Ein Meilenstein ist erreicht. Wo? Bei Kilchoman. Auf Islay.
Warum? Weil dort eine nach der anderen Destillerie, zuletzt auch die legendäre Port Ellen in den 1980ern, geschlossen worden ist.
Bis Kilchoman kam. Und durch seine Neugründung Zeugnis für eine Entwicklung in die andere Richtung ablegte.
Aber warum Meilenstein? Weil es uns Whiskybegeisterten in besonderer Weise interessiert, wie die Core Range einer neuen Destillerie aufgestellt wird. Wie alt werden die Whiskys sein?
Kilchoman hatte in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit einen 16-jährigen als Originalabfüllung zu bringen. Und hat sie ergriffen.
Das wurde interessiert und begeistert aufgenommen. Wer muss bei der Kombination 16 Jahre alt und Islay nicht sofort an Lagavulin denken? Und wer kommt da nicht ins schwärmen?
Einen solchen Meilenstein hatte in diesem Jahr auch Wolfburn mit dem ersten 10-jährigen Whisky erreicht. Er steht hier offen. War aber eine leichte Enttäuschung für mich.
Warum? Vielleicht hat er sich dabei selber im Weg gestanden. Denn Wolfburn war doch mit verschiedenen Abfüllungen zuvor immer wieder geeignet, mich zu erfreuen. Zu hohe Erwartungen? Zu hohe Fallhöhe?
Wie dem auch sei. Hier, mit dem Kilchoman 16, könnte es ein ähnliches Problem geben. Denn Kilchoman sagt mir doch sehr zu. Machir Bay, Sanaig oder Loch Gorm, das sind tolle Whiskys.
Also wieder zu hohe Fallhöhe? Zu viele Vorschusslorbeeren? Finden wir es heraus. Wir, das sind übrigens die Whiskygraphen Stefan, Patrick, Hagen und ich. Ersterer hat dankenswerterweise ein Sample zur Verkostung besorgt.
Rahmendaten:
Whisky: Kilchoman 16
Destillerie: Kilchoman
Abfüller: Kilchoman / Originalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 16 Jahre (abgefüllt am 04.10.23)
Fasstypen: Bourbon- und Sherryfässer
Flaschenanzahl: 5000
Alkoholgehalt: 50,0 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 220 Euro
Whiskybase ID: WB241502
Auge / Anblick, Farbe:
Der Kilchoman 16 hat die Farbe von Kupfer.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Nach dem Einschenken machen wir zunächst einen kräftigen holzkohleartigen Rauch aus. Dazu eine maritime Salzigkeit, Zitrone und eine Schuhcremenote. Die Salzigkeit steigert sich, Zitronengras tritt in Erscheinung. Majoran bringt einen Aspekt von Kräutern. Kandiszucker und etwas Chilly werden gefunden. Sowie leicht der kupferne Geruch von Blut. Wir sind weiter gespannt und vergeben etwas divergierend in unseren Meinungen die 7,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Ein sehr kräftiger und frontaler Antritt mit erheblichem Holzkohlerauch, Leder, Salz und Brackwasser. Dazu mineralische Töne und Kieselerde. Außerdem Honig, Kräuter mit Thymian, Wacholder und Lorbeer. Die Viskosität ist in Ordnung. Der Körper ist gut. Die Alkoholeinbindung hingegen ist nicht überzeugend. Er ist ein wenig zu scharf. Der Kilchoman 16 vermag nicht jeden zu begeistern, kommt aber immerhin auf die 7,5 bei uns im Schnitt.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5
Ein mittelanger Abgang mit Torfrauch, Erde und mineralischen Noten. Passend, einfach, die 7,5.
Preisleistung (0 – 10): 3
220 Euro für den Kilchoman 16? Machen wir es kurz: das ist viel zu viel. Bei uns wird er bei keinem Whiskygraphen Einzug halten. Ein Sample zu verkosten hat Freude gemacht. Mehr muss es bei dem Preis nicht werden, die 3.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Nun, etwas mehr hatten wir uns vom Kilchoman 16 schon erhofft. Wir schätzen die Destillerie. Aber der Preis verleidet einem den Whisky. Und ein absolutes Spektakel für den Geruchs- und Geschmackssinn ist er eben auch nicht. Selbstverständlich ein guter Whisky, für uns aber nicht mehr als die 7. Schade, gerade Abfüllungen, die fast ausschließlich bourbonfassgelagert sind, haben doch eigentlich Potential.
Fazit:
In der Whiskybase kommt der Kilchoman 16 annähernd auf 88 Punkte. Da liegen wir mit unseren 86 Punkten doch etwas darunter.
Und, ja. Die Fallhöhe war zu hoch. Ebenso wie der Preis.