Der Whisky hat nicht eine Qualität. Er hat viele Qualitäten. Sein komplexes Wesen bedingt, dass mal eher diese, mal eher jene seiner Eigenschaften funktionserfüllend wirkt. Whisky und Whiskey. Worin kann ihr Zauber liegen? Worin ihr Verhängnis? Davon, liebe Leser, handelt dieser kleine Artikel. Und von einigem dazwischen. Insgesamt habe ich 12 Qualitäten des Whiskys aus ihm herausdestillieren können.
Positive Einstellung
Vorab: Wir sind nicht neutral. Wir bemühen uns, hin und wieder auch die Schattenseiten des Whiskys anzusprechen. Aber, selbstverständlich sind wir sehr positiv gegenüber dem Lebenswasser eingestellt. Sonst würden wir keinen Blog zum Thema gestalten.
Ein guter und ein böser Hammer
Und dann verhält es sich mit dem Whisky ja ein wenig wie mit einem Hammer. Man kann den Umgang mit ihm erlernen und dann beispielsweise kunstfertig schöne Tische fertigen. Oder man benutzt ihn als Waffe und schlägt damit einem anderen den Schädel ein. Den Hammer macht das weder gut noch böse. Es sagt lediglich etwas über Menschen.
Schönheit und Gewalt
So ist das auch mit dem Whisky. Die eine greift zu ihm und malt inspiriert vom Hauch seines Geistes ein Gemälde erhabener Schönheit. Der andere steuert mit seiner Hilfe in die Besinnungslosigkeit und wird gewalttätig.
Gestaltung und Anpassung
Menschen gestalten die Welt. Und der Whisky gestaltet die Welt. Weil er Menschen beeinflusst, verändert. Er macht das nicht alleine. Schließlich ist der Mensch grundsätzlich ein Wesen, dass in Anpassung an seine Umwelt existiert. Wir selber treffen die Entscheidung, ob wir den Whisky zum Teil dieser Umwelt machen. An die wir uns eben stets anpassen. Nicht weil wir es können, sondern, weil wir es müssen.
12 Qualitäten des Whiskys und Whiskeys
Nun, also einigermaßen parteiisch, will ich hier 12 Qualitäten des Whiskys und des Whiskeys aufführen. Und ich beschränke mich weites gehend auf die positiven Effekte. Zunächst betrachten wir nacheinander den Whisky als Genuss-, Lebens- und Rauschmittel, dann als Symbol und Ausgangspunkt sozialer Verbindungen. Sodann blicken wir auf den Whisky als Wahrnehmungsschulung, danach als historischer Moment. Gefolgt von Whisky als Unterhaltungsmittelpunkt und Whisky als Inspiration. Es schließt sich eine Betrachtung des Whiskys als Wirtschaftsfaktor an, darauf eine des Whiskys als Ergebnis von Handwerk und technischem Industrieprodukt. Schließen werde ich mit einigen Worten zum Whisky als Motor der Wohltätigkeit.
Qualität 1: Whisky als Genussmittel
In erster Linie ist Whisky zum Genießen da. Und zwar in jedem seiner Aspekte. Genuss wiederum kann einem vieles sein. Entspannung, Auszeit, Lebensgefühl, Einstellung, Selbstfürsorge, Selbstliebe und vieles, vieles mehr. Wie immer man auch den Genuss individuell interpretiert und gestaltet, der Whisky ist und bleibt primär ein Genussmittel.
Genuss lernen
Entscheidend dabei ist vor allem ein Wesensmerkmal des Genusses. Genuss ist lernbar, die Genussfähigkeit trainierbar. Und es gibt nichts geeigneteres als Whisky, um genau sie zu schulen. Warum das aber machen? Ganz einfach: Je höher die Genussfähigkeit, desto höher die Lebenszufriedenheit. Je höher wiederum diese ist, desto verträglicher sind wir auch für unsere Mitmenschen.
