Jede Menge Premieren konnte ich bei der Verkostung dieses Live Tasting Sample Pakets von Simple Sample erleben. Am Ende stehen 3,75 klare Kaufempfehlungen. Und zwar von verfügbaren und bezahlbaren Whiskys. Das ist eher selten. Aber fangen wir vorne an mit Torabhaig, Mossburn und Caisteal Chamuis. Beziehungsweise erst einmal mit Simple Sample.
Simple Sample
Wer oder was ist Simple Sample? Denjenigen, die sich schon eine Weile in der Whiskywelt herumtreiben, muss man das sicherlich nicht mehr erklären. Allerdings haben wir doch nicht wenige Leser, die noch dabei sind ihre ersten Schritte über’s Lebenswasser zu machen. Und gerade für jene ist Simple Sample eine großartige Möglichkeit. Die ich sehr gerne und nicht selten empfehle.
Whiskygenuss
Ein Teil des Whiskygenusses, den man stets als ganzheitliches Phänomen auffassen muss, besteht darin, viele unterschiedliche Geruchs- und Geschmackseindrücke zu machen. Außerdem steht man als Neuling in der großen und noch immer stetig wachsenden Whiskywelt zunächst vor dem Problem, sich orientieren zu können. Um gut hineinzufinden. Wo und wie also beginnen?
Samples statt Großflaschen
In beiden Angelegenheiten macht Simple Sample ein sehr gutes Angebot. Um viel kennenlernen zu können, bietet es sich an, zunächst einmal Samples der Whiskys zu verkosten, die einen interessieren. Und genau diese bekommt man bei Simple Sample. Zu fairen Preisen. Ein Sample statt einer Großflasche macht Sinn, um mit den Whiskyerfahrungen in die Breite gehen, Vielfalt erleben zu können.
Kaufentscheidungen
Überdies sind Samples immer dann gut, wenn man Kaufentscheidungen treffen will. Das greift natürlich nicht bei den Hype-Abfüllungen, die man, wenn man sie denn haben will, gezwungen ist zu kaufen, ohne sie vorher probiert zu haben. Aber doch bei vielen anderen, die auch sehr gut sind. Genau das ist hier übrigens passiert. Ohne das im Sinn gehabt zu haben.
Das Live Tasting Set
Simple Sample bietet seit einiger Zeit Tasting Sets an, zu denen es ein Live Tasting via Stream gibt. Tastings sind eben neben Samples eine zweite Möglichkeit, die Whiskyerfahrungen auf eine breitere Basis zu stellen. Und zusätzlich dazu auch an der ein oder anderen Stelle in die Tiefe zu gehen. Neues kennenlernen und erleben. Das mit Bekanntem verknüpfen. Innovation und Tradition Hand in Hand.
Torabhaig, Mossburn und Caisteal Chamuis
Kurzum, die Jungs von Simple Sample haben uns Whiskygraphen das Set eines Live Tastings vom 19.10.22, bei dem es Torabhaig, Mossburn und Caisteal Chamuis gegeben hat, zur Verfügung gestellt. Auch wenn wir es zum Tastaing live nicht geschafft haben, bedanken wir uns dafür herzlich. Und schildern hier selbstverständlich unsere Eindrücke zu den Whiskys.
Mossburn Distillers Limited
Was ist Mossburn Distillers Limited? Heute ein unzweifelhaft aufstrebendes Unternehmen im Bereich des Schottischen Whiskys. Die als unabhäniger Abfüller, Blender und mittlerweile auch mit 2 Destillerien als Produzenten kräftig mitmischen, wenn es darum geht, gute Schottische Whiskys auf den Markt und an die Gaumen der Genießer zu bringen. Gehen wir es anhand der 7 Abfüllungen durch, die Simple Sample ausgesucht haben.
Mossburn
Zunächst widdmen wir uns den hier vertretenen 4 Abfüllungen,die unter dem Namen Mossburn unabhängig abgefüllt worden sind. Zwar blickt man bei den Mossburn Distillers Ltd. Auf eine lange Geschichte und familiäre Tradition im Whiskybereich zurück, doch kam die ersten beiden Abfüllungen unter dem Namen 2017. Eine der treibenden Kräfte war unzweifelhaft Neil Macleod Mathieson, der bereits 1992 seinen ersten Whisky unabhängig abgefüllt hatte und vornehmlich im Bereich Import von Spirituosen unterwegs gewesen ist.
