2017 war GlenAllachie an Billy Walker gegangen. 2018 kam die Reihe der Standard Abfüllungen mit dem 10er Cask Strength, 12er, 18er und dem 25er. 2019 wurde diese Reihe um den 15er erweitert.
So landete also der GlenAllachie 15 kurz nach seinem Release bei mir. Aber nur kurz. Nach einem Tasting in Koblenz, zu dem ich ihn sicherheitshalber mitgenommen hatte – es könnte ja zu wenig zu trinken da sein -, fuhr er mit nach Krefeld.
Gut, das ist nichts neues. Meine Whiskys verteilen sich gerne einmal über die ganze Republik. Und wenn sie nicht gerade von Idioten eingepackt werden, kommen sie sogar zurück.
Bis der GlenAllachie 15 aber wieder bei mir angekommen war, waren doch ein paar Tage vergangen. Und ich hatte mir, kurz bevor er heimkehrte, eine neue Flasche besorgt.
Nun stehen hier also der GlenAllachie 15 von 2019 und der GlenAllachie 15 von 2022 offen. Eine gute Gelegenheit sie gegeneinander zu verkosten. Wie entwickelt sich eine Abfüllung?
Ja, sie wird teurer über die Jahre. Aber, wird sie auch, wie man es aufgrund postulierter abnehmender Fassqualitäten vermuten könnte, schlechter? Kann ich überhaupt einen Unterschied ausmachen?
Eine Menge Fragen. Machen wir uns auf die Antworten zu finden.
Whisky: GlenAllachie 15
Destillerie: GlenAllachie
Abfüller: GlenAllachie / Orginalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 15 Jahre (Abfülldaten: 16.08.19 (alt) / 21.05.22 (neu))
Fasstypen (alt): Oloroso und PX Puncheons und Hogsheads
Fasstypen (neu): 1st Fill Bourbon, PX, Oloroso und Virgin Oak
Alkoholgehalt: 46 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 65 Euro (alt) / 65 Euro (neu)
Whiskybase ID: WB139065 (alt) / WB215528 (neu)
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8 (alt) / 7,5 (neu)
Nach dem Einschenken vergleiche ich die beiden zunächst ganz oberflächlich hinsichtlich ihrer Ähnlichkeit / Unterschiedlichkeit. Würde ich sie als den gleichen Whisky erkennen? Eindeutig nein. Selbstverständlich hängt das vom Setting ab, aber ich bin mir recht sicher. Beide sind zunächst süß und würzig. Die ältere Variante erscheint runder, harmonischer, stimmiger. Die neuere hingegen fällt mit einer leichten Disharmonie der Alkoholeinbindung auf. Der Alkohol ist etwas zu aufdringlich. Ebenso die süßen Noten von Vanille und Karamell. Beide haben eine schöne Fruchtigkeit, wobei sie bei dem älteren 15er etwas satter, gedeckter, dichter ausfällt. Da sind Banane, Orange und Kirsche. Beim älteren zusätzlich eingekochte Pfirsiche. Statt Vanille und Karamell geht er in der Süße eher in Richtung Schokolade und Honig. Der neue unterscheidet sich überdies hingegen in der Würzigkeit durch eine Schwarzteenote und minimal Menthol. Beide bieten Rosinen und etwas Nuss. Beide sehr lecker in der Nase. Allerdings gefällt mir die alte Version ein wenig besser, bekommt die 8, als die neue, die eine 7,5 erhält. Hier muss man aber anmerken, dass sich die Unterschiede über die Zeit angleichen, auch wenn sie, nach rund 1,5 Stunden, nicht ganz verschwunden sind. Grund dürfte die Reaktion mit dem Sauerstoff sein, die bei der älteren Flasche natürlich bereits stärker ausgefallen ist.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8 / 7,5
Auch im Mund überzeugt mich die ältere Variante ein wenig mehr. Beide sind süß, würzig, fruchtig. Der ältere in perfekter Harmonie von Schokolade, Honig, Rosinen, Banane, Kirsche, Orange, Nuss und edelster Eiche. Und zwar mit einem Antritt und einer Viskosität, die in ihrer Güte ihresgleichen suchen. Der neure hingegen kommt mit einer leicht reduzierten Aromendichte. Und vergleichsweise geringeren Aromenintensität. Ansonsten liegt er hinsichtlich der Qualität der Aromen gleich auf. Abgesehen von der würzigen Schwarzteenote mit Menthol, welche die Harmonie stört. Der ältere hingegen ist unglaublich stimmig. Und zwar auch mit weniger Vanille und Karamell als der neue. Dafür auch hier mit einer etwas besseren, satteren Fruchtkomponente. Die Balance und Harmonie der älteren Variante ist auch bezüglich der Alkoholeinbindung, der Textur und des Körpers unfassbar. Da passt einfach alles. Beim neueren hingegen, aber da denke ich, dass sich dies nur wegen dem direkten Kontrast ergibt, dürften die Textur, die Aromendichte, die Alkoholeinbindung und der Körper etwas besser ausfallen. Doch das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Beide gut bis sehr gut, der ältere bei 8, der neuere bei 7,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8 / 7,5
Der Abgang ist bei beiden mittellang. Aber auch hier erscheint mir das Erlebnis mit der älteren Variante intensiver, durchdringender. Cappuccino und ganz großartige Schokolade prägen den Abgang bei beiden maßgeblich. Alt die 8, neu die 7,5.
