Hallo Whiskyfreunde und alle, die es noch werden wollen! Ich habe ein wahres Abenteuer im Westerwald erlebt und möchte euch davon erzählen. Schnappt euch euren Lieblingswhisky, lehnt euch zurück und lasst euch auf die Reise zum Blogger- und Vloggertreffen in den Birkenhof entführen.
Luk
Schon bei meiner Ankunft wurden wir bei blauem Himmel von der Familie Klöckner mit offenen Armen empfangen und mit einem erfrischenden Luk-Sour-Cocktail begrüßt. Dieser Cocktail bot eine erfrischende Alternative zum Whisky und stand einem Whisky-Sour qualitativ in nichts nach. Aber wer ist Luk?
Der Luk ist ein Handcrafted Vintage Korn und stellt eine gelungene Symbiose zwischen der Whisky- und der
klassischen Kornbrennerei dar, indem er das Beste aus beiden Welten vereint. Für die Herstellung wird ein milder Kornbrand schonend in edlen Cognacfässern gereift, während ein Weizenbrand über die Whisky-Brennblase destilliert und in charaktervollen Pinot-Noir- und Ex-Bourbonfässern gelagert wird. Durch diese unterschiedlichen Reifeprozesse entsteht eine vielschichtige und geschmeidige Spirituose mit einem einzigartigen Charakter.
Jonas Klöckner brachte es treffend auf den Punkt, dass ein Korn eigentlich die Nationalspirituose der Deutschen sein müsste. Hergestellt aus regionalen Getreiden und anschließend fassgereift. Zumindest kann er mal eine Malternative sein. Warum auch nicht?
Ein vielversprechender Start, der meine Neugierde auf die kommenden Geschmackserlebnisse weckte.
Der Blick hinter die Kulissen
Unsere Reise begann mit einem Blick hinter die Kulissen der Brennerei, die Maischehalle und natürlich in die Warehouses. Hier waren wir Whiskyenthusiasten in unserem Element und durften frisch gezapfte Fassproben verkosten. Jedes Fass erzählte seine eigene Geschichte und zeigte uns die Vielfalt des Whisky-Reifeprozesses. Man fühlt sich wie ein kleines Kind im Süßwarenladen. Hier ein American Oak Fass, dort ein Sherryfass, hier ein Peated Cask. Es war wie eine Achterbahnfahrt der Aromen, von rauchig bis fruchtig, von süß bis würzig. Vor allem die rauchige Variante aus dem Rumfass, dem hauseigenen Rum wohlgemerkt, hatte es mir angetan. Ich hätte am liebsten jeden Tropfen in mich hineingesogen, aber dann hätte ich wohl schon die Heimfahrt auf allen Vieren antreten müssen. Man versprach uns ein straffes Tagesprogramm – und man hielt Wort.
Der Blick in die Fässer
Besonders spannend war es, Reste aus frisch entleerten Sherryfässern zu probieren. Es ist angeblich sehr verführerisch die restliche Menge an Sherry vor der Befüllung mit Whisky in den Fässern zu belassen, um dem Whisky bei der Reifung eine kräftig Sherrynote zu verpassen. Allerdings wird dabei der Brennereicharakter unterdrückt, welchen man gerne in den Vordergrund stellen möchte. Deswegen werden die Fässer konsequent von oft den noch oft im Fass befindlichen 3-5 Litern Restsherry befreit, bevor sie mit frischem New Make befüllt werden. Bei unserer Verkostung hatten wir die Gelegenheit, einen Oloroso-Sherry und einen sehr süßen PX-Sherry zu probieren, der aufgrund der geringen Restmenge in den Fässern äußerst konzentriert war. Dieser Sherry war so aromatisch, dass er allein als Genusserlebnis gereicht hätte. Ich konnte verstehen, warum man oft versucht ist, ihn im Fass zu belassen.
Und noch einen Blick ins Fass gab es. Anlässlich unseres Treffens wurde ein Whiskyfass direkt aus der Brennanlage befüllt. Tropfen für Tropfen plätscherten ins Holz. Ein herrlicher Duft und toll fürs Auge. Das von alle signierte Fass wird nun einige Zeit hier auf dem Birkenhof verbringen und ich freue mich schon jetzt auf die Abfüllparty.
Der Blick in die Ferne
Der Whisky vom Birkenhof wird übrigens unter dem Namen FADING HILL vertrieben, in Anspielung auf die bezaubernde Aussicht auf die sanft geschwungenen grünen Hügel, die wir auf unserem Weg ins Warehouse bestaunen durften.