Mensch und Menschlichkeit
Man könnte alleine über diese Qualität ein ganzes Buch schreiben. Denn Genuss verbindet. Eine unserer zentralen Aussagen. Doch dazu mehr bei Qualität 5. Wer genießen kann, dazu sowohl die Fähigkeit, als auch die Gelegenheit hat, der kann auch Mensch und menschlich sein. Dazu wiederum mehr bei Qualität 12.
Qualität 2: Whisky als Lebensmittel
Whisky ist natürlich auch ein Lebensmittel. Und damit kommen wir zu Qualität 2. Zunächst einmal kann man dankbar dafür sein, einer Gesellschaft anzugehören, in der es im weltweiten Vergleich nur verschwindend wenig Hunger auf Basis eines Mangels an Lebensmitteln gibt. Wir leben in dem Luxus uns mit Lebensmitteln Genuss bereiten zu können. Das ist nicht selbstverständlich.
Whisky zum Mischen
Man kann den Whisky pur genießen. Und ihm zum Zentrum einer Wahrnehmungsschulung machen, worauf bei Qualität 6 näher eingegangen wird. Oder er wird zum Teil eines Cocktails, Longdrinks oder High Balls. Es ist eine ganz eigene Kunst den Whisky oder Whiskey zum Mischen zu verwenden.
Kochen, Backen und Food Pairings
Mehr noch. Man kann ihn beim Kochen und Backen einsetzen. Es gibt ganz wunderbare Rezepte, in denen der Whisky zum integralen Bestandteil einer köstlichen Speise wird. Oder man verwendet ihn im Rahmen eines Food Pairings. Um dabei ganz neue aromatische Kombinationen zu entdecken und erleben.
Andere Lebensmittel
In allen 4 Ebenen, pur, als Zutat in einem Mischgetränk, beim Kochen und Backen oder im Rahmen eines Food Pairings, bietet sich die Gelegenheit sich auch mit anderen Lebensmitteln wertschätzend auseinanderzusetzen. Und sich über diese zu informieren.
Rohstoffe und Fassarten
Beim Genuss pur führen uns beispielsweise die Rohstoffe und die verwendeten Fassarten in die Welt der Getreidesorten, zu den Hefen, zu Holzarten, zu Wasserqualitäten, zum Wein, Bier und anderen Spirituosen. Alles für sich weite Felder. Alle mitunter sehr interessant. In jedem Fall ist purer Whisky die reine, geschmeckte Natur, Landschaft im Glas, Klima in der Flasche und Wetter an Zunge und Gaumen. Einerseits zumindest. Das andererseits gibt es bei Qualität 11.
Qualität 3: Whisky als Rauschmittel
Und dann ist Whisky selbstverständlich auch ein Rauschmittel. Allerdings in mehrfacher Hinsicht. Und keineswegs nur negativ konnotiert. Daher hier Qualität 3. Da ist einerseits die psychophysiologische Wirkung des Alkohols. Die zum alkoholbedingten Rausch führen kann. Wobei diese psychophysiologischen Wirkungen des Alkohols lange vor dem Zustand einsetzen, den wir normalerweise als Rausch bezeichnen.
John Lennon zum Whiskey
Alkohol entspannt, macht locker und gelassen, löst und senkt Hemmschwellen. Der Whisky hat ganz sicher schon sehr viele Ehen entstehen lassen und Kindern auf die Welt verholfen. John Lennon hat dazu einmal bemerkt: „90 Prozent der Menschen auf diesem Planeten, besonders im Westen, verdanken ihre Existenz einer Flasche Whiskey an einem Samstagabend. Die meiste Zeit gab es keine Absicht, Kinder zu haben. 90 Prozent von uns sind Missgeschicke – Ich kenne niemanden, der ein Kind geplant hat. Wir waren alle Samstagabend-Specials.“
Rausch, Sucht, Genuss
Dass natürlich auch gerade darin die Gefahren der Sucht liegen, versteht sich von selber. Aber nicht nur darin. Sondern auch in der Kaufsucht oder im Kaufrausch. Der Rausch steht immer an der Schwelle zur Sucht. Auf der anderen Seite aber steht er am Ende des Spektrums des Genusses. Sogar an dessen Höhepunkt. Dass ein Rausch nichts ausschließlich schlechtes ist, dass er sehr wünschenswert sein kann, dass man ihn nicht verurteilen muss, können wir daran ablesen, dass uns auch nicht stoffgebundene Sinnesfreuden in ihn führen können.
