Eisige Berggipfel und mediterrane Weinhänge, deftige Tiroler Alpenküche und cucina italiana. Ein Spaziergang entlang blühender Obstbaumplantagen und mit den Ski beschneite Hänge hinunter. Ein Wanderung auf die Alm und anschließend rasant mit dem Mountain-Cart den Berg hinunter. Zwischendurch ein Kaiserschmarrn oder eine Speck Marende. All das bietet euch Südtirol, zur Not auch an einem einzigen Tag. Und sollte es mal regnen bleibt einem immer noch der Besuch in einem Wellness-Tempel – oder halt in einer Whisky Distillerie.
Hier zur Einstimmung ein paar Impressionen aus Südtirol:
Der Punibach und Glurns
Die Puni Distillery wurde 2010 im schönen, mittelalterlichen Städtchen Glurns gegründet und war damit die erste Whisky Destillerie Italiens. Benannt ist sie, ganz in der schottischen Tradition, nach der Puni. Ein Flüsschen das in den Ötztaler Alpen entspringt, 26 Kilometer durch das Vinschgau an Glurns vorbei fließt und in der Etsch mündet.
Glurns liegt im Vinschgau und ist eine der kleinsten Städte Südtirols. Sie ist besonders für ihre vollständig erhaltenen Stadtmauern bekannt.
The Italian Malt Whisky
Bereits in den 90er Jahren entstand aus der eigenen Whisky-Leidenschaft heraus bei Baumeister Albrecht Ebensperger die Idee für eine eigene Whiskydestillerie im italienischen Südtirol. Der Grundstein für den auffälligen Kubus-Bau legte man im Jahr 2010. Knappe zwei Jahre Bauzeit später nahm man 2012 das Herzstück, die traditionellen Kupferbrennblasen nach schottischem Vorbild gebaut von Forsythes, das erste Mal in Betrieb. Zum Einsatz kommen frisches Gebirgsquellwasser (nicht etwa aus der Puni) und gemälztes Getreide aus Italien und Deutschland. Die Reifung erfolgt unter anderem in klassischen Ex-Bourbonfässern sowie in Südtiroler Weinfässern und sizilianischen Marsala-Fässern. Zusammen mit dem abwechslungsreichen Südtiroler Klima entsteht der Italian Malt Whisky.
Ein Nachmittag in der Destillerie
Whiskys von Puni sind schon seit langer auf unserem Radar. Besonders Patrick konnte sich in den letzten Jahren für die guten Tropfen und der ein oder anderen Genussreise nach Südtirol begeistern. Der Puni Nero aus Blauburgunderfässern war der erste Whisky, mit dem wir uns hier näher auseinandergesetzt haben. Auch bei unserem großen Tasting rund um internationale Whiskys durfte der italienische Vertreter aus den Alpen nicht fehlen!
Es wurde also höchste Zeit der Puni Destillerie einen persönlichen Besuch abzustatten. Nach einigen Reisen nach Südtirol in den letzten Jahren, haben wir endlich einen schönen Ausflug ins Vinschgau unternommen. Trotz nasskaltem Wetter wagten wir noch einen kurzen Abstecher zum Erlebnisberg Watles. Leider war hier echtes, schottisches Wetter angesagt und aufgrund dicken Nebels reichte es nur zu einem kurzen Spaziergang mit kurzer Einkehr in der Plantapatsch-Hütte. Für die Abfahrt hatte ich meiner Tochter eine Fahrt mit dem Watles-Rider versprochen, also musste ich trotz des schlechten Wetters da durch. Aber so eine Fahrt mit den Mountaincarts macht Groß und Klein Spaß.
Ausreichend durchgefröstelt freute ich mich also auf mein Highlight des Tages: Dem Besuch bei Puni. Der Weg war einfach zu finden und der 13 Meter hohe Kubus aus roten Betonziegeln eindeutig zu erkennen. Ich hatte mich kurz vorher per E-Mail angekündigt und wurde auch sodann herzlichst von Lena Klopp im Visitor Center begrüßt. Besonders persönlich fand ich, dass sie unseren Blog schon kannte und vor allem Patricks Reiseträumereien zum Puni Sole noch präsent hatte.
Der Herz des Kubus
Das Visitor Center mutet, wie auch schon das Gebäude von außen, sehr modern und aufgeräumt an. In einigen Vitrinen gibt es die aktuell verfügbaren Whiskys, Sondereditionen und einiges an Merchandising-Artikeln zum Anschauen und Verkaufen. Von hier aus ging es dann auch direkt eine Etage tiefer zu den Brennblasen, dem Herzstück jeder Destillerie, zu denen man auch schon durch einen Glaskasten hinunter schauen konnte.
Dass diese gerade nicht in Betrieb waren, war zwar einerseits schade, andererseits für das Raumklima förderlich. Man kann hier ganz schön ins Schwitzen kommen. Somit durfte ich sogar ganz nah an die Maschinerie heran und auch mal Hand am Spirit Safe anlegen, dessen Bedienung für den Brennmeister trotz einiger ablesbarer Parameter auch immer einiges an Erfahrung benötigt.