Der Blick in die Flasche
Das absolute Highlight war das Blending Seminar. Wir durften wir unsere eigenen Blends kreieren und ich muss zugeben, das war eine echte Herausforderung. Aus verschiedenen Fassproben von Malt Whiskys durften wir unser eigenes Werk zaubern. Ich fühlte mich wie ein verrückter Wissenschaftler im Labor, der mit Reagenzgläsern jongliert und dabei versucht, den perfekten Zaubertrank zu mixen. Mathematik spielte plötzlich eine große Rolle, denn die Probiermenge musste auf die Großflasche umgerechnet werden. Da wurde mir klar, dass ich nicht nur ein Whisky-Liebhaber, sondern auch ein Mathegenie sein muss. Nun wussten plötzlich alles, warum man das mal in der Schule gelernt hat. Endlich!
Dieses Erlebnis verdeutlichte mir die wahre Kunst des Blendings und die stetige Qualitätssicherung, die damit einhergeht. Die Kunst des Blendens beruht nicht nur auf Geschmack und Aroma, sondern auch auf technischen Fähigkeiten und einer gewissenhaften Arbeitsweise. Quasi künstlerische Kreativität gepaart mit technischer Präzision. Und jeder Menge Spaß! Ich entschied letztlich für einen eher Sherry-lastigen Whisky, den ich mit einer guten Portion der beiden American Oak – Reifungen etwas abmilderte, noch einen Schuss Peated hinzugab und zum Schluss noch mit Wasser die Alkoholstärke etwas reduzierte. 53,8% Alkoholgehalt wurden gemessen, 52,1% hatte ich errechnet. Wir Whiskygraphen unterschätzen gerne den Alkohol und sind keineswegs berechnend.
Der Blick über den Tellerand
Aber es gab nicht nur Whisky, Whisky, Whisky an diesem Tag. Man ließ es sich natürlich nicht nehmen, uns auch eine feine Auswahl der hauseigenen Edelbrände, Liköre und „traditionellen“ Spirituosen zu präsentieren. Ob Wildorange, Haselnuss, Mirabelle oder der Rote-Beete-Brand. Die Qualität der guten Geister vom Birkenhof ist weit über die Region bekannt und davon konnten wir uns auch an diesem Tag überzeugen.
Der Blick in den Tellerand
Aber es gab natürlich nicht nur Hochprozentiges. Nein, wir wurden auch kulinarisch verwöhnt. Chefkoch Detlef hat sich selbst übertroffen, ein kleines Food-Pairing-Menü passend zu den verkosteten Spirituosen erstellt und uns mit himmlischen Gaumenfreuden verwöhnt. Saibling mit Gurken, Radieschen und Rosinen und Ziegenfrischkäse mit Karotten-Couscous zur Roten Beete und Wildorange. Die Kombination des Maibock auf Popcorn und Mais mit dem Haus-Gin war fast mein Highlight. Ich habe einen Zungen-Tango auf der Tanzfläche der Geschmacksknospen getanzt und es war großartig! Perlhuhn mit Walnuss und Löwenzahn-Chutney. Absolut Sterneküchenverdächtig! Und zum süßen Abschluss Marzipan-Mascarpone-Törtchen mit Aprikosen und Mango-Eis mit Schokoladen-Crunch. Unfassbar gut und zusammen mit einem Ingwer-Creme-Likör richtig spannend.
Aber halt, es gab noch mehr! Annick Seiz, die Königin des Food-Pairings, führte uns in die geheimnisvolle Welt der Aromen ein. Mit Annick hatten wir bereits des Öfteren das Vergnügen mit dem Essen zu spielen und die Wechselwirkungen und Gemeinsamkeiten mit den Aromen von Whisky und anderem Hochprozentigen zu erfahren. Wir haben mit Kinderschokolade, Yogurette, Petersilie, Walnüssen, einer Gewürzmischung und sogar Käse experimentiert. Es war wie ein Schlaraffenland für Erwachsene, bei dem wir die verrücktesten Kombinationen ausprobierten. War wieder einmal eine Erfahrung für die Sinne.
Der Blick ins Glas
Das von Annick inszenierte Food-Pairing-Event zelebrierten wir übrigens nun wieder mit Whiskys, den Fading Hill-Whiskys. Natürlich lohnt sich hier ein genauerer Blick auf die Abfüllungen:
- Der Single Rye ist der eigentliche Ursprungswhisky des Birkenhofs, hiermit fing das Whiskyabenteuer an. Ich trinke nicht oft Rye, daher habe ich wenig Vergleichsmöglichkeiten, aber dieser hier schmeckt richtig gut. Immerhin ist er 8 Jahre alt, kommt aus einem Oloroso-Sherryfass und mit 45% in die Flasche.