Mossburn Speyside „Rich“ Cask No. 2
Der Mossburn Speyside „Rich“ Cask No. 2, ein Blended Malt, kann direkt in der Nase überzeugen. Harmonisch werden wir, das sind meine Freundin Katrin und ich, von Wein, Nugat, Orange und Vanille süß, frisch und fruchtig begrüßt. An Gaumen und Zunge finden wir Schokolade, Orange, gemahlene Kakaobohnen und Cappuccino. Der Abgang ist mittellang und angenehm. Das ist wirklich gut, 7 von 10 Punkten. Als ich hinterher erfahre, dass die Flasche für rund 30 Euro zu haben ist, bin ich begeistert. Das ist sehr gut, 9 von 10 Punkten. 46 % Alkoholgehalt sind einfach perfekt. Eigentlich eine Kaufempfehlung. Vielleicht nicht unbedingt für den fortgeschrittensten Genießer, aber eindeutig für diejenigen auf dem Weg dahin.
Mossburn Auchroisk Cask No. 30 2007 / 2022
Und es geht nicht schlechter weiter. Der Mossburn Auchroisk Cask No. 30 2007 / 2022 hat es bei mir nicht so leicht. Auchroisk hat mich bisher noch nicht so für sich einnehmen können. Dieser hier aber kann mit seinen 46 % durchaus liefern. Und zwar in der Nase Apfel, Schokolade und Vanille und im Geschmack Apfel, Marzipan, Rosinen und Honig. Der Abgang ist mittellang mit einer leichten Trockenheit und Cappuccino. Auch gut, 7,5 von 10 Punkten. Der Preis von 65 Euro scheint in Ordnung bis gut, 7 von 10 Punkten. Insgesamt eine positive Überraschung.
Mossburn Craigellachie Cask No. 28 2007 / 2022
Ebenfalls mit 46 % kommt der Mossburn Craigellachie Cask No. 28 2007 / 2022 daher. Da ich überaus gute Erfahrungen mit Craigellachie habe, erwarte ich viel. Der Geruch offenbart grünen Apfel, Zitrone und Vanille, sowie etwas salzig-erdiges bei Katrin. Im Geschmack finden wir grünen Apfel, Eiche und Cappuccino. Es ergibt sich ein mittellanger Abgang mit Kaffeenoten. Auch gut, aber nicht ganz, was ich mir erhofft habe, 6,5 von 10 Punkten. Zu haben ist die Flasche für rund 70 Euro. Das ist in Ordnung, 6 von 10 Punkten.
Mossburn Macduff Cask No. 29 2007 / 2022
Im Gegensatz zu den vorangegangenen kommt der Mossburn Macduff Cask No. 29 2007 / 2022 mit 56,4 %, also in Fassstärke, ins Glas. Hier haben wir Kirsche, Orange, Malz und Vanille in den Nasen. Sowie Milchschokolade, Honig und Capri-Sonne im Geschmack. Ein mittellanger Abgang mit Fruchtnoten und Schokolade folgt. Das ist sehr gut, 8 von 10 Punkten. Da bin ich überrascht, als ich ihn für 90 Euro im Netz finde. Das ist ebenfalls stark, 9 von 10 Punkten. Ohnehin insgesamt eine Überraschung für mich, da ich auch bei Macduff nicht die höchsten Erwartungen habe. Hier vielleicht umgekehrt bei der Kaufempfehlung. Nicht unbedingt für jeden Einsteiger das richtige, dafür mit dem Potential auch whiskyerfahrene Genießer zu begeistern.
Fazit Mossburn als unabhäniger Abfüller
Unter dem Strich erscheint mir Mossburn als unabhängiger Abfüller doch sehr gelungen zu agieren. 4 gute Whiskys, von denen einer eindeutig herausragt. Also eine brauchbare, solide Basis. Von der sich wohl der ein oder andere Whisky, wie der Macduff, noch positiv abheben dürfte. Letztlich sollte man Mossburn als unabhängigen Abfüller wohl im Blick behalten.
Mossburn als Blender
Es mögen die Ursprünge von Mossburn in den unabhängigen Abfüllungen gelegen haben, doch recht rasch war man wohl auch am Blenden. Davon, dass auch dieses Handwerk bei Mossburn beherrscht wird, hat ja bereits der erste Whisky gezeugt. Schauen wir, wie es weitergeht.
Caisteal Chamuis
Benannt ist die Marke Caisteal Chamuis nach der strategischen Festung, die dem Clan Macleod half, ihren Einfluss auf die Halbinsel Sleat auf Skye zu sichern. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und wird auch Knock Castle genannt. Heute ist nur noch eine Burgruine erhalten. Dem Geruch und Geschmack soll das keinen Abbruch tun. Fühlen wir der im November 2021 von Mossburn Distillers und Blenders vorgestellten Serie auf den Zahn.