Berauschendes
Musik, Kunst, Literatur, Philosophie, das Schreiben, die Wissenschaft und vieles mehr vermag uns, recht verstanden und betrieben, derart zu verzücken, dass wir von ihnen berauscht sind. Hier ist der Rausch nicht nur auf Seiten der Konsumenten gewollter Effekt, sondern auch auf Seiten der Produzenten nicht selten Teil der kreativen Schaffenskraft. Aber dazu mehr bei Qualität 9.
Qualität 4: Whisky als Symbol
Die vierte Qualität des Whiskys ist vielleicht eine, die uns nicht immer bewusst ist. Er steht für etwas. Whisky ist auch immer ein Symbol. Wofür? Ganz unterschiedlich. Er kann uns ein Symbol nach innen sein. Also uns alleine etwas nach innen signalisieren.
Whisky für …
In meinem Leben beispielsweise steht er durchaus auch für Inklusion. Dafür, dass ich teilhaben kann. Im Leben anderer steht er für anderes, hat einen anderen symbolischen Wert. Vielleicht für Emanzipation, Selbstständigkeit, Freiheit, Unabhängigkeit, Härte, Wohlstand oder Partizipation?
Entfernt vom Genuss
Der Whisky kann aber auch als Symbol genutzt werden, etwas nach außen zu signalisieren. Ob das immer so glücklich ist, wage ich zu bezweifeln. Wer Whisky benutzt, um Selbstüberhöhung und Selbstdarstellung zu betreiben, wer glaubt, der öffentlichkeitswirksame Konsum oder Besitz eines teuren Luxusproduktes zeichne ihn aus, der irrt nicht nur, der ist auch sehr weit vom Genuss entfernt.
Qualität 5: Whisky als Ausgangspunkt sozialer Verbindungen
Kommen wir zu einer ganz wunderbaren Qualität des Whiskys. Er kann der Ausganspunkt sozialer Verbindungen sein. Jene wiederum können die Geburt einer lebenslangen Freundschaft bedeuten. Oder interessante, lockerere Bekanntschaften hervorbringen. Oder gar in eine Bruderschaft führen.
Der Wert von Verbindung
Genuss verbindet. Whisky verbindet. Ein gemeinsames Hobby verbindet. Und den Wert von Verbindung kann man gar nicht oft genug betonen. Der Whisky hat hier eine wichtige soziale Funktion.
Die Brücken des Whiskys
Freilich begegnet man in der Whiskywelt durchaus auch Menschen, auf die man gut hätte verzichten können. Doch das ist eher die Ausnahme. Das gemeinsame Hobby ist so stark, dass es andere Unterschiede überwinden hilft. Und Menschen zusammenbringt, die sich nirgendwo anders begegnet wären. Genießer, die meist offen, tolerant und freundlich sind. In der Welt des Whiskys kann man nicht nur das Lebenswasser, sondern auch seine Mitmenschen genießen. Der Whisky baut die Brücken dahin.
Qualität 6: Whisky als Wahrnehmungsschulung
Das Lebenswasser trägt überdies eine Kraft in sich, die nur wenig andere Produkte mitbringen und leider gesamtgesellschaftlich selten genutzt wird. Und zwar eignet sich der Whisky hervorragend dazu, die Wahrnehmung zu schulen.
Wahrnehmung lernen
Fakt ist, dass wir unterschiedlich gut darin sind, die Welt um uns her wahrzunehmen. Fakt ist, dass wir es auch mit einem unterschiedlichen Maß an Genauigkeit und Freude machen. Und Fakt ist, dass man das Wahrnehmen lernen kann und muss.
Die Hegemonie des Sehsinns
Über die Sinne können wir neue, uns bisher unbekannte Bereiche der Welt explorieren. Und das gilt für jeden Sinn. Geruchs- und Geschmackssinn sind im Leben, in dem eine Hegemonie des Sehsinns gegeben ist, etwas wenig beansprucht. Und daher weitest gehend ungeübt.
