Glücklicherweise ist das Rotkehlchen nicht vom Aussterben bedroht. Bisher ist zwar keines bekannt, das je 21 Jahre alt geworden wäre, aber dafür gibt es ja Whiskey. Und zwar den Redbreast 21
Das älteste registrierte Rotkehlchen ist knapp über 17 Jahre alt geworden. Das wiederum schaffen nicht viele Whiskeys. Besonders in Irland, sagt man. Weil die Iren so durstig seien. Und ihn eben schon weit vorher trinken würden. Weshalb es kaum alte Irische Whiskeys gäbe.
Tatsächlich ist ein 21-jähriger Irischer Whiskey schon etwas besonderes. Vor allem, wenn es ein Single Pot Still ist. In der traditionellen Produktion Irischen Whiskeys wird ungemälztes und gemälztes Getreide verwendet. Das bietet viel Spielraum für Varianzen.
Bei New Midleton, der Destillerie, aus welcher der Redbreast stammt, beherrscht man sein Handwerk. Davon konnte ich mich in diesem Jahr im Rahmen eines Besuches bei Old Midleton überzeugen. Was dabei im Fall des Redbreast 21 in die Flasche und dann ins Glas kommt, lest Ihr hier.
Whiskey: Redbreast 21
Destillerie: New Midleton
Abfüller: Midleton / Orginalabfüllung
Typ: Single Pot Still
Land / Region: Irland
Alter: 21 Jahre
Fasstypen: Oloroso Sherry Casks und Bourbon Barrels
Alkoholgehalt: 46 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Ja
Preis: 150 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5
Ein sehr intensives Aromenspiel verschiedener Früchte beginnt unmittelbar nach dem Einschenken. Tropisch-exotische Eindrücke mischen sich mit Pfirsich, Orange, Mango, Grapefruit, Aprikose, Ananas, Granatapfel und Papaya. Alles untermalt von einer tragenden, keksartigen Süße mit Karamell, Honig und Vanille. Ergänzt um einen minimal mineralisch-erdigen Ton, der das ganze Aromenprofil leicht dreckig macht. Was zusätzlich von einer leichten Würze aus Tabak und Eiche erreicht wird. Einfach wunderbar, die 8,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,5
Und auf der Zunge und am Gaumen liefert der Redbreast 21, was er schon in der Nase versprochen hat. Ein herrlich direkter Antritt mit einer geballten Fruchtigkeit, wie sie nicht viel komplexer ausfallen kann. Satter Pfirsich, Mango, eine Spur Grapefruit und Granatapfel, Ananas und Aprikose sind unmittelbar ebenso da, wie die exotische Komponenten. Das alles getragen von einer Süße aus Honig und Vanille. Und perfekt kontrastiert von einer leicht würzig-dreckigen Note mit Erde, Mineralien, Röstaromen, Tabak und Kaffee. Dargeboten in idealer Alkoholeinbindung mit voluminösem Körper. Und einer Textur, die als cremig und ölig gekennzeichnet Bestnoten erhält. Insgesamt großartig, die 8,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8
Ein mittellanger Abgang mit einer persistierenden Fruchtigkeit, etwas Nuss und etwas Eiche. Vielleicht nicht ganz so einnehmend wie in Nase und Mund, aber immer noch wirklich gut. Die 8.
Preisleistung (0 – 10): 8
Einem Whiskey, der mindestens 150 Euro kostet, die 8 zu geben, bedarf zur Erläuterung einiger Worte. Ja, das ist nicht gerade wenig. Und ja, es gibt auch eine Menge guter Whiskys und Whiskeys, die für gut ein Drittel des Geldes oder gar weniger zu haben sind. Und ja, der Whiskey ist gefärbt, nicht in Fassstärke und kein Single Cask. Und doch: Das Erlebnis dieses Whiskeys ist locker 150 Euro wert. Die aller meisten Whiskys und Whiskeys, die sich im gleichen Preissegment bewegen, können mit dem Redbreast 21 nicht mithalten. Nur meine Meinung.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,5
Meine bisherigen Worte lassen es bereits erahnen. Ein echter Knaller! Es gibt nur wenige Whiskys oder Whiskeys, die mir so viel Spaß machen. Die Verkostung des Redbreast 21 ist die reine Freude. Rotkehlchen werden durchschnittlich nicht sehr alt, rund 1,25 Jahre. Und ich bin ganz sicher, dass diese Flasche ebenfalls viel zu früh wieder gehen muss. Die 8,5.
Fazit:
In der Whiskybase ist der Redbreast 21 mit knapp über 89 Punkten bewertet. Ich sehe ihn tatsächlich, wenn auch nur knapp, die heiligen 90 Punkte in der Whiskybase erreichen. Das Teil ist einfach super. Und wird in bereits geöffneter Flasche noch besser.