Es war nicht die allererste Whiskymesse, die seit langer Zeit mal wieder unter besonderen Bedingungen stattfinden konnte. Aber es war die erste, die mal wieder in unseren Terminkalender passte. Also ging es für uns auf ins badische Städtchen Villingen-Schwenningen und zur „Hall of Angel’s Share“.
Die Halle der Engel
Woher kommt der Name der Messe? Bei der Fassreifung im Warehouse verdunstet eine gewisse Menge Alkohol im Laufe der Zeit. Diesen Anteil an verdunstetem Alkohol nennt man den „Angel’s Share“ – der Schluck für die Engel. In diesem Sinne lud die Firma Wein Riegger in die mit Whiskyduft geschwängerte Neue Tonhalle zur Whisky-Hausmesse in Villingen-Schwennigen ein.
Die Whisky vom Wein Riegger sind uns bereits wohl bekannt, hier haben einen Tomatin aus der Riegger’s Selection verkostet. Außerdem ist ein Besuch des Riegger-Standes auf jeder möglichen Messe ein fester Tagesordnungspunkt für uns.
Vorglühen im Vorzelt
Diesmal ging es also auf Riegger’s hauseigene Messe. Nach gut 4 Stunden Fahrt, einer äußerst üppigen Grundlagenmahlzeit (in der App sahen zwei Big King XXL pro Person noch voll wenig aus) und dem Hotel Check-in kamen wir mehr als pünktlich am Veranstaltungsort an. Wir hatten den späteren der beiden Tages-Slots gewählt und spekulierten darauf, schon im Vorzelt auf die ein oder anderen bekannten Gesichter zu treffen. So kam es dann auch und wir konnten direkt mit der Botschafterin des Genusses und der Lebensfreude Annick Seiz bei einem Kaffee ein Schwätzchen halten. Außerdem trafen wir Constantin von Whisky Enjoy, mit dem wir zusammen schon die ersten kleinen Drams am Vorzelt-Stand, der von Riegger’s hauseigenem Whiskyclub organisiert wurde, verkosten.
Dabei konnte ich mich über einen 22-jährigen Dalmore aus der Signatory Vintage Cask Strength Collection aus einem Sherry Butt freuen. Die Qualität von Dalmore ist unbestreitbar, allerdings ist es schade, dass doch die meisten Standardabfüllungen häufig nur mit 40 oder 43% abgefüllt werden. Es muss nicht immer Fassstärke sein, trotzdem war das ein toller, wenn auch knackiger Start mit 57,1% den Messetag zu beginnen. Dennoch war es ein geschmackliches Highlight. Für Stefan durfte es zur Eröffnung ein 14-jähriger Arran sein, der vom unabhängigen Abfüller Hart Brothers stammt. Mit 46% und einem erkennbar typischen Arran ein milderer Start.
Pünktlich um 16.30 Uhr wurden wir dann auch in die Halle eingelassen und an dieser Stelle ist schon mal die sehr gute Organisation der Messe zu loben. Von der Ticket- und Impfnachweiskontrolle, über die kostenlose Garderobe, dem gratis Mineralwasser für zwischendurch bis zur Ausgabe der Angel-Coins zum Bezahlen an den Ständen lief alles doch äußerst freundlich und strukturiert ab. Und für eine Hausmesse muss man doch feststellen, war das Aussteller-Angebot äußerst umfangreich und abwechslungsreich. Unsere Highlights erfahrt ihr nun im weiteren Text.
Start in der Schweiz
Gestartet sind wir in der Schweiz, genauer bei Detlef Sommer am Stand von Säntis Malt. Detlef war in den letzten Monaten ein häufiger und gern gesehener Gast in unsere Zoom-Meetings, endlich trafen wir mal wieder live zusammen. Ich entschied mich die neue Edition Genesis No. 3 zu verkosten. Der 7-jährige Whisky reifte in den klassischen Bierfässern der Brauerei Locher und in russischen Eichenfässern. Anschließend erhielt er ein Finish in zwei Phoenix-Weinfässern. Phoenix, so heißt der Flaggschiff-Wein des österreichischen Weingutes Reumann. Das Cuvée reifte 18 Monate in Barriquefässern, von denen Detlef persönlich ein paar frisch entleerte Fässer mit dem Auto abholte.