- Die Fading Hill – Ausgabe eines „Malts of Germany“. In Anlehnung an ähnliche Serien wie „Single Malts auf Scotland“ sollte es auch eine solche Serie für deutsche Whiskys geben. Eine Serie von Whiskys, die immer erhältlich sind und ein kleines „Best of“ deutscher Whisky-Brennkunst abbilden soll. Also hat man sich mit anderen namhaften deutschen Whiskybrennern zusammengetan und diese Serie ins Leben gerufen. Der Fading Hill kommt mit 46% aus Bourbonfässern und genau das schmeckt man auch. Ein wunderbarer und ganz klassischer Bourbonfass-Whiskys, mit allem was man dabei erwartet.
- Exotischer wurde es dann schon mit einem 5 Jahre alten Single Malt aus Bourbon- und Moscatelfässern. Perfekte Balance mit 46% Alkoholgehalt, einer von dem man schnell viel zu viel trinkt und einfach lecker.
- Freunde von Weinfass-gereiften Whiskys kamen mit dem nächsten Whisky voll auf ihre Kosten. Ebenfalls 5 Jahre alt und aus Bourbon- sowie Portweinfässern. War nicht sofort erkennbar, alles mögliche wurde geraten. Aber der leicht roséfarbene Schimmer hätte es einem verraten können.
- Etwas kompliziert wurde es mit der ersten Peated Edition. Zunächst erfolge eine Lagerung im Bourbonfass mit einem anschließenden Finish in einem Ex-Islay-Quartercask. Dazu kommt eine Reifung im Bourbonfass mit Finish im PX-Fass. Irgendwie spielten auch noch Torf-Malze in den Fässern eine Rolle, aber das habe ich mir weder gemerkt noch notiert. Jedenfalls schmeckte das ganze mit 46% Alkoholgehalt und gerade mal 3 Jahre Alter ziemlich gut, und eher komplex statt kompliziert.
- Der abschließende Fading Hill aus dem Bourdeaux-Weinfass, die Warehouse-Selection 18, war ein schöner Abschluss. Rechnerisch 6,5 Jahre alt und mit getorftem Malz destilliert. Die 53% Alkoholstärke haben hier wunderbar gepasst und eine tolle Aromenvielfalt am Gaumen geboten. Overproofed nennt man das offiziell beim Birkenhof.
Wie wir schon beim Online-Tasting des Birkenhofs festgestellt haben, bieten die Fading Hill Whiskys eine enorme Güte – angefangen beim handwerklich perfekt hergestellten Destillat bis zu der vielfältigen Anzahl an Fässern. Heraus kommen mannigfaltige Aromen für Nase und Gaumen, sowie ordentliche Tiefe und Komplexität. Hier arbeiten Profis mit Herz – ich denke, so kann man das sagen.
Der Blick aufs Ganze
Um die Erlebnisse des Tages zu verarbeiten, zu besprechen und sich gemeinsam auszutauschen, gab es noch ein gemütliches Barbcecue. Chefkoch Detlef zeigte uns abermals, dass er nicht nur mit feinen Zutaten jonglieren kann, sondern auch ein wahrer Grillmeister ist. Das Ganze wurde natürlich begleitet von erfrischenden Getränken und dem ein oder anderen Hachenburger Pils, das perfekt zur entspannten Grillatmosphäre passte. Es war ein Fest für die Sinne, bei dem wir uns fühlten wie die Könige des Grillrosts.
Und als der Abend langsam hereinbrach, saßen wir gemütlich beisammen und ließen die Eindrücke des Tages Revue passieren. Es war ein Tag voller Genuss, Leidenschaft und auch vielen, vielen Lachern. Die Familie Klöckner und das gesamte Birkenhof-Team haben uns mit ihrer Herzlichkeit und ihrem Enthusiasmus verwöhnt und uns einen unvergesslichen Tag beschert.
Also, liebe Whiskyfreunde, entdeckt auch ihr den Birkenhof im Westerwald. Hier sind absolute Profis am Werk und man darf gespannt, welche interessanten Abfüllungen es bald in die Whisky-Community schaffen. Sláinte!
„Schwähr voll hei, kannste glowen hey do“ würde man wohl auf Wäller Platt sagen.