Tee
Das bietet umgekehrt die Chance, hier eine besonders große Entwicklung durch zu umachen. In einer Sendung des Deutschlandfunks, die am 22.12.22 zwischen 10:00 und 11:30 Uhr lief, ging es um Tee. Zu Gast war unter anderem einer der knapp 20 Tea Taster, die es in Deutschland gibt.
Genuss und Wahrnehmungsschulung
Folgende Frage kam auf, die man analog so für Whisky stellen kann: „Muss man beim Teekonsum immer die Geschmacksknospen schulen? Oder kann man den auch einfach so genießen?? Natürlich ist klar, wie die Frage gemeint ist. Aber sie suggeriert und impliziert einen Gegensatz, den es so nicht gibt. Nämlich einen solchen zwischen Genuss und Wahrnehmungsschulung.
Achtsamer und unachtsamer Genuss
Es ist beim Tee wie beim Whisky. Es gibt einerseits den flüchtigen, unaufmerksamen, unachtsamen und doch sehr schönen Genuss nebenbei. Und es gibt andererseits den bewussten, konzentrierten, aufmerksamen, achtsamen Genuss, der mit der Wahrnehmungsschulung assoziiert ist.
Entwicklung und Steigerung der Genussfähigkeit
Und diese Schulung der Wahrnehmung ist nicht anstrengende Arbeit, sondern segens- und freudenreiche Entwicklung, die nicht nur für sich Genuss ist, sondern insgesamt die Genussfähigkeit steigern hilft.
Whisky wahrnehmen
Nun, es schimmert durch, dass mich diese Qualität des Whiskys besonders begeistert. Daher muss ich mich an dieser Stelle bremsen. Wer mehr darüber wissen will, dem sei unser Artikel mit dem Titel „Whisky wahrnehmen – Die Wahrnehmung als Grundlage des Genusses“ empfohlen.
Qualität 7: Whisky als historischer Moment
Derweil es hier, bei Qualität 7, um Geschichte, also die Historie geht, wird es bei Qualität 8 um Geschichten, Erzählungen gehen. Man darf sich grundsätzlich fragen, wie exakt oder objektiv die Geschichtswissenschaften so sein können. Fakt aber bleibt, Whiskys, Menschen und Gesellschaften haben eine Geschichte, eine Vergangenheit, einen historischen Moment. Und die kann mehr oder weniger genau, wahr, falsch, exakt oder unscharf wiedergegeben werden.
Geschichte und Kulturen
Das schöne bei der Auseinandersetzung mit Whisky ist, auch wenn man der Whiskygeschichtsschreibung doch ein wenig kritisch gegenüberstehen sollte, da sie nie interessenfrei stattfindet, dass man immer wieder auf Perioden und Ereignisse in der Geschichte stößt, mit denen man sich noch nicht so ausgiebig befasst hat. Gesellschaftliche Phänomene der Vergangenheit kommen einem zu Bewusstsein. Aspekte anderer Kulturkreise werden einem verständlich.
Tradition
Geschichte ist faszinierend und manchmal lehrreich. Whisky kann sie lebendig werden lassen. Er ist geeignet, so viel verschiedenes zu tradieren. Und er trägt eine Tradition in sich, die nicht unzeitgemäßer Konservatismus ist.
Qualität 8: Whisky als Unterhaltungsmittelpunkt
Wenn Geschichten nicht erzählt werden, um Geschichte zu berichten, wenn sie nicht als Marketingmittel genutzt werden, dann können sie auch einfach unterhalten. Rund um das Lebenswasser gibt es unendlich viel Unterhaltsames. Whisky ist ein Unterhaltungsmittelbpunkt. Unsere Qualität 8.
Fakten, Ästhetik und Anekdoten
Mag sein, dass die eine eher das Faktische, Objektive, Informative sucht und sich daran festhalten will. Derweil der andere dem wenig Aufmerksamkeit schenkt und sich mehr der Ästhetik widmet, die den Whisky stets umgibt. Oder den Anekdoten, welche die Whiskyliebhaber so vortrefflich zu erzählen wissen.