Auf seine Frage hin, ob ich den Whisky verkosten oder erleben möchte, entschied ich mich für die zweite Variante, obwohl ich nun etwas Angst hatte, den guten Tropfen eher über den Kopf als ins Glas gekippt zu bekommen. Doch meine wagemutige Entscheidung sollte sich lohnen. Denn zunächst bekam ich den Genesis 3 – Ursprungswhisky ins Glas, also der Whisky, der zunächst nur in den Bierfässern und russischen Eichenfässern lagerte, bevor er in die Barriques kam. Und allein das war schon sehr schmackhaft, der Vergleich zum folgenden Endprodukt war aber doch sehr aufschlussreich. Der karamellige, malzige und eichenwürzige Whisky erhielt deutliche Rotweinanklänge, süße Trockenfrüchte, etwas Leder, dunkle Beeren und Kirschen.
Ursprung und Endprodukt, die Schöpfungsgeschichte des Genesis war erzählt. Oder? Nein, Detlef kramte noch eine Flasche hervor. Und zwar eine Flasche des Rotweines, der in den Fässern zuvor zur Reifung vollendet wurde. Da ich auch ein Rotwein-Liebhaber bin, war das eine tolle und runde Geschichte. Vielen Dank dafür!
Diageo Special Releases 2021
Das schöne an einer Whiskymesse ist, dass man mal ein paar Tropfen probieren kann, die man sich wahrscheinlich nicht kaufen würde. Dazu gehören unzweifelhaft mehr und mehr die jährlichen Special Releases von Diageo. Seit einigen Jahren erscheinen diese fabelhaft inszeniert und grafisch toll ausgeschmückt – was aber auch mit einem stetigen Preisanstieg verbunden ist. Im Grunde eine schöne Serie. Neben einigen sehr alten Abfüllungen, die sogar teilweise aus Lost Distillerys stammten, gab es auch immer wieder interessante Whiskys im mittleren Preissegment. Und auch ein 12-jähriger Lagavulin war oft für 80-90 Euro zu haben.
In der neuesten Serie ist auch wieder ein solcher zu finden, der aber nun mit 140 Euro zu Buche schlägt. Letztlich haben wir es auch mit der aktuellen, heftigen Preissteigerung zu tun, bei der man sich schon manchmal fragen darf, bis zu welcher Schmerzgrenze das Hobby Whisky noch Spaß machen wird. Fairerweise muss man sagen, dass die 2021er Releases noch eher bezahlbare Abfüllungen bieten, als die letzten Jahrgänge, bei den sehr seltene und exklusive Flaschen dabei waren, die teils in den Tausenderbereich gingen.
Trotzdem müssen ein 14jähriger Cardhu und auch ein 13-jähriger Mortlach uns schon sehr überzeugen, um dafür jeweils ca. 140 Euro auf den Tresen zu legen. Also probierten wir beide. Stefan den Cardhu auf Empfehlung von Petra Milde, die uns an diesem Tag am Stand begrüßte. Ich musste als Mortlach-Fan natürlich dieses Special Release verkosten. Fazit: Nicht schlecht, aber leider nicht aufregend. Der Mortlach-Charakter ist durchaus erkennbar und daneben hat er ein ganz klassisches American Oak Cask-Profil: Vanille, Karamell, Zitrusfrüchte, Honig, Heidekraut. Den beschriebenen Chili-Kick habe ich nicht wirklich wahrgenommen. Keinesfalls ein schlechter Whisky, aber für die aufgerufene Summe einfach nicht beeindruckend genug.
