Heute gibt es den Talisker Tripple Matured for Friends of the Classic Malts in der Verkostung. Eine Flasche, die schon recht lange bei mir steht. Und mir gleich mehrere Rätsel aufgegeben hat. Und teilweise noch immer aufgibt.
Beginnen wir mit den Klarheiten. Whiskygraph Christian war damals so freundlich und hat mir den Talisker Tripple Matured for Friends of the Classic Malts mitbestellt. Gut, Talisker ist einer der Favoriten von Christian und mir.
Aber Tripple Matured? Und Friends of the Classic Malts? Und warum steht da noch einmal Alexander & James auf der Box?
Diageo
Also, gehen wir es durch. Talisker gehört zum weltgrößten Spirituosenkonzern Diageo. Dieser ist 1997 durch die Fusion von Grand Metropolitan mit der Guinness-Brauerei entstanden. Guinness wiederum hatte 1986 die DCL, Distillers Company Limited, gekauft.
Jene war 1877 durch den Zusammenschluss von 6 Destillerien aus den Schottischen Lowlands entstanden. Und in der Folge stetig an Mitgliedern und Marken gewachsen. 1925 beispielsweise war Johnnie Walker zusammen mit Dewar’s und Buchanon’s, die 1914 als Scotch Whisky Brands Limeted fusioniert hatten und seit 1919 unter Buchanon Bewar Limited firmiert hatten, an die DCL gegangen. 1987 fusionierte Guinness dann den 1985 erworbenen Whiskyhersteller Arthur Bell & Sons mit der DCL zu United Distillers.
Classic Malts
Und eben diese Tochter von Guinness, die United Distillers, hat 1987 die Classic Malt Serie auf den Markt gebracht. Und damit unzweifelhaft sehr viel zum weltweiten Siegeszug der Schottischen Single Malts beigetragen. Geniales Marketing von qualitativ sehr hochwertigen Produkten.
Anfangs gab es 6 Classic Malts. Jeder Single Malt sollte exemplarisch und repräsentativ für eine bestimmte Whiskyregion stehen. Diese waren zu keinem Zeipunkt deckungsgleich mit jenen, welche die Scotch Whisky Association, SWA, definiert.
Es gab den Talisker für die Isle of Skye. Dalwhinnie für die Highlands, Oban für die West Highlands, Glenkinchie für die Lowlands, Lagavulin für Islay und Cragganmore für die Speyside.
2005, also dann bereits als Teil von Diageo, wurden die Classic Malts in Classic Malt Selection umbenannt und um 5 weitere Abfüllungen ergänzt. Und zwar um Whiskys von Caol Ila, Clynelish, Glen Elgin, Knockando und Royal Lochnagar.
2007 wurden dann erneut 2 Abfüllungen zur Classic Malt Selection ergänzt. Einmal der Cardhu und einmal der Dufftown. Man mag es anders einschätzen, aber an den Erfolg und die Verdienste für den Whisky allgemein und die Single Malts und Schottischen Whiskys im besonderen, konnte Diageo mit den Erweiterungen der Classic Malts nicht anknüpfen.
Friends of the Classic Malts
Wer sind nun also die Friends of the Classic Malts? Letztlich ein Club von Punktesammlern beim Einkauf von Whisky über die Internetseite von Diageo. Dieses Konzept kennt man doch von einigen Destillerien und Konzernen.
Alexander & James
Und wer sind Alexander & James? Das war ein ebenfalls von Diageo zu Vertriebs- und Marketingzwecken eingeschlagener Weg eines virtuellen Luxuskaufhauses mit Sitz in den Niederlanden. Darüber wurden Spezialitäten aus dem Hause Diageo veräußert.
Alexander sollte an Alexander Walker II., den Enkel von John Walker, erinnern. Er hatte maßgeblichen Teil am Erfolg des Johnnie Walkers als Marke, unter anderem dadurch, dass er den Johnnie Walker Red Label schuf.
Ferner war James eine Ehrenbekundung für James Buchanon. Er war jener Whiskypionier, der den Black & White blendete und später, 1897, die Glentauchers Destillerie eröffnete.
Tripple Matured
Und warum Tripple Matured? Wegen einer 3-fachen Fassreifung natürlich. Allerdings nacheinander. Und leider werden die verwendeten Fassarten nirgends so richtig genannt. Zunächst „gewöhnliche“ Refill Casks. Dann Charred Hogsheads aus Amerikanischer Eiche. Und letztlich Refill Casks aus Europäischer Eiche.
Aber, Tripple Matured war eine Reihe. Und zwar eine, die den treuen Kunden von Diageo als Belohnung für ihre Treue exklusiv angeboten worden ist. Über Alexander & James. 5 Abfüllungen mit insgesamt 24000 Flaschen. Der Talisker machte den Auftakt. Danach gab es einen Royal Lochnagar.
