Im Oktober 2022 hat Bruichladdich die Whiskywelt mit der nunmehr 13. Auflage des Octomores beglückt. The Impossible Equation heißt die Reihe, in der zunächst 13.1, 13.2 und 13.3 erschienen sind. Und die wir die Freude haben hier nacheinander vorstellen zu dürfen. Den Auftakt macht der Octomore 13.1.
Bruichladdich und Octomore bleiben sich treu. Super-heavily peated und recht jung. Das ist, was man erwartet, wenn man sich einen Octomore einschenkt. Wie gelingt es dabei, die Ausgewogenheit und Komplexität von Octomore zu erreichen?
In der Pressemitteilung, nachzulesen bei Whiskyexperts, wird darüber spekuliert. Ist es die Gerste, der Torfgehalt, die Lagerung am Meer oder die hingebungsvolle Arbeit der Mitarbeiter? Nun, bevor wir da mitmachen können, sollten wir ihn zunächst einmal probieren.
Wir, das sind die Whiskygraphen Hagen, Stefan, Patrick, Christian und ich. Zu verdanken haben wir diese Gelegenheit der gemeinsamen Verkostung des Octomore 13.1 dem Importeur von Bruichladdich und Octomore, Eggers & Franke. An die ausdrücklich unser Dank geht.
Whisky: Octomore 13.1
Destillerie: Bruichladdich
Abfüller: Bruichladdich / Originalabfüllung
Typ: Single Malt / Fassstärke
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 5 Jahre (abgefüllt am 15.03.22)
Fasstypen: Bourbon Fässer
Serie: The Impossible Equation
Alkoholgehalt: 59,2 %
Rauchigkeit: 137,3 ppm / Phenole
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 130 Euro
Whiskybase ID: WB218659
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8
Ich bin zwar noch nie mit einer geräucherten Schinkenkeule verprügelt worden, aber so in etwa stelle ich mir das vor. Wie bei der ersten Nase des Octomore 13.1. Rauch, Schinken, Erde und Salz direkt und unmissverständlich. Finde ich großartig. Aber es gibt da auch durchaus verhaltenere Reaktionen im Plenum. Jenes trägt überdies die Eindrücke von etwas Asche, Holzkohle, kleiner Kuhstall, Getreide, Vanille, Karamell und Honig zusammen. Außerdem den Eindruck eines Kabelbrands mit geschmolzener Gummiummantelung. Naturgemäß wird der Octomore von uns sehr unterschiedlich bewertet. Da ich schon immer recht durchsetzungsfähig bei Schlägereien war, hat niemand etwas gegen die 8 einzuwenden.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Selbstverständlich ein wuchtiger Antritt. Man wird nicht mit einer geräucherten Schinkenkeule verprügelt, um danach mit derselben gestreichelt zu werden. In den Raum geworfen werden zusätzlich Asche, Zitrone, die in Richtung Fanta geht, Kräuter, inklusive Basilikum, Majoran und Thymian, eine leicht medizinische Note, grüne Banane, Honig und Hustensaft für Kinder. Der Alkohol schiebt ordentlich an. Das passt zum Geschmacksprofil. Bei einer schön schwer-dichten Textur. Und einem alleserfassenden Körper. Mir gefällt das wieder sehr gut und nach ein paar Drohungen meinerseits bekunden auch die übrigen Whiskygraphen ihr Gefallen. Bei weit auseinandergehenden Urteilen einigen wir uns auf die 7,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7
Ein langer Abgang. Rauchig, erdig, mineralisch, maritim. Und wieder schön. Ich winke leicht, süffisant grinsend mit der Schinkenkeule, und schon finden den alle gut. Wir geben die 7.
Preisleistung (0 – 10): 7
130 Euro für einen 5-jährigen Whisky? Grundsätzlich schwierig. Allerdings ein Octomore! Für mich in Ordnung. Aber auch nicht günstig. Und wer es nicht so brachial und straight mag, der erkennt natürlich auch die Leistung dieses Whiskys nicht an. Wir einigen uns auf 7.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Nun, 5 Whiskygraphen, 5 Meinungen. Nicht jedem hat er so gut gefallen wie mir. Was ich daran mag? Ein ehrlicher, sehr direkter, sehr wuchtiger Whisky aus Bourbon Fässern. Und zwar durchaus in dem für Octomore typisch komplexen, aber stimmigen Stil. Wir geben die 7,5.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Octomore 13.1 mit knapp 87 Punkten bewertet. Da können wir uns anschließen. Aber nur, weil die übrigen Whiskygraphen jetzt auch Schinkenkeulen in Händen halten. Sonst wäre das mehr geworden.
Und was war es nun, dass dem Octomore 13.1 seine Aromen verliehen hat? Die 100 % Schottische Concerto Gerste, die 2015 geerntet und 2016 destilliert worden ist? Ein wenig. Die 5-jährige Lagerung in 1st fill Bourbon Fässern auf Islay? Sehr deutlich. Die 137,3 ppm / Phenole? Sehr deutlich. Die hingebungsvolle Arbeit? Ja, da schmeckt man gutes Handwerk.