstärke.
Erinnert wurde ich an ihm auf einem Konzert in Bonn. An der Bar, ausgestattet mit nicht mehr als 12 Whiskys und Whiskeys, gab es für alle Geschmäcker das Passende. Wer ein Konzert in der Harmonie in Bonn besucht, ist whiskytechnisch gut aufgehoben. Hier hat ein Profi die Whiskys besorgt. Für mich wurde es der Redbreast 12 Cask Strength.
Allerdings macht man sich bei New Midleton wohl gerne selber Konkurrenz. So gibt es bei den Spot Whiskeys, ebenfalls allesamt Irish Pot Still Whiskeys, mit dem 7-jährigen Blue Spot einen ernstzunehmenden Gegner in Sachen Pot Still in Fassstärke.
Nun, ob in erhöhter Trinkstärke mit 46 % Alkoholgehalt, oder kräftiger, die Whiskeys von Redbreast haben mich noch nicht enttäuscht. Wird sich der Redbreast 18 da einreihen? Eruieren wir das.
Rahmendaten:
Whisky: Redbreast 18
Destillerie: New Midleton
Abfüller: New Midleton / Pernod Ricard
Typ: Irish Single Pot Still
Land / Region: Irland
Alter: 18 Jahre (abgefüllt am 06.07.24)
Fasstypen: Bourbon, Oloroso, Cream Sherry und Ruby Port
Alkoholgehalt: 46,0 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Ja
Preis: 160 Euro
Whiskybase ID: WB261525
Auge / Anblick, Farbe:
Der Redbreast 18 hat die Farbe von Gold bis Kupfer.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 9
Würzig, komplex, fruchtig. Das sind die ersten Eindrücke nach dem Einschenken. Und dann: der hat was schmutziges, lehmiges. Außerdem machen sich Nuss, Vanille und Nugat in meiner Nase breit. Ferner Creme Brulee, Schokolade und Mandarine. Dazu Apfel und ein Hauch Zitrone. Wider würzig untermalt mit mineralischen Eindrücken von regennassem Kieselsteinen und frischem Gras.
Das ist vielseitig, abwechslungsreich, gut und genau mein Geruch. Die 9 für die Aromen des Redbreast 18, die dennoch sehr stimmig zueinander finden.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,5
Ein würziger, süßer, fruchtiger Antritt im Mund. Am Gaumen ergeben sich zunächst Mandarine, Beeren, Milchschokolade, Kirsche und etwas Gras. Auch die schmutzig-mineralische Würzigkeit zeigt sich in voller Pracht auf der Zunge, herrlich! Dazu die süß-würzige Aromatik von Vanille, Kakaobohnen, Leder und Creme Brulee. Ein Hauch Nuss mischt sich in die Würzigkeit.
Der Alkohol ist gut eingebunden und trägt die Aromen. Von der Konsistenz her könnte ich mir den Redbreast 18 noch etwas zähflüssiger, schwerer vorstellen. Der Körper ist einnehmend. Vielschichtig und gut, erneut genau mein Geschmack, die 8,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8
Ein mittellanger Abgang würziger Natur mit Eiche, die nicht bitter ausfällt. Dazu Kakaobohnen und Milchschokolade. Sowie ein wenig Kirsche und Nuss. In Rachen und Abgang vermag der Redbreast 18 ebenfalls zu überzeugen, die 8.
Preisleistung (0 – 10): 7
160 Euro für den Redbreast 18? In Ordnung? Jetzt wird es schwer. Im Vergleich zum Redbreast 21 gilt es da ein paar Widerstände zu überwinden. Denn als ich den Redbreast 18 kaufe, ist er genau 10 Euro teurer als sein 3 Jahre älterer Bruder. Ist das gerechtfertigt? Tatsächlich empfinde ich die beiden als ungefähr auf Augenhöhe. Rahmendaten hin oder her.
160 Euro für ein solches Geruchs- und Geschmackserlebnis im aktuellen Marktumfeld? Ja, damit kann ich mich einfacher abfinden. Da kenne ich doch eine Menge an Whiskys und Whiskeys, die bei einem solchen Preis nich derartig abliefern. So gibt es die 7 für die Preisleistung.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,5
Wie schneidet er nun insgesamt ab, der Redbreast 18? Sehr gut, mit 8,5 Punkten. Tatsächlich habe ich im Anschluss noch einmal den Redbreast 21 im direkten Vergleich getrunken. Er hat die differenziertere Fruchtigkeit. Der 18-jährige hingegen die vielschichtigere Würzigkeit. Beides gefällt mir ausgezeichnet. Und beides begegnet sich durchaus auf Augenhöhe. Also auch für den Redbreast 18 hier die 8,5.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Redbreast 18 aktuell mit 89 Punkten bewertet. Da kann ich mich anschließen. Hätte aber auch mit einem Punkt mehr wenig Probleme.
Für mich ist Redbreast der Springbank Irlands. Das komplex, leicht schmutzige Profil der Aromen trifft fast immer meinen Geschmack. Vielleicht ist der Redbreast 18 der beste Lückenbüßer des Jahres.
Andreas Kolboom
sehr schöne Tasting Notes und Beschreibung. Da ich gerade vor der Wahl stehe für den quasi gleichen Preis entweder den 18 oder den 21 zu kaufen, bin ich aber nun leider nicht viel schlauer geworden. Im Regal habe ich noch gar keinen Redbreast stehen. das Zünglein an der Waage ist vielleicht die Seltenheit ? soviel ich verstanden habe ist der 18er jetzt nicht in der core range und vielleicht bald wieder ausverkauft, oder bleibt der auch ?
Alex
Vielen Dank. Soweit ich es verstanden habe, soll der schon im dauerhaften Sortiment verfügbar sein. Und ich persönlich würde für das gleiche Geld eher den 21-jährigen kaufen. Obwohl auch der 18-jährige wirklich toll ist. Viele Grüße.