Wer sich auf den bekanntlich langen und schönen Weg macht, ein Whiskyexperte zu werden, der kommt an unabhängig abgefüllten Whiskys von Caol Ila nicht vorbei. Eine ganze Menge davon sind über die Jahre in unseren Gläsern gelandet.
Und da war doch ziemlich viel gutes Zeug dabei. Ob jung, dynamisch und brachial, oder alt, gesetzt und elegant. Caol Ila konnte auf ganz unterschiedliche Weisen überzeugen.
Was aber neu für mich war, war der unabhängige Abfüller James Eady. Kein Wunder, er wurde erst 2015 ins Leben gerufen. James Eady gründete 1854 eine Brauerei und füllte nach Familienrezeptur einen Blended Scotch ab.
Sein Nachfahre Rupert Patrick griff dies auf und gründete den Schottischen unabhängigen Abfüller, der verschiedene Single Casks und Small Batches aus Schottischen Destillerien abfüllt. Den Import nach Deutschland besorgt seit 2017 Whiskymax.
Caol Ila, ein verhältnismäßig neuer Abfüller und dann noch ein Finish in 1st Fill Palo Cortado Hogsheads? Mehr Gründe braucht es nicht. Auf geht’s.
Whisky: Caol Ila 11 Palo Cortado 2007 James Eady
Destillerie: Caol Ila
Abfüller: James Eady
Typ: Single Malt / Single Cask / Fassstärke
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 11 Jahre (2007 – 2018)
Fasstypen: 1st Fill Palo Cortado Hogshead (Finish)
Fass-Nummer: 314431
Alkoholgehalt: 57,4 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 90 Euro
Whiskybase ID: WB120194
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 9
Maritim, rauchig und fruchtig sind die ersten Eindrücke nach dem Einschenken. Die für den hohen Alkoholgehalt erstaunlich zurückhaltend und ausbalanciert erscheinen. Das Salz trifft genau meinen Geschmack und versetzt mich ans Meer. Dazu würzige Töne mit Erde, Nuss, Heu und einer Spur Leder, die leicht herb und kieselartig mineralisch ausfallen. Und ideal zu der hellen Fruchtigkeit mit Johannisbeere, Brombeere und Erdbeere passen. Im Hintergrund weht etwas süßes vorbei, vielleicht eine sehr dezente Mischung aus Vanille, Karamell und Schokolade. Das ist bei weitem nicht die Keule, die man bei einem 11-jährigen Caol Ila mit 57,4 % Alkoholgehalt erwarten würde. Und ich bin wirklich begeistert. Obwohl ich hier weder ein Komplexitätsmonster, noch einen Malt vor mir habe, der mit etwas absolut besonderen aufwarten könnte. Aber das maritime Profil in dieser Eleganz ist einfach ganz genau mein Beuteschema, die 9.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8
Ein süßer, direkter Antritt. Schokolade, ein wenig Eiche, ein Hauch Kaffee, Kakao, etwas Rauch, eine Briese Salz, eine leicht pfeffrige Schärfe, ein Spritzer Zitrone, Brombeere und Johannisbeere. Später zusätzlich Kirsche, Honig und aus der Verbindung von Kaffee, Kakao und Schokolade Cappuccino. Sowie Nuss. Der Alkohol ist perfekt eingebunden, Wasserexperimente mache ich erst gar nicht. Die Textur allerdings wünsche ich mir ein wenig zähflüssiger, dichter, cremiger, öliger, obwohl er auch nicht wässrig ist. Der Körper ist satt. Gefällt mir gut, auch wenn mich die Nase auf noch mehr hat hoffen lassen, die 8.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5
Ein mittellanger Abgang, leicht schokoladig süß. Mit Kaffee, Kakao, Eiche, etwas Asche und einem lang nachhallenden Rauch. Sowie sich einer spät ergebenden Trockenheit. Stimmig, gut, die 7,5.
Preisleistung (0 – 10): 7
90 bis 100 Euro kosten diese Abfüllungen des Caol Ilas von James Eady. Sind sie es wert? Eindeutig ja. Auch hier hängt das natürlich wieder maßgeblich davon ab, was man wie vergleicht. Grundlage hier sind weniger Rahmendaten und mehr der subjektive Geruchs- und Geschmackseindruck. Und da konstatiere ich eine hohe Leistung. Und dafür ebenen ein Preis, den ich doch angemessen finde. Die 7.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8
Für mich ein ganz toller Whisky. Nicht ohne Grund Teil des Line Ups des Tastings anlässlich meines Geburtstags. Aber, cave: der schmeckt nicht jedem so gut.
Fazit:
In der Whiskybase ist der Caol Ila 11 Palo Cortado James Eady von 2007 mit 86 Punkten bewertet. Von mir bekommt er 88 Punkte. Ich kann absolut nachvollziehen, dass man nicht so begeistert von ihm ist. Kein Torfmonster, kein Hau-Drauf-Whisky, nichts, das ins diabetische Koma führt und keine Komplexität, die sich einen ewig mit ihm aufhalten lässt. Aber einfach genau mein Ding! Und ich könnte eben doch stundenlang mit ihm verbringen.