Tradition und Moderne
Da ich mit dem grundlegenden Brennprozess vom Schrot bis zum New Make ganz gut vertraut bin, erzählte Lena einige Besonderheiten zum Aufbau der Brennanlage. Das Malzsilo befindet sich gut versteckt in der Architektur, lediglich durch eine Glasscheibe ist ein Teil des Getreides zu sehen. Zum Schroten kommt eine alte Malzmühle aus einer bayrischen Brauerei zum Einsatz. Ein wahres Schätzchen, dass sich auch optisch toll in das ansonsten sehr moderne Ambiente einfügt. Der Aufbau ist überhaupt sehr stylisch. Man sieht kaum eine Rohrleitung zwischen den einzelnen Systemen, nur das nötigste an Technik, was auch bedient werden muss, schaut hervor.
Hinter einem großen Maischebottich stehen fünf Washbacks aus Lärchenholz mit einem Fassungsvermögen von 10.000 Litern. Allerdings werden davon wohl jeweils nur 6.000 Liter genutzt. Für die zweifache Destillation in den beiden Kupferbrennblasen verwendet man nicht den andernorts üblichen Dampf, sondern überhitztes Wasser, mit dem die Dosierung der Temperatur für eine schonende Destillation gut zu regulieren ist. Ca. 120.000 Liter Rohbrand können hier pro Jahr gebrannt werden.
Malt Whisky
Als Rohstoff verwendet Puni drei verschiedene Getreidemalze, nämlich Gerste, Roggen und Weizen. Dafür stehen auch die drei Säulen im Logo auf den ebenfalls sehr schön gestalteten Flaschen. Die Bezeichnung als Italian Malt Whisky entspricht natürlich nicht der eindeutigen Definition von Single Malt, womit Whisky aus reinem Gerstenmalz gemeint ist. Bei Puni wollte man sich von Anfang an mit einem Mix der verschiedenen Getreidesorten abheben und nimmt damit eine leichte Inkonsistenz bei der Bezeichnung in Kauf, wie Lena zugibt. Das Gerstenmalz stammt aus Bayern, das Roggenmalz aber vor allem aus der Region. Rauchiger Whisky wird hier auch hergestellt. Das getorfte Malz wird direkt aus Schottland bezogen.
Tastingraum
Im ebenfalls rot geziegelten Tastingraum durfte ich dann mit dem Gold und dem Vina die ersten beiden Whiskys verkosten. Ein interessantes Ambiente in dem die rote Wand mit den Holzmöbeln und Fässern harmoniert. Hier könnte ich mir ein großartiges Tasting oder meine nächste runde Geburtstagsparty vorstellen.
Eine kleine Verkostungsrunde
Zurück im obenliegenden Visitor Center durfte ich mich dann noch durch die komplette, aktuelle Range probieren. Großartig! Den ein oder anderen Tropfen hatten wir in der Vergangenheit schon im Glas, aber war ich vor allem auf den neuen Arte 2 sehr gespannt!
- Puni Gold – Soll den klassischen Stil der Brennerei widerspiegeln und kommt komplett aus first fill Ex-Bourbonfässern. Würzige Eiche, fruchtige Mango umrundet von feiner Vanille.
- Puni Sole – Die Südtiroler Sonne aus Bourbon- und PX-Fässern. Süße Blutorangen, Waldhonig und feine Eichenwürze im geselligen Wechselspiel.
- Puni Vina – 5 Jahre in sizilianischen Marsala-Fässern sorgen für Aromen von dunklen Früchten wie Pflaumen und Kirschen mit frischen Nüssen, Zimt und Rosinen.
- Puni Arte 2 – Die nicht-rauchige Nummer 2 kommt vor der ersten Edition. Die Ex-Bourbon- und vor allem die frischen Virgin Oak-Fässer überzeugen mich vollends. Leicht trocken im Mundgefühl, dennoch wunderbar süß mit viel Honig, Vanille und würzigem Heu. Hier kam zum ersten Mal ein reiner Single Malt Whisky zum Einsatz, der hier noch mit dem bewährten Drei-Malz-Rezept kombiniert wurde. Mehr reine Single Malts sind aber zukünftig zu erwarten.
- Puni Arte 1 – Hier sorgt ein kräftiger Anteil an Ex-Islayfässern für Aromen von Rauch und Meer, die auf den Geschmack Südtirols treffen. Maritim, leicht aschig, Honig und Karamell mit leichter Chilinote.
- Puni Alba – Hier treffen die südländischen Marsala-Fässer auf Islayrauch. Weinaromen mit fruchtiger Süße, eleganter Rauch, Zitrusduft und ein wenig Bratapfel. Er wird aufgrund von Namensrechten in dieser Form nicht mehr erhältlich sein.
Schottische Wetterverhältnisse vor der Tür und Südtiroler Whiskyträume im Glas. So kann man doch einen gemütlichen Nachmittag verbringen. Abschließend musste ich auch noch etwas einkaufen und konnte sogar Patrick noch mit einer Flasche der Nova First Edition zuhause glücklich machen.
Vielen Dank an Lena für die äußerst sympathische Führung durch eure Destillerie und das leckere Tasting! Für den nächsten Südtirol-Urlaub sei euch ein Besuch bei PUNI sehr ans Herz gelegt.