Unterhaltung und Langeweile
Jeder fühlt sich bei anderen Aspekten rund um den Whisky unterhalten. Oder auch manchmal umgekehrt, gelangweilt. Wie häufig muss man eine Information lesen, sehen oder hören, bis sie einen nervt? Wie häufig kann man die immer gleiche Geschichte ertragen? Nun, wir unterscheiden uns nicht nur bezüglich des Gegenstands, der uns unterhält, sondern auch in Bezug auf die Häufigkeit, mit der dieser dargeboten wird, die wir dann noch als unterhaltsam empfinden,
Kunst und Kultur
Mir kommen gelegentlich Kunst und Kultur im Umfeld des Lebenswassers ein wenig zu kurz. Da bietet sich so häufig die großartige Chance einen Ausflug vom Whisky auf andere Felder zu machen. Und stattdessen wird man dann mit irgendwelchen Pseudoverkaufsargumenten gequält. Mit irrelevanten Details. Aber genau da liegt eben die Stärke des Whiskys. Nur ich empfinde das als instrumentalisierte Irrelevanzen. Für viele andere wäre es vermutlich umgekehrt.
Die kulturelle Umgebung des Whiskys
Betrachtet man die englischsprachige Whiskywelt, so kann man mehr dieser von mir vermissten kulturellem Umgebung des Whiskys finden. In Blogs, auf Internetseiten, in Zeitschriften. Aber wir wären nicht die Whiskygraphen, wenn wir uns darüber einfach nur beschwerten. Vielleicht können wir dazu beitragen, dass ein wenig dieser Whisky Kulturlandschaft auch in Deutschland entsteht.
Qualität 9: Whisky als Inspiration
Unter anderem gehört zu jener darzustellenden kulturellen Kunstkraft des Whiskys die Inspiration, die in ihm liegen kann. Qualität 9. William Faulkner bemerkte dazu: „Die chemische Analyse dessen, was man poetische Inspiration nennt, besteht zu 99 Prozent aus Whisky und zu einem Prozent aus Schweiß.“ In der Inspiration liegt nicht ohne Grund vom Wort her der gleiche Spirit, der Geist, der sich auch in der Spirituose findet.
Oscar Wilde
Derart äußerte sich auch Oscar Wilde: „Ich verstehe nicht, warum man so viel Aufhebens um die Technik des Komödie-Schreibens macht. Alles, was sie tun müssen, ist die Feder in ein Whiskeyglas zu halten.“
Joseph Beuys
Ich behaupte, dass der Whisky und der Whiskey eine unzählbare Menge an Künstlern und Kunstwerken geschaffen hat. Bei weitem nicht nur in der Literatur. Ganz sicher auch in der bildenden Kunst, im Film, oder der Musik. Joseph Beuys, ein Mensch, der nichts ohne Zweck, Sinn oder Rechtfertigung getan hat, machte einst Werbung für Japanischen Whisky, genauer Nikka.
Igor Strawhisky
Und in der Musik finden sich der Whisky und der Whiskey auch keineswegs nur dort, wo man sie vermuten könnte, im Rock, Blues, Jazz, Folk und Country. Nein, wir finden sie überall. Igor Stravinsky soll folgendes gesagt haben: „Mein Gott, ich mag den Geschmack von Scotch so sehr, dass ich manchmal denke, ich sollte Igor Strawhisky heißen.“
ABBA
Er begegnet uns beispielsweise auch beim Blick auf eine der berühmtesten und erfolgreichsten Popgruppen aller Zeiten, bei ABBA. Der Text zu ihrem Song „The winner takes it all“ entstand bei einer Flasche Whiskey. Und Björn Ulvaeus schrieb dabei über seine Scheidung von Agnetha Fältskog 1980. Der Gewinner bei einer Scheidung bekommt eben alles.
Whisky und Literatur
Auch hier muss ich mich wieder bremsen, um nicht zu sehr ins Schwärmen zu geraten. Zu dem Thema werden sicherlich noch einige Artikel kommen. Einen recht ausführlichen gibt es bereits. Er findet sich unter dem Titel „Whisky und Literatur: Von Gentlemen, Rockern und Feministinnen – Autoren und Texte über das Schausaufen bis zum Gottesdienst“.
