In den letzten Tagen haben wir euch mit dem Blended Malt Scotch Sherry Matured und dem Glenlivet 12 Illicit Still Whiskys mit einem tollen Preisleistungsverhältnis vorgestellt. Solche Abfüllungen bieten viel Whisky für verhältnismäßig schmales Geld. Aber bekommt man für den 10-fachen Betrag auch einen Whisky der zehnmal so gut ist? Fraglich – aber auch in den hohen Preisregionen finden sich Whiskys, die einem das Geld einfach mal wert sind. Eine solche Erfahrung war für mich der 25-jährige Laphroaig.
Mit seinem markanten, medizinisch torfigen Geschmack ist Laphroaig wohl nach wie vor der bekannteste und meist verkaufte rauchige Whisky von der Insel Islay. Eine Flasche der 10-jährigen Standardabfüllung war der zweite Single Malt überhaupt, den ich mir selber gekauft habe. Und der Geschmack nach Torfrauch, Jod, Algen und salziger Meeresluft hat mich scheinbar nicht abgeschreckt, ganz im Gegenteil. Einen Teil des stark getorften Malzes stellt Laphroaig selber her, ca. 80% der benötigten Menge hingegen stammen von der auf der Insel gelegenen Port Ellen-Mälzerei.
Der 25-jährige Laphroaig wird jährlich abgefüllt und unterscheidet sich immer etwas in der Fasszusammensetzung und im Alkoholgehalt. Hier handelt es sich um die 2017er Version. Ob sich die Anschaffung gelohnt hat? Lest selbst.
Distille: Laphroaig
Abfüller: Originalabfüllung
Typ: Singe Malt
Land / Region: Islay
Alter: 25 Jahre
Fasstypen: Ex-Bourbon & 2nd Fill Oloroso Sherry
Alkoholgehalt: 48,9%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: Nein
Preis: 300,- Euro
Whiskybase ID: 101491
Auge / Anblick, Farbe:
Gold.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 9
Torfnoten waren bei einem Laphroaig zu erwarten, aber nicht unbedingt, dass diese sich derart harmonisch mit süßem Heidehonig, leichter Salzlacke, fruchtigem Rotbäckchensaft und etwas Zimt vermischen. Daneben kitzelt auch das typische Jodaroma die Nase, als wenn man eine Apotheke betritt. Auch etwas Zitrusfrüchte und Getreide sind zu vernehmen. Das ganze ist weich, rund und ausgeglichen. Gänzlich anders als zum Beispiel beim 10-jährigen, der mit seiner maritimen Torfwucht an einen Sturm am Meer erinnert, ist es hier: Wie ein Spaziergang am Strand. Die Sonne scheint, im Sand liegen getrocknete Algen und ein paar Meter weiter sammelt jemand Muscheln.
Nach ein paar Minuten wird er etwas würziger in der Nase. Neben dem Zimt meine ich leichte Anklänge von Lakritz wahrzunehmen. Insgesamt wunderbar komplex. Es gibt unglaublich viel zu entdecken, das sind lockere 9 Punkte.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 9
Weich und rund fließt er auf die Zunge. Süß und im Geschmack erinnernd an Vanillestangen tritt er an. Im Mundraum entwickelt er sich sodann voluminös. Die Süße trägt mit, währenddessen am Gaumen eine leicht pfeffrige Ingwernote einsetzt. Die Konsistenz bleibt durchgehend ölig. Ein süßer Pfirsich hier, etwas Süßholzaroma dort. Am Gaumen ein Milchkaffee, unter der Zunge etwas Salzigkeit. Die Süße gibt etwas nach und gibt den Staffelstab an das Holzaroma weiter. Und da ist ja noch was. Milder Torfrauch, kalte Asche und jodhaltiger Seetang. Alles da, aber so sanft, so mild, dass es nicht primär in Erscheinung tritt, aber trotzdem für ein Islay-Feeling sorgt. Ebenso absolut vielschichtig, ein Erlebnis!
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 9
Im Nachklang macht sich der Torf noch am ehesten bemerkbar. Er bleibt noch lang und angenehm wärmend. Dabei spielen vor allem Gewürze, wieder etwas Süßholz und Zitronenzeste mit. Leichter Pfeffer und ein zunehmende trockenes Mundgefühl durch Tannine. Man würde sich wünschen, dass der Abgang noch etwas voluminöser wäre, aber trotzdem ist das wunderbar.
Preisleistung (0 – 10): 7
Bei einem Whisky jenseits der 200 Euro von Preisleistung zu sprechen, ist wahrscheinlich unsinnig. Aber wer etwas besonderes sucht, wird hier fündig.
Gesamtbewertung (0 – 10): 9
Ein Premiumwhisky, der nicht enttäuscht hat. Komplex, vielschichtig, abwechslungsreich und irgendwie auch einfach lecker. Es ist wieder erstaunlich, was mit den rauchigen Phenolen in einem Vierteljahrhundert im Fass passiert. Dass diese sich derart abbauen, dass sie so perfekt mit den anderen Aromen harmonieren, anstatt sie zu überlagern. Trotzdem hat man es immer noch mit einem torfigen, rauchigen Whisky zu tun.
Ein Whisky mit dem man sich nach einem erfolgreichen Tag in Ruhe zurückziehen und genießen kann.
Dies war leider der letzte Tropfen aus dieser Flasche. Aber Laphroaig hat noch viel mehr zu bieten. Schaut euch auch gerne unsere Whiskygramme zum Laphroaig Triple Wood (meine persönliche Empfehlung im mittleren Preissegment) und dem der The 1815 Legacy Edition an.
Ardbeg 25 - Whiskygraphie
[…] und standesgemäß gestaltet. In Anbetracht des Preises würde ich mir aber zum Beispiel vom Laphroaig 25 eher nochmal eine Flasche […]