Caisteal Chamuis Bourbon Barrel
Der Caisteal Chamuis Bourbon Barrel kommt mit 46 %, aber durchaus wuchtig vom Rauch her. In der Nase ergeben sich eben Rauch, Erde, Vanille, Salz, Speck und eine Art Kuhstall. An Zunge und Gaumen finden wir Torfrauch, Schokolade, Salz und Karamell. Der mittellange Abgang ist schokoladig und rauchig. Da ich es im Moment der Verkostung nicht besser weiß, würde ich mich darauf festlegen, dass es sich um einen Ledaig handelt. Ich bin überrascht, dass es ein Blended Malt ist. Und noch überraschter, dass Whiskys von der Isle of Skye, Islay und Orkney dabei vermält worden sind. Macht nichts, das ist gut bis sehr gut, 7,5 von 10 Punkten. Er kostet um die 40 Euro. Das ist sehr gut, 10 von 10 Punkten. Eine klare Kaufempfehlung. Auch wenn nichts von der Isle of Mull dabei ist.
Caisteal Chamuis 12 Sherry Butts
Mit ebenfalls 46 % wartet der Caisteal Chamuis 12 Sherry Butts auf. Auch er tritt gut, aber nicht ganz so wuchtig wie sein Vorgänger an. In der Nase finden wir Torfrauch, rote Beeren und Salz. Im Geschmack zeigen sich Wachs, Honig, Schokolade, Karamell und Salz. Der mittellange Abgang ist rauchig und bringt Erde. Erneut gut bis sehr gut, 8 von 10 Punkten. Er liegt vom Preis her bei rund 50 Euro. Auch 10 von 10 Punkten. Einfach sehr gut und eine klare Kaufempfehlung.
Fazit Mossburn als Blender
Die beiden Caisteal Chamuis bestätigen, was man bereits hatte vermuten können. Bei Mossburn versteht man etwas vom Blenden. Die werde ich beide kaufen. Tolle Whiskys zu einem wirklich tollen Preis.
Mossburn als Produzent von Whisky
Letztlich stellt sich noch die Frage, wie gut man bei Mossburn in der Produktion, sprich Destillation ist. Für Reivers, die Destillerie im Süden Schottlands, kann ich da natürlich keine Aussage machen. Dort werden milde Grain Whiskys produziert. Aber für Torabhaig, die Destillerie von Mossburn auf der Isle of Skye, gibt es da doch etwas im Live Tasting Set von Simple Sample. Denn seit 2017 gibt es doch Whiskys von 2 Destillerien auf Skye.
Torabhaig Allt Gleann Batch 3
Auch hier werden wir wieder mit 46 % beglückt. In der Nase haben wir Rauch, Orange, Vanille und Salz. Im Geschmack Kirsche, Rosinen, Orange, Vanille und Rauch. Es schließt sich ein mittellanger Abgang mit Kirsche, Holz und Rauch an. Das ist gut, 7 von 10 Punkten. Zu haben ist er für rund 55 Euro. Das ist ebenfalls gut, 7 von 10 Punkten.
Fazit Mossburn als Produzent von Whisky
Mossburn will bei Torabhaig einen rauchigen, guten Inselwhisky herstellen. Das haben sie für meinen Geschmack geschafft. Einerseits freue ich mich auf die kommenden Jahre und darauf, was noch so von Torabhaig kommen wird. Andererseits sind deren Whiskys wohl jetzt schon mehr als gut trinkbar. Eine Bereicherung der Whiskywelt.
Fazit Mossburn
Ob bei der Fassauswahl für die unabhängigen Abfüllungen, beim Blenden oder bei der Destillation und sich anschließenden Lagerung, bei Mossburn scheint man sein Handwerk zu beherrschen. Ich bin nach diesem Tasting von deren Produkten wirklich überzeugt. Sie haben das Zeug sich gegen die mehr als starke Konkurrenz aus Schottland zu behaupten.
Fazit Tasting
Es war eine große Freude die Whiskys von Mossburn verkosten zu dürfen. Nochmals geht der Dank an Simple Sample. Wer etwas sachkundiger darüber informiert werden möchte, der kann sich auch den Stream dazu auf YouTube ansehen. Die Jungs von Simple Sample werden dabei von Christoph Albietz, dem Markenbotschafter von Mossburn verstärkt.
3,75 Kaufempfehlungen
Wie komme ich nun auf 3,75 Kaufempfehlungen? Nun, den Mossburn Speyside „Rich“ Cask No. 2 empfehle ich den noch nicht so fortgeschrittenen Genießern, also eine Viertel Kaufempfehlung. Den Mossburn Macduff Cask No. 29 2007 / 2022 empfehle ich hingegen denjenigen, die schon eine Weile dran sind am Whisky, also eine halbe Kaufempfehlung. Die beiden Caisteal Chamuis empfehle ich bedingungslos, also nun insgesamt 2,75. Und die letzte Empfehlung? Die eigenlich klarste. Sie betrifft das Live Tasting Set. Es ist für 24 Euro zu haben und damit unschlagbar in der Preisleistung. Und noch zu haben.