Der für den Travel Retail abgefüllte Octomore Masterclass 08.2 fällt durch die Lagerung in 4 verschiedenen Arten von Weinfässern auf. Zunächst wurde das Destillat in französischen und österreichischen Weinfässern gelagert, vermählt und schließlich in Amarone-Fässern gefinisht. Betrachten wir das etwas näher.
Die österreichischen Fässer werden nur als Süßweinfässer bezeichnet und nicht näher benannt. Da in Österreich meines Wissens nach kein Likörwein, also durch Aufspritung gewonnener Süßwein hergestellt wird, kommen nur jene Weine in Frage, deren starke Süße durch die Konzentration des in den Trauben enthaltenen Mostzuckers gebildet worden ist. Insofern Ausbruch, der vor allem im Burgenland verbreitet ist und seinen Namen daher hat, dass die ausschließlich edelfaulen Trauben „ausgebrochen“ (aufgeplatzt) sein sollten, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese, Eiswein und Strohwein. Letzterer hat seinen Namen davon, dass die Trauben nach der Lese und vor der Vinifikation auf Strohmatten oder Holzgestellen getrocknet werden, so dass ihr Zuckergehalt in Folge der Verdunstung des Wassers steigt.
Bei Sauternes handelt es sich um ein französisches Weinanbaugebiet in Bordeaux. Aus den Trauben wird ein edelsüßer, nicht fortifizierter Weißwein hergestellt. Die Herstellung eines Süßweines ohne das Aufspriten wird durch den Edelfäule-Pilz Botrytis cinerea ermöglicht, der ideale Bedingungen in der Region Sauternes vorfindet und einen hohen Zuckergehalt der Weintrauben bedingt. Grundlage der guten Bedingungen für den Pilz in Sauternes ist der kleine Fluss Ciron, dessen kaltes Quellwasser in die wärmere Garonne fließt, was im Herbst zu Nebelbildung führt und so den Pilz begünstigt. Der Sauternes muss mindestens 13 % Alkoholgehalt haben. Gewonnen wird er ausschließlich aus den Rebsorten Semillon, Sauvignon Blanc und Muscadelle.
Der Mourvedre ist eine Rotweinsorte, die weltweit unter sehr vielen verschiedenen Synonymen geläufig ist. Die Rebsorte stammt ursprünglich aus Spanien und ihre Trauben werden überwiegend für den Verschnitt genutzt. Die französische und damit auch die deutsche Bezeichnung Mourvedre leitet sich von dem kleinen spanischen Weinort Morviedro in der Nähe von Valencia ab.
Der Amarone, vollständig Amarone della Valpolicella, ist ein italienischer Strohwein. Nach der Lese werden die Trauben, selektiert als die besten ohne Fäulnis, für 2 bis 4 Monate auf Holzgestellen getrocknet. Hier entsteht allerdings kein Süßwein, sondern der Rotwein, der mindestens 14 % Alkoholgehalt haben muss, bleibt ein trockener, schwerer, sehr aromatischer Wein.
Ich bin sehr gespannt wie sich die unterschiedlichen Weinfässer, die Vielzahl der Einflüsse auf den typischer Weise kräftigen Octomore ausgewirkt haben.
Distille: Bruichladdich
Abfüller: Bruichladdich
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Islay
Serie: Octomore 8
Alter: 8 Jahre (2008 – 2017)
Fasstypen: 4 verschiedenen Arten von Weinfässern
Alkoholgehalt: 58,4%
Phenolgehalt (ppm): 167
Flaschenanzahl: 36.000
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 150 Euro
Whiskybase-ID: 107747
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8
Direkt erhebt sich aus dem Glas eine wunderbare Kombination aus mineralisch-rauchigen Düften, gepaart mit deutlichen Anklängen süßer Weinnoten. Das dezent erdig-torfige, das so häufig bei den unterschiedlichen Marken von Bruichladdich auftaucht, im Falle der Octomores auch gerne einmal eher sehr brachial, und das fruchtsüße Weinaroma gehen eine famose Symbiose ein. Das gewaltige eines Octomores schimmert durch, ist aber weniger durchschlagend als bei anderen Abfüllungen. Ein sehr komplexes Wechselspiel aus Zitrone, einer leichten Modrigkeit, Ananas und Muskat ergibt sich zusätzlich. Immer wieder sticht das Süßweinaroma durch und wird von Menthol unterstrichen. Ein toller Riechgenuss vollkommen ohne alkoholische Schärfe, die 8.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,5
Ein unmittelbarer, vor allem erdiger Antritt. Mineralisch geht es weiter in eine verhältnismäßig dezente Rauchigkeit. Die verschiedenen süßen Weinaromen kommen auf und machen ein interessantes Wechselspiel auf Zunge und Gaumen aus. Ein prachtvoller Körper scheint jede Geschmacksknospe im Mundraum zu erreichen. Die Konsistenz ist angenehm ölig und immer wieder frage ich mich, wie man mit einer so kurzen Reifezeit so vollendet komplexe Whiskys herstellen kann. Auch im Mundraum sind die 58,4% an keiner Stelle störend. Nase und Geschmack passen optimal zusammen. Für mich die 8,5, da einerseits typisch Octomore und kein zu exotisches Experiment, andererseits doch etwas besonderes in der Welt der Octomores.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8
Der lange Abgang besticht vor allem durch den harmonischen Zusammenklang von den Süßweinnoten mit einem deutlichen Nachklang von Espresso. Formvollendet bittersüß, absolut passend zu Nase und Geschmack, die 8.
Preisleistung (0 – 10): 7,5
Bei Octomore muss man es leider immer wieder betonen: Die Whiskys mögen exzellent sein, aber sie sind stets zu teuer.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8
Ein guter bis sehr guter Whisky.
Fazit:
Ein toller Whisky, den man in dieser Qualität nicht so häufig im Glas hat. Traditionell und doch progressiv, eine schöne Kombination. Die rund 88,5 Punkte in der Whiskybase halte ich für eine passende Bewertung.