Da hilft auch nicht die von Petra sehr spannend vorgetragene und auf der Verpackung ansprechend illustrierte, mythische Story vom einsamen Wolf, der im saphirblauen Mondschein die Destillerie anheult und so dem Whisky seinen außergewöhnlichen Charakter verleiht. Eine weitere der nicht erzählten Geschichten, den „Legends untold“, wie die aktuelle Serie thematisch heißt, ist die von einem geheimnisvollen Baum mit scharlachroten Blüten, die nach Honig und Gewürzen duften. Wo auch immer eine dieser Blütenblätter hinfiel entstand eine neue Destillerie. So war es auf dem Cardhu beschrieben. Dieser gefiel uns mit seinen satt-fruchtigen und floralen Aromen zwar tatsächlich ziemlich gut, aber auch hier ist der angeschlagene Preis ein Hemmnis für den Kauf.
Trotzdem war es eine schöne Gelegenheit etwas aus der Serie zu probieren und nebenbei interessante Whiskygespräche über die neue und alte Whiskywelt zu führen. Ist die alte Whiskywelt bereits auserzählt? Wohin führen uns die Preise in den nächsten Jahren? Sollte man sich mehr mit der neuen Whiskywelt und den neu entstandenen Distillerien in Schottland und Übersee beschäftigen? Wie steigt jemand, im Gegensatz zu uns vor einigen Jahren, heutzutage in das Thema Whisky ein, wenn er das Lebenswasser erst für sich entdeckt? Spannende Fragen, die wir weiter hätten diskutieren können. Aber einige dieser Geschichten sollten vorerst unerzählt bleiben, denn es zog uns zum nächsten Stand.
Raritäten Dirk Rosenboom
Als ich mir vorab den Standplan der Messe angeschaut habe, habe ich mich bereits richtig gefreut endlich mal Dirk persönlich kennenzulernen, da man sich ja sonst nur aus Facebook kennt. Der im Jahre 1834 geborene Dirk Rosenboom beschäftigt sich bereits seit ca. 150 Jahren mit dem Thema Whisky und baut seine Sammlung seit ca. 148 Jahren beständig aus. Ein Wunder, dass die graue Eminenz des Whiskys gerade einmal wie ein 70 Jahre alter Oma- und Kinderschreck aussieht, nach eigener Aussage. Und als er uns auf seinen Stand zukommen sah, sprang er auf wie ein 50 Jahre alter Jungspund und rief erstmal nach dem Sicherheitsdienst, um uns im selben Moment freudig um den Hals zu fallen.
Nach der herzlichen Begrüßung fiel der Fokus natürlich direkt auf den Tisch mit seinen mitgebrachten Gaben. Und was er da alles aus seinem Fundus mitgebracht hatte, lässt richtige Whisky-Jungspunde wie uns mit staunenden Augen dastehen. Plötzlich sind wir mittendrin in der alten Whiskywelt, über die wir eben noch sprachen und über die wir uns einig waren, dass wir aus dieser Welt schon ziemlich viel probiert haben und alles weitere für uns fast unerreichbar scheint. Da war sie aufgebaut: die noch ältere Whiskywelt! Und man konnte sie riechen und probieren!
Also ab ins Glas mit den Raritäten! Für Stefan musste es ein 1978er Ardbeg sein, mein Augenmerk fiel sofort auf einen 21-jährigen Coleburn. Tatsächlich hatte ich immerhin den Namen schon mal gehört. Diese Lost Distillery, die 1985 ihre Pforten schließen musste, war mir aber sonst noch kein Begriff. In dem ein oder anderen Tasting der anderen Whiskyikone Dirk Lunken hatten wir zwar schon einige Lost Distillerys probieren dürfen, aber ein Coleburn war noch nicht dabei.
