Sie sind legendär, die Künste der schwarzen Magie bei Bruichladdich. Mag der geneigte Whiskygenießer meist eine weitreichende Transparenz, auch und vor allem in Bezug auf die bei der Lagerung verwendeten Fässer, wird da eine Ausnahme beim Black Art gemacht.
Auch wir wissen natürlich nicht, welche Fässer beim Bruichladdich Black Art 10.1 – 29 Jahre verwandt worden sind. In der Vergangenheit allerdings, sind wir und zahlreiche andere Genießer gut mit dem Vertrauen gefahren, das wir in die Verantwortlichen für die Fassauswahl bei Bruichladdich gesetzt haben.
Beispielsweise sowohl beim Black Art 03.1 von 1987 oder dem Black Art 04.1 von 1989, die wir beide hier besprochen haben. Wie immer die das bei Bruichladdich hinbekommen haben, wir waren entzückt.
Um so mehr haben wir uns darüber gefreut, dass ein Weihnachtspaket, das uns von Eggers & Franke, dem Importeur von Bruichladdich, im Dezember 2022 erreicht hat, den Bruichladdich Black Art 10.1 – 29 Jahre enthalten hat. Wir, das sind die Whiskygraphen Stefan, Christian, Hagen, Patrick und ich. Genau als solche schreiten wir gemeinsam zur Verkostung.
Und wir sind sehr gespannt, was uns die schwarzmagischen Künste bei Bruichladdich diesmal ins Glas gezaubert haben. Auf geht’s.
Whisky: Bruichladdich Black Art 10.1 – 29 Jahre
Destillerie: Bruichladdich
Abfüller: Bruichladdich / Originalabfüllung
Typ: Single Malt / Fassstärke
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 29 Jahre (abgefüllt 2022)
Fasstypen: keine Angaben
Alkoholgehalt: 45,1 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 450 Euro
Whiskybase ID: WB220354
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5
Zunächst werden unsere Nasen von einer fruchtig süßen Mischung an Aromen erfreut. Wir machen Orange, Creme Brulee und gebrannte Mandeln aus. Dazu gezuckertes Malz, roten Apfel und Popcorn. Würzige Töne kommen sukzessive hinzu. So Süßholz, beziehungsweise Lakritz, veredelte Eiche, Tabak und Paprika. Das kommt sehr gut bei uns an, die 9 wird knapp verfehlt. Obwohl sie doch mitunter stark gefordert wird. Im Mittel aber die 8,5 mit Tendenz nach oben.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,5
Ein Antritt, der direkt und unmittelbar würzige Eichennoten bringt, die durchgehend tragend bleiben. Sie wirken herb, trocken und minimal bitter. Ein herrlicher Boden, auf dem sich ein wunderbar komplexes Aromenspiel entfalten kann. Jenes umfasst mitunter Dörrobst, einen über dem Feuer gerösteten Marshmallow, grüne Haselnuss, Sandelholz und eine Reihe weiterer süßer, würziger und fruchtiger Aromen, die jeweils kurz aufblitzen. Die Balance zwischen den süßen, leicht scharfen und würzigen Eichennoten scheint besonders gelungen. Wobei gerade die leicht bittere Kombination aus Kakao, Eiche und Tabak nicht alle Whiskygraphen begeistern kann. Auch nicht in dem Gesamteindruck aus süßen, mit Splittern von dunkelster Schokolade mit sehr hohem Kakaoanteil veredelten Pralinen. Alkoholeinbindung, Konsistenz und Körper können uns hingegen durchgehend überzeugen. Auch hier die 8,5, obwohl wir uns einig sind, dass der Geschmack nicht ganz so gut wie die Nase ist.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8
Ein langer Abgang mit einer leichten Trockenheit und Eiche. Und mit späten Noten von Minze und Menthol, die an ätherische Öle denken lassen. Hier entscheiden wir uns für die 8, sehr schön.
Preisleistung (0 – 10): 6,5
Unzweifelhaft ein Whisky mit hoher Leistung. Aber eben auch mit hohem Preis, 450 Euro. Kann das Lebenswasser überhaupt so viel wert sein? Nun, jeder muss sich diese Frage selber beantworten. Und dies natürlich vor einem höchst individuellem Hintergrund. Wir tun uns sehr schwer mit der Beurteilung und halten die 6,5 für vertretbar. Das heißt, dass man das gut machen kann, aber hier kein Schnäppchen vor sich hat.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,5
Insgesamt sehen wir den Bruichladdich Black Art 10.1 – 29 Jahre bei guten 8,5 Punkten. Selbstverständlich sind die Meinungen bezüglich der Ausprägung seiner Güte bei uns auseinander gegangen. Enttäuscht war keiner. Aber absolute Begeisterungsstürme hat er auch nicht ausgelöst. Zumindest nicht im Vergleich zu seinen eigenen Vorgängern. Unter dem Strich bleibt natürlich dennoch ein ganz toller Whisky, den zu verkosten eine reine Freude war.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Bruichladdich Black Art 10.1 – 29 Jahre mit rund 91 Punkten bewertet. Wir sind uns uneinig darüber, ob er die 90 Punkte bei uns erreichen kann. Und entscheiden uns schließlich im Mittel für 89,5 Punkte.
Ja, die schwarzmagischen Künste bei Bruichladdich wussten uns wieder in ihren Bann zu ziehen. Und zu verzaubern. Da kann man schon mit den Fässern umgehen, auch wenn man sich dabei hier nicht in die Karten schauen lässt. Wenn so etwas dabei herauskommt, haben wir daran nichts zu kritisieren.
Es bleibt uns zum Schluss erneut den Dank an Eggers & Franke auszusprechen. Es war eine großartige Gelegenheit für uns, den Bruichladdich Black Art 10.1 – 29 Jahre hier vorstellen zu dürfen.