Tullamore Dew. Ein Whiskey, der mir bereits in jungen Jahren begegnete. Eine beliebte Marke in Deutschland. Und auch weltweit. Nach Jameson immerhin die zweitgrößte Irischen Whiskeys. Vielleicht war es damals nicht unbedingt der 18-jährige. Und eher ein Blended Whiskey und kein Single Malt. Aber eben doch Tullamore Dew. Ein weicher, harmonischer Whiskey.
Nun, Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Heute, meine Friseurin behauptet – und wer, wenn nicht eine Friseurin, könnte wohl besser be-haupten -, die grauen Haare würden zunehmen, kann es dann schon einmal der Tullamore Dew 18 sein. Gut, zum Herr macht all das mich wohl immer noch nicht. Ohnehin gehe ich lieber weiter in die Lehre.
Was hat der Tullamore Dew 18 zu unterrichten? Diese Marke, die erstmals 1829 als Tullamore in der gleichnamigen Stadt und Destillerie gebrannt worden ist? Die 1857 nach Eigentümerwechsel und Umbenennung aus der B. Daly Distillery kam? Und schließlich 1887 nach dem Brennmeister und späteren Hauptgeschäftsführer Daniel Edmond Williams schließlich mit seinen Initialen von Tullamore zu Tullamore D.E.W. wurde?
1954 wurde die Destillerie geschlossen und die Marke an John Power & Son verkauft. 1966 ging sie an Irish Distillers und damit ab den 1970ern an Midleton, wo deren Produktion konzentriert wurde. 2010 wurde sie nach einem kurzen Zwischenspiel von den Eigentümern von Glenfiddich, William Grant & Sons, gekauft. Und diese bauten auch wieder eine Destillerie nahe Tullamore, die 2014 in Produktion ging.
Nun, ein 18-jähriger Whiskey kann 2023 nicht aus einer Destillerie kommen, die erst 2014 die Produktion aufgenommen hat. Es gibt theoretisch andere Möglichkeiten, aber der Tullamore Dew 18 sollte noch immer von Midleton kommen.
Wie dem auch sei, entscheidend bleibt, ob er im Glas überzeugen kann. Hier kommt die Probe. Ab in den Unterricht.
Rahmendaten:
Whisky: Tullamore Dew 18
Destillerie: Midelton
Abfüller: Midleton / Originalabfüllung
Typ: Single Malt / Tripple Distilled
Land / Region: Irland
Alter: 18 Jahre
Fasstypen: Bourbon, Oloroso, Port und Madeira Fässer
Flaschenanzahl: 2500 Flaschen
Alkoholgehalt: 41,3 %
Kühlfiltrierung: Ja
Färbung: Ja
Preis: 90 Euro
Whiskybase ID: WB87678
Auge / Anblick, Farbe:
Über die Farbe des Whiskeys kann ich nichts sagen. Und bei einem gefärbten Whiskey wäre das wohl auch wenig sinnvoll und lediglich eine Aussage über die Kunst des Färbens. Aber der Tullamore Dew 18 kommt in einer sehr schönen Verpackung daher. Das sei erwähnt.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Eine zurückhaltende, harmonische, sehr dezente, den Rahmendaten entsprechende Nase. Mit Malz, Honig, Vanille, Apfel und etwas Pfirsich. Über die Zeit, in der sie sich durchaus entwickelt, zeigt die Nase Vanillepudding, Banane, Pfirsichnektar, Aprikose und eine leicht strohig-grasige Note. Einfach, leicht, aber gut, die 7,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Ein ganz erstaunlich präsenter Antritt, leicht bitter, mit Kakao, Kaffee und einem minimal süßen Kontrapunkt von Vanille. Dazu süßes Malz, würzige Eiche und etwas Honig. Fruchtseitig tauchen lediglich Bratapfel und etwas Mandarine auf. Das ist nicht überaus komplex, wohl aber vielschichtig. Die diversen Aromen der unterschiedlichen Fässer kommen durch. Ein ganz kleiner grasig-strohiger Oberton deutet sich an. Die Alkoholeinbindung ist sehr gut. Der Körper ist phänomenal. Lediglich die Textur, respektive Konsistenz lässt Wünsche in Richtung dickflüssiger, zähflüssiger, öliger, cremiger offen. Das gefällt mir wirklich gut, die 7,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8,5
Ein mittellanger Abgang mit Kakaobohnen, Eiche, Kaffee und Honig. Herb, aber nicht bitter, leicht schokoladig und spät fruchtig mit Kirsche und Mandarine. Sehr schön, außergewöhnlich schön, die 8,5.
Preisleistung (0 – 10): 8
90 Euro für einen 18-järhigen Irischen Whiskey? Das ist schon gut. Und bei dem Geruch, Geschmack und Abgang bleibt das auch gut. Oder wird sogar noch ein wenig besser. Mich hat er überzeugt, die 8.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8
Ja, der Tullamore Dew 18 braucht Aufmerksamkeit. Selbstverständlich, man kann ihn auch einfach so zum Pint im Pub trinken. Aber er hat mehr zu bieten. Für diejenigen, denen es nach Ecken und Kanten im Schottischen Sinn verlangt, ist er vielleicht nichts. Dazu hätte man zu schnell über ihn hinweggetrunken. Doch, wer auch bei lediglich 41,3 % Alkoholgehalt Geduld hat, Wahrnehmungsschärfe in Nase und Gaumen entwickeln kann, für den ist dieser hier genau das richtige. Klare Empfehlung, die 8.
Fazit:
Ich bin nicht sicher, ob die von mir angeführte Whiskybase ID der aktuellen Abfüllung entspricht. Vermutlich wohl eher nicht. Dort wurde der Tullamore Dew 18 mit knapp 84,5 Punkten bewertet. Von mir bekommt er gute 87,5 Punkte.