Nachdem wir Whiskygraphen uns kennengelernt hatten, organisierten wir zu unseren ersten Treffen gerne 1 oder 2 Flaschen Whisky, die wir dann verkosteten und teilten. Beim ersten Mal waren das ein Octomore 6.1 und ein 24-jähriger Ben Nevis von Signatory Vintage aus der Cask Strength Collection.
Für die meisten von uns, wenn nicht alle, die ersten Whiskys, die über 100 Euro gekostet haben und in der großen Flasche angeschafft worden sind. Leider waren sie gut. Im Fall des Ben Nevis sogar sehr gut.
Es gibt diese außerordentlichen Whiskys, die Meilensteine in der individuellen Biographie gewesen sind. Das war der Octomore 6.1, mein erster Octomore, bei mir. Und gleiches gilt für den Ben Nevis von damals.
Seitdem habe ich sowohl von Bruichladdich, als auch Ben Nevis und Signatory Vintage, jede Menge Whiskys verkosten dürfen. Aber noch immer jage ich die Geruchs- und Geschmackserfahrung von damals. Das will ich wieder!
Glücklicherweise hatte ich mir, eben weil ich so positiv angetan gewesen bin, die ein oder andere Flasche mit vergleichbaren Rahmendaten für die Zukunft angeschafft. Einer davon ist der Ben Nevis 24 Signatory Vintage 1991 – 2016 Cask Strength Collection. Machen wir die Probe, ob er mich in die Vergangenheit zurückzusetzen vermag.
Whisky: Ben Nevis 24 Signatory Vintage 1991 – 2016 Cask Strength Collection
Destillerie: Ben Nevis
Abfüller: Signatory Vintage
Typ: Single Malt / Single Cask
Land / Region: Schottland / Highlands
Alter: 24 Jahre alt (29.10.91 – 19.10.16)
Fasstypen: Sherry Butt
Fass-Nummer: 3836
Flaschenanzahl: 599
Alkoholgehalt: 57,8 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 130 Euro / 300 Euro
Whiskybase-ID: WB89984
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8
Orange, Vanille und Schwefel sind die ersten Eindrücke, die mir nach dem Einschenken zu Nase steigen. Dazu gesellt sich etwas leicht florales, das nicht unangenehm ist. Sowie Nelke. Beides hintergründig schön kontrastiert von einer dreckigen Note aus Schlamm, Schwarzpulver und Schuhcreme. Vorne hell, hinten dunkel. Dazwischen süß mit Karamell und Honig. Insgesamt vielschichtig und besonders. Wer Schwefel nicht leiden kann, der ist hier falsch. Mir gefällt das gut, die 8.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8
Ein herrlich sonniger Antritt direkter Natur mit Orange. Begleitet durch eine wunderbare Note von dunkler Schokolade. Das Florale fehlt. Dafür sind die dunklen Töne mit gerösteter Eiche, Leder und einem mineralisch-erdigen Touch präsent. Sie gehen am initialen Abgang in Kaffee über. Und machen dort die Transformation vom Süßen, von Karamell und Honig, zu einer leichten Bitternote. Er schmeckt nicht sonderlich schwefelig. Aber er hat eine leichte Fleischnote. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden. Die Textur tritt schön ölig Auf. Der Körper ist vollständig mundfüllend. Gefällt mir gut, die 8.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8,5
Ein langer Abgang mit Espresso oder Mokka. Würzige Eiche unterstreicht die herbe Bitternote, die zwar trocken, aber nicht störend wirkt. Und satte, süße, sonnengereifte Orangen klingen intensiv und sehr lange nach. Ebenfalls gut, die 8,5.
Preisleistung (0 – 10): 8 / 3
Damals, für rund 130 Euro, ein durchaus guter Preis. Vorausgesetzt man hat mit Schwefel kein Problem und kommt mit Ecken und Kanten klar. Die 8. Heute, wo man ihn noch für 300 Euro vereinzelt bekommen kann, nicht wirklich eine Überlegung wert. Die 3.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8
Ein guter Whisky. Gerade nach dem Öffnen der Flasche hat er nicht ganz das gebracht, was ich mir erhofft hatte. Doch nach einigen Monaten der Flaschenreifung macht er sich. Seine Disharmonie geht in vertretbare, ja interessante Ecken und Kanten über. Und die Orangen sind der Hammer. Daher die 8.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Ben Nevis 24 Signatory Vintage 1991 – 2016 Cask Strength Collection mit rund 87,5 Punkten bewertet. Ich gebe ihm 88 Punkte. Muss aber doch konstatieren, dass ich ihm niemals die fast 25 Jahre angemerkt hätte.