Deanston hatte uns in der Vergangenheit schon mehrfach überzeugen und begeistern können. Zugegeben, nicht mit jeder Abfüllung. Aber welche Destillerie kann das schon? Der Deanston Chronicles, respektive der erste in dieser Serie, weckte mal wieder die Aufmerksamkeit sämtlicher Whiskygraphen.
Warum? Wegen der interessanten Fasszusammensetzung, die ihm zugrunde liegt. Sie soll geschmacklich einen Teil der Geschichte Deanstons erzählen. Fässer von 1977, Madeira Weinfässer von 1994, solche von 2004, die mit Amontillado befüllt gewesen sind und Bourbon Fässer von 2011. Oder, genauer, wohl jeweils eines davon. 4 Fässer aus 4 verschiedenen Jahrzehnten.
Ja, mittlerweile waren wir alle auf ihn aufmerksam geworden. Nicht zuletzt auch wegen seiner Besprechung und Erwähnung als einer der top 10 Whiskys aus 2022 in der Maltkanzlei. Glücklicherweise wird Whiskygraph Stefan auf solche Perlen nicht nur aufmerksam, sondern beschafft sie auch.
So konnten wir also – wir, das sind in diesem Fall die Whiskygraphen Christian, Hagen, Patrick, Stefan und ich -, den Deanston Chronicles Edition 1 bei einem Treffen gemeinsam auf Herz und Nieren prüfen. Was herausgekommen ist? Lest selber.
Whisky: Deanston Chronicles Edition 1
Destillerie: Deanston
Abfüller: Deanston / Originalabfüllung
Typ: Single Malt / Distillery Exclusive
Land / Region: Schottland / Highlands
Alter: mindestens 9 Jahre (abgefüllt 2021)
Fasstypen: Refill (1977), Madeira (1994), Amontillado (2004), Bourbon (2011)
Flaschenanzahl: 2 304 Flaschen
Alkoholgehalt: 46,3 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 100 Euro (Ausgabepreis)
Whiskybase ID: WB188663
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5
Ein immer komplexer werdendes Wechselspiel der Aromen beginnt im Glas nach dem Einschenken. Zunächst wechseln sich süße und leicht saure Noten ab. Ein Eindruck von Schwefel mit Schwarzpulver und Zündblättchen wird immer schwächer und verschwindet im Hintergrund. Dafür kommt eine sehr würzige Fleischnote zunehmend in den Vordergrund. Umami, Rindertartar, Fleischbrühe, Salz und Kupfer werden genannt. Die Süße hat Zuckerwatte, gebrannte Mandeln, Vanille und Karamell, die Säure ein wenig Grapefruit. Insgesamt entsteht olfaktorisch ein wenig Kirmesatmosphäre. Überdies entsteht das Bild alten, edlen, kunstvoll verarbeiteten Holzes. Wie immer gehen die Meinungen auseinander, aber wir können uns auf 8,5 einigen.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,5
Ein leicht zurückhaltender Antritt in einer wunderbar cremig-öligen Textur beglückt uns zunächst. Satte, reife Blutorange taucht als erstes auf. Dann geben sich Vanille, Karamell und Honig in Kontrast zu leicht herben und minimal bitteren Eichennoten die Ehre. Zusammen mit einem kleinen Eindruck von Wachs. Überdies finden wir salzige Lakritze und der herb-bittere Anteil wird zu einem fein verarbeiteten Holz eines Stuhls mit abgewetzten Lederbezug vor einem antiken Sekretär. Die gute Alkoholeinbindung, die herrliche Konsistenz und der raumgreifende Körper laden dazu ein den Whisky zu kauen. Wir vergeben die 8,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8
Ein mittelanger bis langer Abgang mit leicht trockenen Tönen. adstringierend und zum Nachkauen einladend. Auch sehr schön, die 8.
Preisleistung (0 – 10): 9
100 Euro für diesen Whisky? Fast optimal, ein wirklich sehr guter Preis. Zwar wurde er nur in der Destillerie angeboten, aber man konnte ihn zum Ausgabepreis im Online Shop für rund 100 Euro bekommen. Wie gesagt, ausgezeichnet, die 9.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,5
Ein wirklich guter, außergewöhnlicher Whisky. Der durchaus eine Geschichte zu erzählen hat, die man gerne hört. Insgesamt bekommt der Deanston Chronicles Edition 1 eine 8,5 bei uns.
Fazit:
Die Bewertung des Deanston Chronicles Edition 1 in der Whiskybase lässt keinen Zweifel daran, dass wir nicht die einzigen waren und sind, die sich sehr gerne der Historie von Deanston in Form des Chronicles Edition 1 hingegeben haben. Knapp 88,5 Punkte hat er dort. Dem können wir uns gut anschließen. Sehen ihn sogar etwas darüber.