Kann man als Whisky-Nerd wirklich langfristig glücklich sein – mit Flaschen unter 100 Euro?
In Double Cask Folge 2 gehen Hagen & Phil dieser Frage mit zwei Drams, viel Humor und einer guten Portion Selbstironie auf den Grund. Es geht um Limp Bizkit, Biermenüs, Pflaumenmus, deutsche Brennereien und Sherry-Bretter aus dem Harz – und am Ende steht eine Erkenntnis, die jedem Genießer Mut macht: Glück ist keine Preisfrage.
„Schön, dass es wieder klappt“ – Ein Abend mit Mikro, Dram und Lebensfreude
Diesmal läuft alles rund: kein technisches Chaos, kein Tonproblem.
„Schön, dass es wieder klappt bei uns beiden – und diesmal ohne große technische Probleme.“
Mit dieser unaufgeregten Freude startet Double Cask Folge 2. Und wer die beiden kennt, weiß: Wenn Hagen & Phil am Mikro sitzen, wird nicht einfach „Whisky erklärt“ – es wird erzählt, gelacht, philosophiert, abgedriftet und wieder zurückgekommen.
Phil erzählt von Limp Bizkit in Hamburg, einem Jugendtraum, der zwanzig Jahre zu spät kam. Hagen kontert mit Metallica 2019 und dem Bekenntnis, inzwischen dreimal bei Wincent Weiss gewesen zu sein – aus väterlicher Pflicht natürlich.
Das Publikum lacht schon innerlich mit. Es ist diese Mischung aus Lebensnähe und Leidenschaft, die den Podcast so sympathisch macht.
Von der Brauerei ums Eck bis ins Whiskyglas
Dann geht’s ums Bier – genauer: um die Vulkan-Brauerei im Nachbarort, wo Hagen kürzlich bei einem Biermenü war. Eine Veranstaltung, die Auszubildende organisieren, um Menüplanung und Service zu üben. Fünf Gänge, regionale Biere, und am Ende… eine kleine Spirituose.
„Die haben mittlerweile eine eigene Distillery gebaut“, erzählt Hagen.
„Da liegen Bourbon Barrels, Bockbier-Fässer und sogar alte Laphroaig-Casks im Keller – und sie brennen schon fleißig.“
Phil ist sofort neugierig. Die Vulkan-Eifel könnte bald ihr eigenes Dram-Kapitel schreiben – vielleicht sogar Stoff für eine künftige Podcast-Folge.
So fließend kann ein Gespräch vom Bier zum Whisky führen – vor allem, wenn beide Welten dasselbe Ziel haben: ehrliches Handwerk und Charakter im Glas.
Thema des Abends: Whisky unter 100 Euro – und die Preisfrage des Glücks
Dann kippt das Gespräch elegant ins eigentliche Thema:
Kann man als Whisky-Nerd auf Dauer glücklich sein, wenn man sich auf Flaschen unter 100 Euro beschränkt?
Phil greift nach dem Glas. „Ich hab mir vorher schon einen eingeschenkt“, sagt er trocken. „Campbeltown Loch. Ein richtiger Kalibrier-Whisky.“
Hagen nickt: „Genau – damit die Zunge etwas lockerer wird.“ 40 Euro für 46% Campbeltown-Gefühl – klasse!
Rückblick: Die goldenen Anfangsjahre
Hagen erinnert sich:
„Als wir mit dem Whisky angefangen haben, hab ich gesagt: Zwischen 50 und 100 Euro gibt’s so viel gutes Zeug, da sind wir auf Jahre versorgt.“
Und tatsächlich: Damals war die Auswahl riesig, die Preise fair, die Entdeckerfreude grenzenlos – bis die erste dreistellige Flasche kam.
Bei Hagen war’s ein Mortlach aus der Cask-Strength-Collection von Signatory,
bei Phil ein Blair Athol Cask Strength, gekauft zur Geburt seiner Tochter.
„Ich hab den damals geöffnet, als sie geboren wurde“, erzählt Phil.
„Und jedes Jahr an ihrem Geburtstag kommt wieder ein Dram daraus ins Glas.“
Whisky unter 100 € – die unterschätzte Königsklasse
Phil glaubt fest daran:
„Du kannst auf Dauer mit Whiskys unter 100 Euro glücklich sein – wenn du offen bleibst.“
Offen für Neues, für andere Regionen, für unabhängige Abfüller.
Hagen nickt: „Wenn du ewig bei einer Distillery kleben bleibst, landest du zwangsläufig über 100.“
Und doch: gerade im zweistelligen Bereich beginnt oft die eigentliche Magie.
Dort, wo man eine Flasche nicht in den Schrank stellt, sondern öffnet.
Wo Neugier wichtiger ist als Sammlerwert.
