124 Jahre lang wurde auf Islay keine einzige neue Destille gegründet, sondern leider nur nach und nach legendäre Whiskybrennereien wie Port Ellen geschlossen. Dann kam das Jahr 2005 und Kilchoman nahm ihre Produktion auf. 2009 wurde dann die bei Sammlern äußerst beliebte und auch von absoluten Whiskyexperten hoch gelobte erste Abfüllung, der Inaugural Release, auf den Markt gebracht.
Je nachdem, aus welcher Mälzerei die verwendete Gerste stammt, die zur Produktion des Whiskys verwendet wird, aus der hauseigenen, der von Diageo auf dem ehemaligen Gelände von Port Ellen gelegenen oder von der von Ardbeg, haben die verschiedenen Abfüllungen einen unterschiedlichen Phenolgehalt von 25 oder 50 ppm. Gelagert wird in Bourbon-Fässern der Marke Buffalo Trace, nachgereift nicht selten in Oloroso-Sherryfässern. So auch bei diesem Vertreter, den ich froh bin probieren zu dürfen.
Whisky: Kilchoman Machir Bay
Abfüller: Kilchoman
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: NAS (überwiegend 6-jährige Fässer)
Fasstypen: Bourbon, Oloroso-Sherry-Butts (relativ wenig)
Phenolgehalt: 50 ppm
Alkoholgehalt: 46 %
Abgefüllt: 2015
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 45 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Direkt nach dem Einschenken erhebt sich zunächst ein kräftig erdiger Rauch aus dem Glas. Insgesamt wird das Bouquet von einem mineralisch-torfigem Fundament getragen. In Kombination mit dem erdigen Rauch ergibt sich eine Note, die in Richtung Schuhcreme geht. Würzige Töne kommen ebenso durch, wie etwas zitronige Fruchtsäure. Leicht störend ist die Tatsache, dass es sich im Aroma erkennbar um einen jungen Whisky handelt, auch wenn keine metallische Note vorhanden ist. Dennoch überzeugend, die 7,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Ein guter Antritt. Im Geschmack wird die Nase zunächst eins zu eins widergegeben. Rauch, Erde, Torf, Mineralien, Schuhcreme, Würze und Zitrone. Dann findet sich aber eine Ergänzung um eine leichte vanillige Süße. Die Viskosität geht ins leicht zähflüssige und ist optimal, der Körper ist raumgreifend. Der Alkohol ist gut eingebunden und befördert die Geschmacksstoffe gut. Auch hier kommt der Eindruck leichter Jugendlichkeit auf. Für einen Freund von Islay-Whiskys, und ich bin einer, ein durchaus typischer Vertreter, der aber nicht um eine ausreichende Individualität verlegen ist, die 7,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7
Im mittellangen Abgang zeigt sich eine leichte Kaffeebitterkeit, die wunderbar den erdigen Rauch weiterträgt und ihm zu einem Nachklang verhilft, der einfach und geradlinig ist, die 7.
Preisleistung: 8
Eine wirklich gute Preisleistung, ein toller, bezahlbarer Whisky, der in einem guten Sortiment nicht fehlen sollte.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Toller Malt, den ich immer wieder gerne trinke, die 7,5.
Fazit:
Die knapp 84 Punkte in der Whiskybase erscheinen angemessen. Ich würde ihn vielleicht in einer Blind-Verkostung noch höher bewerten. Einer höheren Bewertung stand meinerseits vor allem der jugendliche Eindruck im Wege. Um so mehr freue ich mich auf die zukünftigen Abfüllungen der noch jungen Islay-Brennerei, die auch reifere Varianten umfassen dürften.
Eine Reise nach Schottland auf Islay: Die Dramfull 9 bei Bruichladdich, Ardnahoe, Caol Ila, Bunnahabhain, Bowmore, Kilchoman, Ardbeg, Laphroaig, Lagavulin und Deanston - Whiskygraphie
[…] im Wind mit ordentlich Salz in der Luft, war schon ein sehr besonderes Erlebnis. In meinem Whiskygramm zum Machir Bay habe ich ihn bereits gut bewertet, hier hätte ich ihn vermutlich noch besser […]