Nachdem ich mir eine Reihe von verschiedenen Whiskys aus dem Hause Bunnahabhain, abgefüllt von Wemyss Malts, gegönnt habe, wird es Zeit für eine genauere Betrachtung von zweien dieser im Vergleich.
Der Bunnahabhain 1987-2015 Sea Swept Barnacle von Wemyss hat eine mysteriöse Namensgebung. „Vom Meer überspülte Seepocke“ könnte man den Namen übersetzen, der eigentlich einen Hinweis auf den Geschmack geben soll. Bei mir kommt mit dem Verweis auf die Rankenfüßer, die zu den Krebstieren zählen, nicht direkt eine Assoziation im Bereich Whisky auf.
Der Bunnahabhain 1990-2015 Fields of Barley von Wemyss macht es einem da mit dem Hinweis auf die Gerstenfelder wesentlich einfacher. Da weiß man, was man zu erwarten hat.
Im Glas hatte ich die beiden tatsächlich ohne Kenntnis ihres Alters und ihres Preises, so dass ich sie nur mit Wissen um den geschmackslautmalerischen Namen vergleichen konnte.
Ebenfalls hier besprochen haben wir von Bunnahabhain bereits einige weitere Whiskys, so den Bunnahabhain 2001-2016 Hickory Molasses Glaze und Bunnahabhain 1997-2015 Lemon Buttered Kippers, jeweils von Wemyss Malts, den Bunnahabhain 8 1st Fill Sherry Hogshead 2009 – 2017 von Gordon & MacPhail, den Bunnahabhain 12 als Orginalabfüllung, sowie die Bunnahabhain 25 und den Bunnahabhain 25 Small Batch im direkten Vergleich.
Lassen wir uns überraschen, was der Vergleich gebracht hat.
Whisky: Bunnahabhain 1987-2015 Sea Swept Barnacle Wemyss Malts
Abfüller: Wemyss Malts
Typ: Singel Malt
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 27 J
Fasstypen: Sherry Butt
Flaschenanzahl: 600
Alkoholgehalt: 46 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 270 Euro
Whiskybase ID: 72814
Whisky: Bunnahabhain 1990-2015 Fields of Barley Wemyss Malts
Abfüller: Wemyss Malts
Typ: Singel Malt
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 24 J
Fasstypen: keine Angabe
Flaschenanzahl: 278
Alkoholgehalt: 46 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 120 Euro
Whiskybase ID: 83957
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5 / 8
Bunnahabhain 1987 – 2015 Sea Swept Barnacle Wemyss:
Direkt nach dem Einschenken erhebt sich zunächst eine intensive alkoholische Fracht, die mir nicht zusagt. Dazu gesellt sich dann rasch eine Süße Note von reifen, satten Früchten, Banane, Pfirsich und Melone und etwas Erdbeere. Ein maritimes Aroma kommt sehr leicht durch, Rauch fehlt. Ergänzt wird die Nase um einen deutlich würzigen Touch mit Eichennoten. Dominant bleibt das süß-fruchtige und der Alkohol verfliegt glücklicher Weise ganz, so dass man von einem harmonischen Eindruck sprechen kann, die 7,5.
Bunnahabhain 1990 – 2015 Fields of Barley Wemyss:
Der Malt ist nach dem Einschenken nicht alkoholisch, sondern erfreut direkt mit einer fruchtigen Note, die allerdings etwas geringer in der Intensität ausfällt. Der süße Eindruck von Banane, Erdbeere und Melone wird von einem deutlichen Malzton verstärkt. Auch hier fällt das Maritime eher dezent aus, ist aber präsenter, als beim Vorgänger. Hier entwickelt sich auch eine minimale Rauchigkeit. Insgesamt nimmt der Whisky eine bessere Entwicklung im Glas, die Fruchtigkeit wird um einen Apfelton ergänzt, der Gesamteindruck um leichte Holznoten. Lediglich in der Würzigkeit scheint er etwas zurückzubleiben. Gefällt mir besser, die 8.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7 / 8
Bunnahabhain 1987 – 2015 Sea Swept Barnacle Wemyss:
Mit einem zu alkoholischen Antritt findet sich die fruchtige Süße zunächst nicht im Geschmack wieder. Es kommt eher eine leichte Süße von Karamell, Schokolade und Honig auf. Der erste Schluck ist sehr trocken und zu bitter. Der zweite Schluck bringt mehr von der Fruchtigkeit, die insgesamt aber doch sehr dezent bleibt. Das Maritime findet sich nur angehaucht und auch das Würzige und die Eichennoten bleiben eher peripher. Zwar wird der Malt von Schluck zu Schluck besser, weil die Komplexität des Whiskys harmonischer, schlüssiger wird, aber wieviel Zeit man ihm auch lässt, wieviele Schlücke man ihm auch gibt, das ist zu unrund. Der Malt versucht süß, trocken, würzig und bitter im Geschmack zu einen, was misslingt. Mit viel Wohlwollen könnte man hier von Ecken und Kanten sprechen, aber für mich ist das einfach eine Disharmonie. Der Alkohol ist nicht gut eingebunden, Konsistenz und Körper unspektakulär. Nicht mehr als die 7.