Und ich möchte vorweg nehmen: Der Coleburn war, unter vielen sehr leckeren Tropfen, für mich der Whisky des Tages! Trotz der kräftigen 59,4% Alkoholgehalt schon in der Nase weich und rund, aber auch kräftig in der Aromenvielfalt. Auf der Zunge etwas kräftiger, aber trotzdem noch verhältnismäßig mild. Vollmundig nach Buttercreme, Papaya, würzigem Malz, einer kleinen scharfen Ingwerspitze, die wieder in blumige und milde Aromen überging. Die leicht fleischige und wachsige Textur erinnerte mich an einen alten Mortlach. Traf genau meinen Geschmack und war ein Erlebnis, vielen Dank!
Und was das Geschichten erzählen angeht, kann Dirk locker mit Großkonzernen mithalten. Er hat uns nicht zu viel versprochen, als er meinte, dass er zu jeder einzelnen Flasche erzählen könne, wann und wo er sie gekauft hat. Ob in der Schweiz, in Italien, Mailand oder Madrid – er kennt nicht nur den Shop und den Einkaufspreis, sondern ihm fällt meist noch eine lustige Anekdote aus diesen Urlauben am Rande des Whiskykaufs ein. Da kann Diageo mit ihren untold legends einpacken!
Auf nach Wales
Wir verabschiedeten uns von Dirk, vorerst, und stiegen wieder hinauf in die neue Whiskywelt. Hier hatte ich einen kurzen Besuch bei Bastian Denkler auf dem Programm, der die walisische Destillerie Penderyn vertritt, die man, im Jahre 2004 gestartet, durchaus zur neuen Welt zählen darf. Einige wenige Welsh Whiskys hatte ich schon im Glas, aber ich wollte noch etwas neues probieren. Bastian empfahl uns einen Ex-Cognac Single Cask. Würzig, fruchtig, etwas kantig, ein paar Mandeln und mit über 60% Alkoholvolumen sehr, sehr kräftig. Hat mir aber wirklich gut gefallen. Stefan entschied sich für ein Ex-Amontillado-Sherry Single Cask, das das tat, was man von einem Sherry-Whisky erwarten darf – Trockenfrüchte, dunkle Früchte, würzige Eiche – sehr lecker, aber, wie schon von Bastian propagiert, das Cognac-Cask war etwas spannender. Von Penderyn sollte man bei Gelegenheit mehr probieren!
Und wieder nach Schottland
Obwohl wir noch kein Hungergefühl verspürten hatte Annick uns ein kleines Food Pairing versprochen und wir waren natürlich gespannt. Sie hatte zuvor am Nachmittag bereits durch ein Tasting geführt und hatte noch etwas für uns übrig, aber das haben wir ja für sie auch. Sie vertrat an diesem Wochenende die Whiskys von Balblair und Old Pulteney, von denen wir ein paar Vertreter der neuen Core Range verkosteten. Die beiden 18-jährigen haben uns wirklich überzeugt. Zur Untermalung der Whiskys bekamen wir von Annick ein paar Kaffeebohnen, dunkle Schokolade und ein Stückchen Parmesan. In dieser Reihenfolge fingen wir die drei Köstlichkeiten auch an zu kauen und am Schluss kam ein Schlückchen Whisky dazu. Nicht nur, dass die Kombination von Kaffeeschokolade und Parmesan köstlich ist, auch der Whisky zeigte ganz andere, nämlich fruchtigere und süßere Facetten. Immer wieder interessant und ein tolles Geschmackserlebnis, was Annick an Kombinationen kreiert!
Kein Weg aus Schottland
Natürlich war ich auch neugierig, was es am Stand von Anam na h-Alba neues gab. Der Brexit und die Corona-Bedingungen erschweren den Handel mit Schottland derzeit und so wartet Tom Skowronek wie auch sein Kollege Thomas Klink sehnsüchtig auf die aktuellen Abfüllungen ihrer Fassteilungen, bei denen ich auch teilweise beteiligt bin. Aber es hängt an allem, wie Tom mir erzählte. Transport von Flaschen, Etiketten, Fässern – in den Abfüllanlagen stapeln sich die Aufträge. Da heißt es nur Geduld beweisen und sich an dem erfreuen, was schon längst vor uns auf dem Gabentisch steht. Und das ist doch schon eine Menge!
