Im Jahr 2008 hat Bruichladdich damit begonnen, nach eigenen Aussagen und gemessen am Phenolgehalt, den rauchigsten Whisky der Welt unter dem Namen Octomore auf den Markt zu bringen. Zahlreiche Abfüllungen sind seither erschienen und der Octomore erfreut sich einer großen Beliebtheit. Die Whiskys sind verhältnismäßig jung, aber, so empfinde ich es, sie bringen zum Ausdruck, dass Bruichladdich die Kunst der Whiskyproduktion meisterlich beherrscht. Leider lassen sie sich dieses können auch teuer bezahlen, besonders im Fall der Octomores.
Der Octomore ist nach einer Farm auf Islay benannt. Der Master Distiller und Produktionsdirektor von Bruichladdich Jim MacEwan hat 2015 nach über 52 aktiven Jahren in der Welt des Whiskys seinen Rückzug angetreten und in die großen Fußstapfen ist Adam Hannett getreten. Er hat die mittlerweile achte Edition des Octomores kreiert, die im Fall der 8.1, 8.2 und 8.3 bereits 2017 erschienen ist, im Fall des 8.4 2018 erscheinen wird. Alle Abfüllungen sollen stark rauchig sein und sich doch sehr deutlich unterscheiden. Was immer es heißen mag, so soll der 8.1 die Benchmark, eine feste Richtgröße, ein Maßstab für die Serie sein. Ich bin gespannt.
Distille: Bruichladdich
Abfüller: Bruichladdich
Typ: Single Malt Scotch Whisky
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 8 Jahre
Fasstypen: Amerikanische Eiche (First Fill)
Flaschenanzahl: 42.000
Alkoholgehalt: 59,3%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 140 Euro
Whiskybase ID: 98646
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5
Direkt wird meine Nase von einem komplexen Spiel verschiedener Aromen erfasst, wobei der Rauch zwar hervorsticht, für einen Octomore aber eher dezent ausfällt. 167 ppm / Phenole kann ich nicht nachempfinden. Mineralische Noten, gepaart mit einer getreidigen Süße und einem Marzipan-Schokoaroma, unterlegt vom Bouquet heller Früchte kommen zu Bewusstsein. Eine Würzigkeit, konstituiert aus einer leichten Modrigkeit, Moos und Tabak, kontrastiert die süßen Noten elegant. Auch hier finden sich die maritimen Küstenaromen. Nach einiger Zeit geht die leichte Modrigkeit in einen stechend süßen Oberton über, der leicht unangenehm ist. Die hellen Früchte kristallisieren sich immer deutlicher als Zitrustöne und der Rauch bekommt einen erdigen Torfcharakter, der nicht frei von Speck ist. Insgesamt komplex und ausgewogen, aber für einen echten Octomore-Fan vielleicht nicht „dreckig“, frontal und brutal genug. Ist mir die 8,5 wert.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 9
Ein guter Antritt, der nicht ganz so direkt ist, wie man ihn von Octomore gewohnt ist. Im Mund ringen Süße, Rauch, Würze, Küstenaromen und mineralische Noten um die Vorherrschaft. Getreidenoten sind ebenso erkennbar, wie der Geschmack sehr dunkler Schokolade. Der Rauch ist unglaublich mild für einen Octomore, erdig, torfig, leicht speckig, aber keineswegs alles beherrschend. Ein phantastischer Körper verwöhnt den Mundraum und bringt die Aromen auch zu der letzten Geschmacksknospe. Auch die fruchtige Frische findet sich im Geschmack dezent wieder, allerdings nicht unbedingt als Zitrusnote. Ebenfalls bleibt eine komplexe, unbestimmte Würzigkeit. Insgesamt ein toller Geschmack, vielschichtig, komplex, harmonisch, überraschend, daher die 9.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8,5
Ein langer Abgang, kräftig wärmend von unten heraus. Der Torfrauch wird hier speckiger und bringt auch eine Aschenote mit. Der mineralische Charakter ist deutlich ausgeprägt und trägt die maritimen Noten mit. Ein leicht bitterer Schlusston lässt an Zartbitterschokolade und Espresso denken. Passend, gelungen, aber nicht so gut, wie der Geschmack im Mund, die 8,5.
Preisleistung (0 – 10): 7,5
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,5
Fazit:
Ehrlich gesagt war ich von den ersten Gläsern Octomore 8.1 sehr enttäuscht. Viel zu harmlos, nicht brachial genug. Nachdem ich mich allerdings darauf eingelassen hatte und bereit war, mehr das unbekannt Komplexe als das direkt Vertraute in ihm zu entdecken, begeisterte er mich zunehmend. Es ist kein so typischer Octomore, aber ein ebenfalls sehr guter. Die rund 87,5 Punkte in der Whiskybase sind vielleicht etwas niedrig angesetzt.