Preisleistung (0 – 10): 8,5 (alt) / 8 (neu)
Wir hatten ja schon konstatiert, dass die Whiskys immer teurer werden. Als Konsumenten mögen wir das nicht. Der Preis steigt also. Beim GlenAllachie 15 gilt das nicht. Vielleicht findet man ihn seltener im Angebot, aber ansonsten geht das von der Preissteigerung. Wie sieht es mit der Leistung aus? Wir vermuten, dass sie sinkt. Wegen der Probleme und Preise, die aufgerufen werden, wenn man an gute Fässer kommen will. Ich finde hier eindeutig – und diese Eindeutigkeit bezieht sich ausschließlich individuell und subjektiv auf meinen Geschmack – eine gesunkene Qualität. Objektiv herrscht Preiskonstanz. Beides, jetzt im Vergleich zu anderen Abfüllungen und dem Markt, ist mehr als im Rahmen. Also die Preisleistung für den älteren bei 8,5, für den neueren bei 8.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8 (alt) / 7,5 (neu)
Es sind beides tolle Whiskys. Und sie sind sich auch, obwohl man das bei den Verkostungsnotizen anzweifeln könnte, durchaus sehr ähnlich. Wenn man aber im direkten Vergleich verkostet, dann sucht man natürlich die Unterschiedlichkeit. Und wer suchet, der findet. Aber es erschien mir nun einmal tatsächlich, als gäbe es hier einen entscheidenden Unterschied. Und den sehe ich auch in der veränderten Fassauswahl gegeben. Die Variante von 2019 ist ein wunderbarer Sherry Whisky im alten Stil (womit natürlich nicht das viel zitierte old bottle flavor gemeint ist). Der GlenAllachie 15 von 2022 ist noch immer Sherry betont, bringt aber eindeutig die 1st Fill Bourbon und Virgin Oak Noten mit. Und diese, so Leid es mir tut, bringen nicht eine Komplexität, wie man sie sich wünscht. Sondern sie stören ein wenig die perfekte Harmonie. Vielleicht tue ich der neueren Variante ein bisschen Unrecht, was nicht geschehen wäre, wenn ich sie einzeln verkostet hätte, aber die alte Version bekommt insgesamt die 8, die neue die 7,5.
Fazit:
In der Whiskybase ist der GlenAllachie 15 von 2019 mit 85,5 Punkten bei 263 Stimmen bewertet. Jener von 2022 mit 86,7 bei 28 abgegebenen Bewertungen. Also zeigt das objektive, respektive intersubjektive Bild etwas anderes, als meine Einschätzung.
Dafür kann es nun sehr viele Gründe geben. Vielleicht war früher gar nicht alles besser? Oder wird heute anders, nach neuen Maßstäben, bewertet? Ist mein Geschmack nicht repräsentativ? Hat sich der Geschmack verändert und ich habe es nicht mitbekommen?
Wie dem auch sei, mein Urteil bleibt, wie es ist. 2 gute Whiskys, von denen ich die ältere Variante bevorzuge. Die, dass sei hier noch einmal betont, aktuell hinsichtlich der Preisleistung herausragend sind. Da kann ich mich dem geschätzten Urteil vom Whiskybabbler anschließen.