Während Stefan sich einen peated Strathearn aus dem American Oak Cask ausgesucht hat, war ich neugierig auf den Portside. Ein Speyside Blended Malt – das Blending bezieht sich hier aber lediglich auf einen Teelöffel Whisky in das Fass einer unbekannten Brennerei, gefinished in einem Ruby Port Quarter Cask. Ich hatte ein bisschen die Befürchtung, dass solch ein intensives Finish ein wenig aufgesetzt wirken könnte, aber hier passt es. Tolle Noten nach Aprikosen, rote Früchte mit Sommerhonig übergossen und dazu leicht würzig. Ich liebäugele immer noch mit einer Flasche für die Sammlung.
Noch mehr Raritäten
Überhaupt war es die Messe der Gespräche und Raritäten für uns. Durch die begrenzte Besucherzahl hatten wir eigentlich überall viel mehr Gelegenheit zum Austausch als sonst. Und da sich die gestiegenen Whiskypreise auch auf die Verkostungspreise einer Whiskymesse niederschlagen würden, ist wahrscheinlich auch folgerichtig. Daher machte es auch kaum noch Unterschied noch die ein oder andere Rarität aus guten alten Zeiten zu verkosten. Solche fanden wir auch noch am Stand von David Scharsach und My Tasting aus Heidelberg.
Hier stürzten wir uns auf zwei ältere Springbank-Abfüllungen. Einen 24 Jahre alten Single Refill Sherry Cask aus dem hause Scoma und einen 27-jährigen Sherry Cask von LC99 Spirits. Beides richtig guter Campbeltown-Stuff, komplex, facettenreich, so sicher nicht mehr zu bekommen.
Noch schnell auf die Burg
So langsam lief uns auch mal wieder die Zeit davon und wir würden es mal wieder nicht schaffen alle Stände der Messe zu besuchen. Der Weg führte uns zur Whiskyburg Wittlich. Hier hatten wir noch einen tollen Whisky im Glas, nämlich ein Glengoyne Distillery Cask, welches man nur vor Ort in der Distille erhält. Da ich mir auch mal solch eine Abfüllung aus einem anderen Fass habe von Freunden aus dem Urlaub mitbringen lassen, kann man nun feststellen: Auch wenn die mittlerweile sehr teuer sind, die kann man blind kaufen! Tolle intensive und durchgereifte Whiskys. Nebenbei hatten wir auch hier tolle Gespräche über alte und spezielle Abfüllungen. Wir werden sicher auch bald mal vor Ort vorbeischauen, ist ja nicht so weit.
The Braes of Glenlivet
Nebenan am Stand von The Whisky Cask interessierten wir uns für die Messeabfüllung. Ein „Braes of Glenlivet“, 26 Jahre alt und aus einem Pedro Ximenez Sherry Cask mit 47,8% abgefüllt. Knapp 200 Euro waren dafür auf die Theke zu legen – da musste ich erstmal probieren: Ein Whisky, der genau in mein aktuelles Beuteschema passt. Ein wenig old school, für den ein oder anderen vielleicht etwas fasslastig, aber durchgereift und ohne künstlich aufgesetztes Finish. Kräftig und süffig, aber auch komplex genug. Würde hier der Name einer bekannten Destille draufstehen, würde sicherlich der 3-4-fache Preis aufgerufen.
Und nebenbei habe ich noch etwas gelernt. Hinter dem Namen versteckt sich nämlich nicht etwa ein Glenlivet, sondern ein Braeval. Die Distillery wurde 1973 unter dem Namen „Braes of Glenlivet“ gegründet und sollte eigentlich nur Malt Whisky für die Blends der The Chivas und Glenlivet Group produzieren. In der leicht zu verwechselnden Namensgebung sah man solange kein Problem, bis die Whiskys dann doch nach und nach auch eigenständig als Single Malts bei unabhängigen Abfüllern herauskamen. 1995 erfolgte dann die Umbennung in Braeval.
