Sie sind momentan in aller Munde – und das im wahrsten Sinne: Single Malt Whiskys von LIDL. Kurz vor Weihnachten bringt der Discounter wieder einige Single Malts, teilweise mit 40 Jahren Alter, für verhältnismäßig gutes Geld heraus. Zusätzlich zu den großen 0,7-Liter-Flaschen, die nur online erhältlich sind, gibt es aktuell (Dezember 2017) ein kleines Probierset mit je 5cl eines Speyside-, eines Highland- und eines Islay-Whiskys. Kaum ein Whiskyforum, in dem aktuell nicht massenweise Fotos von Händen auftauchen, die ein solches Päckchen festhalten. Im Hintergrund die Wochenendeinkäufe oder das Süßwarenquengelregal. Spätestens im Auto wird ein Foto gemacht und in eine Gruppe gestellt. Und eine Frage wird mindestens genau so oft gestellt: Taugen die was?
Auch wir haben zugeschlagen und direkt verkostet. Hier unsere Meinung:
Alle drei Single Malts sind mit 40% abgefüllt und haben keine Altersangabe. Sie enthalten Farbstoff und sind kühlgefiltert.
Ben Bracken Speyside
Auge / Anblick, Farbe:
Gold bis Bernstein.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10):
Man hat sofort einen getreidigen Duft in der Nase. Als nächstes nehmen wir leichte metallische Fehlnoten wahr, erdig und etwas muffig. Man erinnert sich an das Aufschlagen alter Bücher. Dazu gesellen sich aber auch Apfelessig oder Zitrusduft. Vanille und etwas Eiche halten sich zunächst im Hintergrund zurück. Es ist nicht so, dass man hier nicht einiges entdecken könnte, aber wir geben ihm dafür 4 Punkte.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10):
Der Geschmack hält nicht, was die Nase angekündigt hatte. Im Moment kommt er sofort ziemlich wässrig daher, was nicht nur an der Mindestalkoholstärke von 40% liegt. Am Gaumen wird es etwas bitter, im Körper trägt er eine gewisse Malzigkeit, auf der Zungenspitze ein leichtes ungestümes prickeln. Insgesamt schwächer als in der Nase, daher 3 Punkte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang
(0 – 10):
Und das war es auch schon. Der Abgang ist wirklich ziemlich kurz, aber nicht schlecht. Daher gibt es noch 2 Punkte.
Gesamtbewertung (0 – 10): 3 Punkte.
Ben Bracken Highland
Auge / Anblick, Farbe:
Bernstein.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10):
Würzig und süß, man erwartet etwas öliges im Geschmack. Andere Aromen erinnern an Hefebrotteig. Auch die auf der Packungsrückseite beschriebene Zartbitterschokolade ist wahrnehmbar. Insgesamt aber ist hier auch bei 4 Punkten Schluss.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10):
Der Highlander bestätigt seine Nase im Geschmack. Kantig und würzig wirbelt er um die Zunge. Wir entdecken Aromen von Heu und Stroh. Irgendwie typisch für einen Whisky aus dem schottischen Hochland. Gefällt uns besser als der Speysider und erhält 4 Punkte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang
(0 – 10):
Es kann nur einen geben – und das ebenfalls kurz. Aber etwas besser und daher 3 Punkte.
Gesamtbewertung (0 – 10): 4 Punkte.
Ben Bracken Islay
Auge / Anblick, Farbe:
Kupfer.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10):
Hey, was ist das denn? So mögen wir Islay! Rauchig, speckig, maritim salzig und einige Röstaromen. Wir machen es kurz: 6 Punkte für Islay!
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10):
Erst ebenfalls ziemlich wässrig auf der Zunge, nach ein paar Sekunden kommt plötzlich ein kurzer Peak – was ist das? Feuer, weißer Pfeffer, verbranntes Gummi. Der gesamte Körper des Whiskys fällt trocken aus. Die Nase gefiel besser, aber auch im Mund ist er irgendwie einfach typisch Islay. Daher 4 Punkte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang
(0 – 10):
Auch der Islay kann nicht mit einem langen Abgang dienen und erhält ebenfalls 3 Punkte.
Gesamtbewertung (0 – 10): Gute 4 Punkte.

Drei Whiskywichtel von LIDL
Preisleistung (0 – 10):
Das ganze Set kostet 7,99 Euro und daher wollen wir auch fair bleiben. Dafür bekommt der Einsteiger einen schönen Einstieg in die drei Whiskyregionen und auch der Fortgeschrittene kann seinen Spaß bei dieser Blindverkostung haben, denn die Destillerien, die hinter der Marke stecken sind nicht offiziell bekannt. Hier gibt es gute 7 Punkte.
Fazit:
Whisky vom Discounter, das muss nicht immer bei Queen Margot enden. An den Spekulationen, welche Destillerien hinter den Single Malts stecken, wollen wir uns nicht beteiligen (man munkelt u.a. Tamnavulin oder Caol Ila). Das wäre zwar interessant zu wissen, ist aber auch zweitrangig: Hier bekommt man ordentliche Single Malts. Die ausgewählten Fässer werden nicht die besten der jeweiligen Brennerei gewesen sein und man darf keine große Komplexität erwarten. Zählt man das gute Preisleistungsverhältnis hinzu kommen wir auf knappe 5 Punkte für das Probierset.
Übrigens:
Da es nicht immer einfach ist, unter der Woche zusammen zukommen, haben wir diese Verkostung gemeinsam, aber jeder daheim per Google Hangouts vorgenommen. Funktioniert prima und macht Spaß!