Ende 2020 hat Benromach die Whiskyfans mit einer 21-jährigen Originalabfüllung beglückt. Seitdem Gordon & MacPhail 1993 die Gebäude und das Gelände der stillgelegten Destillerie von den United Distillers übernommen hatte und 1998 die Produktion aufnehmen konnte, ist dies also der erste 21-jährige Whisky unter deren produktiven Federführung.
Und da sich die 15-jährige Originalabfüllung von Benromach vollkommen zurecht einer sehr großen Beliebtheit in der Whiskywelt erfreut, bin ich sehr gespannt, was dieser hier zu bieten hat. Also nicht lange fackeln und ab ins Glas.
Whisky: Benromach 21 (2020)
Distille: Benromach
Abfüller: Benromach
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Highlands
Alter: 21 Jahre
Fasstypen: First Fill Bourbon- und Sherryfässer
Alkoholgehalt: 43 %
Kühlfiltrierung: Ja
Färbung: Nein
Preis: 140 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5
Nach dem Einschenken erreicht die Nase ein Aroma, das keinen Zweifel daran lässt, dass es intensiv und komplex werden wird. Schon die ersten Assoziationen fallen nicht so leicht, sind aber mit würzig, süß, maritim, erdig, sonnig. an ehesten fassbar. Hintergründig bildet eine würzige Torfrauchigkeit mit leicht maritimen Anklängen ohne Salz und mit erdig-mineralischen Noten ein Fundament, auf dem Vordergründig eine fruchtige Süße und eine vielseitige Würze aufbauen. Die Fruchtsüße ist eine Kombination von Orange, Caprisonne, Zitrone, Trauben und Kirsche. Die Würze ergibt sich aus Vanille, Zimt, Eiche, Leder, Fleischbrühe, Lakrizze und sehr wenig Kümmel, sowie einer leicht feuchtholzigen Muffigkeit. Die Gesamtaromatik nimmt einen unglaublichen Verlauf über die Zeit, die man ihr geben sollte, von sehr komplex mit ausgeprägten Ecken und Kanten, die schon fast an eine unangenehme Disharmonie kommen, sie aber nicht erreichen, hin zu einer glatten, harmonischen Erscheinung in der Nase, die noch immer komplex ist. Großartig, die 8,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8
Ein zurückhaltend würziger Antritt. Zunächst fällt in erster Linie die tolle Konsistenz, eine zähflüssige Viskosität auf, die einerseits in den Vordergrund gelangt, weil aromatisch den 43 % entsprechend noch nicht so viel los ist, andererseits, weil sie hervorragend ist. Erst dann ergeben sich würzige, leicht süße und fruchtige Aromen. Würzig ist eine Mischung aus wenig Leder, Eiche, Pfeffer, Fleischbrühe und vor allem einer tollen Nussnote. Fruchtig ohne Säure, aber doch nicht sehr süß bleiben vor allem die Orange und Kirsche. Süße wird durch Noten von Kakao, Milchschokolade und Cappuccino eingebracht, wobei sie insgesamt dezent ausfällt. Körper und Alkoholeinbindung sind gut, wenn auch nicht so überzeugend wie die Textur. Im Geschmack fehlt ein wenig die Komplexität, auf die die Nase hat hoffen lassen. Aber die vorhandenen Aromen sind intensiv, fein und gut, die 8.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8
Ein mittelanger Abgang mit Röstaromen, Eichenwürze, Nussnote und lange nachklingendem leichten Torfrauch, der mineralig-erdig wirkt. Minimal bitter und trocken, aber nicht störend, die 8.
Preisleistung (0 – 10): 6,5
In der Kategorie Preisleistung bin ich traditionell streng. Nachdem bei uns mit dem AnCnoc 24, dem Ledaig Rioja Cask Finish , dem Glenlivet 12 Illicit Still und dem Berry Bros & Rutt Blended Malt Scotch Whisky Sherry Cask Matured Batch 2 erst kürzlich einige Perlen aus dem Bereich Preisleistung in die Hände gefallen und Gläser gelaufen sind, hat es der Benromach 21 nun besonders schwer bei mir.
Wir hatten erst neulich wieder die Diskussion darüber, wie man die Preisleistung eines Whiskys überhaupt in Relation setzt, nachdem uns von Schlumberger, dem Importeur von Benromach, dankenswerter Weise eine Kostprobe des 45-jährigen Benromachs zugesandt worden war, Die Verkostung von Hagen gibt es hier. Dieser edle Tropfen kostete bei Ausgabe 1.000 Euro. Für eine 45-jährige Originalabfüllung heute ein zweifelsfrei sehr guter Preis. Aber wie verhält es sich, wenn man ihn mit dem eigenen 15-jährigen Knaller in Relation setzt? Nicht einfach zu entscheiden, wie man dies beurteilen mag.
Der Benromach 21 ist in jedem Fall ein toller Whisky, ohne Zweifel. Und im Verhältnis zu anderen 21-jährigen Originalabfüllungen auch erschwinglich. Aber gemessen am reinen Geruchs- und Geschmackserlebnis einfach etwas zu hochpreisig für mich, die 6,5.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8
Und doch ist der Benromach 21 aus dem vergangenen Jahr so gut, dass ich ihm insgesamt die 8 geben will. Seine Verkostung und sein Genuss bescheren mir doch große Freude.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Benromach 21 mit knapp 88 Punkten bewertet. Da kann ich mich anschließen. Er ist zwar kein Must-Have, aber Freunde von Benromach kommen hier doch auf ihre Kosten. Und da ich einer bin, bin ich froh eine Flasche mein eigen nennen zu dürfen. Allerdings sticht er nicht so deutlich aus der Masse der 21-jährigen Abfüllungen qualitativ heraus, wie der 15-jährige aus seinem gleichaltrigen Umfeld.