Wie biestig wird dieser Laphroaig sein?
Distille: Laphroaig
Abfüller: Laphroaig
Typ: Single Malt Scotch Whisky
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: NAS
Fasstypen: Bourbon (First Fill), europäische Eichenfässer (Finish, First Fill)
Alkoholgehalt: 48 %
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 90 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10):
Im Geruch nur dezent alkoholisch, mit verhältnismäßig, also gemessen an einem Laphroaig, moderatem Raucharoma. Die Rauchigkeit ist medizinisch, aber auch da kennt man von Laphroaig durchschlagenderes. Außerdem kommt ein Hauch von Nelke mit an die Rezeptoren, der eingebunden ist in eine winterliche Gewürzmischung. Gut, aber nicht ganz mein Ding, daher eine 5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10):
Für die 48 % ein eher schwacher Antritt. Erstaunlich süß für einen Laphroaig, wobei die Süße erkennbar aus Bourbon-Barrels mit dem charakteristischen Vanilleton stammt. Eine erdige Rauchigkeit macht sich im Mund breit, ist aber nicht so dominant, dass sie andere Nuancen vollkommen überdeckt. Der Körper überzeugt mich nicht ganz, er könnte raumgreifender sein und ein Komplexitätswunder habe ich hier auch nicht im Glas. Überraschend ist auch, dass keineswegs ein maritimes, iodsalzartiges, rauhes Küstenaroma vorherrscht, sondern eher die glatte, ebenfalls nicht ausufernde Note frischer Eiche schmeckbar ist. Ich bewerte den Geschmack mit einer 6, denn irgendwie elegant wirkt er schon.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10):
Mittellanger Abgang ohne Feuer und zwar ohne alkoholisches Brennen, wie auch ohne Geschmacksfeuerwerk. Angenehm, rauchig, geradlinig, schnörkellos. Am längsten erinnert sich die Zunge an den Rauch, einen Touch Erdigkeit, etwas Tabak und die medizinischen Noten, wobei diese Aromen zunächst aus dem Rachen aufsteigen. Ich gebe dem Nachklang eine 6.
Preisleistung (0 – 10): 4
Gesamtbewertung (0 – 10): 6
Fazit:
Ich bin positiv überrascht. Die Whiskywelt hat diesen Malt eher als schwach eingestuft und natürlich ist er auch keine Offenbarung. Aber ich mag Laphroaig wegen seiner Ehrlichkeit und daher gefällt mir auch dieser Whisky, wobei Laphroaig selbstverständlich weitaus besseres gemacht hat und der Malt auf jeden Fall zu teuer ist. Und um auf die Eingangsfrage zurückzukommen, ein Biest ist er nicht, er ist sogar derjenige von mir verkostete Laphroaig, der am weitesten davon entfernt ist eines zu sein.
Bemerkung:
Unter den Islay-Destillen sticht Laphroaig hervor, da sie als einzige einen rauchigen Whisky produziert, der eine deutliche medizinische Note trägt. Diese war und ist teilweise so ausgeprägt, dass der Whisky von Laphroaig in der Zeit der Prohibition in den USA als Arznei erlaubt gewesen ist.