Bunnahabhain 1990 – 2015 Fields of Barley Wemyss:
Ein wunderbar honigsüßer Antritt mit einer perfekt langsamen Steigerung. Malz und Gerste kommen durch. Die Süße wird von Schokolade, Honig, Vanille und Karamell ausgemacht und lässt die Früchte aus der Nase nur erahnen. Eine leichte Würzigkeit mit Holz kommt durch, das Maritime bleibt hintergründig und bringt eine Spur Rauch und Röstaromen mit, die das primär Süße sehr schön kontrastieren. Der Alkohol ist gut eingebunden, die Viskosität ist cremig, der Körper analog zum Vorgänger unauffällig. Gefällt mir sehr gut, die 8.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 6,5 / 8
Bunnahabhain 1987 – 2015 Sea Swept Barnacle Wemyss:
Der mittellange Abgang ist zu trocken und zu bitter, gerade nach dem ersten Schluck. Mit dem zweiten Schluck fällt der Übergang vom leicht süßen Geschmackserlebnis zum trocken-bitteren Abgang mit Kaffeenote etwas harmonischer aus. Der Abgang zeigt einen leicht fruchtigen Nachhall, der zu gering ausfällt. Nicht mein Ding, aber keineswegs schlecht, die 6,5.
Bunnahabhain 1990 – 2015 Fields of Barley Wemyss:
Der mittellange Abgang geht harmonisch aus dem Süßen ins leicht trocken-bittere, macht den Übergang zu einem Cappuchino- und gezuckertem Milchkaffee-Aroma. Gefällt mir ebenfalls gut, ist passend, stimmig, die 8.
Preisleistung (0 – 10): 3 / 7
Bunnahabhain 1987 – 2015 Sea Swept Barnacle Wemyss:
Für mich wäre dieser Malt nicht einmal für unter 100 Euro eine Überlegung wert.
Bunnahabhain 1990 – 2015 Fields of Barley Wemyss:
Kein Schnäppchen, aber sein Geld in jedem Fall wert.
Gesamtbewertung (0 – 10): 6,5 / 8
Der Sea Swept Barnacle, der in der Whiskybase mit knapp über 88 Punkten bewertet ist, kann mich nicht überzeugen, der Fields of Barley, der sich in der Whiskybase mit rund 87 Punkten beurteilt findet, hingegen schon.
Fazit:
Whisky ist auch deshalb ein von mir so geschätztes Getränk, weil er immer wieder überraschen kann. Den Bunnahabhain 1987 – 2015 Sea Swept Barnacle Wemyss hätte ich für wesentlich jünger und preiswerter gehalten. Am reinen Geruch und Geschmack gemessen habe ich ihn für einen Whisky zwischen 70 und 80 Euro gehalten. Ich würde ihm in der Whiskybase nicht mehr als 85 Punkte geben, vermutlich eher 83, wenn ich den exorbitanten Preis stärker gewichte. Den Bunnahabhain 1990 – 2015 Fields of Barley hätte ich zwar auch etwas jünger geschätzt, aber in etwa in seinem Preissegment angesiedelt, vielleicht 20 Euro darunter bei ungefähr 100 Euro. Bei ihm halte ich die 87 Punkte in der Whiskybase für vollkommen gerechtfertigt.
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