Caol Ila gehört zu den unterschätzten Destillerien. Als Whiskyfreund freut mich das, da dies, vor allem unter Berücksichtigung des großen Produktionsvolumens, dass allerdings ehr im Dienste der Blended Malts steht, bedeutet, dass die Single Malts von Caol Ila noch einigermaßen erschwinglich sind.
Das gilt zum Beispiel für unzählige unabhängige Abfüllungen, unter anderem aus den Häusern und Reihen von Signatory Vintage, Scotch Universe, A Dream of Scottland, A. D. Rattray, Elements of Islay oder Gordon & MacPhail, die in unseren Gläsern gelandet sind und uns überzeugen konnten.
Bei uns hat sich während einer Verkostung des Caol Ila 25 neulich die Diskussion entsponnen, ob man ihn als „dreckig“ beschreiben könnte. Was ist denn damit gemeint, wenn die nicht seltene Beschreibung „Dreckig“ für einen Whisky verwendet wird?
Letztlich ist „dreckig“ wohl eine sehr unbestimmte Deskription, die häufig weniger eine konkrete Aromatik beschreibt und mehr ein Erlebnis. Oder? Wie sieht das bei der Standart-Abfüllung von Caol Ila aus, dem 12-jährigen? Hat der etwas dreckiges?
Whisky: Caol Ila 12
Distille: Caol Ila
Abfüller: Caol Ila
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 12 Jahre
Fasstypen: ungenannt
Alkoholgehalt: 43 %
Kühlfiltrierung: Ja
Färbung: Ja
Preis: 40 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Rauchig, maritim, salzig kommt der Caol Ila zunächst daher. Eine frische Zitrusbrise und ein Hauch eines jungen, grünen Apfels kommen hinzu. Eine tabakähnliche, basal würzige Note, die leicht etwas von Heu und Kuhstall hat, untermalt das Ganze. Und ein süßer Ton von Vanille, Karamell und Schokolade lässt sich erahnen. Überraschend komplex und wirklich gut, die 7,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 6
Ein eher zurückhaltender Antritt mit deutlicher Rauchigkeit. Es kommt kein komplexes Wechselspiel der Aromen in Gang, wie man es von der Nase her hätte vermuten können. Rauchig, maritim, salzig, speckig, medizinisch, torfig mit einer leichten Süße von Karamell, Schokolade und Vanille. Keine Frucht und auch keine außerordentliche Würzigkeit. Ausnahme ist tatsächlich eine Note die vom erdig-torfigen ausgeht und in den Bereich Kuhstall-Heu übergeht. Manch einer könnte das „dreckig“ nennen. Der Antritt ist etwas zu harmlos, der Körper könnte voluminöser sein. Am Ende des Geschmacks hingegen kommt der Alkohol etwas zu stark durch. Die Textur ist gut. Nicht komplex, im gezeigten Aromenprofil aber klar und gut, die 6.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 6,5
Ein mittellanger, wärmender Abgang mit maritimer Rauchigkeit, Gut, klar, einfach, die 6,5.
Preisleistung (0 – 10): 7,5
Für 40 Euro, im Angebot auch gerne mal deutlich günstiger, ein guter Whisky, die 7,5.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Nach der Nase unmittelbar im Geschmack vielleicht zunächst etwas enttäuschend, aber spätestens mit dem zweiten Schluck und im Hinglick auf die gute Preisleistung dann wieder versöhnlich gut, die 7.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Caol Ila 12 mit rund 83,5 Punkten bewertet. Da kann ich mich anschließen. Ob er nun etwas „dreckiges“ hat und was das genau sein soll, darüber kann man weiter philosophieren. Aber auch wenn es vage bleibt, nachvollziebar ist es doch. Es bleibt nur sich eine eigene Meinung zu bilden, viel Freude dabei.
Hallo…
…und danke für den guten Artikel! Er hatte mich vor einigen Wochen überzeugt, den 12-jährigen Caol Ila auch einmal auszuprobieren. Mein Fazit fällt ähnlich aus, wie deines.Ein hervorragender und solider Single Malt zu einem fairen Preis-Leistungsvehältnis. Ich würde zu gerne wissen, was der neue Caol Ila kann, der zum Feis Ile Festival 2020 erscheint (leider ja nur in UK).
Viele Grüße!