Viele Whiskyfreunde hat es gefreut. Was? Das Comeback des Laphroaig 18. 2013 bis 2015 war letztmalig ein solcher abgefüllt worden. Und nun, 2024, ist er zurück.
2013 bis 2015 war sich meine Whiskyleidenschaft am intensivieren. Der Laphroaig 18 war da durchaus mal in meinem Glas gelandet. Und hatte mir gefallen.
Eine ganz klare Erinnerungsspur in Geruch und Geschmack, gar eine löschungsresistente, war dabei allerdings nicht entstanden. Dennoch, auch ich freute mich über den neuen alten Laphroaig 18. Der musste probiert werden.
Bei einem Gespräch stellte sich heraus, dass mein Freund Harald noch eine Flasche des älteren Laphroaig 18 bei sich bunkerte. Da lag die Idee beide gegeneinander zu verkosten auf der Hand.
So geschah es also. Michael, Harald und ich waren uns bei dem besagten Treffen einig. 2 wirklich gute Whiskys. Aber auch 2 Whiskys, die sensorisch nicht unbedingt sehr dicht beieinander gelegen haben.
Quasi 2 Laphroaigs mit unerschiedlichen Qualitäten. Der eine mit der Stärke im würzig-kantigen Bereich. Der andere herausragend in Sachen Harmonie und gezügelter Wildheit.
Harald war so freundlich mir ein Sample des Laphroaig 18 von 2013 zu überlassen. So kann ich ihn heute gegen die Version von 2024 verkosten. Ich bin sehr gespannt.
Rahmendaten:
Whisky: Laphroaig 18 (2013)
Destillerie: Laphroaig
Abfüller: Laphroaig / Origina
labfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 18 Jahre
Fasstypen: Bourbon
Alkoholgehalt: 48,0 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Ja
Preis: 280 Euro
Whiskybase ID: WB42886
Whiskybase-Bewertung: 88,63 Punkte
Whisky: Laphroaig 18 (2024)
Destillerie: Laphroaig
Abfüller: Laphroaig / Originalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 18 Jahre (abgefüllt am 14.05.24)
Fasstypen: Bourbon
Alkoholgehalt: 48,0 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 170 Euro
Whiskybase ID: WB256133
Whiskybase-Bewertung: 87,31 Punkte
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5 / 8,5
Laphroaig 18 (2024): 8,5
Der erste Eindruck nach dem Einschenken ist klar und deutlich. Ein sehr würziger, salziger Rauch. Basal eine Süße aus Karamell, Vanille und etwas Honig. Vor allem die maritimen und mineralischen Noten machen eine sehr besondere Würzigkeit. Nasse Kieselsteine, Jod, eine blutige Mullbinde, die schon länger in Benutzung ist, Leder.
Eine Meeresbrise bringt Salz im Wind, derweil man ein salzverkrustetes, sonnengetrocknetes Stück Treibholz mit einer kleinen nassen Stelle betrachtet. Dazwischen tauchen immer wieder Holzkohle, Ingwer, florale Anklänge, Lakritze, Tabak und Speck kurz auf. Das ist komplex, eckig, kantig und gefällt mir gut, die 8,5.
Laphroaig 18 (2013): 8,5
Der erste Eindruck nach dem Einschenken ist weniger deutlich. Aber da sind auch Rauch, Vanille und eine sehr angenehme Süße. Die mineralisch-würzigen und medizinischen Noten sind hier wesentlich weniger stark ausgeprägt. Der Malt wirkt insgesamt fiel feiner, harmonischer, glatter, stimmiger, gesetzter, runder und reifer. Aber auch weniger komplex.
Die Süße wird hier weniger durch Vanille und Honig getrangen. Und mehr durch fruchtige, beerige Komponenten. Und die Süße ist hier wesentlich intensiver, geht teilweise von Waldbeere in Richtung zuckrigem Kaugummi. Hinzu kommt eine ganz feine Säure. Der Rauch ist weniger deutlich. Dafür tritt eine leichte Zitrusnote in Erscheinung. Sehr anders, weniger facettenreich, aber auch sehr gut. Die dargebotenen Aromen haben eine ganz wunderbare Ausprägung, die 8,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,5 / 8,5
Laphroaig 18 (2024): 8,5
Ein in der Intensität zurückhaltender Antritt mit Rauch, Salz und Süße. Die Nase findet sich am Gaumen gut wieder. Jod, medizinische und mineralische Noten, Salz, ein wenig Erde und der Rauch gehen komplexe Verbindungen ein.
Ich finde Vanille, Orange, grünen Tee und ein wenig Honig. Überdies etwas Minze, Tabak, Ingwer und Zimt. Nasse Kieselsteine sind omnipräsent. Der Alkohol is sehr gut eingebunden. Die Textur würde ich mir ein wenig denser, dichter wünschen. Und auch der Körper dürfte ein wenig voller sein. Aber, das ist gut und trifft meinen Geschmack, die 8,5.
Laphroaig 18 (2013): 8,5
Ein außerordentlich dezenter Antritt, geschmeidig, süß, harmonisch und etwas rauchig. Zähflüssig, ölig, samtig umschwärmen die gelösten Geschmacksmoleküle Zunge und Gaumen. Und bringen neben der fruchtigen Süße und dem würzigen Rauch auch Schokolade, Vanille, Cappuccino, Honig und feinste Eiche mit. Dazu finde ich Wachs, altes Pergament und den Staub auf einem glänzenden Sekretär aus Eiche. Sowie eine Fruchtbeeraromatik höchster Güte. Der Wechsel zwischen der würzigen und demgegenüber der fruchtig süßen Seite des Single Malts ist toll.
