Es ist ein Thema, dass nicht nur uns, sondern auch viele andere Whiskybegeisterte aktuell bewegt, die Preissteigerung und die Preisleistung. Die Quartalszahlen der großen Spirituosenkonzerne zeigen an, dass die Umsätze rückläufig sind und trotz dieser sinkenden Nachfrage steigen die Preise für das Lebenswasser ungebremst weiter.
Es wird dazu demnächst vielleicht einmal ein eigener Artikel erscheinen, da es sich um ein sehr vielschichtiges und komplexes Thema handelt, aber Fakt ist, dass es aufgrund der anhaltenden Preissteigerung nicht gerade einfach ist, Abfüllungen zu finden, die von der Preisleistung her etwas zu bieten haben.
Unser Trüffelschwein Stefan, der sowohl in seiner Recherchearbeit, wie auch seinem Geschmack mein volles Vertrauen genießt, hat den Glenlivet 12 Illicit Still als Perle im Bereich Preisleistung ausgemacht. Der musste also ins Glas.
Es handelt sich um den Auftakt zu einer neuen Serie mit dem Titel „The Original Stories“. Die Abfüllung ehrt den Gründer von Glenlivet George Smith, der, wie damals üblich, ohne Brennlizenz, also mit einer „illicit still“ loslegte. Gute Preisleistung und illegal, das muss was für mich sein. Lassen wir die Fakten sprechen.
Whisky: Glenlivet 12 Illicit Still
Distille: Glenlivet
Abfüller: Glenlivet, Orginalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 12 Jahre
Fasstypen: Amerikanische und europäische Weißeiche
Alkoholgehalt: 48 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Ja
Preis: 40 Euro
Whiskybase ID: 170423
Auge / Anblick, Farbe: –
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5
Unmittelbar nach dem Einschenken wird man von einer vollen Fracht süßer, tropischer Südfrüchte entzückt, die aber in dieser Intensität leider rasch verfliegt. Eine würzige Süße von Gebäck, Teig, Vanille, Zimt und Nelke allerdings kommt hinzu und wird dominanter über die Zeit. Sehr hintergründig kommt ein leichtes Teearoma auf. Sehr angenehm, die 8,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,5
Ein fruchtig süßer Antritt mit Mandarine, Pfirsich und Ananas, der zunächst um eine leichte milchschokoladige Note ergänzt wird, die dann wunderbar ins Zartbittere übergeht. Die Fruchtigkeit würde man sich etwas ausgeprägter und komplexer wünschen. Die Kombination aus Süße und Würzigkeit mit Honig, Karamell, Schokolade, Zimt, Kokos und Gebäck bleibt großartig. Ein hervorragend eingebundener Alkohol, eine traumhaft ölige Textur und ein voluminöser Körper lassen keine Wünsche offen. Insgesamt die 8,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5
Ein kurioser Abgang, in welchem sich die Fruchtnoten rasch, die Süße nach einiger Zeit und die fassassoziierte Würzigkeit erst sehr spät verflüchtigen. Die leicht trocken-bittere Spätnote lässt auf einige Fässer aus europäischer Eiche schließen. Nicht schlecht, die 7,5.
Preisleistung (0 – 10): 9
Für den Preis wirklich ein sehr beachtliches Geschmacksprofil. Nicht überdimensional komplex, aber doch mit Aromen höchster Güte und einer Abwechslung, die man in diesem Preissegment eher selten findet, die 9.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8
Ein guter Whisky, den ich gerne gekauft und getrunken habe. Durchaus eine klare Kaufempfehlung. Auch hier habe ich mir tatsächlich mehr als nur eine Flasche gesichert, die 8.
Fazit:
Ein toller Whisky, der vielleicht nicht den einzelfassverwöhnten, sehr fortgeschrittenen Genießer vollends in seinen Bann ziehen kann, aber doch einer, der diejenigen, die sich bereits mit so einigen Standardabfüllungen vertraut gemacht haben, für einen sehr guten Preis mitnehmen kann in neue, komplexere Gefilde. Mit den Fässern aus amerikanischer und europäischer Weißeiche hat sich eine beherrschbare Vielchichtigkeit ergeben, die auch durch die 12 Jahre nicht überfordert. Einfach sehr empfehlenswert.
In der Whiskybase wird er mit knapp 87 Punkten bewertet. Diesem Urteil kann ich mich durchaus anschließen. Aber man muss wirklich unterstreichen, dass Whiskys mit einer so guten Preisleistung sehr rar geworden sind, leider. Um so größer war die Freude, eine solche Perle entdeckt zu haben. Danke an unser Whisky-Trüffelschwein Stefan.
Uwe
Danke für deine schönen Tasting Notes, Alex. Jetzt juckt es mich noch mehr, meine noch geschlossene Flasche aufzureißen. Auf jeden Fall weiß ich jetzt schon mal, dass es kein Fehlkauf war. Habe ihn bei meinem Local Dealer tatsächlich für ca. 34€ bekommen.
Laphroaig 25 - Whiskygraphie
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