In Dublin braut sich was zusammen …
… und das ist nicht Guinness. Nicht nur in Schottland boomt die Whiskyindustrie, auch und gerade in Irland schießen neue Destillerien in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden. Eine davon ist die Pearse Lyons Distillery. Mitten im historischen Zentrum Dublins hat man aus der alten St. James Kirche für über 22 Millionen Euro ein echtes Schmuckstück gezaubert, inklusive einer imposanten Kirchturmspitze aus Glas und neuen selbst designten Kirchenfenstern mit Whiskeymotiven.
Die „Liberties Lantern“, wie die neue Glasspitze genannt wird, ist das Wahrzeichen der Destillerie und besonders nachts von weitem sichtbar. Ein weiterer Blickfang sind die kupfernen Pot Stills „Mighty Molly and Little Lizzie“, die mitten in der Kirche zweifach destillierten Single Malt und Single Pot Still Whiskey produzieren. Die Blended Whiskeys Original 5 Jahre und 7 Jahre enthalten bereits hier destillierten Whiskey.
Pearse Lyons Distillery – Der Hintergrund
Die Familie des Gründers Pearse Lyons hat ihre Wurzeln im Dubliner Stadtteil „The Liberties“, wo die Destillerie liegt, weshalb es ein Traum der Familie war, irgendwann eine eigene Destillerie in Dublin zu eröffnen. Vor 20 Jahren gründete Pearse Lyons die Lexington Brewing and Distilling Company in Kentucky, nachdem er Ende der 70er Jahre in die USA ausgewandert war und dort 1980 zusammen mit seiner Frau die Firma „Alltech“, ein Unternehmen für Tiernahrung und Tiergesundheit gegründet hatte.
Über die Schwesterdestillerie „Town Branch Distillery“ in Kentucky bezieht die Pearse Lyons Distillery auch ihre Fässer, sowie die selbst kultivierte Hefe, die auch in der Brauerei zum Einsatz kommt. Seit dem Tod von Pearse Lyons im März 2018 werden die Geschäfte von Alltech bzw. den dort in führenden Positionen tätigen Familienmitgliedern weitergeführt.
Pearse Lyons – Die Whiskeys
Der Whiskygraph Hagen hatte bei der Whisky’n’More in Hattingen 2019 am Stand von Irish Whiskeys bereits den Cooper’s Select verkostet (Bericht hier). Ich habe mich nun den drei neuesten Abfüllungen gewidmet:
Destillerie: Pearse Lyons Distillery Pearse Lyons Distillery Pearse Lyons Distillery
Abfüller: Originalabfüller Originalabfüller Originalabfüller
Name: Pearse Lyons Original 5 Jahre Pearse Lyons Distiller’s Choice 7 Jahre Pearse Lyons 12 Jahre
Typ: Blended Whiskey aus 35 % Single Malt und 65 % Single Grain Whiskey Blended Whiskey aus 38 % Single Malt und 62 % Grain Whiskey Single Malt Whiskey
Land / Region: Irland Irland Irland
Alter: 5 Jahre 7 Jahre 12 Jahre
Bottled:
Fasstyp: Ex-Bourbon Barrels Bourbon-, Sherry-, und Ale Bierfässer First Fill Bourbon Barrels
Alkoholgehalt: 43,0 % 43,0 % 43,0 %
Kühlfiltrierung: nein nein nein
Färbung: nein nein nein
Preis: 39,90 Euro 41,90 Euro 49,90 Euro
Whiskybase ID: 126308 126307 126306
Auge / Anblick, Farbe:
Original 5 Jahre: blasses Gold
7 Jahre: helles Gold
12 Jahre: Gold
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10):
Original 5 Jahre: leicht alkoholisch, etwas grüner Apfel und Birne, ein wenig Klebstoff, sonst wenig Aromen, 4 Punkte
7 Jahre: leicht stechend, Grain-Süße, Trauben und Birnen, ein Hauch Trockenfrüchte, 5 Punkte
12 Jahre: fruchtig süß, dezente Bourbon-typische Klebstoffnote, 6 Punkte
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10):
Original 5 Jahre: Zu Beginn etwas metallisch, was vermutlich der Jugend geschuldet ist, insgesamt aber eher schwacher Antritt, dann wieder die grünen Früchte (unreife Birne), leichtes Prizzeln auf der Zunge. Ich gebe 4 Punkte.
7 Jahre: Cremiges Mundgefühl, weich auf der Zunge, nach und nach entwickelt sich eine leichte Bitterkeit, die von den Ale-Fässern stammen könnte und nicht unangenehm ist. Für mich 5,5 Punkte.
12 Jahre: Ebenfalls weich, fruchtig, ich schmecke Birne und etwas Vanille, beim zweiten Schluck auch Kräuterbonbons und Eiche. 6 Punkte
Gaumen / Abgang, Nachklang (0 – 10):
Original 5 Jahre: etwas scharf, pfeffrig, dezente Eichennote, Abgang mittellang, pfeffrig prickelnd, 6 Punkte
7 Jahre: am Gaumen plötzlich noch Weintraube, der Abgang ist mittellang, im Nachgeschmack etwas Trockenobst, 7 Punkte.
12 Jahre: trocken, die Birne bleibt, der Abgang ist relativ kurz und pfeffrig, 6 Punkte.
Preisleistung (0 – 10):
Original 5 Jahre: Für rund 40 Euro ist er mir etwas zu eindimensional. Auch wenn irische Whiskeys aktuell meist teurer sind als schottische, finde ich den Preis im Verhältnis sehr ambitioniert. 5 Punkte.
7 Jahre: Der 7-jährige ist nur wenige Euro teurer als der 5-jährige, hat aber für meinen Geschmack wesentlich mehr zu bieten. Ich gebe 7 Punkte.
12 Jahre: Mit rund 50 Euro der teuerste, aber auch der älteste der drei. Solide 6,5 Punkte.
Gesamtbewertung (0 – 10):
Original 5 Jahre: Ich bin ein Freund von älteren Whiskeys, daher überrascht es mich nicht, dass ich den 5 Jahre alten im Vergleich am schwächsten finde. Insgesamt für mich zu wenig Aromen, daher leider nur 5 Punkte.
7 Jahre: Für das vergleichsweise geringe Alter, bietet der 7er ein sehr komplexes Aromenprofil, was vermutlich an den sieben verschiedenen Grain und Single Malt Whiskeys liegt, die hier verwendet wurden. Ich gebe 7 Punkte.
12 Jahre: Der 12er ist ein leckerer, süffiger Whiskey. Für mich ein ziemlich typischer Ire, der eher weich und easy-drinking daher kommt. Ein guter All-day-dram. 6 Punkte.
Fazit:
Wie bei allen jungen irischen Destillerien wird es Zeit brauchen, bis man mit dem eigenen Whiskey ausreichend alte Abfüllungen erzeugen kann. Die neue Range von Pearse Lyons macht auf jeden Fall neugierig auf das was noch kommen wird und bietet einen guten Einstieg. Ich bin jedenfalls gespannt…
Vielen Dank an Pearse Lyons und irish-whiskeys.de für die Bereitstellung des Bildmaterials.