Wir Whiskygraphen starten in das Jahr 2025. Womit? Mit einem Bowmore. Genauer dem Bowmore 23 Frank Quitely Lovers Transformed. Und das war mir eine Herzensangelegenheit. Warum? Weil wir schon sehr lange mal wieder einen guten Bowmore im Glas haben wollten.
Ausgerechnet Bowmore
Warum nun ausgerechnet einen Bowmore? Erstens, weil wir mit dem Bowmore 18 Mocha on the Deck von Wemyss Malts 2018 derart gute Erfahrungen gemacht haben, dass sie bis heute in bester Erinnerung geblieben sind. Und Whiskys, die einen so nachhaltig prägen, gibt es dann auch wieder nicht so viele.
Und zweitens, weil ich 2019 als Teil der Dramful 9 das Vergnügen hatte, auf Islay auch Bowmore zu besuchen. Eine absolut unvergessliche Tour! Insgesamt und ganz besonders bei Bowmore. Kann man nur empfehlen. Und, etwas selbstkritisch gesehen, nimmt mich diese Erfahrung einfach vorab bereits für jeden Whisky von Bowmore positiv ein.
Frank Quitley
Wer aber ist dieser Frank Quitley? Es handelt sich um einen Schottischen Comiczeichner und Illustrator. Mit dem Bowmore bereits in den Serien „No Corners to Hide“ und „The Changeling“ zusammengearbeitet hat. Wie der Lovers Transformed sind die Whiskys für den Travel Retail erschienen.
Lovers Transformed
Und, warum jetzt Lovers Transformed? Nun, das spielt auf die Verwandlung eines Liebespaars an, das vor Islay mit einem Schiff verunglückt sein soll. Aber dort, noch heute, immer wieder als verliebte Möwen auftaucht. Das wird schon so sein. Natürlich hätte mich auch der 36-järige Lovers Transformed sehr interessiert. Allerdings verzögert sich wohl die Auszahlung meines Lottogewinns. 2025 geht ja gut los!
Abseits von Kunst und Mythos
Entscheidend aber bleibt, wie abseits der Kunst und des Mythos der Bowmore 23 Frank Quitely Lovers Transformed riecht und schmeckt. Das finden wir jetzt heraus.
Rahmendaten:
Whisky: Bowmore 23 Frank Quitely Lovers Transformed
Destillerie: Bowmore
Abfüller: Bowmore / Suntory
Typ: Single Malt / Fassstärke
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 23 Jahre (2023 abgefüllt)
Fasstypen: Amerikanische Eiche (21 Jahre), PX (Refill, Finish), Oloroso (Seasoned, europäische Eiche, Finish)
Serie: Frank Quitley / Lovers Transformed
Flaschenanzahl: 8000 Flaschen
Alkoholgehalt: 50,9 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 370 Euro
Whiskybase ID: WB246766
Auge / Anblick, Farbe:
Der Bowmore 23 Frank Quitely Lovers Transformed hat die Farbe von Bernstein.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 9,5
Direkt nach dem Einschenken mache ich zunächst eine süße, leicht rauchige Meeresbriese aus. Eine außerordentlich fullminante, natürliche Fruchtsüße beherrscht zunächst das Geschehen. Dazu Nugat. Und der Bowmore 23 Frank Quitely Lovers Trnsformed macht eine gewaltige Entwicklung im Glas. Dafür sollte man ihm die Zeit lassen.
Es taucht eine große Menge an Aromen auf. Darunter Karamell, Salz, Leder, Vanille, ein wenig Jod, Tabak, Honig, überreife Walderdbeeren, Brombeeren, Himbeeren, Datteln und Feigen. Sowie minimal mineralische Noten, Schuhcreme und ganz wenig Erde.
Absolut stimmig und harmonisch. Dazu sehr komplex und abwechslungsreich. Aber, Achtung! Anfangs zurückhaltend. Und erst dann zeigt er die wunderbare Güte durch seine phantastische Entwicklung. Genau mein Beuteschema. Ideal, um ihn mit viel Zeit ewig zu verriechen. In einem Tasting hingegen hätte er es wahrscheinlich zeitbedingt schwer. Dafür insgesamt die 9,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 9
Ein wahrhaft überraschender Antritt. Und zwar, da lege ich mich sehr eindeutig fest, mit Ahoj-Brause Himbeer. Eindeutig! Und unfassbar! So habe ich das noch nie bei einem Whisky gehabt. Ich bin begeistert.
Ansonsten kann der Bowmore 23 Frank Quitely Lovers Transformed mit einer ausgeprägten und angenehmen Süße glänzen. Diese ist fruchtig und sirupartig mit Himbeeren, Brombeeren und Datteln im Speckmantel. Dazu Honig, Cappuccino und Karamell. Auch im Mund und am Gaumen bleibt der Whisky nur leicht rauchig. Und spielt sehr dezent die maritimen und leicht mineralischen Töne.
Der Alkohol ist zwar sehr gut eingebunden, befördert die Aromen aber nicht ideal. Der Whisky hätte tatsächlich ein paar Prozente mehr gut vertragen. Der Körper ist voluminös. Die Textur hingegen hätte ich mir ein wenig zähflüssiger gewünscht. Obwohl der Malt schon ölig ist. Insgesamt ist das aber noch immer alles auf sehr hohem Niveau. Die 9 von mir.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 9,5
Auch im mittellangen Abgang finde ich die Ahoj-Brause Himbeer wieder. Dazu würzige Noten von Kaffee, Eiche und Tabak. Sowie der Nachhall der Meeresbriese mit Salz. Und Karamell, Zartbitterschokolade und recht leichter Rauch. Sehr schön, die 9,5.
Preisleistung (0 – 10): 6
370 Euro für den Bowmore 23 Frank Quitely Lovers Transformed? Ist das in Ordnung? Oder gar gut? Eher nein. Die anfängliche UVP hat bei 440 Euro gelegen. Da sind die 370 natürlich schon viel besser. Und gelegentlich kommen Angebote, die noch besser sind.
Aber, hier mal zum Vergleich: für den Bowmore 18 Mocha on the Deck 1998 Wemyss Malts habe ich damals 105 Euro gezahlt. Und der war auf Augenhöhe. Zwar ein Einzelfass aus einem Sherry Butt. Und sensorisch doch sehr anders. Aber qualitativ nicht schlechter.
Nun, die Preise für Whisky werden sich 2025 hoffentlich, aus Konsumentensicht, weiter erholen. Also sinken. 200 bis 250 Euro wären ein guter Preis für den Bowmore. So gibt es die 6 von mir.
Gesamtbewertung (0 – 10): 9
Der Bowmore 23 Frank Quitely Lovers Transformed ist ein wirklich toller Whisky. Mit der gekauften Flasche werden meine Freunde und ich viel Freude haben. Von mir insgesamt die 9 dafür.
Fazit:
In der Whiskybase ist der Bowmore 23 Frank Quitely Lovers Transformed mit knapp über 90 Punkten bewertet. Da schließe ich mich an. Glatt 90 Punkte.
Ich werde Ausschau danach halten, ob er noch einmal im Angebot auftaucht. Tut er das und liegt dabei unter 300 Euro, werde ich ein zweites Mal zuschlagen.