Der Alkohol ist perfekt eingebunden. Konsistenz und Textur des Whiskys sind herausragend. Aber, auch wenn es meckern auf hohem Niveau ist, den Körper würde ich mir auch hier voller wünschen. Maritime, mineralische oder medizinische Noten finden sich, aber dezenter. Insofern ist die Würzigkeit hier qualitativ ebenso verschieden von der des Laphroaig 18 von 2024, wie seine Süße. Jene trägt fruchtig die Harmonie des Whiskys. Ebenfalls sehr gut, die 8,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8,5 / 8,5
Laphroaig 18 (2024): 8,5
Ein langer, süßer Abgang mit Rauch, ein wenig Asche, Jod, Salz, Erde, nassen Kieselsteinen, Honig und spät einem wunderbaren, leicht ledrig kaffeeartigen Kontrapunkt. Sehr schön, die 8,5.
Laphroaig 18 (2013): 8,5
Ein mittellanger Abgang, der süß und leicht rauchig bleibt. Milchschokolade, Cappuccino, Tabak, Eiche und etwas Salz tauchen auf. Sehr gelungen, die 8,5.
Preisleistung (0 – 10):
Laphroaig 18 (2024): 7
170 Euro für den Laphroaig 18? Nicht günstig, aber in Ordnung. Selbstverständlich denken die etwas älteren Whiskyfreunde wehmütig an die Ausgabepreise der Versionen von 2009 oder 2013 zurück. Ja, da hat man solche Whiskys noch besser bezahlen können. Aber für die 170 Euro ekommt man hier doch immerhin einen guten und sehr interessanten Whisky. Und das ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Daher schon die 7.
Laphroaig 18 (2013): 3 / 10
280 Euro für den Laphroaig 18 von 2013? Eher nein. Den heutigen Preis bin ich nicht bereit zu zahlen. Hätte man unendlich viel Geld, dann könnte man sich durchaus eine Flasche gönnen. So gibt es die 3. Und? Wie sieht es mit dem damaligen Ausgabepreis aus? Der lag so bei etwa 50 bis 80 Euro. Und ja, dafür würde ich ihn doch heute in rauen Mengen kaufen. Das wäre die 10.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,5 / 8,5
Laphroaig 18 (2024): 8,5
Ein Whisky, der mir sehr gut gefällt. Sicherlich nicht unbedingt einer, dessen 18-jährige Lagerung die Wildheit von Islay und Laphroaig so gezähmt haben, wie sich dies vielleicht einige Genießer von den Rahmendaten her versprochen haben. Ganz schön ungestüm ist der noch. Und dabei sehr komplex. Er ist nicht wuchtig, aber durchaus etwas für Freunde von Whiskys, die Ecken und Kanten haben. Mir gefällt das, die 8,5.
Laphroaig 18 (2013): 8,5
Demgegenüber ein feiner, geradezu graziler Malt. Bestechend in seiner Harmonie und Eleganz. Die 18 Jahre Lagerung haben den Charakter von Islay und Laphroaig extrem abgerundet. Keineswegs langweilig, da die etwas weniger komplexe Aromatik eine Güte hat, die man heute nur noch schwer auftreiben kann. In einer anderen Weise ebenfalls sehr gut, die 8,5.
Fazit:
Nun, welches Fazit ziehe ich jetzt? Genau genommen mehrere. Erst einmal kann ich den Laphroaig 18 sowohl in der Version von 2013, als auch in jener von 2024, empfehlen. Sie sind sich durchaus ähnlich und spiegeln beide Laphroaig und Islay wider. Allerdings auf verschiedene Weisen.
Während die Abfüllung von 2013 wunderbar zum Ausdruck bringt, wie die 18-jährige Lagerung den Brennereicharakter berits gezähmt hat, bleibt er bei der von 2024 deutlicher erhalten. So ist letzter nicht unbedingt wuchtig, aber doch klar mit Ecken und Kanten.
Hätte ich beide Whiskys in einem Lineup bei einem Tasting unterzubringen, so würde der von 2013 vermutlich weiter vorne landen, als jener von 2024.
Was mich sehr interessiert ist, wie ich beide bei einem Blind Tasting einschätzen würde. Würde ich sie als die gleichen Whiskys aus verschiedenen Jahren erkennen? Als Whiskys von Laphroaig? Überhaupt der selben Destillerie?
Außerordentlich spannend waren wieder die sensorischen Erfahrungen bei den Vergleichen. Insgesamt habe ich die beiden Laphroaigs unter 5 verschiedenen Bedingungen gegeneinander antreten lassen.
Erstens in der Runde mit den Freunden. Zweitens bis fünftens alleine. Dabei einmal direkt gegeneinander. Dann 2024 vor 2013 und umgekehrt. Und schließlich noch einmal, nachdem dieser Vergleich bereits abgetippt war.
Tatsächlich bin ich 5 mal zu dem Ergebnis gekommen, das mir beide Whiskys sehr gut gefallen. Aber, so ehrlich will ich doch sein, 5 mal auf wirklich sehr unterschiedlichen Wegen und mit sehr verschiedenen Teilergebnissen.
Was sagt das nun aus? Ganz einfach. Mir sagt es, dass ich genau deshalb ein so großer Freund des Whiskys bin. Egal, mit wieviel Erfahrung man ran geht, er wird immer seine Geheimnisse bewahren. Und Euch könnte es sagen, dass es sich lohnt, den Vergleich selber anzustellen.

