Eine der schönen Dinge am Whiskygenuss ist, insofern man ihn nicht bis zur Degeneration der Corpera mamillaria übertreibt, dass man nicht unbedingt dümmer davon wird. Mitunter kann die Auseinandersetzung mit verschiedenen Abfüllungen sogar durchaus bilden in Bereichen, die nicht unbedingt direkt mit dem Whisky in Verbindung stehen.
So hatte ich nicht den Hauch einer Ahnung, was denn Hickory sein sollte. Die Melasse-Glasur war noch klar, aber den Hickory musste ich doch recherchieren. Es handelt sich bei der Hickory-Pflanze um eine Gattung von Bäumen aus der Familie der Walnussgewächse. Aus dem Holz werden unter anderem Griffe oder Schäfte, zum Beispiel für Golfschläger gefertigt, was namensgebend für das Hickory-Golf, die Vintage-Variante des Golfs war. Überdies wird das Holz auch für das Barbecue in den USA verwendet oder zur Anfertigung von Bögen.Kulturell kennt man das Hickory-Holz aus Mark Twains „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“, in denen Huck regelmäßig von seinem Vater mit einem Hickory-Stock verprügelt wird. Wie Hickory-Nüsse schmecken, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ob sie sich stark von anderen Walnüssen unterscheiden, ist mir nicht bekannt. Mal sehen, was der Whisky dazu sagt.
Whisky: Bunnahabhain 2001 – 2016 Hickory Molasses Glaze Wemyss
Abfüller: Wemyss Malts
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 14 Jahre
Fasstypen: Sherry-Puncheon
Flaschenanzahl: 771
Alkoholgehalt: 46 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 73 Euro
Whiskybase ID: 86552
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8
Direkt nach dem Einschenken kommt eine alkoholische Fracht mit einer gewaltigen Ladung von Milchschokolade hoch. Der Alkohol verfliegt rasch, die Milchschokolade bleibt und fügt sich in ein schönes, süßes und fruchtiges Bouquet ein, dass ein wenig an jenes des Bunnahabhain 8 Jahre 1st Fill Sherry Hogshead 2009 – 2017 von Gordon & MacPhail aus der Cask Strength Collection erinnert. Würzige Eichennoten und Vanille kommen hinzu. Orange, Ananas und Banane hellen den eher dunkleren, braunen Geruchston des Malts auf. Ohnehin geht das Aroma vom rein Süßen ins fruchtig Süße über und bringt dabei auch eine Frische mit. Ganz basal, aber immer wieder leicht aufblitzend bringt der Whisky ein faulig-modriges Element mit, dass in gewisser Weise als der Superlativ der Würzigkeit zu sehen ist und auch nicht stört. Durchaus komplex und insgesamt gut, die 8.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Ein zurückhaltender Antritt mit einer sehr langsamen Entfaltung der Geschmacksstoffe. Die Milchschokolade findet sich wieder zuerst ein, dann Datteln und Pflaumen. Würzige Eichenaromen sind vorhanden, keineswegs schlecht, aber auch nicht unbedingt eine Offenbarung. Der Malt bleibt fruchtig-süß, wobei die Schokolade Schluck für Schluck dunkler wird und sich eine nussige Bitternote zu ihr gesellt und die Fruchtigkeit um Melone und Kürbis ergänzt wird. Die Alkoholeinbindung ist sehr gut, der Körper allerdings könnte raumgreifender sein und die Textur wirkt etwas wässrig. Allerdings wird der Malt von Schluck zu Schluck besser, die 7,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 6,5
Ein kurzer Abgang, der nichts wesentlich neues bringt, leicht bittersüß mit einem fruchtigen und nussigen Nachklang, aber nicht wirklich überragend, die 6,5.
Preisleistung (0 – 10): 7,5
Für den Preis ein guter Malt, aber auch kein Schnäppchen.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Ein guter Whisky, solide, für Freunde von Sherrybomben genau das richtige, aber nicht unbedingt aufregend, die 7,5.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Malt mit rund 86 Punkten bewertet. Die hätte ich ihm nicht ganz gegeben, aber auch nicht wesentlich weniger. Gerade Sherry-Liebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten. Wie Hickory-Nüsse schmecken, weiß ich jetzt allerdings immer noch nicht.
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