Einer der besten Whiskys, die ich bisher die Freude hatte verkosten zu dürfen, war der Balvenie Tun 1509 Batch 3, über den ich ebenfalls ein Whiskygramm verfasst habe. Generell schätze ich die Abfüllungen von Balvenie, in erster Linie diejenigen, die in Fassstärke daherkommen. Die Vorfreude und Neugierde auf diese Abfüllung war insofern sehr groß.
Welche Fässer hat David Stuart diesmal in Tun 1509 miteinander vermählt? Und was ist herausgekommen? Wieder ein unübertrefflich süß-komplexer Hochgenuss für Nase und Gaumen? Die Erwartungshaltung ist fast schon zu hoch, aber ein Whisky in dieser Preisklasse muss auch in der Lage sein solch große Hürden zu überwinden. Auf geht’s.
Distille: Balvenie
Abfüller: Balvenie
Typ: Single Malt Scotch Whisky
Land / Region: Schottland / Speyside
Abgefüllt: August 2014
Fasstypen: 35 Barrels aus amerikanischer Eiche und 7 Sherry Butts
Alkoholgehalt: 47,1%
Flaschenanzahl: 11.000 Flaschen aus insgesamt 42 in Tun 1509 vermählten Fässern
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 350 Euro
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 9,5
Ein wunderbar süßes Aroma erhebt sich direkt nach dem eine sehr kurze alkoholische Note entflogen ist aus dem Glas. Eine Sherrysüße überdeckt zunächst eine Komplexität, die sich erst entfalten muss, die aber auch direkt Früchte und Würzigkeit verspricht. Eichene Holzaromen angenehmer, aber bestimmter Natur gepaart mit dem Geruch von Kirschholz bilden mehr und mehr das Fundament, auf dem sich eine Mischung aus Vanille und Orange bewegt. Die angenehm hölzerne Würzigkeit wird hintergründig um Tabak ergänzt, derweil vordergründig die Komplexität der Süße um Schokolade, Honig und gebrannte Mandeln erweitert wird. Die Fruchtaromen sind nicht zu stark ausgeprägt und neben der deutlichen Orange findet sich auch Apfel und Kiwi. Unfassbar gut und nur deshalb von mir nicht mit 10 bewertet, weil die Vanille einen winzigen Touch zu dominant ausfällt, die 9,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 9,5
Ein guter Antritt, der vor allem durch die direkte komplexe Süße besticht. Sie wird wesentlich von Schokolade, Vanille, Karamell, Honig und Crème Brûlée ausgemacht, aber auch von Aromen wie gebrannten Mandeln und Cappuccino, die eine Brücke zu einer sehr angenehmen Bitterkeit schlagen, ergänzt. Röstaromen und ein dezenter Milchkaffeegeschmack verstärken diese bittersüße Brücke. Fruchtseitig überrascht das großartige Geschmackserlebnis mit Banane und etwas Apfel, derweil die Orange eher hintergründig wahrnehmbar ist. Die Harmonie in der Komposition der süßen Komplexität ist einzigartig. Würzige Eichennoten sind vorhanden, bleiben aber eher peripher. Die Nase hatte hier mehr vermuten lassen und darin besteht der Grund, warum keine 10 von mir vergeben wird. Der Alkohol ist perfekt eingebunden, die Konsistenz wunderbar cremig-ölig und der Körper vollkommen raumgreifend. Insgesamt gigantisch, die 9,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 9
Der lange Abgang prolongiert vor allem das süße Geschmackserleben in sehr angenehmer Weise. Es ergibt sich weder ein rasanter Verlust der Aromen, noch werden diese im Abgang oder Nachklang verändert oder um wesentliche Noten ergänzt. Die Bitterkeit bleibt harmonisch-ausbalanciert im Gesamtbild. Insgesamt passend und stimmig, die 9.
Preisleistung (0 – 10): 7
Tatsächlich ein unglaublich toller Whisky, aber 350 Euro für eine Flasche sind für meinen Geschmack einfach zu viel. Sollte ich nicht noch im Lotto gewinnen, was auch deshalb unwahrscheinlich ist, weil ich gar nicht tippe, so wird es doch bei dem 10cl Sample bleiben, das ich aus einer Flaschenteilung von Whisky Jason habe.
Gesamtbewertung (0 – 10): 9,5
Die Erwartungen waren hoch und sie sind nicht enttäuscht worden, die 9,5.
Fazit:
Ein wirklich großartiger Whisky, den zu probieren eine reine Freude ist. Die rund 90,5 Punkte in der Whiskybase sind angemessen. Das 10 cl Sample würde ich jeder Zeit wieder kaufen, eine ganze Flasche allerdings wäre mir zu hoch im Preis. Vielleicht kommen eines Tages die Möglichkeiten wieder, bei denen man so gute Tropfen zu einem akzeptablen Preis erwerben kann. Ich befürchte zwar, dass es der Wirtschaft und den Menschen dann vermutlich auch nicht mehr so gut geht, aber so hätte man doch auch in solch schweren Zeiten schon wieder einen Trost.
Whisky wahrnehmen - Die Wahrnehmung als Grundlage des Genusses - Whiskygraphie
[…] aus einem Supermarkt-Jim Beam ja auch ein Ardbeg Supernova, ein Bruichladdich Black Art oder ein Balvenie Tun 1509. Günstig wäre das, aber vermutlich doch aufgrund der gesundheitlichen Konsequenzen nicht […]