Qualität 10: Whisky als Wirtschaftsfaktor
Ebenfalls sehr interessant, gelegentlich ein wenig im Gegensatz zum künstlerischen, kulturellen oder geistigen Potential des Whiskys gesehen, ist seine Rolle als Wirtschaftsfaktor. Seine Qualität 10. Darin muss aber keine Gegensätzlichkeit erkannt werden. Ökonomie und Kultur gehen auch beim Whisky nicht selten segensreiche Verbindungen ein.
Arbeit und Volkswirtschaft
Zunächst einmal schenkt das flüssige Gold vielen Menschen einen Arbeitsplatz. Was gäbe es daran zu kritisieren? Für verschiedene Volkswirtschaften liefert das Lebenswasser einen nicht unerheblichen Beitrag zum Bruttosozialprodukt. Und diese Wirtschaftskraft stellt die Grundlage dar, auf der Demokratie und Humanität, Aufklärung und Bildung erst gedeihen können. Aus der heraus sie finanziert werden können.
Wo landet welcher Whisky warum
Welcher Hersteller exportiert was wohin? Für wen ist welcher Markt interessant? Warum? Das mögen zunächst abstrakte Fragen sein. Aber man kann sie ganz konkret mit den Menschen, die diese Entscheidungen treffen, vor Ort in Schottland oder Irland diskutieren. Oder mit jenen, die beruflich mit der Distribution und dem Import des Lebenswassers betraut sind. Und schon wird vielleicht verständlich, warum es manche Abfüllungen oder großartigen Fässer eben nicht nach Deutschland schaffen.
Betriebswirtschaftliche Aspekte
Aber auch betriebswirtschaftliche Aspekte kommen einem immer wieder zu Bewusstsein in der Welt des Whiskys. Da gibt es doch sehr mitteilsame Händler, Importeure und Abfüller. Gut, insgesamt verstehe ich kaum etwas von wirtschaftlichen Zusammenhängen und Gesetzmäßigkeiten oder dem Handel. Um so interessanter erscheinen mir da hin und wieder die Überlegungen zu Preisgestaltungen, Marktforschung oder Marketing.
Sammler, Investoren und das Anlageprodukt Whisky
Und letztlich stoßen wirtschaftliche Überlegungen auch auf individueller Ebene bei mir auf Interesse. Ich bin kein Sammler im klassischen Sinn. Und schon gar kein Investor. Allerdings, beides findet sich mittlerweile doch recht häufig in der Whisky Welt. Die Dynamiken, die sich dabei ergeben und beobachtet werden können, sind gleichsam überaus interessant. Wenn auch mitunter ein wenig traurig, sobald dadurch Abfüllungen auf Jahre aus dem bezahlbaren Bereich verschwinden. Weil der Whisky eben auch zu einem Anlageprodukt geworden ist.
Qualität 11: Whisky als Ergebnis von Handwerk und technisches Industrieprodukt
Die meisten Destillerien wollen uns Kunden eigentlich 2 sich widersprechende Geschichten gleichzeitig erzählen. Einerseits die des Whiskys als handwerkliches Produkt. Andererseits jene des Whiskys als Industrieprodukt. Auf der einen Seite wird sich der Historie und Tradition bedient. Auf der anderen Seite der modernen Technik, Gegenwart, Trends und der Zukunft. Wer darin nicht unbedingt den Widerspruch sieht, der kann es als Qualität verstehen. Und zwar hier Nummer 11.
Whisky als Handwerk
Denn das alles bringt der Whisky durchaus mit. Das Handwerkliche kann bei verschiedenen Gelegenheiten durchaus selber nachvollzogen werden. Wer einmal bei Bowmore auf Islay ist, der sollte dort eine große Führung mitmachen. Es lohnt sich, Hier kann man einige historische Produktionsschritte in eigener Erfahrung erleben. Oder man kann auf kleinen Brennblasen in verschiedenen Destillerien in Irland einmal selber brennen. Oder blenden im Rahmen eines Seminars.
