Wir schreiben das Jahr 2016. BenRiach und Billy Walker haben mich voll im Griff. Besonders die Wood Finish Serie. Da kommt der BenRiach 22 Moscatel auf den Markt und zu mir.
Aber nicht nur dieser. Auch eine ganze Reihe anderer Abfüllungen von BenRiach. Single Casks, ältere Tropfen, andere Teile der Wood Finish Series.
Und dann schreiben wir das Jahr 2022. Die Zeit nach Corona erlaubt wieder persönliche Zusammenkünfte. Ein Lineup für den Geburtstag muss her.
Da habe ich doch noch einen 25-jährigen BenRiach mit 50 %. Erinnerte ich mich. Und ja, ich konnte ihn in meinem Durcheinander sogar ausmachen.
Bekanntlich beschrifte ich meine Whiskys mit Punktschrift. Und dabei unterlaufen mir Fehler. So auch in diesem Fall. Und so öffneten wir beim Geburtstags Tasting nicht den BenRiach 25, sondern den BenRiach 22 Moscatel.
Das muss man locker sehen. Oder fühlen. Insofern habe ich also jetzt den BenRiach 22 Moscatel bei mir offen. Und von dem lohnt es sich zu berichten.
Bald schon, da bin ich sicher, werde ich unter der Überschrift „Die Schmach von Mayen“ auch über den BenRiach 25 mit 50 % berichten. Und das ganze ausbügeln.
Rahmendaten:
Whisky: BenRiach 22 Moscathel
Destillerie: BenRiach
Abfüller: BenRiach / Originalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 22 Jahre (abgefüllt am 29.08.16)
Fasstypen: Bourbon, Moscathel (Finish)
Serie: Wood Finish Series
Flaschenanzahl: 5927 Flaschen
Alkoholgehalt: 46 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 250 Euro
Whiskybase ID: WB89297
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 9
Direkt und unmittelbar geht es nach dem Einschenken mit einer grandiosen Fruchtsüße los. In ihr Aprikose, Pfirsich, Nektarine, Kirsche, Banane und Orange. Sie ist sehr dicht. Und erinnert an eingekochte Früchte, Kompott, Marmelade, Gelee. Ergänzt wird die wahrhaft herrliche Süße um Schokolade und Vanille. Letztere schlägt die Brücke ins Würzige. Dort finde ich leicht mineralische Anklänge wie von nassem Kiesel, Tee- und Tabakblätter, etwas Eiche sowie eine Brise Muskat. Überdies wird eine Spur von sauren Noten erkennbar. Komplex, abwechslungsreich, wunderschön, die 9.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,5
Der Antritt rekapituliert das olfaktorische Erlebnis deutlich: Fruchtsüße durch und durch. Wieder Aprikose, Pfirsich, Kirsche und Orange. Dazu ein wenig Ananas. Vanille und Karamell sind wahrnehmbar, aber fast unterschwellig. In Richtung Würzigkeit tragen Mandeln und Tabak. Die Fruchtsüße geht ins Zuckrige, hin zu Datteln und Feigen. Mich stört, dass die Alkoholeinbindung nicht optimal ist. Das ist holprig und ungestüm für 46 %. Wohlwollend könnte man von Ecke oder Kante sprechen. Ich finde, dass sich das nicht gehört für so einen tollen Whisky. Die Viskosität hingen ist gut. Der Körper ist perfekt raumgreifend. Insgesamt auch ein ganz wundervolles Erlebnis, die 8,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8,5
Ein mittellanger Abgang auf dem Fundament einer ganz leichten Bitterkeit vom angenehm herben Typ. Dabei geriebene Kakaobohnen, gegerbtes Leder und Kaffee. Darauf Milchschokolade. Und eine nachhallende Fruchtsüße. Sehr schön,die 8,5.
Preisleistung (0 – 10): 6,5
Wie der Ausgabepreis des BenRiach 22 Moscatel 2016 gewesen ist, vermag ich heute nicht mehr zu sagen. Es ist auch unerheblich. Irgendwo auf der Welt wird er noch für etwa 250 Euro angeboten. Wie ist das? Es ist natürlich weit über dem Preis von 2016. Aber, es ist gar nicht so exorbitant hoch. Wäre das bei einem bekannten Händler um die Ecke, so würde ich vermutlich sogar zugreifen. Also doch die 6,5.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,5
Viele Whiskyfreunde sind begeistert gewesen vom BenRiach 22 Moscatel. Und ich bin es auch. Selbst, wenn man eigentlich etwas ganz anderes trinken will, kommt er gut. Ein ganz toller Single Malt, die 8,5.
Fazit:
In der Whiskybase wird der BenRiach 22 Moscatel mit knapp über 89 Punkten bewertet. Da bin ich fast einverstanden, liege aber mit 90 Punkten leicht darüber.
Und? Wie ist das nun Whiskys in Punktschrift falsch zu beschriften? Interessant. Während man nämlich beim Blind Tasting weiß, dass man nichts weiß, weiß man dies beim, sagen wir False Blind Tasting, eben nicht.
Und ganz ehrlich, mit dem Geruchs- und Geschmackssinn gegen Desinformation, das ist nicht so einfach. Aber, man könnte sich doch ein eigenes Tasting Format dazu einfallen lassen. Analog für Euch wäre das dann ein Whisky aus einer falschen Flasche.
Zukunftsmusik. Mir wird das nicht zum letzten Mal passiert sein. Ich weiß, dass irgendwo ein Ardbeg 13 Anthology als Ardbeg Bizarre BQ beschriftet sein muss. Aber wo? Es bleibt spannend.