Da bei Braeval anscheinend Whiskys aus Ex-Bourboncasks vorherrschend sind und Sherryfässer Seltenheitswert haben, war das genug Triggerei für mich, eine Flasche musste mit. Da kannste halt nix machen. Ein schöner Ausflug in die alte Whiskywelt.
Und dann war da ja noch der Gastgeber!
Die letzte halbe Messestunde brach an und erschrocken stellte ich fest, dass ich noch nicht beim Gastgeber der Messe war, dem Stand von Riegger’s. Die Whiskys der Riegger’s Selection stammen meist von namhaften Distillerien aus Schottland und werden im eigenen Warehouse in Deutschland fertig gereift und gefinished. Als Weinhändler hat man Zugriff auf viele verschiedene und besondere Fässer. Darunter einige, aus denen man nur selten einen Whisky findet. Ich probierte noch einen GlenAllachie aus dem Jahr 2008 der ein Finish in einem Gewürztraminer Auslese Cask erhalten hat.
Mit knapp über 58% war ein kräftiger Antritt zu erwarten, der sich aber sogleich in eine angenehme Wärme wandelte die interessante Gewürze offenbarte. Darauf entfaltet sich eine kräftige Süße, vor allem sehr reife Früchte von Streuobstwiesen, im Abgang bleibt es würzig mit ein paar Note von Eichenfass und dunkler Schokolade. Lecker!
Und natürlich konnte man wieder Whisky direkt vom Fass auf der Messe abfüllen. Diesmal gab es einen 5-jährigen peated Ben Nevis aus dem Bourbon Hogshead und einen 11 Jahre alten Miltonduff aus dem Madeira Blood Tub. Beides sicherlich Unikate, die man in der Kombination nicht so oft bekommt.
Die letzten Angel’s Coins
Wo war nur die Zeit geblieben. Ich schaute auf die Uhr, noch 10 Minuten. Ich stülpte meine Hosentaschen auf links und fand noch eine Hand voll Angel’s Coins, das Zahlungsmittel in der Hall of Angel’s Share, darin. Stefan hatte sich mittlerweile bei Dirk Rosenboom festgebissen, also fragte ich Dirk auch, was ich für meine letzten Taler denn bei ihm zum Abschluss bekommen würde. Daraufhin schenkte er mir großzügig einen alten Black & White Blend ein. Meine Skepsis, ob das jetzt der perfekte Abschlusswhisky nach all den großartigen und auch hochprozentigen, teils rauchigen Whiskys, sein würde, zerschlug sich mit dem ersten Schluck. Die alten Blends haben es einfach drauf: Voll aromatisch, kräftig trotz 40-43%, vielschichtig, süß und lecker. Tatsächlich ein würdiger Abschluss – in der alten Whiskywelt.
Fazit
Im Außengelände hatten wir noch Zeit für ein abschließendes Kilkenny bevor der kleine Hunger uns dann doch noch in den nahgelegenen Irish Pub zu einer Portion Ofenkartoffel und Fish & Chips trieb. Das war also unser erster Besuch der Hall of Angel’s Share. Eine perfekt organisierte Messe mit namhaften und interessanten Ausstellern. Einige neue und viele bekannte Gesichter sind uns an diesem Tag begegnet, für ausschweifende Gespräche war genügend Raum. Vielen Dank an dieser Stelle auch nochmal an Lisa Lauinger für den nachträglichen Ticketkauf. Wir kommen sicherlich gerne wieder!
Schön, dass ihr am Säntis Stand vorbeigeschaut hattet. Ich hoffe dass wir uns in Frankfurt wiedersehen!
Wenn es dabei bleibt, sind wir am Start! Freuen uns! 🙂