Der Faktor Mensch
Da liegen wir auch genau am Übergang vom Handwerk zur Industrie. Kleine Brennblasen gibt es kaum noch. In der Whiskyindustrie wird in gewaltigen Massen produziert. Handwerk gibt es nur noch sehr sporadisch. Voll automatisierte Maschinen und Computer erledigen den Großteil der Arbeit. Und auch darin liegt etwas Faszinierendes. Wenn man eine Destillerie besucht, kann man schon erahnen, dass dort zwar kontrolliert, bewusst und hoch technisch vorgegangen wird, dabei aber doch letztlich der Faktor Mensch darüber entscheidet, welche Güte der produzierte Whisky haben wird.
Zauber und Geheimnisse
Am Ende, so technisch das auch alles ist, liegt im Whisky jener Zauber, finden sich in ihm jene Geheimnisse, die wir auch in den Menschen finden können. Solange wir einen Sinn dafür haben. Solange wir sie nicht negieren. Der Mensch hat das Handwerk entwickelt und die Industrieanlagen geschaffen, auf denen wir heute den Whisky produzieren.
Viele interessante Fragen
Beides zu betrachten ist sehr spannend. Welche Schritte sind von Nöten, um einen Whisky zu machen? Welche Rohstoffe braucht es? Wie sieht es mit den Fässern aus? Welche Werkzeuge werden benötigt? Was muss oder kann noch handwerklich gemacht werden? Welche verschiedenen Anlagen gibt es? Welche Brenntechniken? Was hat welche Vor- und Nachteile? Unendlich viele außerordentlich interessante Fragen ergeben sich dabei.
Qualität 12: Whisky als Motor der Wohltätigkeit
Am Ende will ich auf eine Qualität verweisen, die besonders erwähnenswert ist. Whisky kann zum Motor der Wohltätigkeit werden. Unsere Qualität 12. Das schätze ich sehr. Es mag ein jeder glauben was er will. Und es mag ein jeder die Weltanschauung vertreten, insofern sie nicht extremistisch ist, die er für richtig hält. Ich für meinen Teil nehme an, dass es nichts sinnvolleres geben kann, als seinen Mitmenschen hilfreich zur Seite zu stehen.
Bedürfnisse und Bedürftige
Manch einer mag Wohltätigkeit betreiben, um sich selber zu erhöhen, um narzistiche Bedürfnisse zu befriedigen. Für mich ist das nicht entscheidend. Wenn einem Hungernden Brot, einem Frierenden Wärme oder einem Kranken Medizin gegeben wird, sei es auch nur, weil sich der Gebende damit feiern oder Werbung betreiben will, dann bleibt unter dem Strich eben doch Brot, Wärme oder Medizin für die Leidenden und Bedürftigen.
Erich Kästner
„Tue Gutes und sprich darüber“. So heißt es bei Rotary International. „Tue Gutes und sprich nicht darüber“ ist auch in Ordnung. Aber, wie Erich Kästner es betonte, gilt: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“
Ankommende Hilfe
Und das ist eben in der Welt des Whiskys wirklich sehr ausgeprägt. Viel Hilfe wird für diejenigen geleistet, die dieser Hilfe bedürfen. Gleich ob der einzelne nun darüber spricht oder nicht, gleich ob eine Destillerie, ein Importeur, ein Abfüller oder ein Händler damit auch für sich und seine Produkte werben will, es kommt etwas an. Und es wird etwas gemacht.
Die Qualitäten des Whiskys und Whiskeys
Nun, man hätte auch in ganz anderer Weise über die Qualitäten des Whiskys und des Whiskeys schreiben können. Kein Wunder. Ein jeder findet sie in anderen Aspekten. Man hätte auch darüber schreiben können, worin sie nicht liegen. Das aber wäre ein weiteres Thema. Sie liegen in jedem Fall nicht im Streit über Geschmackssachen. Wer die Qualitäten des Whiskys und des Whiskeys sucht, der wird nicht nur diese finden. Der findet auch mehr. Euch viel Freude dabei.