Wo das Gespräch zählt, nicht das Preisschild.
Wenn Sherry das Herz wärmt – ElsBurn aus dem Harz
Die Diskussion führt zu deutschen Brennereien – und damit zu einem Whisky, der dieses Thema perfekt verkörpert.
Phil: „Ich hab dir heute was Schönes mitgebracht – einen ElsBurn Octave, Sherryfass natürlich.“
Hagen: „Na klar. Wo Sherry draufsteht, ist Spaß drin.“
Viele der spannendsten Whiskys unter 100 Euro verdanken ihren Charakter nicht nur der Destille, sondern dem Fass, in dem sie ruhen – und Sherryfässer spielen dabei eine besondere Rolle:
Infobox: Sherry – das Holz, das den Whisky veredelt
| Sherrytyp | Geschmack | Typische Noten im Whisky | Wirkung im Glas |
|---|---|---|---|
| Fino | sehr trocken | Salz, Mandeln, Kräuter, helle Früchte | Frische & Würze |
| Oloroso | halbtrocken bis süß | Nüsse, Rosinen, Leder, Kakao | Tiefe & Wärme |
| Pedro Ximénez (PX) | sehr süß | Datteln, Feigen, Sirup | Dessertcharakter |
| Amontillado | nussig & elegant | Honig, Karamell, Trockenfrüchte | Balance & Reife |
Viele Whiskybrennereien – wie bei Hercynian Destillers – arbeiten mit genau diesen Fässern. Das Ergebnis sind Whiskys voller Wärme, Süße und Tiefe – für unter 100 Euro.
Hagen kennt die Hammerschmiede im Harz gut von einem Blogger- und Vloggertreffen.
„Anna Katharina Buchholz, die Mistress of Distilling, macht das mit so viel Herzblut. Das ist nicht nur Handwerk, das ist Leidenschaft.“
Und dann erzählt Phil die Geschichte, die wohl jeder Whiskyfreund einmal erleben möchte:
Eine Flasche, abgefüllt am Geburtstag seiner Tochter, handschriftlich etikettiert, mit Karte und Pixi-Buch.
„Ich hab sie bestellt, und die haben mir Glückwünsche beigelegt. Da war’s um mich geschehen.“
Seitdem nimmt er bei jedem Besuch eine neue Octave-Abfüllung mit.
Verkostung: Pflaumenmus, Zuckerrübensirup und Weihnachtsgewürze
Beim gemeinsamen Tasting zeigen sich beide begeistert.
„Das ist so ein richtig dicker Sherry-Kleber,“ sagt Phil. „Pflaumenmus, Datteln, Feigen, Sternanis – das volle Brett.“
„Und Zuckerrübensirup!“, ruft Hagen, „meine alte Heimat Meckenheim, da riecht’s genau so, wenn der Grafschafter Rübensirup produziert wird!“
Hier sprechen keine Analysten, sondern Genießer mit Geschichte.
Der ElsBurn zeigt, was deutscher Whisky kann: süß, würzig, handwerklich sauber und mit Seele.
Infobox: Was ist eigentlich ein Octave?
Ein Octave-Fass ist ein kleines Fass mit etwa 50–70 Litern Inhalt – rund ein Achtel eines Sherry-Butts.
Durch die größere Holzoberfläche pro Liter reift der Whisky intensiver und schneller.
Das Ergebnis: mehr Aromen, mehr Tiefe – und oft nur 90 bis 100 Flaschen pro Batch.
Von Elsbach bis Bananen-Weizen
Wie so oft bei Double Cask kippt das Gespräch plötzlich ins Absurde – und bleibt trotzdem charmant.
Hagen philosophiert über reife Bananen, deren Zucker in Alkohol übergeht:
„Wusstest du, dass eine überreife Banane bis zu zwei Prozent Alkohol haben kann?“
Phil lacht:
„Damit beenden wir den Podcast. Danke Hagen, wir haben unseren Folgentitel.“
Und hier steckt mehr Wahrheit drin als gedacht:
Der typische Bananenduft passt nicht zufällig so gut zum Weizenbier – beides verbindet der gleiche Aromastoff: Isoamylacetat, ein Ester, der bei Gärung entsteht und für das klassische Bananen-Aroma sorgt.
Überreife Bananen enthalten ihn ebenso wie Weizenbiere, bei denen Hefen genau diese Verbindung bilden.
Darum schmeckt Bananen-Weizen tatsächlich harmonisch – chemisch belegt und sensorisch bewiesen.
Glen Scotia – ein Dram und viele Gedanken
Als zweites Glas steht ein Glen Scotia Festival Bottling 2023 auf dem Tisch – Fino Finish, 54,7 %, unter 100 Euro.
Beide lehnen sich zurück, riechen, schmecken, denken.
