Ich gebe es zu. Ich bin voreingenommen. Erstens, weil sich Punktschrift auf der Tube von Arran findet. Zweitens, weil Arran unter anderem für die Großloge von Schottland den Grand Master Mason’s Choice, einen Arran 10, abgefüllt hat. Drittens, weil ich von Arran schon recht viele gute, unterschätzte Whiskys im Glas hatte. Und viertens, weil sich auch noch auf dem Etikett der Flasche Punktschrift findet.
Es soll mir ein Vergnügen sein herauszufinden, was der Arran Amarone Cask Finish dem geneigten Whiskyliebhaber zu bieten hat. Und selbstverständlich werde ich versuchen meine positive Voreingenommenheit, die bei einem blinden Freimaurer nicht verwundern darf, bei der Beurteilung hinten an zu stellen.
Aber abseits der sinnesphysiologischen Einschränkungen und weltanschaulichen Präferenzen kann man konstatieren, dass die verschiedenen Cask Finishes von Arran, die mit 50 % und ohne Altersangabe jährlich abgefüllt worden sind und werden, gerade bezüglich der Preisleistung einen sehr guten Ruf in der Whiskywelt genießen. Gehen wir der Sache auf den Grund.
Whisky: Arran Amarone Cask Finish
Destillerie: Arran / Lochranza
Abfüller: Arran / Lochranza / Isle of Arran Distillers
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Inseln / Arran
Alter: keine Altersangabe / NAS
Fasstypen: Amarone Casks (Finish)
Alkoholgehalt: 50 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 50 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Erdbeeren, Erdbeeren und noch einmal Erdbeeren. Süß, fruchtig und lecker. Das ist der erste Eindruck in der Nase. Die Fruchtigkeit differenziert sich in der Folge aus und Himbeere und Kirsche gesellen sich hinzu. Ebenso wie Vanille und Schokolade. Anfangs machen die 50 % einen leicht alkoholischen Eindruck, der sich über die Zeit harmonisiert und fast vollständig verschwindet. Eine leichte Jugendlichkeit bleibt zurück. Auch eine zitrusartige Säure schwingt minimal mit. Gleichsam eine Art staubige Würze, die das frisch Fruchtige wunderbar kontrastiert. Sehr schön, die 7,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Der Antritt ist erstaunlich zurückhaltend und der erste Schluck ein wenig blass. Doch schon der zweite Schluck bringt jene fulminante Fruchtigkeit, welche die Nase hat erhoffen lassen. Erdbeeren, Erdbeeren und noch einmal Erdbeeren. Zusätzlich bin ich hier eher bei Pfirsich. Außerdem Vanille und Schokolade. Alkoholisch ist nichts, aber ein wenig salzig. Mit einer ganz leichten Pfeffernote. Die Säure steigert allenfalls die Frische der Fruchtigkeit. Mit einer leicht herben Aromatik, die aus der Verbindung des Staubigen mit der Säure kommt. Der Körper ist raumgreifend und die Textur angenehm. Gefährlich lecker, die 7,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7
Ein mittellanger, fruchtiger Abgang mit ein wenig Cappuchino. Und einer späten Trockenheit, die eine leichte Bitternote von Kakao und Eiche bringt. Schön, die 7.
Preisleistung (0 – 10): 8
Keine Altersangabe? Das gibt Punktabzug. Und selbstverständlich hängt die Preisleistung maßgeblich davon ab, was man als Leistung definiert. Aber, wenn man die Qualität des Arran Amarone Cask Finish als Trinkwhisky dem Leistungsbegriff zugrunde legt, dann die 8.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Ganz sicher kein Malt, mit dem man Stunden im Glas verbringt. Aber eben einer, der ganz gefährlich lecker ist. Und einen dazu verführen will, mehr davon zu trinken, als gut für einen wäre. Da man sich das auch noch leisten kann, insgesamt die 7,5.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Arran Amarone Cask Finish in der Version von 2022 mit rund 84 Punkten bewertet. Die Varianten der Vorjahre liegen ungefähr im gleichen Bereich. Von mir bekommt er 85 Punkte.
Warum? Erstens, weil es ein idealer Trinkwhisky ist. Zweitens, weil er ein perfekter Brückenbauer in einem Tasting zwischen den Trink- und Fassstärken sein kann. Und drittens, weil man Erdbeere mit nur wenigen anderen Whiskys so klar zeigen kann. Das ist schon besonders.