Rätsel
Was mir ein Rätsel geblieben ist, sind letztlich 2 Dinge. Erstens, wieviele Flaschen nun tatsächlich vom Talisker Tripple Matured for Friends of the Classic Malts abgefüllt worden sind. Bei Whiskyexperts finde ich die Angabe 4500. In der Whiskybase ist die Rede von 9000.
Und zweitens, wie er denn nun riecht und schmeckt, der Talisker Tripple Matured for Friends of the Classic Malts. Letztlich das einzig entscheidende. Und dieses Geheimnis werde ich ihm schon entlocken können. Auf geht es.
Rahmendaten:
Whisky: Talisker Tripple Matured for Friends of the Classic Malts
Destillerie: Talisker
Abfüller: Talisker / Diageo / Originalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Inseln / Isle of Skye
Alter: NAS / keine Altersangabe (abgefüllt 2013)
Fasstypen: Bourbon, Sherry, Europäische Eiche
Serie: Tripple Matured
Flaschenanzahl: 4500 oder 9000
Alkoholgehalt: 48,0 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Ja
Preis: 95 Euro (Ausgabe 2013) / 195 Euro (aktuell)
Whiskybase ID: WB50623
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8
Süßer Rauch mit Karamell. Ruhend auf einem würzigen Fundament mit Tabak. Das ist der erste Eindruck, den ich nach dem Einschenken in der Nase habe. Dazu etwas Honig, leicht mineralische Noten und eine Spur Erde. Nach einiger Zeit im Glas tauchen etwas Orange und Aprikose auf. In direktem Kontrast zu diesen fruchtigen Aspekten steht dann ein sich entwickelnder Ton eines sonnengetrockneten Stück Treibholzes am Meer. Mit einem Touch Schwefel. Außergewöhnlich komplex ist das nicht. Aber in hohem Maße stimmig. Und absolut typisch für Talisker. Mir gefällt das gut. Für den Talisker Tripple Matured for Friends of the Classic Malts die 8 im Geruch.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8
Ein unglaublich zurückhaltend samtiger Antritt mit einer fullminanten Entwicklung darauf. Wir begegnen der fruchtigen Süße erneut und selbstverständlich dem Rauch, sowie Karamell. Dazu Pfeffer, Salz, Tabak und Honig. Sowie Schokolade und etwas Eiche. Und die Orange kommt durch. Sowie leicht der Schwefel. Eine ganz wunderbare Alkoholeinbindung, eine herrlich zähflüssige Konsistenz und ein satter Körper gehen eine segensreiche Symbiose ein beim Talisker Tripple Matured for Friends of the Classic Malts. Auch nicht gerade ein Komplexitätsmonster, aber genau mein Ding. Typisch Talisker und doch ein wenig einzigartig. Sehr schön, die 8.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5
Ein mittellanger Abgang mit würzigen Tabaknoten, Kakao, Pfeffer und Chilly. Hintenraus wird der Talisker Tripple Matured for Friends of the Classic Malts richtig scharf, würzig scharf. Leider verblassen die anderen Aromen zu früh, auch der Rauch und die mineralischen Noten. Aber, noch immer gut, die 7,5.
Preisleistung (0 – 10): 7 / 4
95 Euro für den Talisker Tripple Matured for Friends of the Classic Malts? Ja, das konnte man ganz gut machen. Als Freund von Talisker. 195 Euro dafür? Eher nein. Selbstverständlich ist ihn zu verkosten eine ganz wunderbare Erfahrung. Ganz besonders, wenn man auch gustatorisch und olfaktorisch an Whiskygeschichte interessiert ist. Aber, da lassen sich auch preiswerter bessere Erfahrungen machen. Für den Ausgabepreis die 7. Für den aktuellen Preis die 4.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Ein guter Whisky ist der Talisker Tripple Matured for Friends of the Classic Malts. Wer Talisker mag, der wird auch ihn mögen. Was wirklich kurios ist – ich hatte das in dieser Intensität noch nicht zuvor – ist die Schärfe des späten Abgangs. Sie ist derart ausgeprägt, dass die Verkostung nach dem ersten Schluck schwer fällt. Nicht wegen Alkohol, sondern aufgrund der Mischung aus Tabak und Chilly. Ein schöner Whisky, den zu verkosten eine Freude war. Von daher die 7,5 von mir.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Talisker Tripple Matured for Friends of the Classic Malts mit knapp über 87 Punkten bewertet. Da kann ich durchaus mitgehen.
Und? Bin ich ein Freund der Classic Malts? Ja, bin ich durchaus. Schöne, solide Whiskys. Auch, wenn man keine Punkte sammelt.
Und Talisker? Da bleibt alles beim alten. Mein Liebling ist der 18-jährige. Die einzige Enttäuschung war der 25-jährige. Alles dazwischen fand ich bisher vollkommen in Odnung.