„Der ist heller als der ElsBurn,“ sagt Hagen, „mehr Zitrus, Vanille, salzig, maritim. Und hinten raus so säuerlich-rote Beeren, vielleicht sogar ein bisschen Maggi.“
„Egal ob als Kraut oder aus der braunen Flasche,“ lacht Phil, „das Maggi nehm ich!“
Der Fino-Einfluss bringt Trockenheit und Spannung.
Salz, Zitrone, Pfeffer, helle Früchte – und dazwischen dieses typisch Campbeltown-Ölige, das nie überzieht.
Ein Whisky, der kein Statement sein will, sondern eine Erinnerung: an Seeluft, an ehrliche Arbeit, an gute Gesellschaft.
Philosophie im Glas – Warum der Preis kein Maßstab ist
Während das Glas langsam leer wird, wird das Gespräch nachdenklicher.
Kann man mit Whiskys im zweistelligen Bereich wirklich glücklich sein?
Oder ist das nur ein nostalgischer Versuch, das „alte Whiskygefühl“ festzuhalten?
Phil meint:
„Ich glaub, es geht nicht darum, wo der Preis anfängt – sondern wo der Spaß aufhört.
Ein 40-Euro-Whisky kann mehr Freude machen als eine 300-Euro-Flasche, wenn du sie mit Freunden teilst.“
Hagen nickt.
„Und die teuren stehen oft nur rum. Weißt du noch, wie wir früher alles aufgerissen haben? Das waren die besten Abende.“
Sie philosophieren über Faszination und Fallstricke des Sammlertums, über verstaubte Regale, Flaschen mit Wertsteigerungspotenzial und den Punkt, an dem man vergisst, warum man angefangen hat.
„Whisky war nie dazu da, Kapital zu binden, sondern Geschichten zu erzählen. Und die erzählt er am besten, wenn er atmet.“
Das ist der Kern dieser Folge:
Nicht Geiz, sondern Bewusstsein.
Ein Plädoyer für das Öffnen, das Probieren, das Genießen – egal ob es 99 oder 29 Euro gekostet hat.
Die stille Revolution des guten Preis-Leistungs-Whiskys
In einer Welt, in der Special Releases vierstellige Summen erreichen, entsteht still eine Gegenbewegung.
Abfüller, die bewusst bezahlbare, ehrliche Whiskys anbieten – nicht als „Einsteiger“, sondern als Alltags-Genuss auf hohem Niveau.
Glen Scotia, Signatory, Benromach, Loch Lomond, Deanston, St. Kilian, ElsBurn, Milk & Honey – um nur mal einige Beispiel zu nennen – sie alle beweisen, dass Qualität nicht zwingend Luxus heißen muss.
Wer mit offenen Augen sucht, findet Whiskys mit Tiefe, Handwerk und Persönlichkeit – für Beträge, die noch Bodenhaftung haben.
Und vielleicht ist das die eigentliche Kunst: nicht den teuersten Dram zu haben, sondern den, der einen berührt.
Fazit: Glück unter 100 Euro
Nach 1,5 Stunden Gespräch, Bier-Anekdoten, Sherry-Brettern und Bananen-Witzen ziehen Hagen & Phil Bilanz:
Ja – man kann als Whisky-Nerd glücklich sein unter 100 Euro.
Es wäre seit Jahren möglich gewesen, wenn wir nicht irgendwann mal was anderes ausprobiert hätten.
„Falsch abgebogen.“
„Irgendwo sind wir falsch abgebogen.“
Dennoch – die Auswahl ist riesig. Mehr noch: Man kann dabei ehrlicher genießen.
„Ein Whisky für 200 Euro ist nicht automatisch doppelt so lecker,“ sagt Phil.
Aber manchmal ist der für 60 Euro doppelt so lebendig. Denn teure Flaschen sind selten besser, aber oft weiter entfernt vom Moment, der zählt: dem gemeinsamen Erlebnis.
Das Lachen, der Duft, der Augenblick, in dem man merkt, warum man Whisky liebt.
Schlusswort
High End macht Spaß – aber Genuss hängt nicht am Preis.
Mit dieser Haltung schließen Hagen & Phil Double Cask Folge 2.
Zwischen Fachwissen und Freundschaft, zwischen Pflaumenmus und Philosophie, zeigen sie, dass es nicht um Prestige geht, sondern um Leidenschaft.
Also: Glas in die Hand, vielleicht ein ElsBurn oder ein Glen Scotia, und einfach mal anstoßen – auf die guten Dinge, die nicht teuer sein müssen.
„Es ist ein langer Weg zum Whisky-Experten – aber eine wunderschöne Zeit bis dahin.“
Wo kann man reinhören?
Na überall, wo’s Podcasts gibt. Hier gibt’s direkt eine Übersicht:
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