Whisky und Wein – das muss sein, also auf nach Heimersheim!
Im vergangenen Jahr nach der Flutkatastrophe war kaum jemandem an der Ahr nach Wein- oder Winzerfesten zumute, zumal die zerstörte Infrastruktur es auch an kaum einem Ort zuließ. In diesem Jahr sah es schon wieder anders aus. In fast allen Winzerorten im Ahrtal wurden Feste rund um die Weinrebe geplant und auch durchgeführt.
Traditionell machte Heimersheim am 3. August-Wochenende den Auftakt. Dabei musste das 25-jährige Jubiläum des Historischen Weinfestes mit seinem mittelalterlichen Charme, mit dem die Heimersheimer seit den 1990er Jahren Jahr für Jahr viele Tausend Menschen lockten, noch ein wenig warten. Wirklich schade, aber verständlich. Denn nicht zum ersten Mal wurde das Jubiläum verschoben. 2020 ging es wegen Corona nicht, 2021 wegen der Flut, dieses Jahr sah es ähnlich aus. „Wir für Heimersheim“, dem unter anderem acht Ortsvereine und einige Winzer angehören, entschlossen sich trotzdem auch in diesem Jahr das Fest in einer abgespeckten Version durchzuführen. Respekt an dieser stelle an das gesamte Orga-Team.
Viele von ihnen hatten noch mit den Nacharbeiten der Flut zu kämpfen, so dass auch keine vereinseigenen Angebote in Höfen oder an vereinzelten Ständen im gesamten Ort präsentiert werden konnten. Man raufte sich zusammen, verteilte die Arbeiten und stand gemeinsam an mehreren Ausschank- und Imbissstationen auf dem Marktplatz. Die schönen Innenhöfe ringsum blieben in diesem Jahr verschlossen. Alle packten an und garantierten so den Erfolg des Festes. Hier steckt jede Menge Herzblut auch im kleinsten Detail! Klasse.
Auf dem Heimersheimer Marktplatz war bei bestem Sommerwetter an allen drei Festtagen richtig viel los. Das Bühnenprogramm bot für jeden Gast etwas. Partybands wie „Ambers Delight“ am Freitagabend oder die „Tropical’s“ am Samstagabend sorgten für eine durchgehend gut gefüllte Tanzfläche. Zum zünftigen Frühschoppen spielte die Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler am Sonntagmorgen auf und am Nachmittag gab es moderne Chormusik von den Heimersheimer Chören zu hören. Die Flasche Wein oder Sekt war zu moderaten Preisen zwischen 16 und 18 Euro erhältlich. Wer es ausgefallen mochte, testete einen Weincocktail. Es gab sowohl deftige Speisen als auch süße Leckereien. Hier stand dem Genuss nichts mehr im Wege, für mich wirklich ein sehr gelungenes Fest mit tollem Ambiente und netten Menschen.
Wir kommen gerne wieder!
Aber wie geht dies mit dem Speyburn 18 zusammen?!
Unser Trüffelschwein Stefan
Stefan hatte sich im Vorfeld der oben genannten Veranstaltung mit der Suche nach einem Standard Whisky zu bezahlbaren Konditionen beschäftigt und sondierte den Markt, auch in der zweiten Reihe. Die Speyburn Distillery fiel ihm dabei schon länger ins Auge, gerade im Bereich Sherry noch ein echter Geheimtipp.
Ich freute mich also über die Einladung, mal wieder ein Weinfest besuchen zu dürfen und machte ich mich auf den Weg nach Heimersheim, denn Whisky und Wein – das muss sein. Zur Einstimmung auf den Abend servierte Stefan den Speyburn 18, den ich bis dato so gar nicht auf dem Schirm hatte.
Super Einstieg für einen gelungen Abend. Die Gläser wurden gefüllt und wir staunten nicht schlecht. Was für eine Farbe und welcher Geruch stieg uns da in die Nase. Grandios! Genau mein Beuteschema und eine gelungene Überraschung von Stefan. Dieser Whisky weiß zu überzeugen. Er stammt aus einer der kleinsten Brennereien Schottlands und ist der älteste der Core-Range von Speyburn. Dazu später mehr.
Speyburn Distillery
Die Brennerei Speyburn liegt, wie der Name es erahnen lässt, in der Region Speyside, im Nordosten Schottlands. Man findet sie in der Nähe der Kleinstadt Rothes, in einer bewaldeten Senke und in unmittelbarer Nähre des unberührten Baches Granty Burn.
Der Bau der Brennerei fand 1897 statt, wobei die beiden Gründer, John und Edward Hopkins, großen Wert darauf legten, noch im selben Jahr mit der Produktion zu starten. Anlass hierfür war das 60. Krönungsjubiläum von Queen Viktoria. Unter schwersten Gegebenheiten und inmitten eines Schneesturms wurde die Brennerei errichtet. Ohne Türen und Fenster wurde dann das erste Fass Speyburn Whisky destilliert.
