Schon seit Jahren lasse ich mir Samples der Serie „A Dream of Scotland“, unter der das Brühler Whiskyhaus einen Whisky nach dem anderen herausbringt, zukommen. Die Vielfalt an Abfüllungen, die Marco Bonn auf den Markt bringt ist riesengroß und abwechslungsreich. Es sind viele verschiedene Destillerien dabei und darunter, neben bekannten Größen wie Bruichladdich, auch mal welche, die man sonst nicht so auf dem Schirm hat. Dazu kommen noch mehr unterschiedliche Fassreifungen. Von diversen Sherry-Sorten über Port und Weinfässer internationaler Herkunft, ist fast alles dabei, was das Whiskynerd-Herz höher hüpfen lässt.
Die Frequenz der Neuerscheinungen in den letzten Jahren lässt es aber kaum zu, dass man sich von jeder Abfüllung eine ganze Flasche anschafft. Das schaffen wahrscheinlich nur Hardcore-Fans der Serie – vorausgesetzt sie sind schnell genug in der Bedienung eines Online-Shops. Denn das Bestellverfahren bei neuen Launches im Online-Shop des Brühler Whiskyhaus hat aufgrund der Beliebtheit mit einigen Serverabstürzen oft ardbeg’sche Züge und ringt den Fans häufig Geduld ab, die sie aber in aller Regel auch aufbringen. Sich ein Sample von fast jeder Abfüllung zu besorgen ist daher für mich die bequeme Art sich durch das Portfolio der schottischen Träume zu probieren. Die Sache hat nur einen Haken: Wenn einem ein Tropfen sehr gut gefällt, ist es meistens schon zu spät noch ein Flasche zu ergattern.
Und obwohl ich schon fast 100 Samples von ADoS, die Abkürzung für A Dream of Scotland, wie sie seit einiger Zeit verwendet wird, angesammelt und auch schon einige probiert habe, habe ich für unseren Blog bis jetzt tatsächlich noch kein Whiskygramm verfasst. Das liegt vielleicht auch daran, dass das Brühler Whiskyhaus für uns in erreichbarer Nähe liegt und wir schon den ein oder anderen tollen Tasting-Abend dort verbracht oder Marco und sein Team auf Whiskymessen besucht haben, und wir bereits darüber berichteten.
Wie bei jedem guten unabhängigen Abfüller, gab es bislang auch bei ADoS für mich Highlights und Abfüllungen, die mir nicht so gut gefallen haben. In die erste Kategorie der Paradenummern fällt eindeutig der 21-jährige Glenburgie aus dem Refill Sherry Cask, der irgendwann im Sommer 2020 herausgekommen ist – so viel möchte ich an dieser Stelle schon verraten. Ich habe ihn kürzlich zusammen mit Stefan und Patrick im Rahmen eines abendlichen Zoom-Meetings probiert, denn Stefan hat zufällig auch ein Sample davon zuhause gehabt. Wobei es eher Zufall gewesen wäre, wenn er keines gehabt hätte.
Glenburgie
Die Brennerei Glenburgie gehört zum Konzern Pernot-Ricard und der produzierte Whisky ist in erster Linie Bestandteil der bekannten Blends Ballantine’s und Teacher’s. Als einzige Originalabfüllung gilt ein 15-jähriger Single Malt unter dem Label Ballantine’s Series No. 1. Weitere Abfüllungen der Brennerei sind bei anderen unabhängigen Abfüllern wie z.B. Gordon & MacPhail, Càrn Mòr oder Signatory Vintage zu finden.
ADoS-Kunst
Die künstlerisch gestalteten Etiketten der ADoS-Abfüllungen gefallen mir persönlich sehr gut. Für Sammler ist das, neben dem enthaltenen Whisky, natürlich auch noch ein Genusspunkt, denn die Kunstwerke machen sich gut im Whiskyregal. Da wir halt nur ein Sample zur Verfügung hatten und es keine Flaschen mehr zu kaufen gibt, hat uns freundlicherweise Henning Fastenau ein tolles Foto zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür!
Whisky: A Dream of Scotland – Glenburgie – aged twenty one years
Distille: Glenburgie
Abfüller: Brühler Whiskyhaus
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 21 Jahre
Abgefüllt: 2020
Fasstypen: Refill Sherry
Alkoholgehalt: 52,7%
Flaschenanzahl: 259
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: ca. 125 Euro
Whiskybase ID: 159471
Auge / Anblick, Farbe: Gold.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8
Zu Beginn durchaus etwas süß, mit Aromen von Datteln, Saftorangen und dunklen Früchten in recht intensiver Kombination. Dazu ein schönes Sherryaroma, welches, untermalt mit einem Hauch Leder und Gewürzen, deutlich reif daherkommt, aber nicht aufgesetzt wie bei vielen Finishs oder zu überfrachtet, wie bei vielen First Fill Fass gereiften Whisky der Fall ist. Refill Fässer sind bei längerer Reifezeit oftmals die bessere Wahl. In diesem Fall nach 21 Jahren wohl ziemlich ideal. Mit den zum Vorschein kommenden Noten von Zimt und Piment könnte man diesen Whisky auch gerne in der Weihnachtszeit genießen. Gefällt uns allen gut und bekommt daher 8 von 10 Punkten.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8
Vom Antritt bis zum Nachklang kommt der Glenburgie wunderbar rund daher, lediglich mittendrin gibt es eine kleine pfeffrige Spitze, die aber nicht alkoholisch wirkt, sondern wohl ein wenig Würze vom Eichenfass widerspiegelt. Rundherum findet man all die Sherryfass-typischen Aromen aus der Nase wieder. Datteln, Rosinen und andere Trockenfrüchte. Sehr gelungen und daher ebenfalls 8 Punkte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8
Die süßen Trockenfrüchte dominieren den Nachklang zunächst und werden langsam von einem trockener werdenden Mundgefühl abgelöst, das sogar in einem leicht pelzigen Geschmack von Tanninen mündet, was mir bei sehr trockenen Rotweinen auch immer gut gefällt. Schließt sich dem Erlebten aus Nase und Mund an, 8 Punkte.
Preisleistung (0 – 10): 8
Eine Einzelfassabfüllung nach 21 Jahren Reifezeit in (wahrscheinlich) Fassstärke – kein Schnäppchen, aber der Preis geht in Ordnung.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8
Unsere durchgehende Bepunktung mit 8 Punkten spiegelt die runde Beschaffenheit dieses Whiskys wieder. Sehr lecker, süffig und zugänglich, aber auch nicht zu süß und mit einem würzigen Kontrapunkt versehen. Die Reifung im Refill-Sherryfass kann man als gelungen bezeichnen. Dies ist so eine Abfüllung, von der ich mir nachträglich vielleicht noch eine Flasche zum Ausgabepreis ins Regal stellen würde. Allerdings gibt es sie nur noch auf dem Sekundärmarkt und das natürlich nur zu überhöhten Preisen, die man aber wohl lediglich als Sammler wirklich bereit ist zu zahlen.
A Dream of Scotland - Dailuaine 21 PX Cask Finish - Whiskygraphie
[…] Dailuaine geht voll in Ordnung, kann aber für meinen persönliche Geschmack nicht mit dem gleichaltrigen Glenburgie mithalten, der mir wirklich super gefallen hat. Insgesamt eine schöne Sache mal wieder eine andere […]