Sie sind endlich zu bekommen. Die Vorfreude war groß. Wer? Die neuen Whiskys von Scapa. Aus der Signature Series. Einerseits ein 10- und 16-jähriger mit 48 % Alkoholgehalt. Andererseits ein 21-jähriger mit 52,9 % Alkoholgehalt.
Und warum sich darauf freuen? Weil das etwas besonderes ist. Inwiefern? Nun, Scapa ist ein eher seltenes Vergnügen in den Gläsern derjenigen, die selig über den stürmigen Ozean aus immer neuen Abfüllungen segeln.
Bis 2008 war als einzige Originalabfüllung ein 14-jähriger mit 40 % Alkoholgehalt zu haben. Ab 2009 dann der berühmte 16-jährige mit 40 % Alkoholgehalt. Solange dieser verfügbar gewesen ist, erfreute er sich keiner besonderen Aufmerksamkeit. Als er 2015 vom Markt ging, änderte sich das.
Seltenheit und Rarität sind allerdings für sich noch kein Qualitätsmerkmal. Der Zusammenhang besteht meist eher umgekehrt. Qualitativ Hochwertiges ist selten.
Was unzweifelhaft selten ist, ist die Art, in welcher der Scapa gebrannt wird. Eine klassische zweifach Destillation. Allerdings ist die Wash Still, also die erste Brennblase, keine Pot Still. Sondern eine Lomond Still.
Die Lomond Still ist sozusagen eine Mischform aus Pot Still und Continous Still. Sie kommt ansonsten lediglich bei Loch Lomond in begrenztem Umfang zum Einsatz. Wieviel Einfluss hat das auf den Geruch und Geschmack des Whiskys? Macht das den Scapa wirklich so besonders?
Ob man das mit Gewissheit beantworten können wird, weiß ich nicht. Aber, da Scapa auch bei den unabhängigen Abfüllern eher rar gesäht ist, hoffe ich auf eine einzigartige Geruchs- und Geschmackserfahrung. Insofern, Leinen los.
Rahmendaten:
Whisky: Scapa 16 Signature Series 2024
Destillerie: Scapa
Abfüller: Scapa / Originalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Inseln / Orkney
Alter: 16 Jahre (abgefüllt am 30.07.24)
Fasstypen: Amerikanische Weißeiche
Serie: Signature Series
Alkoholgehalt: 48,0 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Ja
Preis: 115 Euro
Whiskybase ID: WB261639
Auge / Anblick, Farbe:
Der Whisky hat die Farbe von Bernstein.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7
Würzig und floral geht es nach dem Einschenken los. Zunächst drängen sich blumige Noten mit einem leichten Einschlag von Parfüm und Haarspray auf. Allerdings immerhin ohne Seife. Ansonsten mache ich Zitrone, Orange und etwas Litschi aus. Gummibärchen, brauner Zucker, Vanille und Röstaromen kommen hinzu. Letzte schlagen den Bogen zu einer unspezifisch würzigen Note, in der auch etwas Eiche auftaucht. Durchaus vielschichtig und gut, aber zu blumig für meine Nase. Auch wenn sich die floralen Noten über die Zeit abschwächen. Das gibt die 7.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8
Ein dezenter Antritt, der seine Aromen nicht sofort preisgibt. Glücklicherweise kaum floral, dafür um so würziger. Und zwar in hoher Güte. Kakaobohnen, Cappuccino, Röstaromen und Eiche verbinden sich zu einem sehr angenehmen und einzigartigen Spektakel am Gaumen. Kaum Vanille, kaum Karamell. Überhaupt gibt es nur wenig süße Kontrapunkte, mit Ausnahme von kleinen Mengen an braunem Zucker, Honig und Schokolade. Herb, aber nicht bitter. Und doch mit Tanninen. Fruchtseitig finden ich Zitrone, Grapefruit und Litschi. Der Alkohol ist perfekt eingebunden. Der Malt hat eine ideale Konsistenz. Und der Körper ist satt. Das gefällt mir doch sehr gut, die 8.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5
Ein mittellanger Abgang, der vornehmlich würzig ist. Kakao und Cappuccino gehen in Kaffee und Espresso über. Wieder nicht bitter, aber herb mit Eiche und Röstaromen. Und leider blitzt ganz am Ende noch einmal die florale Note leicht auf. Und doch, nicht schlecht, die 7,5.
Preisleistung (0 – 10): 6
115 Euro für den Scapa 16 Signature Series 2024? Eher nein. Dafü hätte er mich aromatisch doch etwas deutlicher abholen müssen. Ein Fehlkauf? Nein, das auch nicht. Ohnehin bin ich sehr gespannt darauf, wie er sich in der Flasche entwickeln wird. Und meine Abneigung gegen die florale Aromatik ist doch äußerst subjektiv und individuell. Die 6 bekommt er schon in Sachen Preisleistung.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Was war das nun mit dem Scapa 16 Signature Series 2024? Interessant? In jedem Fall. Eine Offenbarung? Nein. Wer eine besondere und nicht schlechte Geruchs- und Geschmackserfahrung machen will, der ist hier genau richtig. Wer eine Flasche in diesem Segment zum Genuss mit Freunden an einem Abend sucht, der nicht unbedingt. Da fallen mir doch bessere Alternativen ein. Aber, immerhin die 7 insgesamt.
Fazit:
In der Whiskybase ist der Scapa 16 Signature Series 2024 mit 85,57 Punkten bewertet. Ja, das erscheint doch recht treffend. Ich hätte ihn vielleicht bei 84 Punkten eingeordnet.