Nach kurzfristigen Schließungen in den 1930er und 1940er Jahren machte Speyburn erstmals in den 1960er Jahren von sich reden, als dort die erste Drummalting (Trommelmälzerei) in Betrieb genommen wurde. Eine zeit- und platzsparende Variante der Gerstenmälzerei. Zu dieser Zeit war die Speyburn eine der modernsten Destillen der Welt.
1916 bis 1991 gehörte Speyburn zu United Destillers, bevor die Destille 1991 an Inver House verkauft wurde. Hier hat die Brennerei noch heute ihr Zuhause und teilt sich dieses mit Brennereien wie Old Pulteney, Balblair und Knockdhu.
Es gibt leider kein Besucherzentrum oder Führungen durch die Brennerei.
Die Range
-Speyburn 10 Jahre Single Malt
-Speyburn 15 Jahre Single Malt
-Speyburn 18 Jahre Single Malt
Unser Speyburn 18 Speyside Single Malt Scotch Whisky reifte für 18 Jahre in Fässern amerikanischer und spanischer Eiche, also, ab ins Glas, denn Genuss verbindet.
Destille: Speyburn
Abfüller: Originalabfüllung
Typ: Single Malt Whisky
Land / Region : Schottland / Speyside
Alter: 18 Jahre
Fasstypen: American Oak and Spanish Sherry Cask
Alkoholgehalt: 46%
Anzahl Flaschen:
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 79 Euro (Ausgabepreis)
Whiskybase ID: 122923
Auge / Anblick, Farbe: dunkler Bernstein
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 9,5
Wir finden kräftige Aromen von süßem Toffee, gebrannten Mandeln, mit leichtem Anklang von tropischen Südfrüchten, die mit karamellisiertem Zucker überzogen sind. Getrockneter grüner Apfel, Aprikose und Mandarinen blitzen hier und da mal durch. Dunkle Schokolade runden das Profil ab. Leichte Schärfe, die mit den karamellisierten Früchten ein Wechselspiel beginnt, welches sich in einer süßen Holznote wandelt, können wir im Hintergrund erkennen. Gefällt mir wirklich gut! In der Blindverkostung hätte man wohl hier auf eine Vollreifung in Sherryfässer PX/ Oloroso tippen können. Super Nase, die wirklich sehr harmonisch und eindrucksvoll daherkommt. Gerade jetzt im Herbst vor dem Kamin ein wahrer Genuss.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 9,5
Durch seine vollmundige Kombination mit süßem Toffee und würziger Eiche hinterlässt er am Gaumen ein sehr komplexes, facettenreiches Aromenspiel. Die Speyburn typische Note von dunkler Schokolade tritt hier besonders eindrucksvoll hervor und wird durch eine elegante Schärfe getragen. Hier finden wir alles, was einen guten Sherry Fass gereiften Whisky ausmacht. Dunkle Früchte, besonders Pflaume, Hauch Vanille, Karamell, Zimt, leichte Zitrusnote, nicht zu intensive Holznoten und ein Touch cremige Schokolade. Der Alkohol ist mit 46% sehr gut eingebunden. Elegant ausgewogen, ohne vom Fass überfrachtet zu sein. Echt lecker, das Zeug!
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 9,5
Sehr lange, würzig und leicht malzig legt er sich zusammen mit den zuvor genannten Aromen cremig ab. Die kultivierte Schärfe bleibt dabei erhalten. Am Gaumen ist er etwas trocken, warm und leicht tanninhaltig. Passt!
Preis/ Leistung (0 – 10): 9,5
Bei der momentanen Preisentwicklung am Markt, für einen 18 jährigen Single Malt vollkommen im Rahmen.
Gesamtbewertung (0 – 10): 9,5
Fazit:
18 Jähriger Standard für unter 100€ ein echter Genuss. Er verkörpert nicht nur die Lebendigkeit der Speyside Region, sondern auch die Hingabe der Speyburn Distillery, geht es um ihr Handwerk. Der Speyburn 18 ist ein wunderbarer Tropfen, mehr braucht man nicht. Denke, hier gibt es noch viel zu entdecken und wir können gespannt bleiben, was uns so erwartet. Würde da gerne mal einen Blick ins Lager werfen.
Whisky und Wein – dass muss unbedingt sein! Denn noch am selbigen Abend wurde die nächste Bestellung platziert. Danke nochmal an Stefan, es war ein wirklich gelungenes Fest.
Wer im nächsten Jahr plant, ein Weinfest zu besuchen sollte sich überlegen den Weg nach Heimersheim einzuschlagen. Es lohnt sich auf jeden Fall. Klein, fein, mit viel Herzblut, zu fairen Preisen und mit tollem Programm. Vielleicht sieht man sich auf dem Fest?! Wir würden uns freuen.
Außerdem braucht die Region sowie das gesamte Ahrtal auch weiterhin jede Unterstützung. Also, ab ins Glas und seid dabei.
Genuss verbindet!