Über Ardbeg redet zurzeit wieder einmal die ganze Whiskywelt. Mit dem Ardbeg 25 erschien nicht nur Anfang Februar die bislang älteste Abfüllung, die im Standardsortiment erhältlich sein soll. Die Distillery am Südufer der Insel Islay, die zum Luxusgüterkonzern Moët Hennessy Louis Vuitton gehört, sorgte in den letzten Tagen auch mit dem neuesten Committee Limited Release „Arrrrrrrdbeg!“ zum Abschied von Distillerymanager Mickey Heads für Furore. Abgestürzte Server, frustrierte Fans, Gewinnmitnahmen auf dem Zweitmarkt – und das alles für einen, meiner Meinung nach, leckeren aber durchschnittlichen Islay-Whisky – Verkostung folgt. Da er aus Rye-Fässern stammt, ist er zwar in seiner Machart eine Premiere für Ardbeg und etwas besonderes, aber der Preis von 150 Euro pro Flasche doch etwas abenteuerlich. Das Storytelling ist aber wieder einmal aller Ehren wert und viele Fans der Destillerie kommen voll auf ihre Kosten.
Doch zurück zum 25-jährigen Ardbeg, der mit einem Ausgabepreis von 750 Euro wahrscheinlich auch keinen Spitzenplatz in der Preis-Leistungs-Kategorie erobern wird. Allerdings wird der Preis scheinbar dadurch gerechtfertigt, dass der Whisky, der jetzt nach einem Vierteljahrhundert Reifung abgefüllt wird, in den 1990ern gebrannt wurde und zu der Zeit angeblich recht wenig New Make produziert wurde. Ardbeg taumelte zu dieser Zeit, nach einer langen Schließung in den 80ern, durch Eigentümerwechsel einer ungewissen Zukunft entgegen. Von Juli 1996 bis zum Februar 1997 erfolgte eine weitere Schließung, ehe die Glenmorangie Company die Brennerei kaufte. Seit 2004 gehört sie zu LVMH.
Der Ardbeg 25 soll zum Standardsortiment gehören, wird aber gleichzeitig als permanente Abfüllung beworben, die rar ist und nur begrenzt, in kleinen Chargen verfügbar ist. Ob nun tatsächlich nur so wenig gereiftes Destillat mit diesem Alter vorrätig ist oder ob die Verknappung künstlich herbeigeführt wird, man weiß es nicht. Aber ein Luxusgüterkonzern ist halt nicht für unser täglich Brot verantwortlich, sondern für alles was uns darüber hinaus Spaß machen soll. Die aktuellen Preise bewegen sich mittlerweile weit abseits der 1.000 Euro pro Flasche.
Auf ein Sample war ich trotz des hohen Preises gespannt. Ein alter Islay-Malt ist immer eine Sünde wert. Und bei Ardbeg kann sich in der Regel nicht nur das herausragende Marketing sehen lassen, sondern auch die Qualität der Destillate. Whiskygraph Stefan hat also wieder alles in Bewegung gesetzt, um uns ein paar Proben zu organisieren. Wir haben diese kürzlich im Online-Meeting gemeinsam verkostet, im Folgenden lest ihr unsere Eindrücke.
Whisky: Ardbeg 25
Distille: Ardbeg
Abfüller: Ardbeg
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 25 Jahre
Abgefüllt: 2020
Fasstypen: ex Bourbon Fässer
Alkoholgehalt: 46%
Flaschenanzahl: 6.500
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: UVP 750 Euro
Whiskybase ID: 156643
Auge / Anblick, Farbe: Heller Bernstein.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 9,5
Der typische Ardbeg-Rauch versteckt sich dezent zwischen einer vielschichtigen Fracht an Aromen. Eine kühlende Zitrusfrucht und eine in Speck eingerollte Birne stechen als erstes hervor. Ebenso Datteln im Speckmantel und Mirabellen. Zwischendurch tritt die Rauchigkeit in aschiger Form hervor. Ein Wechselspiel der Aromen. Bei jedem Eintauchen der Nase in das Glas entdeckt man etwas neues. Bananen und Zitronengras. Dann etwas maritimes, Stefan umschrieb es mit „riecht nach einer salzigen Fischpanade“. Überhaupt: Nach ein paar Minuten im Glas entfernt sich der Speck etwas und wechselt in ein maritimes Raucharoma. Insgesamt ein Erlebnis wie ein ein flüssiges Food-Pairing. Ganz toll und uns 9,5 Punkte wert.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 9
Der Antritt ist süß, fruchtig und ölig von der Zungenspitze bis zum Gaumen. Leckerer Ascherauch entfaltet sich im gesamten Mundraum und der Speichelfluss wird angeregt. Ein Whisky zum Kauen, wie man so schön sagt. Leichte Zitrusfrucht, Biskuit und Brotteig machen sich besonders im zweiten Schluck bemerkbar. Die Fässer machen sich auch durch eine schöne Eichenwürzigkeit bemerkbar. Die Alkoholstärke ist perfekt gewählt, der Mundraum ist voluminös gefüllt, nichts wirkt wässrig oder zu scharf. Insgesamt toll und für uns 9 Punkte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 9
Der Nachklang macht noch lange Freude am Gaumen. Noch Minuten später hat man dezenten Ardbeg-Rauch, süßen Kompott und würzige Tannine im Geschmack. Da will man am liebsten ohne Zähne putzen ins Bett.
Preisleistung (0 – 10): 5
Preisleistungs-Verhältnis? Welches Preisleistungs-Verhältnis? Wie immer in diesen Sphären eine ganz schwierige Geschichte. Alter, Limitierung, Qualität – das sind nur 3 Faktoren, die in unterschiedlicher Gewichtung den Marktwert eines Whiskys bestimmen. Der Whisky weiß zu begeistern, allerdings sind auch schon für weniger als die Hälfte des Preises tolle Ausnahme-Malts zu finden. Und wo der Ausgabepreis schon sportlich war, sind die aktuell gehandelten Preise doch eher etwas für Sammler und Fans. Die Aufmachung ist sehr luxuriös und standesgemäß gestaltet, keine Frage. In Anbetracht des Preises würde ich mir aber, zum Beispiel, vom Laphroaig 25 eher nochmal eine Flasche anschaffen.
Gesamtbewertung (0 – 10): 9
Ein teurer Spaß, bei dem es sich aber mehr als gelohnt hat, in ein Sample zu investieren, um ihn zu probieren. Die Rahmendaten sprechen für sich und erfüllen die Erwartungen. Relativ typisch halten sich die Raucharomen nach 25 Jahren Reifung dezent zurück, spielen aber wunderbar um die vielschichtigen Aromen herum und ergänzen diese perfekt – das sogenannte „torfige Paradox“. Es gibt viel zu entdecken – ein Whisky mit dem man sich einen Abend lang beschäftigen kann.
Flutwhisky - der Whisky-Jahresrückblick 2021 - Whiskygraphie
[…] das Taschengeld noch“. Bei der aktuellen Preissteigerung erscheinen 750 Euro UVP für einen 25-jährigen Ardbeg schon fast preiswert. Trotzdem ist das ein klassischer Fall, bei man sich davon lediglich ein […]